Читать книгу Ist Selbstheilung erlernbar??? - Laly Dechant - Страница 10
Оглавление8.Das Selbstheilungsseminar in Thailand
Nun war der Tag des Fluges nach Chiang Mai, Thailand gekommen. Die letzte Chemotherapie, die letzte krankengymnastische Therapie, die letzte Akupunkturanwendung mit Dr. Li und die letzten „Gehübungen“ im Pool vom Hotel Marysol hatte ich hinter mich gebracht. Ich war aufgeregt, angespannt und hatte auch ein wenig das Gefühl von Angst. Schließlich hatte ich meine private Krankenversicherung gekündigt um den Monatsbeitrag von mittlerweile € 750, für die bevorstehende Thailandreise nutze zu können. Der Monatsbeitrag ergab sich nach der letzten Erhöhung und machte zwischenzeitlich den größten Teil meiner Rente aus. Dem gegenüber waren offene Forderungen an meine KV von mehr als € 2000. Während die Leistungender KK ständig gekürzt wurden und die Regierung sieht tatenlos zu.
Ich hatte die wenigen Sachen, die ich während des Seminars brauchte, in einen kleinen Rollkoffer gepackt. Falls meine Kleidung nicht ausreicht, konnte ich sicherlich den Waschdienst vom Hotel für wenig Geld in Anspruch nehmen. Nur mit dem Einschlafen hatte ich Probleme. Nach langem Hin- und Herdwelen im Bett, schlief ich doch noch ein. Um nur kurze Zeit später durch das Leuten meiner Türglocke geweckt zu werden. Was für ein Unmensch war das, der meine so wichtige Nachtruhe stört? Ich schaute auf meinen Wecker und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass ich verschlafen hatte. Es war der Taxifahrer. Mein Reisebüro hatte mir ein billigeres Taxi besorgt, das mich zum Flughafen im Norden Teneriffas bringen sollte.
„Zufällig“ war der Taxifahrer ein junger, beweglicher Mann, der scheinbar solche Situationen gewohnt war. Um jedoch ins „La Sirena“ (Name des Apartmentgebäudes in dem ich wohnte) zu gelangen, musste der arme Bursche die recht hohe Umzäunung überwinden. Angesichts der Fahrt nach Santa Cruz, die auf jeden Fall finanziell nicht alltäglich war, spielte er gern meinen „Wecker“. Meine allmorgendliche Toilette musste gezwungener Massen ausfallen, genau wie mein Frühstück. Es war bitter kalt an diesem Morgen, so fand ich. Nun, Santa Cruz ist viel höher gelegen als Los Cristianos und so ist der Temperaturunterschied nur natürlich. Besonders im Januar. Ein nicht so guter Start. Und dann erst der Flug.
Es ging von Santa Cruz nach Zürich von Zürich nach Dubai von Dubai nach Bangkok und letztlich nah Chiang Mai. Reine Flugzeit 21 Stunden. Eine gefühlte Ewigkeit und mit Wartezeiten auf den verschiedenen Flughäfen dann doch n u r 30 Stunden. Ich wurde zwar wie vereinbart am Flughafen in Chiang Mai schon von unserem Fahrer Supott erwartet, musste aber trotzdem noch einige Zeit warten. Auf Klaus-Dieter und Ulrike, andere Seminarteilnehmer, die noch später landeten. Gemeinsam fuhren wir spät in der Nacht in das „Bell Villa Resort“, in dem alle Teilnehmer die kommende Woche wohnen sollten.
Das Bell Villa Resort, eine bewachte Bungalowsiedlung mit Tennisplatz, einem kleineren bed & breakfast und einem 4-Sternehotel.
Noch am gleichen Abend/Nacht traf ich Carola wieder. Sie begrüßte mich herzlich und stellte mir Hugo, meinen Mitbewohner und späteren guten Freund aus der Schweiz vor. Nach einem kurzen, sehr freundlichen Kennenlernen , konnten wir endlich meinen kleinen Rollkoffer auspacken und schlafen gehen. Wir bewohnten zu zweit einen rustikalen aber recht komfortablen Bungalow mit zwei Bädern, zwei Schafzimmern und einem großen Wohnzimmer, einer Küchenzeile und einem überdachten Freisitz. Die Badezimmer mit Toilette waren zwar sehr rustikal aber vollkommen ausreichend. Ich benötigte einen kleinen Plastikstuhl, um beim Duschen sitzen zu können. Der wurde mir auch umgehend besorgt.
Die Badezimmer lagen eine Stufe tiefer als die restlichen Räumlichkeiten des Bungalows.
Da ich mein Gleichgewicht durch Anlehnen am Türrahmen und der Tür halten konnte, war auch das kein wirkliches Hindernis. Ich fühlte mich sehr schnell heimisch. Ein riesiges Doppelbett rundete das Ganze zu einem komfortablen und wohnlichen Eigenheim mitten imthailändischen Dschungel ab. Hugo war ein sehr angenehmer, humorvoller Mensch. Er wohnte und arbeitete in der Schweiz, war aber gebürtiger Deutscher. So war ich nicht alleine und konnte bei Bedarf auf Hilfe und Unterstützung rechnen. Carola hatte mir darüber hinaus einen jungen Thailänder zur Seite gestellt, der mir als Pfleger für die Bewältigung aller praktischen Probleme.
Wir bewohnten zu zweit einen rustikalen aber recht komfortablen Bungalow mit zwei Bädern, zwei Schafzimmern und einem großen Wohnzimmer, einer Küchenzeile und einem überdachten Freisitz.
Ich war eben als Rollstuhl-Abhängiger marginal eingeschränkt. Wir befanden uns mitten im thailändischen Dschungel, circa 45 Minuten außerhalb von Chiang Mai. Im Belle-Villa-Resort lebte eine Elefantenherde von circa 34 Tieren, die aus ganz Thailand, aus den unterschiedlichsten Lebenssituationen wie Arbeits-, Zirkus-Elefanten usw. von einem Australier gesammelt und inzwischen Touristen mit Ausritten durch den Dschungel ihre Dienste leisten. Es war augenscheinlich eine wunderbare Symbiose. Die Elefanten ernährten ein ganzes Dorf. Das angebaute Futter und die Pflege für die Tiere ernährte alle Einwohner.
Im Belle-Villa-Resort lebte eine Elefantenherde von circa 34 Tieren
Carola schaffte zusätzliche Arbeitsplätze durch die Seminare, unter Anderem mit den Massagen usw. als auch die auf der „Weide“ lebenden Elefanten näher zu erkunden. Wo hat man schon die Gelegenheit Elefanten direkt vor der Haustür seines Bungalows weiden zu sehen? Das Brüllen der Elefantenbullen, so erklärte man uns später, war auf den trächtigen Zustand zweier Elefantenkühe zu begründen. Da Elefanten in einer Herde eine sehr enge Familienbindung haben, reagieren alle Tiere auf die geringste vermeintliche Bedrohung.
Da ich einen Tag vor Seminarbeginn angereist war, war ich sehr neugierig sowohl das „Bell Villa Resort“ zu erkunden.
Der Erkundungsgang war sehr kurz gehalten. Hugo, der mich und meinen Rollstuhl durch das für Rollstuhlfahrer ziemlich unwegsame Gelände manövrierte, mussten die Beschwerlichkeit dieser „Erkundungsfahrt“, schnell wieder aufgeben. Statt dessen lud die Hotel-Anlage uns zu einem Badegang ein, den ich nur wenige Minuten später mehr als bedauerten wahrgenommen zu haben. Das Wasser hatte eine Temperatur von nur + 16/17°C und war für meine Muskelverkrampfung die beste Voraussetzung sofort zu reagieren. Hubert und ich ließen es bei einem ersten Sonnenbad unter dem Schatten eines Sonnenschirms bewenden.Und das Hotel, ein Viersternehotel mitten im Dschungel. Mit Pool, einem wunderbar angelegten Außenbereich mit Sauna und Ruhezone.
Erster Tag nach Ankunft im Belle-Villa-Resort, Chiang Mai.
So beendeten wir den ersten Tag mit einem Abendessen außerhalb des Belle-Villa-Resort. Wir wurden vom Seminar-Bus etwa 10 bis 15 Minuten auf der Dschungellandstraße in ein typisch thailändisches Speiselokal gebracht, fernab der gewöhnlichen Touristenhochburgen wie sie in Bangkok zu finden sind. Wie zu erwarten, war ich auf Hilfe angewiesen, um zum Essen zu gelangen. Das Restaurant war nur über eine sehr steile, in einen Hügel eingebaute Treppe zu erreichen. Nichtsdestotrotz war das die erste von vielen folgenden Aufgaben, die es zu bewältigen gab für mich. Natürlich mit Unterstützung von Supott, unserem Fahrer und Hugo erklomm ich die Treppe zu Fuß ohne Rollstuhl. (Der wurde von anderen Seminarteilnehmern nach oben befördert).
Oben im Lokal angekommen, trafen sich alle Seminarteilnehmer zu einem gemeinsamen Essen zum Kennenlernen. Hugo und ich saßen gemeinsam mit einem weiblichen 3-Generationen-Gespann von Großmutter, Mutter und Enkeltochter an einem Tisch. Wir waren alle sofort einer Wellenlänge, verstanden uns auf Anhieb und hatten viel Spaß. Die Seminarteilnehmer kamen aus ganz Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz. Es war vom praktizierenden Allgemeinarzt über Heilpraktiker bis hin zum Handwerksmeister des Schreiners alles vertreten.
Jeder hatte andere Motive an diesem Seminar teilzunehmen. Und alle waren neugierig die Motive der anderen Teilnehmer zu erfahren. Schon der erste Abend war nicht nur sehr interessant und abwechslungsreich, sondern auch kulinarisch für mich total neu und sehr lecker. Von unserem Dreier-Gespann die Großmutter ist Ergotherapeutin und Dani ist selbstständige Ayurveda-Therapeutin mit eigener Praxis und der süßen Ela, ihrer Tochter, die aus Neugier an diesem Seminar teilnahm, werden wir im Seminarverlauf noch hören.
Der Ort des Geschehens
Gleich nach dem Frühstück am nächsten Morgen, ich in unserem Bungalow und Hugo im Hotel, da der Weg ins Hotel war für Rollstuhlfahrer ungeeignet, weil mit Kopfsteinpflaster und am Ende einen ziemlich steilen Hügel gelegen, bestiegen wir wieder den Seminar-Bus. Um zu unserer Seminarstätte zu gelangen, waren wir wieder auf den Seminar-Bus sowie unseren Fahrer „Supott“ angewiesen. Nach einer 15-Minütigen Fahrt auf Thailands Dschungel-Landstraßen kamen wir auf dem Seminargelände im Dschungel an. Der Bus hielt auf einem kleinen, unbefestigten Parkplatz vor einem flachen bungalowartigen Pavillon, an dem zwei Damentoiletten angebaut waren.
Vom Parkplatz gelang man auf dem Pavillon angegliederten und überdachten Betonweg von circa 100120 m in den Seminarraum. Ich erwähne dieses Detail, weil es noch sehr wichtig wird im Laufe der nächsten Tage. Das gesamte Gelände erstreckte sich auf circa 3000 bis 6000 Quadratmeter. Mehrere kleinere offene Holzhütten verteilt auf einen mit Rasen begrüntem Grundstück, ein kleiner bewaldeter Bereich begrenzte das Grundstück. Das sollte für die nächste Woche unser zu Hause sein. Jedenfalls tagsüber.
Auch dieses Gelände war nicht unbedingt Rollstuhl geeignet.
Auch dieses Gelände war nicht unbedingt Rollstuhl geeignet. Bis auf den Weg rund um den Pavillon, die angrenzende Pausenzone und die beiden angebauten Damentoiletten, war ich in meiner Bewegungsfreiheit auf fremde Hilfe angewiesen. Aber Carola wäre nicht Carola, wenn sie nicht auch dieses Problemchen für mich gelöst hätte. Die Lösung hieß „Ott“ und war mir so lange ich ihn brauchte mein persönlicher Betreuer zur Seite gestellt. Der mir über den ganzen Tag zur Verfügung stand. Angefangen von den Toilettengängen, die ich nicht ohne Hilfe bewältigen konnte, über den Gang zum gemeinsamen Mittagessen, zu Massagen oder „Lenkungsübungen“ bis hin zu den Kaffee-Pausen.
Ott stand mir ständig beiseite. Er war ein junger Thai, zwar ohne Englischkenntnisse aber dafür kräftig und immer gut drauf und mit einem besonders trockenen Humor. Den er durch seine Gestik und lustige Mimik verstand zum Ausdruck zu bringen. Ich bedanke mich noch mal dafür Carola. Das Seminar-Gelände war einfach nur wunderbar für seine Zwecke. Der Bereich am einen Ende des Geländes mit einem Gebäude zum Aufbereiten der Speisen fürs Mittagessen und den dazugehörenden Tischen und Sitzgelegenheiten. Sonnengeschützt durch ein leicht bewaldetes Fleckchen Erde. Und die kleinen, offenen Holzhütten für die meisten Formen der entspannenden Massagen. Und das unter fast freiem Himmel.
Carola hatte ein sehr gut eingespieltes Team. Einige Thai-Mädels waren zuständig für das Zusammenstellen der täglichen Pausen-Getränke, das Sammeln besonderer Kräuter für die Kräutersäfte, überhaupt aller Servicedienste von den Pause-Getränken über die Speisen kurzum, alles, was so Rund um das Seminar an Serviceaufgaben anfallen kann. Die andere Gruppe war zwar eine freie, aber mit sehr eng an die Seminare angebundene Mädels, zuständig für die Massagen. Wiederzwei andere Mädelsfür alle administrativen Aufgaben behilflich waren.
Also man war rundherum gut versorgt. Ich wusste nach dem Kennenlernen all dieser großen und aller kleineren gut organisierten Abläufe, dass diese eine meiner besten Investitionen ist, zumindest was einen „Wellnessurlaub“ betrifft. Ich wusste am Anfang nicht, worauf ich mich einlasse, ob ich dem allem gewachsen bin, auf was für Menschen ich treffe oder ob ich überhaupt zu den versprochenen Dingen abgeholt werde. Und egal was mir in den kommenden Tagen geboten würde, es war bereits der Erfolg und das auf ganzer Linie.