Читать книгу Fear Of The Void Vol. 01 - Krille Fear - Страница 8
Terroristen
ОглавлениеIch höre Schreie und Sirenen. Auf der großen Straße mit den vielen Karaoke-Bars sehe ich nur vereinzelte Menschen, die mit angsterfüllten Augen alle in eine Richtung rennen.
Dann: Schüsse. Ich höre Maschinengewehre. Mein Herz bleibt für einen Moment stehen. Das hier ist echt! Verdammt echt!
Ohne nachzudenken, nehme ich die Beine in die Hand und renne den anderen Menschen hinterher. Scheiße! Scheiße! Scheiße! Ich hätte bei Nomi bleiben sollen!!
Es dauert nicht lange, da befinde ich mich mitten in einer flüchtenden Gruppe von etwa zwanzig Menschen. Wir rennen einfach über die Fahrbahn. Hinter mir explodiert irgendetwas. Eine Frau neben mir schreit laut auf, während Autos hupen und gefährlich nah an uns vorbeifahren.
Während ich laufe, nehme ich mein Handy in die Hand. Jemand ruft mich an. Eine Festnetznummer aus Tokio.
»もしもし5 ? Wer ist da?«, melde ich mich auf Japanisch. Ich biege um eine Straßenecke, da höre ich wieder Waffenfeuer. Schockiert stelle ich fest, dass über meinem Kopf gerade Projektile durch die Luft sirren. Die Schüsse treffen die Hauswand direkt vor mir.
Ich werde den verdammten Teufel tun und mich jetzt umdrehen!!
»Spreche ich mit Frau Alina Ritter?«, höre ich eine Männerstimme aus dem Handy.
»Ja!!«, kann ich nur brüllen. Ich brauche die Puste, um weiter zu laufen. Die Menschen um mich herum geraten in Panik und fangen an, sich gegenseitig über den Haufen zu rennen.
»Hier ist Doktor Watanabe vom JR Tokio General Hospital. Ihre Nummer ist im Handy eines unserer Patienten als Notfallkontakt eingespeichert. Sind Sie vielleicht die Tochter?«
Vor mir sehe ich zwei Polizeiautos die mit lauten Sirenen und einer irren Geschwindigkeit direkt auf mich zufahren. Ich springe zur Seite und ducke mich zwischen zwei Fahrzeugen am Straßenrand. Die Wagen halten mit quietschenden Reifen an und bleiben quer zur Fahrtrichtung stehen. Die Türen öffnen sich und ich sehe, wie mehrere Beamte mit gezogenen Waffen hinausspringen.
»Polizei! Lassen Sie die Waffen fallen!!«
Wem auch immer sie das zugerufen haben, reagiert mit einer Maschinengewehrsalve. Dutzende Kugeln fliegen durch die Luft und lassen Autofensterscheiben um mich herum laut klirrend zersplittern. Ich schreie kurz auf, während ich den Kopf einziehe und das Smartphone gegen meine Wange presse.
»Frau Ritter? Können Sie mich hören??«
»Was haben Sie gesagt??«, brülle ich panisch in das Telefon.
»Ihr Vater wurde…«
Den Rest kann ich nicht verstehen. Die Polizisten knien sich hinter ihre Fahrzeuge und eröffnen das Feuer.
Peng! Peng! Peng!
»… Verstärkung!! Wir brauchen sofort Verstärkung!!«, schreit einer der Beamten in sein Funkgerät. Dann trifft ihn ein Schuss direkt an der Stirn. Blut spritzt aus seinem Kopf und der Mann fällt mit offenen Augen auf den Boden.
»Polizist wurde angeschossen!!«, schreit sein Kollege panisch und will zu ihm eilen, als mehrere Kugeln durch die Fensterscheiben des Polizeiautos hindurch donnern und ihn an der Brust, an den Schultern und schließlich am Hals treffen. Bei jedem Treffer zuckt sein Körper hin und her, bis der blutüberströmte Polizist seine Waffe fallen lässt und zusammenbricht.
Meine Augen sind weit aufgerissen vor Schreck. Die beiden verbliebenen Polizisten hat es auch erwischt und das Waffenfeuer hört abrupt auf. Ich starre aus meinem Versteck auf den Berg an Leichen, der sich vor mir aufgetürmt hat.
Nur eines ist mir jetzt wichtiger: Papa!
»Wiederholen Sie das bitte!!«, wimmere ich in das Telefon. »Wo ist mein Vater??«
»Frau Ritter, Ihr Vater wurde vor wenigen Minuten mit mehreren Schussverletzungen eingeliefert. Wir müssen ihn jetzt sofort operieren. JR Tokio General Hospital auf Station 3! Ich muss jetzt auflegen!«
»Ich komme sofort!!«
Das Telefonat ist beendet. Aber wie komme ich hier weg? Stehe ich jetzt auf, werde ich erschossen. Es fühlt sich surreal an. Alle anderen konnten sich in Sicherheit bringen. Nur ich, Vollidiotin sondergleichen, bin nicht weitergelaufen, sondern habe mich hier versteckt.
Dann landet jemand direkt neben den toten Polizisten. Und mit Landen, meine ich, dass jemand dort landet, als wäre er von einem der umliegenden Hochhäuser einfach ohne Fallschirm gesprungen und in einer knienden Pose gelandet, wie ein Superheld. Es sind Akira, Shinsuke und Hanae. In ihren Händen halten sie Maschinenpistolen.
Routiniert gehen sie hinter den Polizeiautos in Deckung und zielen auf etwas oder jemanden außerhalb meines Sichtfeldes. Ich blinzle. Meine drei Klassenkameraden schießen. Ratatatatat. Die Luft riecht nach Blei und Asche.
Akira geht in Deckung, als der mysteriöse Feind das Feuer erwidert. Dann ballert er erneut, bis offenbar sein Magazin leer ist.
Einige Sekunden später hören sie auf. Vorsichtig wagen die drei sich aus ihrer Deckung. Haben sie getroffen? Ist es vorbei??
»Hanae-san, du bleibst hier!«, befiehlt der Klassensprecher und klettert zusammen mit Shinsuke über die Autos in die Richtung, aus der die Schüsse kamen.
Sie verschwinden aus meinem Sichtfeld. Nur Hanae bleibt dort stehen, ohne mich bemerkt zu haben.
Einen Augenblick überlege ich, ob ich jetzt herauskommen sollte. Oder wäre es besser, abzuwarten, bis die Verstärkung der Polizei eintrifft? Sollte ich Hanae-san vielleicht ansprechen und auf mich aufmerksam machen?
In dem Moment erscheint ein unglaublich helles, blaues Licht. Ich traue meinen Augen kaum. Vor mir strahlt ein Lichtkegel aus dem Himmel direkt auf die Straße, wie in einem Science-Fiction-Film. Und in diesem Licht stehen mehrere Gestalten.
Zuerst sind sie nur als Umrisse zu erkennen, als würden sie sich von einem anderen Ort hierher teleportieren. Hanae reagiert mit derselben Verwunderung wie ich und geht ein paar Schritte zurück.
»Oh mein Gott … Was ist das?«, murmelt sie.
Das Licht verschwindet und lässt einen Mann in einem Anzug und zwei vollständig vermummte, schwarz-angezogene Soldaten mit Maschinenpistolen zurück. Der Anzugträger hat eine Sonnenbrille auf.
Er öffnet den Mund und spricht. Auf Deutsch!
»Wir nehmen sie mit!«, sagt er und zeigt auf meine Klassenkameradin.
Hanae, die vermutlich kein Wort verstanden hat, schultert ihr Maschinengewehr.
»やめる!私は撃ちます!6 «, brüllt sie ihm entgegen.
»Wie bitte? Ist das … Japanisch? Das ist neu …«
Ich höre ein Klicken. Hanae hat ihre Waffe entsichert und auf den Kopf des Anzugträgers gerichtet.
Doch der Fremde macht eine einzige schnelle Bewegung und schon hat er sie entwaffnet.
»Los!«, befiehlt er den beiden vermummten Kämpfern in den schwarzen Uniformen. Blitzschnell schnappen sie sich Hanae und packen sie an beiden Armen. Das Mädchen schreit auf und zappelt herum.
»Sachte!«, befiehlt der Mann. »Wir sind doch alle Freunde.«
»Jawohl, Herr Verteidigungsminister!«, höre ich einen der Soldaten sprechen. Zu meiner Überraschung ist es eine Frauenstimme.
»Gehen wir!«
Hanae wird nach hinten gezerrt. Der Anzugträger holt ein Smartphone aus seiner Innentasche und tippt darauf herum. Kurz darauf erscheint wieder das blaue Licht und dieses Mal ist meine Klassenkameradin mit im Kegel.
Ich springe auf. »STOPP!« Sofort sehen alle zu mir. Ich spreche die Fremden direkt auf Deutsch an. »Lassen Sie Hanae los!! Die Polizei ist jeden Moment hier!«
Jetzt ist der Mann sprachlos. Dass hier jemand seine Sprache spricht, das hat er wohl nicht erwartet. Er mustert mich lange, während seine Gestalt immer mehr mit dem blauen Licht verschmilzt.
»Junge Dame«, beginnt er. »Für Menschen ist das hier bei weitem zu gefährlich!«