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Die Party

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Nach fünf Meetings, der Präsentation ihres Konzeptes für das neue Mentoringprogramm* und einem Abendessen mit Sonja, die als Dankeschön für den kurzfristigen Gig zahlte, wurde es Samstag.

Der Samstag.

Lena hatte in der Nacht zuvor unruhig geschlafen. Der Tag verging langsam und dann wieder schnell. Schon war es vier Uhr am Nachmittag, in sechs Stunden würde der Hafenclub seine Pforten zur Kinky Kat öffnen. Es gab dort eine Garderobe und Möglichkeiten zum Umziehen. Lena hatte ihr Kleid in den schwarzen Shopper gesteckt, ihre schwarzen hochhackigen Lederstiefel dazu. Diese ließ die Doorbitch hoffentlich durchgehen. Lena fand die Stiefel, die sich eng um ihre Waden schmiegten und sie auf acht Zentimeter mehr Höhe brachten, sehr sexy. Dennoch hatte sie Sorge, an der Tür abgewiesen zu werden. Wenn sie sich überhaupt bis dahin trauen würde. Es war eine verrückte Idee.

Dann dachte sie an den Redner auf dem Firmenevent. Irgendetwas an seinem arrogant-souveränen Vortrag hatte sie gekickt. In ihren Augen war der Inhalt seiner Rede recht bescheiden, und dennoch war der Typ erfolgreich. Ein Grund war vielleicht, dass er es einfach tat, sich hinstellte und eine Rede hielt. Das konnte sie auch: erfolgreich machen, was sie wollte. Auf die Party gehen.

Endlich war es 21 Uhr. Sie ging in Jeans und Sneakers zur Straßenbahnhaltestelle. Kurz vor zehn bog sie um die Ecke zum Hafenclub. Dieser lag abgelegen hinter dem Hafen am Fluss. Sie war in ihrer Jugend einmal hier gewesen, zu einem Konzert von Herbert Grönemeyer, hatte den Club als sehr groß in Erinnerung. Aber das Konzert lag über zwanzig Jahre zurück, klare Bilder hatte sie nicht mehr im Kopf.

Lena war nicht allein unterwegs. Viele Menschen kamen mit Taschen vom gegenüberliegenden Parkplatz, Taxis fuhren an ihr vorbei. Sie beobachtete, wie sich Menschen begrüßten und zuwinkten, alte Bekannte. Das schüchterte sie wieder ein. Ein bisschen bekam sie Angst, jemand könnte vorwurfsvoll denken, was sie so alleine in dieser geselligen Stimmung wolle. Immerhin, und sonst wäre sie heute Abend wohl kaum hier, hatte sie gelernt, allein auf Technopartys zu gehen. Im Jahr 2001, selbst gut zehn Jahre älter als die Generation Techno, hatte sie während der Affäre mit der 12 Jahre jüngeren Anita diese Musik lieben gelernt und nächtelang mit ihr durchgetanzt. Danach kam Hans, der stand auf 80er und Ü40 Partys, sodass sie tatsächlich, wenn Hans am Wochenende mal wieder beruflich unterwegs war, allein in die Clubs ging, die sie durch Anita kennengelernt hatte. Allein zu tanzen ging dort sehr entspannt, und ins Gespräch mit Menschen kam man auch. Wenn man wollte. Lena mochte oft auch nur das beobachten, und das genoss sie jetzt auch wieder, trotz ihrer ängstlichen Aufregung.

Eine Dragqueenxii stöckelte kunstvoll auf Stiefeln an ihr vorbei. Lena wäre schon beim Stehen in diesen Dingern umgekippt. Aber auch die Dragqueen musste hinter der nächsten Ecke stoppen. Die noch rund 20 Meter bis zum Eingang bestanden aus einer Schlange. Lena unterdrückte den Impuls, sich umzudrehen und unauffällig wieder davonzugehen. Sie stellte sich hinten an, was ganz schnell nicht mehr hinten war, denn immer neue Menschen kamen und die Schlange bewegte sich langsam, aber beständig Richtung Eingang. Eine Clique junger Frauen und Männer, knapp über 20 Jahre alt, schätzte Lena, begrüßte vor ihr rufend und mit Umarmungen zwei neu dazu Gekommene. Hinter ihr unterhielten sich Leute darüber, ob die Kinky Kat oder die Kit Beats besser sei oder doch die Nachtblau. Während der Tross sich langsam nach vorne Richtung Eingang schob, Lena unauffällig hin und her schaute, was niemanden zu interessieren schien, ging es in Gesprächsfetzen, die sie aufschnappte, um Latexpflege oder um Pläne für den Besuch bei den Eltern am nächsten Tag. Sie sah Menschen, die wie sie Jeans und Alltagsklamotten trugen. Andere waren schon in Netzstrümpfe, High Heels oder Hosen aus Latex und Leder gekleidet. Der Eingang nahte. Lenas Herz klopfte und sie sagte sich: Das ziehst du durch. Wenn es schlimm wird gehst du wieder, niemand kennt dich hier. Wobei ihr nicht klar war, was »schlimm« bedeuten könnte. Sie zahlte ihren Eintritt, dann kam die letzte Hürde: Die Doorbitch.

Eine Frau im knappen Lackhöschen mit einem ebensolchen BH und roten Overkneeheels meinte: »Und was ziehst du heute Abend an?«

Lena zog ihre Tasche auf, obenauf lag ihr Lackkleid. »Und Lederstiefel«, sagte sie.

Die Doorbitch zog das Lackkleid mit einer Hand aus der Tasche, zeigte es dem Menschen neben ihr, der in einem weißen Glitzeranzug auf roten Pumps stand, mit Vollbart und langen Haaren à la Conchita Wurst. »Was meinst du?« Lena hielt den Atem an. Jetzt war sie bis hierhin gekommen, wurde sie jetzt nach Hause geschickt?

»Das sieht lecker aus«, meinte der bärtige Typ, und zu Lena: »Und du siehst darin sicher auch sehr lecker aus.«

Die Doorbitch lachte, steckte das Kleid wieder in die Tasche und winkte sie durch: »Viel Spaß.«

Lena war drin.

Zumindest befand sie sich jetzt in einer Art Vorhalle. Hier standen Bierbänke und Leute zogen sich um. Am Ende der Halle standen wieder Menschen in Schlangen – die Garderobe. Lena tat, was sie bei den anderen beobachtete, und zog sich um. Ihre Alltagsklamotten stopfte sie in die Tasche, zog sich mit ihrem Taschenspiegel noch einmal die Lippen tiefrot nach und ging zur Garderobe. Ab hier waren alle kinky gekleidet. Die Frauen waren meist eher knapp verhüllt, die einen oder anderen Brüste lagen frei. Lena war froh über ihre Kleiderwahl. Sexy, aber so, dass sie ihre leichten Rundungen um den Bauch entspannt zeigen konnte. Lena wusste, dass sie sich nicht verstecken musste, sie mochte ihr etwas kantiges Gesicht mit den hellen Sommersprossen, die gut zu ihrem dunkelblond rötlichen Haar passten. Das hinderte sie leider nicht daran, manchmal unwillkürlich über ihren Bauch zu streichen und die Luft anzuhalten, wenn sie sehr schlanke Frauen betrachtete. Diese schienen ihr dann – wie die Frau in weißen Lackstiefeln mit rotem Latexkleidchen und schwarzem Haar, die einen Mann in engen Lackshorts und freiem Oberkörper begrüßte – souverän und sicher, jederzeit mit sich und ihrem Körper zufrieden.

Lena schloss ihre Augen, atmete durch und sagte sich: Ich bin schön, ich bin hier, ich genieße, wie ich es mag. Sie öffnete ihre Augen und ging in den Tanzsaal.

Die Beats hatten schon von draußen gedröhnt, drinnen schwallte ihr der Techno in voller Lautstärke entgegen. Die Luft war von Bässen durchdrungen, das Licht gedimmt und vom Flackern bunter Lichtorgeln durchbrochen. Lena blieb stehen, nahm sich Zeit, aufzunehmen, was sie sah und was sie hörte. Der Saal füllte sich, die Tanzfläche war mit nur wenigen zuckenden Körpern besetzt, dennoch schien in Lena alles zu vibrieren. Sie saugte es mit allen Sinnen in sich auf: die Musik, die Lichter, die Frau, die im Käfig an der Tanzfläche tanzte, den Mann, der nichts trug außer Lederschuhe und einen neonblauen Cockringxiii und sich mit einer Frau unterhielt, die ein Ganzkörperlatexkostüm trug, dessen Kopfteil nur ihre untere Gesichtshälfte und die Augen frei ließ und sie mit den kleinen spitzen Ohren zur Katze machte.

Lena erkundete den Saal. Sie kam an einem Gynstuhlxiv vorbei, auf dem eine Frau lag, die von einem Mann, der einen Latexrock mit Schottenkaros trug, geleckt wurde. Ihre Beine lagen auf den ausladenden Haltern, einen Slip trug sie nicht, und der Mann kniete vor ihr, während er ihre Pussy mit seiner Zunge umspielte.

Lena ging weiter, eine Treppe hinauf in einen abgedunkelten abgetrennten Bereich, in welchem sich Nischen mit großen Liegeflächen befanden, abgedeckt mit schwarzem Gummi. In der hintersten Ecke fickte ein Mann einen anderen von hinten. Der Gefickte hatte den Schwanz eines weiteren Mannes im Mund. Der Rest der Flächen war leer, die Nacht war noch jung.

Lena stieg die Treppe wieder hinab. Die Tanzfläche war voller geworden, sie ließ sich vom Beat treiben, genoss den brummenden Sound der Bässe, das Johlen der Menge. Wenn eine Welle in der Musik brach, konzentrierte sich auf ihren Tanz, kam ins Schwitzen, beobachtete ihre Umgebung. Eine Frau tanzte sie an. Deren männlicher Begleiter schaute zu und tanzte weiter. Lena gefiel die kleine blonde Frau, die in ihrem roten Lackkorsett über einer kurzen Hose quirlig wirkte. Sie tanzten, berührten sich an Armen, im Gesicht und an den Brüsten. Blicke spielten miteinander. Lena fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, ihr Gegenüber lachte und tat es ihr gleich. Lena griff der Frau an den Hinterkopf und in ihr langes Haar, sanft, bestimmt. Während sie noch immer tanzten, kamen sich ihre Gesichter näher. Ihre Lippen berührten sich kurz, dann öffneten sie sich. Ihre Zungen umspielten einander. In einem langen Kuss schmiegte sich ein Körper an den anderen, während der Saal im Takt des Elektrobeats bebte.

Der Kuss schmeckte Lena, das Brodeln im Saal war wie ein Glas Wein dazu. Die Lippen der Frauen lösten sich voneinander, die schöne Unbekannte entfernte sich mit einem Zwinkern und wandte sich wieder ihrem Begleiter zu, der Lena kurz freundlich zunickte. Lena tanzte weiter, lachte, drehte sich hüpfend zum Beat im Kreis und schrie: »Yeah!«

Wo war sie hier? Wieso war sie nicht schon früher hierhergekommen? Sie tanzte, bis sie eine Pause brauchte. Durstig ging sie zur Theke und bestellte sich ein Wasser, betrachtete von dort den Saal, in dem nun mehr als tausend Menschen tanzten, flirteten und genossen.

Ein Mann führte eine Frau an der Leine vorbei, diese trug eine Corsage und auf dem Kopf eine Spange mit Häschenohren. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet. Lena beobachtete, wie der Mann die Frau hinter sich herzog und diese ihm willig folgte. Ihre Hände waren hinter dem Rücken zusammengebunden. Der Mann blieb stehen, drehte sich um und sagte kurz etwas. Die Frau kniete nieder und verharrte mit gesenktem Blick. Der Mann sagte wieder etwas und die Frau beugte sich nach vorne und leckte sein Bein von den Stiefeln über seine Lederhose bis in den Schritt. Als sie mit ihrer Zunge dort ankam, zog er an der Leine und sie stand wieder auf. Jetzt, da sie vor ihm stand, leckte er ihr quer über das Gesicht, sie verzog keine Miene. Er nahm eine geschlossene Augenmaske aus seiner Hosentasche und legte sie seiner Begleiterin an, ohne die Leine loszulassen. Nun nahm er sie eng am Arm und führte sie weiter. Mit Spannung hatte Lena die Szene beobachtet. Es war nicht viel passiert, keine Schläge, kein Sex, und doch erregte sie das Spiel der zwei. Sie merkte, dass sie ihren Atem angehalten hatte. Lena fragte sich, wie es wäre, jemanden so zu führen. Und wie es sich anfühlen würde, wenn sie so geführt würde, sich dem Gegenüber völlig auslieferte. Lena spürte, dass dies nicht die Rolle war, die sie suchte. Aber sie einmal zu erleben, das reizte sie. Sie schauderte bei dem Gedanken.

»Hallo, du hast ein wunderbares Lachen.«

Lena blickte in die Richtung, aus der die Worte kamen. Die Stimme gehörte einem großen Mann, zu dem sie leicht aufblicken musste. Dunkle, leicht graumelierte, kurze Haare, nach hinten frisiert mit einem Ansatz von Geheimratsecken. Seine sinnlichen Lippen entblößten weiße Zähne, als er sie mit einem Lächeln betrachtete, welches auch seine blaugrauen Augen erreichte. Gleichzeitig spürte sie ein kurzes Ziehen im Magen, ein Signal, ein inneres Unwohlsein.

Sie nahm es wahr und sagte: »Danke.«

Der Mann streckte ihr eine Hand hin. »Tom«.

»Lena«, erwiderte sie, wischte ihren inneren Alarm beiseite und ging in die Offensive. »Bist du öfter hier?«, fragte Lena ihn.

»Ja«, sagte Tom, »fast jedes Mal. Aber noch lieber mag ich die Kit Beats, ist kleiner. Strengerer Dresscode. Mehr Insider.«

Lena ließ das so stehen, obwohl sie nicht wusste, was er mit Insider meinte. Sie sicher nicht. »Ich bin das erste Mal hier«, nahm sie ihren Mut zusammen.

»Das muss gefeiert werden, darf ich dir einen Drink spendieren?«

Nach dem Ausschalten ihres inneren Alarms ließ Lena sich weiter durch diesen rauschhaften Abend treiben. Ihr Wasser war leer. »Danke und gerne. Einen Sekt auf Eis, bitte.«

Tom beugte sich zu ihr, sagte leiser: »Nicht davonlaufen.« Sie schüttelte ihren Kopf und er ging zur Theke, die nur wenige Meter entfernt war.

Lena schaute sich weiter um und sah vor sich einen Mann in schwarzen Lederchaps, die einen freien Blick auf seine Arschbacken gewährten. Über seinen Kopf trug er eine Ganzkopfmaske aus Stoff, und er wurde von einer kleinen Frau in einem schwarzen Kleid und blonden Zöpfen geführt. Überall unterhielten sich Menschen, lachten, begrüßten und küssten sich. Das alles sah aus wie eine normale Party. Bei diesem Gedanken musste Lena lachen, was war normal?

»Du lachst schon wieder so erfrischend.« Tom hielt ihr ihren Sekt auf Eis hin.

»Danke«.

Er prostete ihr mit seinem Drink zu, einem Longdrinkglas mit was auch immer darin. Lena genoss einen Schluck des kalten prickelnden Sekts. Ihr drehte sich der Kopf von den ganzen Eindrücken.

Toms Blick schweifte durch den Saal, dann beugte er sich vor und sagte ihr ins Ohr: »Ich will kurz Bekannte grüßen, ich bin gleich wieder bei dir.«

Seine Lippen umschlossen kurz den hinteren Teil ihrer Ohrmuschel, dann spürte sie seine Zähne, die zubissen. Es war ein angenehmer Schmerz, schmerzlich-süß sozusagen. Der Schmerz ließ erst nach, als Tom schon weg war. Ein weiteres inneres Alarmsignal schoss ihr in den Bauch. Aber diesmal hatte es geschnurrt und war bereit für den Rest der Party. Ihr Bauch wollte keinen Alarm hören.

Neben ihr blieb eine brünette Frau mit Bobschnitt stehen, der im Nacken hoch ausrasiert war. Von der Seite sah Lena volle geschwungene Lippen. Die hätte sie gerne geküsst. Da drehte die Frau sich zu ihr um und nickte freundlich. Prompt wurde Lena rot, nickte aber zurück. Die Frau lachte sie an und zog weiter.

Lena blickte Richtung Tom. Der stand bei zwei Frauen. Mit der einen, die eine Unterbrustcorsage und einen engen Minirock in Schwarz zu Netzstrümpfen und Plateau Stilettos trug, war er offensichtlich in einen Disput verstrickt. Sie war eine Schönheit mit Afrolockenkopf und dunkelbrauner Haut. Als er sie am Arm berührte, zog sie diesen in einer heftigen Bewegung weg, der Gestik nach zu urteilen, schien der Ton zwischen ihnen lauter zu werden. Schließlich zeigte Tom der Frau einen Vogel, baute sich vor ihr auf und deutete mit angewinkeltem Arm und erhobener Faust einen Schlag ins Gesicht an. Die Andeutung war so kurz wie der Biss in ihre Ohrmuschel. Die zweite Frau zog die Bedrohte weg und schimpfte offensichtlich auf Tom. Der hatte sich schon halb umgedreht und schaute zu Lena. Die hob unwillkürlich eine Hand und winkte ihm zu. Dabei sah sie, dass die Frau in Unterbrustcorsage zu ihr schaute, dann zu Tom und mit einem Kopfschütteln auflachte, bevor sie etwas zu ihrer Begleiterin sagte. Daraufhin schaute diese auch in Lenas Richtung und schüttelte ihren Kopf. Die beiden Frauen verschwanden Richtung Tanzfläche, und kurz darauf stand Tom wieder vor ihr. »Schöne Frau, brav, dass du nicht weggelaufen bist. Noch einen Drink?«

Lena wies auf ihr Glas, das noch halbvoll war.

»Komm«, sagte Tom und nahm ihre Hand, »lass uns in den Abend tauchen.«

Lena mochte es, wie seine Hand die ihre fest umschloss, und ließ sich mit einem Lachen führen. Tom war nicht der Typ Mann, den sie gerne geführt hätte. Er war dominant und selbstbewusst. Mit jeder Geste. Sie gingen an den Rand der Tanzfläche und Tom führte sie in die wogende Masse. Sie begann zu tanzen, gab sich der Musik hin. Tom schaute ihr zu, während er tanzte, kam ihr mit jedem Beat näher und schließlich ganz nah. Erst als sich ihre Gesichter fast berührten, umfasste er ihren Kopf mit einer Hand, zog sie zu sich und gab ihr einen Kuss, schob seine Zunge in ihren Mund und umspielte die ihre. Sie standen und wiegten sich, Hüfte an Hüfte, im heißen Rhythmus der Musik. Die schwoll an, und bei der nächsten Explosion gab Tom sie frei. Lena sprang zum Beat, höher und höher und schrie laut: »Yeah!«, bis sie Luft holen musste und langsamer weitertanzte. Schon war Tom wieder bei ihr, umfasste sie mit beiden Armen und wiegte sich mit ihr. Er küsste sie. Das war nicht, was Lena geplant hatte. Warum nicht?, dachte sie.

Tom beendete den Kuss, um ihr ein Kompliment zuzuflüstern: »Du hast hübsche Sommersprossen.« Er umschlang ihren Körper mit seinem linken Arm, der Zeigefinger seiner rechten Hand fuhr über ihre Lippen, bis hinunter zum Kinn, das sie unwillkürlich in die Höhe streckte, und schließlich unter das Kinn und an ihren Hals, sodass sie schlucken musste. Der Finger löste sich von ihrem Hals, sein linker Arm ließ sie los, ohne dass sich die Nähe zwischen ihnen auflöste, und Tom näherte sich dem Reißverschluss ihres Kleides. Langsam und ohne den Augenkontakt zu beenden, zog er ihn auf. Lena war wie elektrisiert und ließ Tom gewähren. Dieser stoppte erst, als der Zipper des Reißverschlusses sich auf Höhe ihres Bauchnabels befand. Sie standen nun still, mitten auf der Tanzfläche und inmitten brodelnder und zuckender Körper, die tanzten, flirteten, küssten, zu zweit, zu dritt, mit allen. Lena spürte sie alle, war Teil der Masse, und sie spürte, was Toms Finger mit ihr machte. Der fuhr langsam über ihre nackte Haut am Rande des geöffneten Reißverschlusses vom Bauchnabel hoch bis zu ihren Brüsten. Dort hielt er inne und umfasste mit seiner Hand eine Brust. Lena hielt den Atem an. Toms Hand verweilte nur kurz, dann schob er mit beiden Händen das Kleid zur Seite und holte ihre Brüste hervor. Sie schloss ihre Augen und legte ihren Kopf in den Nacken. Die Musik stampfte, das Licht flackerte durch ihre geschlossenen Lider. Hier war sie, mit bloßen Brüsten auf der Tanzfläche der Kinky Kat. Sie spürte, wie Tom ihre Brustwarzen fest zwischen Daumen und Zeigefinger packte und zudrückte. Fester und fester. Lena hielt wieder den Atem an, ihr ganzes Erleben konzentrierte sich auf ihre Brustwarzen. Der Schmerz wurde so heftig, dass sie glaubte, es nicht aushalten zu können. Sie wollte es aber aushalten. Sie presste ihre Lippen zusammen, wimmerte leise, spannte sich an. Das Wimmern konnte Tom wegen der Musik kaum hören, aber vielleicht konnte er ihre Anspannung wahrnehmen. Jedenfalls begann er, den Druck zu lockern und gab schließlich ihre Brustwarzen frei. Sein linker Arm umfasste ihren Körper und seine rechte Hand ihren Kopf. Er zog sie an sich, küsste sie. Dabei schob sich seine rechte Hand von ihrem Kopf langsam über ihren Rücken nach unten über ihren Po, in dessen eine Backe er einmal feste kniff, weiter über ihren Oberschenkel und unter ihren Rock. An der Innenseite ihres Oberschenkels hielt die Hand kurz inne, und Tom sah sie an, schüttelte langsam seinen Kopf und sagte an ihrem Ohr: »Böses Mädchen. Kein Slip. Das muss ich bestrafen.«

Allein diese Worte erregten Lena. Seine Hand fuhr nun langsam über ihre Klitoris, schlug diese leicht. Lena zuckte. Noch ein Schlag. Noch einer. Lena spürte, wie der leichte Schmerz ihre Erregung steigerte, ihre Klitoris fing an zu pochen, vor Lust.

Nicht aufhören, flehte sie innerlich. Es kam ein weiterer Schlag, sie stöhnte auf. Noch einer, noch einer. Dann, abrupt, hörten die Schläge auf. Aber die Hand blieb. Lena flehte innerlich: Mach weiter! Unwillkürlich hatte Lena ein Bein gehoben, um Toms Hand mehr Raum zwischen ihren Beinen zu eröffnen.

»Da ist jemand aber sehr geil«, sprach Tom in ihr Ohr. »Habe ich das erlaubt?«

Er hatte ihre Haare umfasst und zog ihren Kopf daran nach hinten, sodass sie sich wieder ansahen. Streng sah er sie an. Lena schüttelte ihren Kopf, so gut sein fester Griff dies zuließ. Seine Züge entspannten sich.

»Du kennst die Regeln noch nicht. Ich will es dabei belassen. Magst du spritzen?« Lena war froh, dass er es dabei belassen wollte und lächelte. Er ließ ihren Kopf los, umfasste sie eng und fuhr mit einigen Fingern an ihrer Pussy entlang.

»So feucht … geiles Luder«, flüsterte er in ihr Ohr.

Lena bebte innerlich, die Tanzfläche bebte, aber Tom war ganz ruhig. Sein Mittelfinger umspielte kurz ihre Vagina und drang ein. Tief, bis zum Anschlag. Dort hielt er kurz inne, dann stieß er schnell und heftig hin und her. Lena schrie auf, sie spürte wie sich ihre Vagina weitete und mehr wollte. Das bekam sie. Tom stieß immer schneller und heftiger, hielt sie dabei im Arm, sodass sie sich völlig den Bewegungen hingeben konnte.

Die Musik stampfte einem neuen Höhepunkt entgegen, Tom stieß und stieß und stieß, fast, aber nur fast, tat es weh. Lena ließ los, und es spritzte aus ihr heraus, an den Beinen entlang, und Tom stieß und stieß, und noch mehr Flüssigkeit kam aus ihr heraus. Es fühlte sich an wie eine wollüstige Sturzflut, Lena rief mit offenen Augen »Ja!«

Sie hatte schon viel gelesen zum Thema Squirtenxv und mit Anita erlebt, wie diese bei vaginaler Stimulation zum Squirten kam, aber sie hatte bis zu diesem Augenblick nicht die Idee gehabt, dass sie selbst diese Fähigkeit haben könnte. Und dass es sich so geil anfühlte. Tom ließ sie durch seine Stöße fließen und fließen und fließen. Als sie schon dachte, sie könne nicht mehr, stoppte er und zog seinen Finger langsam aus ihr heraus. Sie atmete tief durch.

Er fragte: »Hat das kleine Luder Spaß gehabt?« Sie nickte und sehnte sich nach einem Anlehnen an seine Schulter.

Er aber sah sie nur an und sagte: »Dann folge mir. Ich will dich ficken.«

Lena war gleichermaßen abgestoßen und fasziniert. Die Faszination bekam die Oberhand und sie nickte wieder. Ganz wohl war ihr dabei aber nicht. Tom machte, was er wollte, und sie machte mit wie ein unsicheres, wenn nicht sogar willenloses, junges Mädchen. Aber sie konnte nicht dagegen angehen, er hatte sie überrumpelt. Toms Hand umfasste ihre und er zog sie von der Tanzfläche die Treppe hoch in den Bereich mit den Liegeflächen. Anders als zu Beginn der Party schienen alle Flächen belegt, es roch nach Schweiß und nach Sperma. Männer fickten Frauen, Frauen bliesen Männern einen, Frauen leckten Frauen, Männer bliesen Männern einen, es war eng und voll. Lena war abgetörnt. Eher wegen der Enge auf den Matten als wegen der Zuschauer am Rand.

»Zu voll«, befand auch Tom. Lena war erleichtert.

Tom führte sie hinunter auf ein breites Podest neben der Tanzfläche. Dort wurde vereinzelt auch getanzt. An der Wand, auch der größte Saal hatte Enden, befand sich eine durchgängige Bank, auf der ein paar Menschen saßen. Manche knutschten. Eine Frau saß auf einem Mann und ritt ihn. Zur Tanzfläche hin gab es eine Balkonbrüstung, dort standen Menschen: wippend, zuschauend, in Lack, Leder, Latex, als Gothic geschminkt, manche – Männer wie Frauen – mit freiem Oberkörper. Die meisten waren schlank, manche füllig. Sie waren jung oder mittelalt, manche hatten schon graues Haar.

Tom führte sie an das Ende der Balkonbrüstung, dort, wo diese an die Wand grenzte. Eine Frau in einem Krankenschwesterkostüm aus Latex und ein Mann in Netzshirt über Lackshorts rückten enger zusammen, damit Lena und Tom Platz hatten.

Tom ließ ihre Hand los und sagte: »Stell dich an die Brüstung.«

Lena stand an der Brüstung und blickte auf die Tanzfläche. »Brav«, lobte er sie.

Er trat an ihre Seite und sagte: »Ich werde dich jetzt von hinten ficken. Sei still. Nicke nur, wenn du begriffen hast. Reden ist dir verboten.«

Sie sah in seine Augen, spürte in sich Verlangen. Und ihr Widerstreben. Was tat sie hier gerade? Sie dachte an ihre Freundin Sonja. Sich mal eben ficken lassen von einem fremden Mann, anständige Frauen, das hätte die Freundin gesagt, taten das nicht. Lena wollte nicht anständig sein, sie wollte ihre Grenzen austesten, etwas erleben. Tom legte einen Zeigefinger auf seine Lippen, während er sie anblickte. Schweigegebot. Seine kurz hochgezogenen Augenbrauen brachten sie zum Nicken.

Er blickte besänftigt, dann wieder streng. »Dreh dich um, halt dich am Geländer fest und strecke deinen Arsch raus.«

Lena gehorchte. Ein Teil in ihr genoss dieses Spiel, ein anderer rebellierte nach wie vor. Sie drehte sich um, griff mit ihren Händen an das Geländer und beugte sich vor, sodass sie mit ihrem Rücken und dem ausgestreckten Hintern im rechten Winkel stand. Doggystyle. Lena schaute auf die Tanzfläche, von der sie nur einen kleinen Ausschnitt sah. Der Saal kochte. Tom knetete ihre Pobacken mit seinen Händen und zog sie auseinander. Dann drückte er sie mit einer Hand auf ihrem Rücken bestimmend nach unten. Als er sie kurz losließ, schaute sie nach hinten, sah, wie er sich ein Kondom überstreifte. Er brachte seinen Schwanz ins Spiel, der hart und prall, von seiner Hand geführt den Weg in ihre Pussy suchte. Diese war offen und feucht, und er fand den Eingang sofort, stieß hinein. Er packte sie mit seinen Händen an den Hüften und zwang sie in seinen Rhythmus. Der war schnell und tief. Lena spürte die Stöße in ihrer Vagina und ahnte, was passieren würde. Tom stieß sich schnell zum Höhepunkt, spritzte und ließ locker. Er brauchte ein paar Sekunden, dann zog er seinen Schwanz aus Lena und ging einen Schritt zurück. Lena blieb stehen. Wie sie Tom bisher erlebt hatte, vermutete sie, dass er das von ihr erwartete.

Tom unterhielt sich mit jemandem. Lena konnte nur Wortfetzen verstehen. »Wieder ein Opfer gefunden?«, fragte eine Frauenstimme. Tom sagte so etwas wie: »Was geht das dich an?« Lena war sich nicht sicher. Sie hatte die Worte während einer kurzen leiseren Stelle der Musik aufschnappen können. Jetzt setzte wieder der volle Beat ein. Die Krankenschwester und ihr Begleiter waren irgendwann während Toms Fick verschwunden.

Neben ihr stand nun eine Frau über die Brüstung gelehnt. Braune Haare, Bobschnitt. Es war die Frau von der Theke, die Lippen, die sie hatte küssen wollen. Die Frau schaute ihr in die Augen, hielt den Blick. Lena auch. Diese vollen leuchtend roten Lippen kamen näher, drückten sich auf ihre, eine Zunge öffnete ihren nur zu bereitwilligen Mund. Lang und tief war der Kuss, bis sich die fremden Lippen wieder von ihrem Mund lösten, sich ihrem Ohr näherten und sagten: »Nicht, dass du jetzt Ärger mit deinem Domxvi bekommst, du böses Mädchen.« Die Frau schaute ihr ins Gesicht und zwinkerte ihr grinsend zu.

Dann sagte sie: »Ich bin Mamillenpracht.«

Was sollte das sein? Ein Name? Lena runzelte ihre Stirn, offensichtlich stand ihr das Fragezeichen im Gesicht geschrieben, denn die Frau ergänzte: »Im Freudenportal.«

Freudenportal? Diesmal ließ ihre schöne Küsserin sie mit dem Fragezeichen stehen, lachte ihr noch einmal zu, drehte sich um und ging von dannen. Nur wenige Sekunden später trat Tom von hinten an sie heran, umfasste ihre Taille und richtete sie auf. Er hielt sie von hinten und küsste ihren Nacken. Dieser kurze, fast zärtliche Moment passte nicht zu dem Tom, den sie bisher erlebt hatte. Sie fragte sich erneut, weshalb sie sich von diesem Mann auf eine zugleich erregende und abstoßende Art angezogen fühlte. Die Party, der Kuss der fremden Frau, all das war betörend großartig, mit Tom aber schien sie direkt in ihr ganz persönliches Fifty Shades of Greyxvii geschlittert zu sein.

»Gib mir deine Telefonnummer!« Darin war nicht der Hauch einer Frage enthalten.

Lena fing an: »0173«, doch Tom unterbrach sie: »Komm mit!«

An der Theke ließ er sich einen Stift und einen Bierdeckel geben, Lena schrieb ihre Nummer auf. Tom steckte den Deckel hinten in seine Hose. Dann ließ er sich von ihr erzählen, wie sie auf die Kinky Kat gestoßen war.

Bei der Andeutung, dass sie dominante Fantasien habe, unterbrach er sie: »Du? Das sind aber lustige Gedanken für so ein braves böses Mädchen.«

Lena war es für heute genug, als Mädchen, egal ob brav oder böse, bezeichnet zu werden und entschloss sich, zu gehen. Es war spät, vermutlich inzwischen eher früh, und sie hatte viele Erlebnisse zu verdauen.

»Ich bin müde, es war ein toller Abend, aber ich muss schlafen.«

»Na, ob ich dich einfach so gehen lasse?« Vielleicht hatte Tom erkannt, dass sie für heute nicht mehr zur Subxviii taugte. Er ließ sie trotz seines Einwands mit einem Kuss gehen.

Lena aber dachte an Mamillenpracht und ihre Prachtlippen, Küssen konnte sie eindeutig besser als Tom, der ein bisschen grob mit seiner Zunge in ihrem Mund herumgefuhrwerkt hatte. Lena merkte beim Umziehen, wie müde sie war. Es war drei Uhr morgens. So lange hatte sie schon ewig nicht mehr getanzt. Und der Saal war immer noch fast voll, als sie ihn verließ. Tom hatte erzählt, dass der harte Kern der Feiernden um sieben Uhr morgens noch weiterzog. Auch er hatte vom Freudenportal gesprochen. Als sie erklärte, das nicht zu kennen, hatte er ihr befohlen es zu googeln und sich dort anzumelden, und zwar unter dem Nicknamen »KinkyKatO«. Mehr wollte er nicht sagen, nur, dass er sie finden würde. Immerhin verstand sie nun, was es mit Mamillenpracht auf sich hatte.

Lena stieg müde in ein Taxi und fiel bald darauf in ihr Bett. Noch im Einschlafen spürte sie das Wummen des Technobeat in ihrem ganzen Körper.

Dominante Leidenschaft

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