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Soeren von Hoerschelmann Garten- und Landschaftsarchitektur

ANERKENNUNGEN

Der feine Duft der Marianne


Frankreich ist zu erahnen – und trotzdem passt der Garten zur Villa und nach Norddeutschland.

„Der Duft Frankreichs wird von einer nordischen Brise durch den Garten geweht. Frankreich soll zu erahnen sein, der Garten aber nach Norddeutschland und zum Wohnhaus passen“, beschreibt Landschaftsarchitekt Soeren von Hoerschelmann den Auftrag. Es ist ein Stadtgarten, passend zur hübschen kleinen Altbauvilla, die mit viel Liebe hergerichtet wurde. Klare architektonische Linien geben ihm seine Struktur, die Pflanzen bieten dazu einen lebendigen Kontrast, brechen die Formalität auf.

Laudatio

Eine Kleinstadt östlich von Hamburg und rund 1400 Kilometer weit entfernt von der französischen Provence. Und doch – mitten in Reinbek ein Hauch Frankreich!

In einem außergewöhnlichen Garten, der nicht durch seine Größe, sondern durch seine schlichte Eleganz, seine Wohnlichkeit, aber besonders durch seine Authentizität überzeugt. Und das gleich in dreifacher Hinsicht: Er steht im Einklang mit der Gebäudearchitektur, er passt sich perfekt in das schleswig-holsteinische Umfeld ein und spiegelt gleichzeitig die Frankreichliebe der Besitzer wider. Dem Gartenarchitekten ist die perfekte Symbiose dieser drei Parameter gelungen, und er hat mit ganz viel Feingefühl einen Ort geschaffen, der in sich ruht und zugleich so lebendig ist. Für den französischen Gartenimport ist keine plumpe Ansammlung von mediterranen Pflanzen notwendig. Es ist das Zusammenspiel der konsequenten Linienführung, der gemütlichen Innenhofatmosphäre, des hellen Sandsteins, des Wasserbeckens und der Beete mit ihren natürlichen Übergängen in die Kiesflächen. Als Belag für Wege und Terrassen stehen sie in einem gesunden Verhältnis zu den üppigen Pflanzflächen, wo Geranium 'Rozanne', Allium und natürlich auch Lavendel für Vielfalt und im letzten Fall für den Duft Frankreichs sorgen. Raumaufteilung lässt den Garten größer erscheinen und erzeugt grafische Ruhe. Die künstlerisch interpretierten Stahlhalme sind eine grandiose Rankhilfe für den üppigen Blauregen und der natürliche Schattenspender für die beiden Liegestühle – mit Blick auf das Wasserbecken, das in sich ruhend den Himmel in den Garten projiziert. Es ist sicher der stille Star dieses Gartens! Im gesamten Garten ist die Liebe zum Detail spürbar, die Liebe der Handwerker zu ihren Fertigkeiten, die Liebe eines konsequent planenden Gartenarchitekten und die Liebe der Besitzer zu ihrem Frankreich und noch mehr zu ihrem grünen Zuhause. Ein Garten zum Verlieben eben … Très bien!

Bernd Franzen


Mit Glyzinen bewachsene Stahlhalme halten ihre bogig überhängenden Metallfinger wie eine schützende Hand um den intimen Sitzplatz.


Wenige Stufen führen ins Extra-Pflanzenzimmer hinauf, das die Formalität aufbricht.


Ein Highlight sind die Stahlhalme für die Raumteiler und die Muschel!


Die konsequente Verwendung des Sandsteins verleiht dem Garten seine unverwechselbare Atmosphäre – dies kreiert eine Idee von Frankreich.


Edel: die Kombination aus weißen Blüten, sehr viel Grün und Strukturpflanzen wie Zierlauch


Vom Sitzplatz blickt man auf das formale Wasserbecken und das Pflanzenzimmer zurück zur Villa.

Rasen gibt es nicht, er ist in dieser abwechslungsreichen Gestaltung absolut entbehrlich. Die geschickte räumliche Gliederung sorgt dafür, dass der Garten viel größer wirkt, als er in Wahrheit ist. Wasser ist ein wichtiges Element in dieser Gestaltung, ebenso wie die Beschränkung auf wenige edle Materialien, die Patina ansetzen dürfen, ja, sogar sollen. Gehölze, Stauden und Gräser werden auf die Bühne gehoben – sie haben einen hohen Stellenwert.

Die leichte Topografie des Grundstücks nutzt der Landschaftsarchitekt für seine Gestaltung. Sie deutet sich durch Treppen und Höhenabstufungen mit Trockenmauern an, die parallel zum Haus verlaufen: „Das mache ich gerne, die Topografie aufnehmen, sichtbar machen und damit Räume schaffen.“ So ergeben sich unterschiedliche Gartenzimmer auf verschiedenen Ebenen: ein sehr privater Südhof mit Terrasse und Wassertrog in Hausnähe als Wohnzimmer im Freien. Etwas erhöht, über wenige breite Treppenstufen erreichbar, ein zentrales Pflanzenzimmer. Auf gleicher Ebene befindet sich das Gartenzimmer mit geschütztem Sitzplatz am formalen Becken, in dem das Wasser für ständig neue Spiegelbilder sorgt – je nach Wind und Wetter.

Räume sind durch Heckenriegel und besondere Paravents aus Stahlhalmen angedeutet, die weiß blühende Glyzinen (Wisteria sinensis 'Alba') tragen. Die Konstruktion stammt vom Landschaftsarchitekten selbst, die Bepflanzungsidee von der Bauherrin – die verholzende Kletterpflanze erinnert sie an Frankreich. Wie alle baulichen Elemente orientieren sich die Pflanzen-Paravents am Haus, ohne auf eine Achse ausgerichtet zu sein. Diese luftig leichte Konstruktion schließt den Garten auch zur hinteren Grundstücksgrenze ab. Dort halten die Stahlhalme ihre bogig überhängenden Metallfinger wie eine schützende Hand über den gleichermaßen intimen wie sonnigen Sitzplatz und verwehren zusammen mit dem Blätterdach der Glyzine Einblicke vom Nachbarhaus. Der eigene Blick jedoch bleibt frei und streicht über das formale Wasserbecken durch das Pflanzenzimmer zurück zur Villa. Nutz- und Beetflächen sind miteinander verwoben, die Bepflanzung in der Höhe gestaffelt und an den Standort angepasst. Sie durchläuft viele abwechslungsreiche Phasen: Strukturstark im Winter, edel grün-weiß im Frühjahr, üppig im Sommer und laubfärbend im Herbst. Wertvolle Gehölze wie z. B. ein Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) wurden wiederverwendet. An die angrenzenden Grundstücke wurde mit dem Pflanzen von Pflaumenblättrigem Weißdorn (Crataegus prunifolia) angeknüpft und so eine Verbindung zwischen den benachbarten Gärten geschaffen.

Das Material ist zurückhaltend gewählt. Der Kies ist multifunktional und wirkt wie eine Grundierung, die sich durch die Gestaltung zieht. Alles Gebaute, auch das Wasserbecken und der Brunnen, besteht aus Sandstein – ein Naturstein, der eine schöne Patina ansetzt. „Die größte Herausforderung war, kein Abziehbild zu bauen, sondern eine Idee von Frankreich zu kreieren, seinen Duft wachzurufen“, resümiert Soeren von Hoerschelmann. Kein Zweifel – dies ist ihm gelungen. Der Garten lässt Frankreich mit seiner gelungenen Kombination aus natürlichen Materialien, Pflanzen und reduzierten baulichen Elementen subtil anklingen. Und dennoch passt dieser Stadtgarten uneingeschränkt zum Wohnhaus und nach Norddeutschland.

LAGE DES GARTENS

Reinbek, Schleswig-Holstein

GRÖSSE DES GARTENS

640 m2

PLANUNGSBÜRO

Soeren von Hoerschelmann Garten- und Landschaftsarchitektur

AUSFÜHRUNG

Gaerten von Hoerschelmann GmbH

FOTOGRAFIE

Ferdinand Graf Luckner


„Die größte Herausforderung war, das Bild Frankreichs wachzurufen, ohne manieristisch zu werden. Der Garten soll nach Norddeutschland und zum Wohnhaus passen, aber Frankreich subtil anklingen lassen.“

SOEREN VON HOERSCHELMANN


PLAN

1Wohnhaus

2Wasserbecken

3Pflanzenzimmer

4Wasserbecken Burgpreppacher Sandstein

5Stahlmuschel mit weißer Glyzine

Gärten des Jahres 2021

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