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7.Auswandern nach Teneriffa

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Endlich wieder in Freiheit. Befreiung von meiner Entmündigung. Keine Bevormundung mehr, weder bei den Ruhezeiten (wann ins Bett und wann wecken, wann Morgentoilette und der gleiche Part am Abend). Essen und trinken wonach mir Lust und Laune ist und nicht nur wählen zwischen Vorgegebenem. Gemüse und Obst so viel ich wollte und vertrug. Trinken, wonach mir gerade ist und nicht zwischen einer stark eingeschränkten Auswahl von willkürlich zusammengestelltem „Gesundem“. Die Freiheit Land und Leute einer mir neuen Kultur zu erkunden. Wieder eigenverantwortlich meiner sehr „Überschaubaren“ Frührente zu sein, war nicht besonders leicht, aber keiner konnte mir bei diesem „Management“ Vorschriften machen.

Meiner vorherigen 100 € Einschränkung stand nun die „unbegrenzte“ Völlerei meiner gesamten Frührente gegenüber. Ein sehr befreiendes, schlecht zu beschreibendes und am Ende doch sehr beängstigendes Gefühl. Ein Rückblick auf die vergangenen Jahre war schon sehr bedrückend. Von mehr als 150% vollem Leben, was Beruf/Finanzen, Familie/Freunde, Wohlstand und Lebensqualität angeht, innerhalbeines relativ kurzen Zeitraumes auf 0%von Allem.

Ich hate in einem Zeitraum von nur ein paar Jahren alles verspielt. Begonnen bei der Familie und meinen drei Söhnen, meinem Beruf, meinem Haus, meinen Autos, meiner Eigentumswohnung und damit meiner Altersvorsorge bis hin zu meiner Gesundheit. Und wer hatte daran Schuld? Ich und meine Gier nach mehr, mehr und noch mehr MEHR. Ständig unter Strom und mit mehr als 150% bei der Arbeit und dem Streben nach Erfolg. Ohne an die Familie, das Leben oder die eigene Gesundheit zu denken. Da war ein zwangsläufiges Ende nur eine Frage der Zeit über das Wann und das Wie. Aber ganz sicher war, dass es kommen musste. Nur das Erwachen aus diesem „Traum vom Erfolg und ewigem Wohlstand“ kann verdammt hart sein. Oder einfach ausgedrückt ich war ein in jeder Hinsicht, Entschuldigung, ein „Arsch“.

Doch nun zählte das Wieder-zurück-ins Leben-kommen. Und was hilft dabei am besten? Ruhe, Besonnenheit und mit sich und seiner neuen Situation zurecht kommen. Neue Situationen verlangen, neue Aufgaben zu lösen. Denn unser ganzes Leben besteht darin, Aufgaben, die uns gestellt werden, zu lösen oder Lösungen zu schaffen. Was gibt dabei ungeahnte zusätzliche Energie? Die Liebe. Die Liebe zu allem, was einem schön und wichtig ist. Ich befand mich auf einer wunderschönen Insel, bei sehr schönem Wetter, Sonnenschein das ganze Jahr. Von Menschen umgeben, die überwiegend freundlich und froh gestimmt sind. Weil es entweder zu ihrer Mentalität oder zu ihrer Urlaubsstimmung gehört.

Zu dem kommt der klimatische Einfluss, alle Meeres-Salze und Mineralien, die ein Inselleben so gesundheitlich positiv beeinflussen. Und nicht zuletzt hatte ich eine nette Chinesin im Internet, mit der ich beinahe täglich „skypte“. Für mich wurde mein kleiner Mac und das Internet schnell die einzige Verbindung zur „Außenwelt“ und zu den letzten verbliebenen Kontakten nach Deutschland. (MeineMutter war verstorben, mein Vater lebte bei Kassel im Altersheim, da pflegebedürftig). Lilly, so nannte sich die kleine Chinesin und ich, wir unterhielten uns in Englisch. Eine Sprache, die sie nicht unbedingt leidenschaftlich nutzte. Die längeren Gesprächspausen entstanden immer dann, wenn sie das Google-Übersetzungsprogramm für die Ausführungen unserer Unterhaltung nutzen musste (diese Tatsache erfuhr ich aber erst viel später).

Wir „skypten“ fast täglich. Dabei war der Zeitunterschied nicht immer leicht zu berücksichtigen. Sie war erfolgreiche Betreiberin eines chinesischen Straßenrestaurants und hatte fünf Mitarbeiter zu managen. Und nicht alle Chinesen sind einfach im“Handling“. Sehr oft musste sie für eine ihrer Mitarbeiterinnen einspringen, sodass unsere Skype-Verabredung ins Wasser viel und ich nicht wusste, warum das so war. Nach ungefähr drei Jahren täglichem „skypen“ erklärte sie mir, dass sie wohl nie China verlassen könne, da ihr Vater einen Herzinfarkt hatte. Sie müsse das Restaurantaufgeben, um ihren Vater zu pflegen. Dafür muss man den Familienzusammenhalt der Chinesen erst verstehen. Ich stimmte also ungern ihrer Handlungsweise zu. Es tat mir zwar unendlich weh, doch ich musste dafür Verständnis aufbringen.

So entstand ein sehr großes „Skype-Loch“. Doch ich nutzte das Internet um mit Deutschland und meinen wenigen Freunden, die mir geblieben waren, in Kontakt zu bleiben. So verging circa ein halbes Jahr. Dann erhielt ich von Lilly unerwartet eine E-Mail. Sie teilte mir mit, dass ihre Eltern ihre Traurigkeit nicht länger ertragen könnten und dass sie den „skype Kontakt“ mit mir wieder aufnehmen wolle. Ihre Eltern hätten auch nichts dagegen einzuwenden wenn sich aus der ganzen Sache mehr werden würde. Das LEBEN hatte uns wieder, hurra, hurra, hurra!!

So vergingen vier ganze Jahre. Bekannte und Freunde, von denen ich zwischenzeitlich einige gewonnen hatte, glaubten nicht, dass sich eine solche „Internet-Beziehung“ auf diese Entfernung lange halten könnte. Ich hatte auch das Gefühl, von einigen belächelt zu werden.


Ich erzählte Lilly vom Thailandprojekt und dass ich bei erfolgreichem Verlauf nach China kommen könnte. Sie fand die Idee ganz toll und war sofort davon begeistert. Ich wies sie zum wiederholten Male auf meine gesundheitlichen Defizite hin. Doch das war für sie keinThema, das es wert sei, kostbare Zeit drüber zu verschwenden. Eine Einstellung, die für mich gewöhnungsbedürftig war. Von meiner letzten Ehefrau, um „sich selbst zu finden“, verlassen worden und letztlich selbst eine Scheidung vorgezogen. Für eine neue Beziehung zwar offen doch wegen meiner gesundheitlichen Defizite nur auf Ablehnung gestoßen, erfolglos. Und nun auf ein zauberhaftes Wesen getroffen, dem alles Gerede über meine Defizite Zeitverschwendung ist. Das war für mich eine total ungewohnte Situation. Die meisten meiner „Freunde“ und Bekannten, die von Lilly und meinem Liebesglück erfuhren, waren misstrauisch ihrer Person und ihrer Einstellung gegenüber.

Warnungen wie: Sei nur vorsichtig, wer weiß schon, was sie will? Vielleicht nur dein (nicht vorhandenes) Geld oder sie suche nur eine Möglichkeit, um aus China zu kommen oder, oder, oder. Außerdem sei es generell gefährlich, sich auf eine Internet-Beziehung einzulassen. Selbst mein zu dieser Zeit bester Freund Tony, ein Engländer, der auf der gleichen Etage des La Sirena wohnte. Er war mir seit Anbeginn meiner Auswanderung bei allen erforderlichen und nicht erforderlichen Situationen behilflich. Selbst er erhob seinen Zeigefinger und war der Auffassung ich solle mein Gehirn und nicht meinen Genitalbereich zum Denken benutzen. Wobei ich dazu sagen muss, Tonywar in dieser Zeit mein einzig wahrer und ehrlicher Freund, der es wirklich nur Gut mit mir meinte und sich wirklich sorgte.

Er war mir wiederholt bei der Handhabung meines Gasherds behilflich. Das LaSirenaist in den 60er Jahren erbaut und auf diesem Stand der Technik geblieben. Ohne auch nur der geringsten Renovierungen oder Modernisierungen. Genau so anfällig im täglichen Gebrauch. Tony war mir bei den Renovierungsarbeiten behilflich und hat sie auch teilweise selbst durchgeführt. Er hat mir den Austausch der Küchenzeile vom Einkauf bis zur Installation durchgeführt. Wir haben gemeinsam die notwendigsten Möbelf ürs Wohnzimmer eingekauft. Die 60iger Jahre Möblierung hatte ich dem Vermieter zur Verfügung gestellt.

Badewanne aus Bad raus und ebenerdige Dusche eingebaut und vieles mehr. (Ich muss dazu sagen, dass der Vermieter, einen Großteil der Arbeiten mitfinanzierte). Kurzum, der Mann für alles, was erforderlich, aber für mich persönlich nicht zu bewältigen war. So verging mein routinemäßiger Tagesablauf mit: 45 Minuten krankengymnastischer Übungen bestehend aus einer selbst zusammengestellten Choreografie aus der Feldenkrais-Methode, dem Thai Chi und dem Chi Gong übernommenen ist, „Gehübungen“ im beheizten Pool vom Marysol und anschließendem Barraquito schlemmen im „Café & Pan“ am Hafen von LosCristianos.

Dieser Ablauf wurde 2 x in der Woche durch Krankengymnastik im Teralava-Therapiebereich vom Marysol ergänzt. Meine Monatliche „Chemotherapie“ bekam ich auch dort, da nur Ärzten das Medikament ausgehändigt wurde. Und im Teralava war ein deutscher Arzt ansässig, der die Freundlichkeit (er machte natürlich seine notwendige Abrechnung) besaß und meine therapeutische Vergiftung fortsetzte. (Die Behandlung, nämlich die Injizierung der Flüssigkeit wurde stets von der Krankenschwester durchgeführt, während der Arzt nur kassierte). Melanie, eine junge Therapeutin aus Österreich, die mich im Teralava behandelte, erzählte mir von Dr. Li, der sie hin und wieder mit Akupunktur gegen ihre Bandscheiben Schmerzen behandelte. Sie würde ihn auf die Akupunktur-Erfolge für MS-Patienten ansprechen, wenn ich wolle.

Seine positive Antwort, ließ mich meine KK auf Erstattungen der Behandlungskosten erfragen. Auch meine KK antwortete positiv. Und so begann ich mit einer Akupunktur-Behandlung. Zunächst begann ich mit einer Sitzung von einer Stunde pro Woche. Laut Dr. Li wären mindestens 2 Sitzungen erforderlich. Also erhöhte ich auf 2 Sitzungen. Sie waren nach einigen Wochen auch erfolgreich, was die Trigeminus-Neuralgie in meiner linken Gesichtshälfte anging. Doch auch eine zusätzliche Erhöhung auf drei Sitzungen pro Woche half gegen die übrigen MS-Symptome nicht wirklich. Aber es war natürlich eine riesige Erleichterung die nicht kontrollierbaren Trigeminus-Schmerzattacken zu reduzieren.

So war mittlerweile mein Tagesablauf vollbestückt mit „Gesundheits-Arbeit“, was zeitweise sehr ermüdend und frustrierend war. Ermüdend, da zu viele Aktivitäten und frustrierend da kaum Verbesserungen zu spüren waren. Aber das Thailandprojekt im Hinterkopf als neuen Motivationsfaktor, als eine neue Erwartungshaltung, war natürlich eine Geschichte, die nach all den negativen Erfahrungen, selbstverständlich auch nach hinten losgehen könnte. Und auch hier ließ mich meine Einstellung „Zufällen“ gegenüber, guter Hoffnung sein. Je mehr ich daran glaubte, darüber und über meinen möglichen Trip nach China mit Leuten redete, die mir nahestanden, desto kritischer wurden die Einwände, eingehender die „guten Ratschläge und Empfehlungen“. Aber komischerweise um so intensiver wuchs der Wunsch auf den Erfolg meiner Handlungen des Thailandprojekts.

Wie so oft in meinem Leben ersetzte die Intuition meinen Verstand. Ich hatte das Flugticket gebucht und bezahlt aber für das Seminar fehlten mir noch einige Hundert €. Und an dieser Stelle gebe ich zu, war meine Intuition stärker als mein Verstand. Ich hatte in dem letzten halben Jahr immer wieder Auseinandersetzungen mit meiner privaten KK. Anwendungen, die ich bereits bezahlt hatte, wurden ersatzlos als Leistungen gestrichen, obwohl sie in der Vergangenheit immer von meiner KK erstattet wurden. Es gab immer wieder Zahlungsausfälle, die zwar nach einigem Hin und Her erstattet wurden, mich aber immer wieder in finanzielle Engpässe brachte. Dem ständigen Ärger wollte ich ein Ende setzen und gleichzeitig die fehlenden € für das Seminar in Thailand zu haben. Um die Geschichte abzukürzen, ich kann keinem raten, gleich zu handeln. Ich nutzte den Monatsbeitrag zur Finanzierung des Seminars.

Ist Selbstheilung erlernbar???

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