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a) Theophanien
ОглавлениеGöttliche Erscheinungen sind ein verbreitetes Phänomen der antiken Religionsgeschichte. In den Mythen erscheint die Gottheit oftmals in Maskerade; der Auftritt zieht wunderhafte Folgen nach sich. Atl. Beispiele sind die Theophanie in Gestalt dreier Männer vor Abraham (Gen 18,2), der Kampf Jakobs mit dem Fremden am Jabboq (Gen 32,23–33) und die Erscheinung Gottes im brennenden Dornbusch vor Mose (Ex 3,2). Die Besuchten erhalten Kenntnis über ein bevorstehendes Ereignis (Abraham), Gottes persönlichen Segen (Jakob) oder einen besonderen Auftrag (Mose). Im NT dominieren Angelo- und Christophanien. – Als Beispiel einer hell. Theophanie sei Hippokratesbrief 15 (1. Jh. v. Chr.) zitiert:
„In jener Nacht … hatte ich einen Traum, aus dem, wie ich glaubte, nichts Gefährliches entstehen würde. Erschreckt aber wachte ich auf. Denn ich meinte, Asklepios selbst zu sehen, und er erschien nahe bei mir … Asklepios aber erschien nicht so anzusehen, wie er auf den Bildern gewöhnlich ist: leicht und sanft, sondern bewegt in seinen Gebärden und ziemlich schrecklich anzusehen. Es folgten ihm Drachen … der Gott aber reichte mir die Hand, und ich nahm sie freudig und bat ihn, mir beim Heilen zu helfen und mich nicht zu verlassen. Er aber (sagte): ‚Im Augenblick bedarfst du meiner nicht, sondern diese Göttin … wird dich führen …‘ Ich aber wandte mich um und sah eine schöne große Frau, mit einfachem Haarschmuck, glänzend gekleidet. Ihre Augäpfel strahlten reines Licht aus, sie glichen Blitzen von Sternen. Und der Gott entfernte sich, jene Frau aber ergriff meine Hand … als sie sich schon umwandte, sagte ich: ‚Ich bitte dich, wer bist du und wie soll ich dich nennen?‘ Sie aber sagte: ‚Wahrheit‘ … die du aber hinzukommen siehst: ‚Schein‘ …‘“1