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L MAT E L PORCEL. DER VERRÜCKTE UND DAS SCHWEIN

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Es geht die Rede, erzählt unser alter Freund Giuan, von folgendem. Und was davon wahr sei, wisse höchstens er selbst. Wolle sich aber dazu nicht äußern. Sondern lieber davon erzählen, wovon die Rede geht. (Uns sollte es recht sein.)

Auf einem begüterten Bauernhof bei Calfosch im Badiotischen (wenn auch sprachlich nah am Grödnerischen, wie Giuan sagt) war es tagtägliche Gepflogenheit, dem stattlichen Hausschwein jeden Morgen, also nach dem Frühstück von Bauer und Bäuerin, die Pfanne mit dem übrig gebliebenen Mus vor die Tür zu stellen. Nicht unbedingt nur aus Menschenfreundlichkeit dem Schwein gegenüber. Sondern eben auch vorausschauend auf den Speck, ein halbs Jahr später im Herbst.

Nun kam aber eines Tages ein ebenso armer wie hungriger Verrückter am Hof vorbei, und daß er verrückt war, wußte man, weil ihm sein Ruf vorauseilte.

Was man sich, konkret, so vorzustellen hat: Es klopft an die Tür, man macht auf, draußen weht nichts als ein eigenartig lauwarmes Lüftchen, und daraus erhebt sich eine Stimme, die spricht. Bun de, co vára pa? Guten Tag, wie gehts so? Ich wär Der Ruf, der vorauseilende. Und soll mitteilen, daß mein Herr, der Hinterhereilende, Herr Verrückter nämlich, le Signur Mat, mefo, gleich an Eure Tür treten wird. Und weg war er, der vorauseilende Ruf. Und weg war das Lüftchen.

Und Herr Verrückter steht an der Tür. Arm und hungrig, wie gesagt.

Ob man ihm, dem hungrigen Armen, denn erlauben würde, gemeinsam mit dem Schwein aus der Musrestpfanne zu frühstücken, er litte wirklich argen Hunger, bitteschön, bona mëda patrona, prëitambel, gute Frau Herrschaft, ich bitt.

Er solle bloß abhauen, der häßliche Verrückte, bur mat, sagt die begüterte Bäuerin.

Er also nochmal prëitambel bona mëda, ich sterb gleich vor Hunger, gute Frau, bittschön.

Nia, nichts da, hau bloß ab, sagt da die Bäuerin und richtet sich ihren Schurz zurecht, immer muß ich alles machen, der Bauer zu nichts gut, nicht einmal dazu, diesen Verrückten zu verscheuchen, sitzt hinterm Ofen, der Bauer, gleich nach dem Frühstück schon, und die ganze Arbeit und der Verrückte bleiben mir, aber Er ist dann am Abend der Große Bauer, wenn er mit den Seinigen im Wirtshaus zusammensitzt, fá na vita da sciore, Zuständ sind das, also hau ab, Verrückter, bevor ich selbst auch gleich noch verrückt werd. Und den Hund ruf. Das Mus ist fürs Schwein. Und basta. Sëgn bastel!

Und haut die Tür hinter sich ins Schloß.

Signur Mat, der arme, hungrige Verrückte, ist unterdeß ein paar Schritte zurückgewichen.

Und wartet, kaum die Tür im Schloß, seine löchrige Mütze in den Händen drehend, zweifelnd noch einige Augenblicke ab. Und macht dann, zögerlich, einige Schritte auf das Schwein zu. Das derweil immer noch am Mus. Und noch einen Schritt. Das Schwein würdigt ihn keines Blickes. Immerhin ist man Hausschwein auf einem herrschaftlichen Hof.

Prëitambel, bel gran porcel, bittschön, schönes großes Schwein, sagt der arme, hungrige Verrückte, leise, um das Schwein nicht zu erschrecken, prëitambel, bittschön, laß mich bei dir mitessen.

Aber das Schwein schaut ihn nur kurz von der Seite her an, und versenkt den Rüssel dann wieder im Mus. Als ob nichts gewesen.

Da wird es dem armen, hungrigen Verrückten dann doch zu viel, und mit dem einen Handgriff greift er sich blitzschnell die Muspfanne und mit dem anderen ein Schweinsohr, und schon sitzt er auf dem Rücken des schönen, großen Schweines und reitet auf ihm um den herrschaftlichen Hof herum. Und schaufelt sich Mus aus der Pfanne, und lacht, und ißt, und lacht. Als die Pfanne schließlich leer, bleibt das Schwein keuchend stehen.

Der arme, nicht mehr ganz so hungrige Verrückte stellt die Pfanne vors Schwein und tätschelt ihm den Nacken.

Und sagt: Dank für alles, was du für mich getan hast, schönes Schwein. Dilan de döt ci che t’as fat por me, bel porcel.

Cun plajëi, gern geschehen, sagt das Schwein. Ein bißchen Bewegung muß schließlich auch sein, zwischendurch, nicht wahr, catö?

I vëgni indoman, sagt der arme, nicht mehr ganz so hungrige Verrückte, doman da doman, ich komme morgen, morgen früh wieder vorbei. Und übermorgen. Und noch bevor dann der Herbst kommt, suchen wir uns einen anderen Platz, wir zwei. Richtung Sas dla Crusc, würd ich vorschlagen.

Und geht, le Signur Mat. Der arme, nicht mehr ganz so hungrige Verrückte.

Das große, schöne Schwein aber nickt ihm hinterher.

Der Nörgg, das Purzinigele und die Nichte der Nixe

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