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DER UNAUFHALTSAME AUFSTIEG EINES NOTORISCHEN VERLIERERS

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Olaf Scholz, der Mann, der den G20 nach Hamburg holen musste, passt bestens zur Politik der Ignoranz. Mit dem Charme eines Apparatschiks und der Frisur des aufgeweckten Schrebergärtners hat er alle Misserfolge seines Werdegangs in den letzten zwei Jahrzehnten pariert. Er war eine der Galionsfiguren des unglaublichen Niedergangs, den die SPD in Hamburg fabrizierte. Dazu gehört in dieser Stadt schon einiges, aber 2001 hatten die schlauen Genossen es geschafft. Ihre Politik des kleinstmöglichen Versprechens und noch kleinerer Zugeständnisse ging an den Wahlurnen zu Bruch. So verhalfen sie den größeren Experten des Betrugs zur Macht: Die alten und neuen Populisten übernahmen das Rathaus.

Das historische Debakel von 2001 war den Sozialdemokraten allerdings noch nicht genug. Bei der Bürgerschaftswahl 2004 erzielten sie mit ihrem außerordentlichen Geschick, an der eigenen Wählerschaft vorbeizusprechen, einen neuen Tiefstand. Scholz forderte, die Verluste »mit erhobenem Haupt und geradem Rücken« zu tragen, legte also die eigene Unbeirrbarkeit allen anderen als vorbildliches Pathos ans Herz, während er seine persönlichen Interessen in Berlin ins Trockene brachte. Die Bundespolitik wurde seine neue Bühne, und bei der Bundestagswahl von 2009 setzte er mit der SPD auf dieser Ebene die Serie seiner Niederlagen fort. Aber auch dieses Versagen zahlte sich für ihn aus, denn 2011 erhielt er aus Berlin den Freifahrtschein zum Bürgermeisteramt in seiner Heimatstadt. In dem Jahr war klar, dass es für die desaströse Politik der schwarz-grünen Koalition in Hamburg nur ein Ergebnis geben konnte: Sie wurde abgewählt. So kam er als Sieger in ein Rathaus zurück, aus dem er sich zuvor »mit erhobenem Haupt und geradem Rücken« verdrückt hatte. Dass er 2018 wieder nach Berlin ging, um in der schwächsten SPD aller Zeiten eine größere Rolle zu spielen, war nicht anders zu erwarten. Ohne Zuspruch zu regieren, ist sein Metier.

Die professionelle Ignoranz, mit der Scholz den Gipfel an die Elbe holte, ohne die Interessen der Hamburger wahrzunehmen, verwundert also nicht. Vielleicht war bei seiner Entscheidung auch eine Spur Revanche im Spiel, denn die Bürger dieser Stadt hatten ihm zwei Jahre zuvor das Olympia-Projekt aus der Hand geschlagen. Er musste sich einem verlorenen Volksentscheid fügen. Andererseits ist Genosse Olaf wohl immer noch der Ansicht, er wäre als unattraktiver Miesepeter das geeignete Pendant zur Kanzlerin und dürfe sie daher beerben. Entsprechend motiviert nahm er ihr die Sorge ab, die mit der Wahl des Schauplatzes für den weltpolitischen Termin verbunden war. So trug er seine Verantwortung wieder mit »Haupt und Rücken«, als die Stadt von der prächtigen Einöde internationaler Sicherheitsmaßnahmen überzogen wurde. Scholz stellte sich zu den hohen Gästen und kommunizierte seinen ignoranten Umgang mit der anderen Seite des Gipfels erfolgreich den Journalisten. Sie machten an keiner Stelle zum Thema, was auf dem Boden der Tatsachen den Alltag in der Stadt bestimmte, ob nun die leeren Straßen innerhalb der Sicherheitszonen oder die zähe Masse der Staus, die den Rest der Stadt für Tage blockierten.

G20. Verkehrsprobleme in einer Geisterstadt

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