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DIE GESCHICHTE

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Konrad kam aus der Schule, endlich. Die Schule lag in der unmittelbaren Nähe seiner Straße. Vorher musste er eine große und gefährliche Kreuzung passieren. Die ersten paar Mal wurde er von der Mutter zur Schule begleitet und entsprechend belehrt. Hauptsächlich waren Pferdefuhrwerke, einige Lastkraftwagen, meist mit Kohlevergaser, sowie auch Pkws unterwegs. In der Mitte, das heißt über der Mitte der Kreuzung, hing eine Verkehrsampel, Ampel im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Straßenkreuzung war für Konrad auf dem Nachhauseweg von der Schule erst einmal ein Zwischenstopp, viel zu interessant, als dass man da einfach vorbeigehen kann. Immer bewegte sich ein Fahrzeug, ob Pferdefuhrwerk, Lastkraftwagen oder Personenkraftwagen – immer fuhr etwas und Konrad musste, trotz seines ständigen Hungers, erst einmal seine Kreuzung, er nannte sie so, beobachten.

Vor allem die Ampel hatte es ihm angetan, die Farben Rot, Grün, Gelb. Was bedeuteten sie? In der Schule lernte man so etwas nicht. Um das zu ergründen, lief Konrad immer dort über die eine Straße, auf der die Fahrzeuge stillstanden, weil die Ampel „Rot“ zeigte. Bald bekam er mit, dass die Fahrzeuge auf der querenden Straße Grün an der Ampel hatten und fahren durften. Eine tolle Sache, empfand Konrad. Er konnte sich kaum von der Kreuzung trennen. Aber auch andere, interessante Dinge warteten auf ihn.

Auf dem Nachhauseweg befand sich eine Kohlenhandlung mit angeschlossenem bäuerlichen Betrieb, oder umgekehrt. Einzig und allein die beiden Pferde des Betriebes hatten es Konrad angetan. Diese beiden Zugtiere mussten für die Kohlenhandlung, sowie für den bäuerlichen Betrieb die wichtigste Arbeit leisten.

Meist sah Konrad die Pferde nur, wenn sie angespannt waren, entweder um Kohlen auszufahren oder um bäuerliche Arbeiten zu verrichten. Auf dem Bock saß der Chef persönlich, der Kohlenhändler und Bauer Albert Gericke, ein drahtiger alter Mann, der beim Atmen immer die Backen aufblies, wie ein Fisch die Kiemen, fand Konrad, wenn er den Mann beobachtete. Manchmal saß ein Junge in Konrads Alter neben Herrn Gericke auf dem Kutschbock. Wie beneidete Konrad ihn. Er war davon überzeugt, dass der Junge ein Verwandter von Gericke sein müsse, was aber nicht stimmte. Irgendwann kam Konrad mit ihm in Kontakt. Er hieß Helmut und wohnte mit seiner Mutter und mehreren Geschwistern in dem Wohn- und Geschäftshaus der Firma Gericke.

Konrad war am Tor der Firma Gericke angelangt. Es stand offen, die Pferde waren draußen. Nicht weit vom Hof entfernt verlief die Eisenbahnstrecke Halle-Sorau. Der Obere Bahnhof des Ortes hieß ursprünglich Sorauer Bahnhof, obwohl er eigentlich nur ein Haltepunkt war, allerdings mit einem schönen Bahnhofsgebäude im romanischen Stil. Interessant für Konrad war vor allem der Rangierbahnhof der oberen Bahnstrecke. Hier schnaufte Tag und Nacht die Rangierlok der Baureihe 94, wie Konrad schon lange wusste. Wenn er in seinem Wohnhaus auf dem Klo, welches sich auf der Treppe des Mehrfamilienhauses befand, saß, konnte er die Bahnstrecke, sowie das Ausziehgleis des Bahnhofs sehen und die Eisenbahn hören, Tag und Nacht. Vor allen nachts, wenn sich ein Güterzug mit bis zu sechzig Waggons durch den Bahnhof quälte, lag Konrad lange noch wach in seinem Bett. Hinzu kam dann der Rangierbetrieb mit dem andauernden Pfeifsignalen zum Abstoßen und Anhalten.

Damals liebte Konrad den Bauernhof wesentlich mehr als die Eisenbahn, vor allem, weil es da die Chance gab, etwas zu essen zu bekommen. Plötzlich tauchte ein Fuhrwerk auf, beladen mit Kohlen. Die Kohlen bekam die Firma Gericke per Eisenbahn geliefert. Auf einem entsprechenden Anschlussgleis wurde zu einer xbeliebigen Tages- oder Nachtzeit ein kurzfristig avisierter Waggon mit Briketts bereitgestellt. Dieser musste innerhalb einer bestimmten Frist vom Empfänger, also der Firma Gericke, entladen werden. Von so einer Entladung kam wahrscheinlich das Fuhrwerk an dem besagten Tag. Helmut saß neben Herrn Gericke auf dem Bock. Wie hat ihn Konrad beneidet. Vor der Hofeinfahrt hielt Herr Gericke das Gefährt an, stieg ab und begab sich ins Haus. Derweil blieb Helmut auf dem Bock sitzen und hielt voller Stolz die Zügel in der Hand. Kurz danach erschien Herr Gericke mit einigen Papieren in der Hand wieder und schwang sich auf den Bock, übernahm die Zügel von Helmut und beide fuhren davon, um offensichtlich eine Fuhre Kohle an einen Kunden auszuliefern. Sehnsüchtig sah Konrad dem Gespann hinterher.

Die Speckbemme und Konrads Radtouren

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