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II Vandalen im Imperium Romanum 1. Einbruch einer barbarischen gens ins Römische Reich (406 n. Chr.)
ОглавлениеAls am 31. Dezember des Jahres 406 zusammen mit anderen Stämmen auch eine große Gruppe von Vandalen den Rhein überquerte und ins Imperium Romanum einfiel, war diese gens den Römern nicht unbekannt. Man hatte schon längere Zeit mit ihr zu tun gehabt. Wo aber war ihr Ursprungsgebiet? Während die schriftlichen Quellen hierzu größtenteils schweigen, können uns archäologische Funde zumindest ein wenig weiterhelfen. Sie belegen, dass das Gebiet, in dem literarischen Zeugnissen zufolge der Siedlungsraum der Vandalen lag,1 in den Jahrhunderten zuvor durch Gemeinsamkeiten der gefundenen Sachgüter und Begräbnisformen gekennzeichnet war, also tatsächlich so etwas wie eine Kulturprovinz darstellte. Diese nennt man ‚Przeworsk-Kultur‘, nach dem wichtigsten Fundgebiet bei Przeworsk im südöstlichen Polen. Das Kerngebiet lag in Mittel- und Südpolen, im Westen von der Oder, im Osten vom Bug und dem oberen Dnjestr begrenzt, im Norden von der Netze, im Süden vom Karpatenbogen. Innerhalb dieses großen Gebietes gab es wiederum Untergruppen mit kulturellen Gemeinsamkeiten.2
Wir sollten nun nicht – der Versuchung zur Hyperkritik nachgebend – ausschließen, die Nutzer dieser Siedlungen und Gräberfelder könnten Proto-Vandalen gewesen sein. Allerdings muss uns klar sein, dass mit diesem Begriff ohnehin nicht viel gewonnen wäre. Denn wir wissen nicht, wie die dort lebende Bevölkerung sich selbst sah und bezeichnete, wir wissen nicht, wie sie von anderen genannt wurde, und wir wissen nicht, wie groß tatsächlich die Gruppen waren, die sich als Einheit betrachteten. Wir sind ganz auf die Außenperspektive beschränkt und haben somit nur das gesamte Reservoir vor uns, aus dem dann Gruppen entstanden, die in den literarischen Quellen als ‚vandalisch‘ bezeichnet werden. In diesem Gebiet ist aber auch (wohl früher) ein anderer Name, der Sammelbegriff ‚Lugier‘, bezeugt; er kennzeichnet die Unsicherheit unserer Zuordnungen – dass wir nicht sicher wissen, ob es sich dabei um dieselben, nur anders bezeichnete Gruppen, um verwandte Nachbarn oder eine Teilmenge handelte.3 Jedenfalls betrachtete die antike Ethnographie Vandili(i) als Oberbegriff, der ursprünglich auch Burgunder, Proto-Goten und vielleicht Langobarden mit einschloss. Es ist unklar, wann genau und wie sich diese Stämme aus dem ‚vandalischen‘ Großverband lösten, sodass nur noch zwei Untergruppen (vielleicht die beiden wichtigsten der unter dem Dach der ‚Vandalen‘ zurückgebliebenen?) den Namen ‚Vandalen‘ führten: die Silingen und die Hasdingen. Bereits an dieser Stelle treffen wir auf ein Problem, das uns begleiten wird: das schwierige Verhältnis von archäologischer und literarischer Überlieferung. Vom eben beschriebenen Siedlungsraum abgesehen, lassen sich beide Traditionen kaum in ein festes Verhältnis zueinander bringen, zumal wir nur wenige und isolierte literarische Zeugnisse haben.
Mit einer Notiz des Historikers Cassius Dio haben wir einen Hinweis darauf, dass vandalische Gruppen schon im späteren 2. Jh. n. Chr. unter Marc Aurel die römische Provinz Dakien (in etwa das heutige Rumänien) bedrängten, von Rom aber besiegt und genötigt wurden, in ihren Siedlungen zu bleiben.4 Schon in dieser frühen Zeit – und das ist tatsächlich einmal eine nur der literarischen Überlieferung zu entnehmende Information – waren Vandalen samt ihren Führungsschichten zu Wanderungsbewegungen gezwungen, was auf eine in dieser Zeit prekäre wirtschaftliche Grundlage hindeutet. Denn es waren ja offenbar nicht nur einzelne Gruppen, die versucht hatten, auf römischem Boden zu siedeln, sondern die ganze gens samt ihren ‚Königen‘,5 auch wenn wir über diesen Personenverband nichts Genaues wissen und ihn deshalb auch nicht als stabile Abstammungsgemeinschaft ansehen können. Formal hatten sich die Vandalen sogar zu militärischer Hilfe gegen Reichsfeinde verpflichten müssen.6 Eingefordert wurde dies in der Folgezeit zwar nicht, es zeigt jedoch, dass ihr Siedlungsraum von der römischen Donaugrenze wohl nicht mehr durch die Karpaten getrennt war. So blieben sie im 3. Jh. eine Gefahr und beteiligten sich in dessen zweiter Hälfte an Einfällen in den römischen Donauraum, wurden aber besiegt und zur Stellung einer Reitertruppe von 2000 Mann gezwungen.7 Dakien wurde in dieser Zeit von Rom zwar aufgegeben, die Donaugrenze aber wieder gefestigt. Dies war der letzte sicher bezeugte Einfall von Vandalen im 3. und 4. Jh., bis zur berühmten Goten-Schlacht von Adrianopel von 378 n. Chr., in der Kaiser Valens fiel – der Anfang vom Ende einer sicheren Donaugrenze.8
Einzelne Vandalen fanden im 4. Jh. immer wieder den Weg in das römische Heer, erwarben darüber das Bürgerrecht und etablierten sich im Reich. Ein gutes Beispiel ist der Vater des römischen Generals Stilicho, der als Vandale um die Mitte des 4. Jhs. im römischen Heer gedient hatte und aufgestiegen war.9 Sein Sohn erbte das Bürgerrecht und wurde zum Heermeister (magister militum), treuen Diener und Schwiegersohn des Kaisers Theodosius und nach dessen Tod (395) dann als eine Art spätantiker Generalissimo zur beherrschenden Figur des Westens; erstmals war ein Kaiser (Theodosius’ Sohn Honorius) von seinem General fast völlig abhängig. So außergewöhnlich diese Karriere auch scheint, der Aufstieg germanischer Militärs im römischen Heer war spätantike Normalität. Vandalische Einheiten in Roms Diensten scheint es aber – von der genannten Reitertruppe abgesehen – nicht mehr gegeben zu haben.10
Jedenfalls waren Wanderungsbewegungen, wie wir sie dann um 400 n. Chr. innerhalb und an den Grenzen des Römischen Reiches allerorten beobachten können, nicht neu. Hinzugekommen war im späteren 4. Jh. aber der Druck durch die aus der eurasischen Steppe nach Westen drängenden Hunnen, der im ganzen südosteuropäischen Raum nördlich der Donau zu Ausweichbewegungen der dort bislang ansässigen Stammesverbände führte. Hiervon waren nicht nur die Goten betroffen, sondern irgendwie auch die mit ihnen vielfältig verbundenen (wenn auch alles andere als verbündeten) Vandalen. Welche konkreten Folgen das hatte, wissen wir allerdings nicht, abgesehen davon, dass man sie seitens der Römer zu denjenigen Barbaren zählte, die das Römische Reich bedrängten.11
Was genau die vandalischen gentes (zur Begründung dieses Plurals gleich mehr) um 400 n. Chr. dazu bewogen hat, ihre Wohnsitze endgültig zu verlassen, lassen die Quellen also nicht erkennen. Die Archäologie ist hier stumm, und die literarischen Zeugnisse bieten – alternativ zur Furcht vor den Hunnen – als Motiv auch eine desaströse Hungersnot an. Dies scheint nicht unplausibel; denn wir erfahren aus derselben Quelle auch, dass ein Teil der Vandalen in ihrem Siedlungsgebiet blieb, was mit einer akuten Bedrohung des ganzen Volkes durch Nomaden nicht gut zusammenpasst. Ein Zusammenhang mit der Geschichte der Hunnen soll dabei jedoch nicht geleugnet werden, sei es, dass ihr seit Jahrzehnten ungebremster Drang nach Westen den allgemeinen Hintergrund des Vandalenzuges abgab, sei es, dass dieser Druck zur schwierigen Versorgungslage beitrug.12 Möglicherweise gab es aber auch einen langfristigen Zusammenhang mit der Bedrohung durch Reiter aus der Steppe. Die Notwendigkeit, sich gegen sie zu verteidigen, könnte Stammesgruppen der Vandalen (wie auch der Goten) zu einer Lebensweise und vor allem zu einem Militärsystem gedrängt haben, das substanzielle Teile der männlichen Bevölkerung weg von den Äckern und auf den Rücken von Pferden brachte. Jedenfalls waren die vandalischen Krieger später vornehmlich als Reiter bekannt, und es ist unwahrscheinlich, dass sie dies erst im Lauf ihres Zuges durch Europa geworden sind.13 Dies gilt wohl auch generell für die Eigenart der wenig später im Römischen Reich anzutreffenden gentilen Einheiten als Kriegergesellschaften. Es dürfte nicht erst das römische Interesse am kriegerischen Potenzial dieser Gruppen gewesen sein, das sie militarisierte, sondern umgekehrt: Durch die Ausrichtung gerade ihres Adels auf den Kampf fanden sie im Römischen Reich mit seinem Soldatenbedarf ein einträgliches Betätigungsfeld.
Synopse der Herrscher und Feldherren zur Zeit der Vandalen, 406–534 (in eckigen Klammern stehen gentile Herrscher vor der Reichsbildung). Die Heermeister sind weder vollständig noch unter Berücksichtigung ihrer verschiedenen Ränge und Gebiete und der z.T. strittigen Datierungen aufgelistet.
Vor diesem Hintergrund ist es ein (verbreitetes) Missverständnis, aus der Tatsache, dass diese Gruppen mit Frauen und Kindern unterwegs waren, zu schließen, dass es ihnen um Ackerland ging, das sie bebauen wollten. Denn wenn sie tatsächlich einmal Siedlungsland bekamen, hören wir nirgendwo, dass sie die dortigen Bauern ersetzt, gewissermaßen Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet hätten;14 sie blieben vielmehr Krieger. Ihr Ziel war nicht der Ackerbau, sondern – etwas vereinfacht beschrieben – der Ackerbauer, von dessen Arbeit und in dessen Nähe man (wie ein ‚besserer‘ Römer) leben konnte. Das gilt auch für die Vandalen.15 Wenn dies aber die Prägung schon der ersten (gotischen) Stammesgruppen war, die über die Donau drängten, muss man damit rechnen, dass ihre Motivation und die der ‚wandernden‘ gentes generell nicht nur bei den Hunnen zu suchen ist, sondern durchaus auch in der Logik von Kriegergesellschaften generell gelegen haben kann, in denen die Nahrungsproduktion nicht krisensicher und Gefolgschaft an Erfolg gebunden war. Unsere Kenntnisse des historischen Zusammenhangs der ersten Jahrzehnte der ‚Völkerwanderung‘ sind leider begrenzt, namentlich hinsichtlich der genauen Auswirkungen der hunnischen Expansion, deren zentrale Bedeutung aber auch in der neueren Forschung meist nicht geleugnet wird.16 Immerhin haben schon die Zeitgenossen den Domino-Effekt wahrgenommen, der dabei von Ost nach West die römische Nordgrenze erschütterte.17 Wie sich dies aber konkret auswirkte, etwa auf die Vandalen, wissen wir nicht.
Fest steht, dass zwei wichtige Großgruppen der gens, Hasdingen und Silingen, sich samt ihren Königen im frühen 5. Jh. dazu entschlossen, ihre Siedlungsgebiete zu verlassen18 und ihr Glück im Imperium Romanum zu suchen. Dies betraf nicht nur die Krieger, sondern auch deren Frauen und Kinder.19 Der schwerwiegenden Entscheidung entsprach also sicher ein ebensolcher Grund.
Offenbar hatte man keine Hoffnung, das Römische Reich (und konkret den starken Mann des Westens, Stilicho) zu vertraglichen Zusicherungen zu bewegen, etwa zu einem Tausch von Land gegen Waffendienst. Zum einen waren die Neuankömmlinge dazu wohl einfach zu zahlreich. Die Vandalen waren ja nicht allein, auch Alanen und Quaden (in den Quellen auch mit dem Oberbegriff ‚Sueben‘ bezeichnet) waren mit ihnen auf dem Weg.20 Erstere waren gewissermaßen die ersten Opfer der Hunnen geworden. Dieses iranische Reitervolk, ein Teil der Sarmaten, war zunächst mit den Hunnen (und von ihnen unterworfen) vom Kaukasus aus nach Südosteuropa gezogen; die Folge war – bis etwa 375 n. Chr. – der Untergang des in der heutigen Ukraine gelegenen riesigen Reiches der Greutungen unter ihrem König Ermanarich.21 Dann aber hatten die Alanen sich von den Hunnen gelöst und waren auf eigene Faust weiter nach Westen gezogen. In Germanien kamen sie auf nicht rekonstruierbare Weise mit den Vandalen zusammen, und man kooperierte mit dem Ziel der römischen Rheingrenze. Auch die Quaden waren von ihrem Siedlungsgebiet in der Ungarischen Tiefebene aus nach Westen gezogen.22 Wir kennen keine Zahlen, aber aus dem, was Alanen, Sueben und Vandalen später getrennt voneinander erreichten, lässt sich doch erschließen, dass es sich insgesamt um mehrere hunderttausend Menschen gehandelt haben muss. Diese Menge war auf friedlichem Weg einfach nicht zu integrieren.
Erschwerend kam eine Besonderheit der spätantiken Reichsverteidigung hinzu, die seit dem späteren 4. Jh. das römische Militärsystem prägte. Schon längere Zeit war Rom auf das militärische Potenzial der nördlich der Grenzen siedelnden ‚Barbaren‘ angewiesen. Lange aber war dies in der Form abgeschöpft worden, dass diese in römischen Einheiten und unter römischen Offizieren dienten. Nach der verlorenen Schlacht von Adrianopel jedoch hatte Kaiser Theodosius mit gotischen Stammes- und Kriegergruppen ein viel weitergehendes Bündnis (foedus) schließen müssen; sie wurden – in der heutigen Forschung als ‚Foederaten‘ bezeichnet23 – gewissermaßen en bloc engagiert (Militärdienst gegen Getreide, Geld und/oder Siedlungsmöglichkeiten im Reich) und blieben unter gotischem Kommando. Das Modell machte rasch Schule. Man bekam so zwar schlagkräftige Truppen an die Hand, die auch in eigenem Interesse weitere Eindringlinge abwehren konnten, denn die Foederaten wollten ihre einträglichen Privilegien natürlich mit niemandem teilen. Man handelte sich aber auch erhebliche Probleme ein: Auf dem Boden des Reiches gab es nun dort, wo Foederaten standen, eine Art Staat im Staat, und dessen ‚Regierung‘ konnte von der Zentrale durchaus abweichende Interessen haben, zumal Rom diese Heere durchaus auch gegeneinander ausspielte. Vor allem aber erwies sich die Einführung dieses Verteidigungssystems als nicht mehr revidierbar. Die römische Abhängigkeit von Foederatenarmeen stieg vielmehr schnell, und im 5. Jh. war man völlig auf sie angewiesen. Dies alles veränderte übrigens nicht nur das Imperium Romanum, sondern auch die Welt der barbarischen gentes, ja in gewisser Hinsicht schuf es sie sogar erst. Die stabile Formierung großer gentiler Einheiten hing wesentlich vom Erfolg ihrer Anführer ab, und nichts stand höher im Kurs als der Gewinn von römischem Land, Geld und Getreide. Wem dauerhaft die Gunst eines foedus zuteilwurde, der verfügte über eine Machtbasis, die Ausgangspunkt einer Form von Ethnogenese werden konnte. Alarichs Goten (‚Westgoten‘) etwa entwickelten sich auf diese Weise zu einem Großstamm.24
Für die Vandalen war das eher ungünstig. Denn sie waren die Nachbarn dieser im früheren römischen Dakien siedelnden Goten (der Terwingen) gewesen, bevor diese von den Hunnen über die römische Grenze gedrängt wurden, und es war alles andere als eine friedliche Nachbarschaft.25 Es ist kein Zufall, dass es westgotische Verbände in römischen Diensten waren, von denen die Vandalen später in Spanien beinahe vernichtet worden wären. Foederatenverhältnisse gab es aber auch zu gentes außerhalb der Grenzen, etwa zu den Franken (rechts des Rheins und nördlich des Mains); ihnen war die Vorfeldverteidigung anvertraut, und auch sie konnten es schon in eigenem Interesse nicht dulden, dass sich hier oder jenseits des Rheins eine gens ansiedelte, die sie aus ihrer besonderen und lukrativen Position verdrängen konnte. Für eine friedliche Eingliederung der Neuankömmlinge waren das schlechte Voraussetzungen.
Auch fehlten den Römern überhaupt die notwendigen militärischen Mittel, mit denen die Führung den für einen solchen Integrationsprozess erforderlichen Druck hätte aufbauen können. Stilicho hatte die Rheingrenze und die Verteidigung Galliens seit Beginn des Jahrhunderts schwächen müssen, zugunsten von Aufgaben, die ihm dringlicher erschienen waren, in erster Linie die Auseinandersetzung mit dem Ostreich um die Kontrolle über das Illyricum26 und dann die Verteidigung Italiens gegen gotische Invasionen. Zunächst waren die Eindringlinge gotische Foederaten (unter Alarich, 401/403), dann gotische Krieger aus dem Barbaricum unter ihrem Anführer Radagais (405).27 Diese wurden allerdings im Sommer 406 abgewehrt, während der Sturm auf die Rheingrenze erst im darauffolgenden Winter 406/407 erfolgte. Stilicho scheint die Lage im rechtsrheinischen Germanien unterschätzt zu haben, und die Verteidigung blieb an den fränkischen Verbündeten hängen; und diese versuchten (wenn auch vergeblich), den Durchmarsch der Angreifer zu verhindern.28
Hieronymus ist einer der wenigen Zeitgenossen, die von über den Rhein drängenden Barbaren berichten, und er tut dies weniger als Historiker, sondern vielmehr als Prediger – und von Palästina aus. Die Vielzahl der Stämme, die er (und keine andere Quelle) nennt, beruht nicht auf echter Überlieferung, sondern stellt alles, was damals an Roms Nordgrenze berühmt und berüchtigt war, zu einer regelrechten ‚Völkerlawine‘ zusammen.29 Nicht auszuschließen ist allerdings, dass sich den Alanen, Sueben und Vandalen auch einzelne Angehörige anderer Ethnien angeschlossen haben.
Auch wenn von Prosper ein bestimmter Tag als Datum der Rheinüberquerung genannt wird (31. Dezember 406),30 ist ausgeschlossen, dass die Sache so schnell vonstattenging. Auch spricht nichts dafür, dass die Überquerung oder Überfahrt lediglich an einer einzigen Stelle geschah. Zwei Indizien deuten darauf hin, dass für einen Teil der Eindringlinge nicht der südliche Rhein das Ziel war31: der Widerstand der Franken und die Erwähnung von Mainz als erste römische Stadt, die von den Barbaren zerstört wurde. Die dortige Rheinbrücke dürfte ihnen hochwillkommen gewesen sein, aber sicher waren sie nicht auf sie angewiesen.32