Читать книгу Dein ist allein die Ehre - Konrad Klek - Страница 9
Bachs Lebensmotto in separat überlieferten Liedtextkantaten
ОглавлениеNeben Ein feste Burg ist unser Gott sind vier weitere Choralkantaten unabhängig vom Leipziger Stimmenkonvolut überliefert, deren liturgische Zuordnung nicht benannt ist. Sie alle zeigen in besonders kunstvoller Ausarbeitung und sorgfältiger Partiturnotation (sofern erhalten) das Profil eines »Vorzeige-Stücks«. Alle sind Liedtextkantaten ohne Umdichtungen. Zweimal wird die beträchtliche Zahl von neun Sätzen (zu neun Strophen) erreicht. Inhaltliche Gemeinsamkeit ist, dass es dezidierte Motto-Lieder sind. Gebt unserm Gott die Ehre/Was Gott tut, das ist wohlgetan wiederholt sich sogar wörtlich als Refrain. Nun danket alle Gott ist eine »Soli Deo Gloria«-Entfaltung und In allen meinen Taten unterstreicht in Variationen die Glaubenshaltung: Ich will mein Leben in allem Gott überlassen. Inhaltlich nahe steht dem die Kantate Was willst du dich betrüben BWV 107 aus dem Zyklus 1724/25, dort die einzige reine Liedtextvertonung. Offensichtlich nimmt Bach bestimmte »Choräle« in allen ihren Liedstrophen als Leitfaden für das Leben im Glauben. Mit der wörtlichen Vertonung dieser Motto-Lieder präsentiert er in künstlerischer Ausarbeitung sein Lebensmotto. Dabei spielt das »Soli Deo Gloria« eine zentrale Rolle (vgl. die Einzelbesprechung der genannten Kantaten). So bedeutet die Schlusssignatur bei jeder Kantate tatsächlich viel und ist nicht bloß eine im Barock übliche Floskel. Gerade auch im schonungslosen Reflektieren der eigenen Schuld, im musikalisch drastischen Zeichnen des Getrenntseins von Gott gibt der Mensch Bach als Sünder Gott die Ehre, um dann den Zuspruch der Zeit voller Gnaden (BWV 41,1) mit strahlendem Trompetenglanz laut werden zu lassen und geradezu lärmend vollmundig auszurufen: Dein ist allein die Ehre, dein ist allein der Ruhm! (BWV 41,3)