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Erstes Kapitel: Julian

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In einer kleinen Stadt, da lebte einst ein Junge, welcher Julian hieß und Zauberer werden wollte. Nun ist es euch gewiss bekannt, dass Kinder sich gern wünschen, alles Mögliche zu werden. Welcher Junge hat schließlich nicht einmal davon geträumt, als Astronaut zum Mond zu fliegen? Andere glauben fest daran, irgendwann ein Fußballstar zu sein, oder Tierarzt, oder Schauspieler.

Doch leider erfüllen sich nur selten jene Dinge, die wir uns als Kinder so sehr wünschen. Die Jahre vergehen. Man wird älter. Träume verblassen. Und schließlich ist man dann etwas ganz Anderes geworden, weit von dem entfernt, was man einst werden wollte. Nur wenige schaffen es, ihre Kinderträume Wirklichkeit werden zu lassen. Nur wenige glauben so fest an ihre frühen Ziele, dass sie diese – auch wenn sich die ganze Welt dagegen stellt – dennoch erreichen können. Und Julian war einer davon.

Er war nun bereits elf Jahre alt und immer noch fest dazu entschlossen, das Zauber-Handwerk zu erlernen. Und damit meinte er nicht irgendwelche Taschenspieler-Tricks. Nein, Julian war davon überzeugt, dass Magie, wirkliche Zauberei, existierte. Sie musste einfach existieren. Denn woher kommen sonst all die Geschichten, all die Märchen, all die Sagen, in denen Zauberer durch ein Land ohne Grenzen streifen und in denen Wunder Wahrheit werden?

Schon als kleines Kind – lange bevor er sprechen konnte – hatte Julian gerne Geschichten gehört. Jeden Abend war seine Großmutter zu ihm gekommen, hatte sich neben seine Wiege gesetzt und ihm alte Märchen erzählt. Die frühesten Erinnerungen des Jungen waren voll von Feen und Kobolden, von Einhörnern, von Hexen und von Zauberern. War Großmutter einmal nicht da gewesen, so hatte der kleine Julian die ganze Nacht über geschrien und kein Auge zugemacht, solange, bis seine Eltern ihm eine Geschichte vorgelesen oder Großmutter herbei geholt hatten. Doch eines Tages kam sie gar nicht mehr. Sie war gestorben und Julians Leben war ohne ihre Geschichten viel leerer geworden.

Doch dann kam die Schule und er lernte lesen und schreiben. Das Lesen war für ihn wie ein Fenster in eine andere Welt. Denn plötzlich hatte er Zugang gefunden zu den vielen tausend Geschichten, die in Büchern versteckt, all die Jahre auf ihn gewartet hatten.

Und Julian las, las Tag und Nacht, las in all den Stunden, die er neben der Schule noch zur Verfügung hatte. In den Büchern fand er die Kreaturen seiner Kindheit wieder: Elfen, Zwerge, sprechende Tiere. Und natürlich Zauberer. Julian las von wunderbaren Welten, in denen scheinbar alles möglich war, Welten, die viel bunter und abenteuerlicher waren, als die kleine Stadt, in welcher Julian lebte. Er las auch von Kindern, die ihm selbst ganz ähnlich waren und die plötzlich eines Tages in Erfahrung brachten, dass sie eigentlich Zauberer werden sollten, oder dass sie durch eine magische Tür in andere Welten reisen konnten, wo sie Helden oder Könige wurden. Manche konnten dort auch fliegen.

Und Julian begann zu glauben, dass diese Welten wirklich existieren. Irgendwo musste es Türen geben, die dorthin führten. All die Geschichten konnten schließlich nicht aus dem Nichts kommen. Jene Leute, die sie erzählt hatten, die Geschichtenerzähler, sie hatten die Türen gefunden, sie hatten das Zauberland gesehen und in ihren Geschichten berichten sie von ihrer Reise und von den Dingen, die ihnen dort in der anderen Welt widerfuhren. Sie sind dort gewesen.

Und irgendwann wollte Julian auch dorthin. Er wollte erleben, was die Kinder in den Geschichten erleben. Er wollte Zauberer werden, wollte all das tun, was in seiner eigenen Welt unmöglich war. Und er glaubte fest daran, dass ihm dies auch gelingen würde.

Julian der Zauberer

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