Читать книгу Das Zeichen der Eriny - Lara Elaina Whitman - Страница 5

Das Spiel

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»Thomy, das ist langweilig«, sagte ich ungeduldig, während ich versuchte das Bild auf meinem veralteten Tablet dazu zu bewegen sich schärfer zu stellen. Ich sollte mit meinen Eltern sprechen, über ein neues, schnelleres Gerät. Mit dem hier konnte ich gar nichts mehr anfangen. Vielleicht würden sie sich erweichen lassen, denn immerhin hatte ich ziemlich gute Noten, Höchstpunktzahl, fast nur Einsen. Das war doch eine Belohnung wert, oder nicht? Auch mein Computer war nicht auf dem neuesten Stand, hatte schon ein paar Jährchen auf dem Rücken und sollte längst gegen einen Neueren ausgetauscht werden. Vermutlich war das der Grund, warum das Spiel nicht so richtig lief, redete ich mir missmutig ein und starrte auf den Bildschirm, auf dem sich nichts mehr bewegte.

»Sarah, du musst den Bildschirm ein wenig drehen, sonst kann ich nichts erkennen. Wo hängst du denn schon wieder?« Thomas ist wie immer die Geduld in Person.

Seine Ruhe möchte ich haben. Thomas, von mir liebevoll Thomy genannt, was er mittlerweile hasste wie die Pest, ist mein bester Freund und genaugenommen auch mein einziger. Wir beide sind Außenseiter in der Schule, Einserschüler, uh, ah. Das kommt nicht so cool rüber, aber das ist mir egal. Ich weiß, dass gute Noten wichtig sind für meine Zukunft. Außerdem lerne ich immer gerne neue Dinge. Wenn die anderen sich dabei langweilen sind sie selber schuld. Trotzdem gab es mir manchmal einen Stich, wenn ich wieder einmal geschnitten wurde, bestenfalls.

Vor drei Jahren sind wir von Carnac, das liegt in der Bretagne direkt am Meer, nach Stuttgart gezogen. Genaugenommen in ein Kaff namens Filderstadt. Meine Mutter wollte unbedingt nach Deutschland zurück, nachdem Großmutter so krank geworden war und dringend Pflege brauchte. Der Abschied von Frankreich fiel uns allen schwer. Ich bin in Carnac geboren worden und dort aufgewachsen. Carnac ist eine kleine Gemeinde mit nur etwas über fünftausend Einwohnern und liegt an der Bucht von Quiberon im Departement Morbihan. Morbihan ist bretonisch und bedeutet "kleines Meer", das tatsächlich wie ein Minimeer bis weit in das Innenland hineinreicht. Es hat dem Landstrich im äußersten Westen Frankreichs seinen Namen gegeben. Leises Heimweh regte sich in meiner Magengegend. Sehnsüchtig stellte ich mir die Bilder im Kopf vor und versuchte mich an den Geruch zu erinnern und die Schreie der Möwen, die mich jeden Morgen auf dem Weg zur Schule begrüßten. Ich mag das kleine Meer gerne, da ich dort segeln darf. So ziemlich jeden Sonntag haben wir zusammen einen Ausflug dorthin gemacht. Fast sechzig kleine grüne Inseln leuchten in dem manchmal recht dunkel, manchmal auch tiefblau wirkenden Wasser. Das Binnenmeer ist nur über eine ziemlich schmale Stelle mit der Bucht von Quiberon verbunden und es ist ziemlich flach. Deshalb gibt es keine großen Schiffe, dafür aber viele kleine. Wir haben auch ein Segelboot, die "Ange des Loups - Engel der Wölfe". Es ist nicht groß, nur ein Einhandsegler, aber es macht riesig Spaß damit auf dem Meer herumzuschippern. Der Segler hat eine Spinakertrompete, das macht ihn ziemlich schnell und eine Steuerung über die Pinne, so kann ich das Boot auch alleine bedienen. Ich kann das schon richtig gut, trotz der starken Gezeitenströme, die an einigen Stellen bis zu vier Metern pro Sekunde schnell werden können, was einen enormen Sog bedeutet für so ein kleines Schiff. Seit ich vierzehn bin habe ich sogar einen Sportbootführerschein Binnen, mit dem ich auf Flüssen und Seen fahren darf. Den Sportküstenschifferschein, mit dem ich in Küstennähe auf dem Meer segeln darf, habe ich auch bereits bestanden, allerdings bekomme ich das Dokument erst nach meinem Geburtstag zugesandt, da ich für diesen Schein sechzehn sein muss. Mit meinem Wissen könnte ich eigentlich jetzt schon alle Meere dieser Welt überqueren, aber meine Eltern würden das niemals zulassen. Schade eigentlich! Es ist einer meiner Lieblingstagträume alleine auf den Wogen der Ozeane zu reiten und fremde Länder anzusteuern. Mir ist klar, dass das eher eine romantische Vorstellung ist, schließlich hatte ich schon manchen aufziehenden Sturm auf dem Morbihan erlebt und das ist im Vergleich zum Atlantik ein zahmes kleines Gewässer. Nun liegt unser Segelboot in einer alten Scheune eines Bauern in der Nähe von Penhouet, im Hinterland von Carnac und wartet bestimmt traurig darauf, dass wir zurückkommen.

Von Heimweh übermannt holte ich meine Fotosammlung heraus, die aus drei Alben bestand. Am schönsten waren die Bilder vom Hinterland von Carnac geworden. Dort gibt es sogar noch ein paar größere Wälder und eine Hügelkette. Ich vermisse unsere Ausflüge in diese Wälder, vor allem den Wald bei Huelgoat und den bei Paimpont. Beide Wälder sind Reste des uralten Waldes, der vor langer Zeit die ganze Bretagne bedeckt hat. Den Wald von Paimpont mag ich besonders gerne, denn dort ist mehr von den dicken hohen Bäumen übrig geblieben und er hat ziemlich dichtes Unterholz, in dem sich viele Tiere verbergen können. Einige munkeln der Wald von Paimpont wäre der Rest des Geisterwaldes Brocéliande und es würden dort Druiden, Feen und andere dämonische Mächte hausen. Zugegeben, der Wald hat etwas Magisches an sich, aber ich glaube nicht an Feen und all das Zeug. Meine Freunde in der Bretagne dagegen waren immer überzeugt davon, dass es in dem Wald spukt. Das Heimwehgefühl zieht mein Herz zusammen. Ich vermisse die salzige Luft, das unablässige Geschrei der Möwen und sogar die Wolken, die weit vom Atlantik draußen heranstürmen und Wind und Regen mit sich bringen. Und ich vermisse meine Freunde. Ich hatte jede Menge Freunde in Carnac, im Gegensatz zu hier.

Für meinen Vater war es auch schwer von dort wegzugehen, schwerer als für meine Mutter. Das weiß ich ganz genau, auch wenn er es sich nicht anmerken lässt. Aber Großmutter wollte nicht nach Frankreich in die Bretagne kommen und so sind wir umgezogen, nach Filderstadt. Mein Vater arbeitet jetzt als Chefarzt in der hiesigen Klinik. Er scheint glücklich zu sein, weil meine Mutter jetzt glücklich ist. Immerhin ist sie seitdem auch etwas verständnisvoller zu mir und meckert nicht ständig über meine Vorliebe für Computerspiele.

Genervt nestelte ich an der Verkabelung des Bildschirmes, die irgendwo zwischen Schreibtisch und Wand eingeklemmt war. Endlich bekam ich sie frei.

»Ist es so besser?«

»Ja, so seh´ ich was!« Thomy runzelte die Stirn, als er den Schlamassel musterte, den ich wieder angerichtet hatte. Nach einer Weile, die etwas länger dauerte als sonst, blickte er mich resigniert an. Mein Tablet flimmerte ein wenig und Thomy verschwand kurz, so dass ich den Rest, den er mir gerade erzählte, nicht mitbekam. »…pass auf, wenn du … du musst das abschließen, sonst kommst du nicht weiter.«

»Thomy, ich habe nichts verstanden. Mein Tablet spinnt, die Skypeverbindung war unterbrochen.«

»Das liegt an deinem schlechten WLAN und nicht an dem Tablet. Dein Vater sollte in modernere Router und bessere Bandbreite investieren. Also, noch einmal. Du musst den rosa Drachen in die Höhle dort schubsen. Dann bist du mit dem Level fertig. Danach wird es besser, glaube mir!«, sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

»Was soll an dem Spiel besser werden. Wir schubsen verschiedenfarbige Drachen herum, suchen Diamanthöhlen und sammeln Punkte. Das ist Kinderkram! Wo hast du das Spiel überhaupt her?«, erwiderte ich genervt. Ich hatte keine Lust mehr das dämliche Spiel zu spielen. Ich wurde übermorgen sechzehn. Das hier war etwas für Achtjährige.

»Vertrau mir! Bring den Level zu Ende und du wirst dich wundern.« Thomys Grinsen wurde noch ein wenig breiter und meine Laune noch schlechter. Ich würde noch mindestens zwei Stunden brauchen, um den Level abzuschließen. Aus dem Hintergrund in Thomys Zimmer hörte ich eine Stimme.

Thomy drehte sich kurz um, sagte etwas und wandte sich dann wieder mir zu. »Ich muss Schluss machen. Sehen wir uns morgen?«, fragte er mich hoffnungsvoll.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, morgen ist Samstag. Ich muss mit meiner Mutter Einkäufe erledigen und dann muss ich mit auf diese komische Feier in die Klinik gehen. Mein Vater lässt mich da nicht raus. Ich melde mich am Sonntag bei dir. Wir haben ja nächste Woche Osterferien.«

Thomy nickte nur ergeben und legte auf. Ich starrte noch eine Weile nachdenklich auf mein Tablet und beschloss dann in die Küche zu gehen und mir ein Sandwich zu holen. Besser ich brachte diesen Level hinter mich, bevor meine Eltern nach Hause kamen. Sie mochten mein Hobby nicht besonders und abends durfte ich nicht spielen. Computersperre! Aber das würde ich mir nicht mehr lange gefallen lassen. Am Sonntag würde das enden. Es war mein Geburtstagswunsch, ein neuer Computer und die Freiheit ihn benutzen zu können, wann ich es wollte. Eine Spielekonsole war weit außerhalb meiner Vorstellungskraft. Das würde ich mir irgendwann selber kaufen müssen, sobald ich achtzehn war.

Missmutig schlich ich zurück in mein Zimmer, damit mich meine Großmutter nicht hörte und womöglich mit mir einen Plausch halten wollte, wozu ich gerade keine Lust hatte. Immer noch genervt setzte ich mich wieder an meinen Schreibtisch, während ich mein Sandwich kaute. Wo war nur dieser kleine rosa Drache und wo war schon wieder diese Höhle? Nach einer geschlagenen halben Stunde hatte ich ihn endlich gefunden. Mit einem letzten Stupser bugsierte ich ihn in das dunkle Loch. Fast hätte ich es nicht gesehen, so winzig war es. Das Loch wurde umrankt von wild um sich peitschenden Pflanzen mit widerlichen kleinen grellgrünen Saugnäpfen an den langen Ranken, die den kleinen Drachen immer wieder auffressen wollten. Mit einem Stoßseufzer und einem letzten Stupser brachte ich ihn heil hindurch.

In der Höhle war es dunkel und feucht. Wasser tropfte von den Felswänden und Nebel wallte auf dem Boden. Es sah irgendwie unheimlich aus und ich hatte das dringende Gefühl, dass ich mich beeilen sollte, bevor noch irgendetwas anderes versuchte sich meines Drachen zu bemächtigen. Irgendetwas Ekliges, das sich womöglich in dem dichten Bodennebel verbarg der merkwürdig plastisch aussah, obwohl das kein 3D-Spiel war. Ein fauliger Geruch stieg mir in die Nase, der mich irritiert innehalten ließ. Wo kam das denn her? Prüfend blickte ich in meinen Abfalleimer unter dem Tisch, aber da war nichts drin.

Ich sollte mich nicht von Nebensächlichkeiten ablenken lassen und widmete mich wieder meiner Spielfigur. Drachen lieben Diamanten, zumindest in diesem Spiel. Obwohl sie Wyvern sind, sehen sie ganz niedlich aus, mit rosa Schleifchen um den langen Schlangenhals und schwarzen Kulleraugen, die ziemlich doof gucken können. Wie um Himmels willen war Thomy nur zu diesem Kinderspiel gekommen? Das musste er mir aber verraten, wenn ich ihn das nächste Mal traf. Ich würde ihn solange quälen, bis er damit herausrückte. Selbst meine Eltern hatten nichts dagegen gehabt. Sie wussten ja auch nicht, dass die Drachen von ziemlich gruselig aussehenden Monstern bedroht wurden. Die hatte ich ihnen nicht gezeigt. Ich suchte die Höhle nach dem Diamanten ab, der mir noch fehlte, um den Level abzuschließen. Normalerweise leuchtete irgendwo ein Stein, oder ein Gefäß, aber ich konnte nichts finden und so trieb ich die Figur weiter in die Höhle hinein, die sich zusehends verengte. Eigentlich wurden Höhlen größer, sobald man sie betreten hatte, aber diese hier war anders. War es das, was Thomy vorhin meinte?

Ein kratzendes Geräusch ließ mich aufhorchen. Irgendetwas Großes war im Anmarsch. Der kleine Drache flimmerte aufgeregt, ein deutliches Zeichen, dass Gefahr im Verzug war. Ich schubste ihn mit ein paar Bewegungen meines Joysticks weiter, immer tiefer hinein in die felsige Röhre, bis ich vor einem grauen Symbol zum stehen kam, das aus drei ineinanderfließenden ziemlich schnörkeligen Spiralen bestand. Hier war Schluss, es gab kein weiterkommen, aber zurück konnte ich auch nicht mehr. Hinter mir, am Eingang zu der Röhre, ertönte ein lautes Brüllen. Das war neu. Es klang beängstigend gruselig und mir lief eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Was immer das war, ich wollte es nicht wissen.

»Mon Dieu, was muss ich jetzt tun?«, schimpfte ich leise. Fieberhaft überlegte ich, was wohl jetzt von mir erwartet wurde, aber mir fiel nichts ein. Hier gab es keine Diamanten. Ich saß in der Patsche. Sollte ich mit diesem Symbol etwas machen müssen? Aber was? Ich betrachtete mir das Symbol genauer. Es bestand aus drei Spiralen, die um ein Zentrum angeordnet waren. Ich klickte mit der Maus auf das Symbol. Es leuchtete hell auf und in der Mitte tauchte eine achteckige Form auf, die in kleine Felder unterteilt war, die mich verdächtig an Diamanten erinnerten. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Ich musste meine gesammelten Diamanten in den Feldern des Symbols platzieren. Rasch zog ich das Icon, eine kleine Tasche in der sich meine gesammelten Schätze befanden, auf das Zeichen an der Wand. Erfreut sah ich zu, wie sich die Felder mit meinen Edelsteinen füllten, bis auf eines. Mir fehlte ein Diamant! Das Brüllen kam näher, unterbrochen von einem eklig klingenden Schmatzgeräusch, das mir die Nackenhaare zu Berges stehen ließ. Wenn das Ungeheuer meinen Drachen erwischte, dann musste ich von vorne anfangen. Verzweifelt drehte ich meine Spielfigur, damit ich mich in dem engen Tunnel umsehen konnte, aber die Wände waren nackt und es gab keine Nische, in der etwas versteckt sein könnte. Meine Spielfigur flackerte aufgeregt und hüpfte Schwanz peitschend auf und ab. Mir kam eine Idee. Ich schob den rosa Drachen auf das letzte Feld des Symboles und er verschwand.

Mit offenem Mund starrte ich auf den Bildschirm, als sich das Symbol in einen hell leuchtenden Diamanten verwandelte und anfing zu wachsen, bis es meinen ganzen Monitor ausfüllte. Erstaunt bemerkte ich, dass sich das Strahlen über das Gerät hinaus ausdehnte und mich in das prickelnde Licht einhüllte. Dann begann die Welt um mich herum zu verblassen, um mich in einer diffusen Finsternis zurückzulassen, die sich irgendwie dicht anfühlte. Mein Zimmer war verschwunden, ich konnte auch den Sessel unter mir nicht mehr fühlen. Stattdessen schien ich auf einem nassen Stein zu hocken und Feuchtigkeit legte sich als feiner Film über meine nackten Arme und mein Gesicht. Ich stand auf und betastete meine Hose. Sie war nass. Verblüfft sah ich mich um, aber es war zu dunkel um etwas erkennen zu können. Es fühlte sich alles irreal an, so als gäbe es kein oben und kein unten. Ich war zu überrascht, um mich zu fürchten. Watteweiche Stille umgab mich, das beängstigende Brüllen war nicht mehr zu hören, aber auch von dem Diamanten war nichts mehr zu sehen. Ein weißes Licht weiter vorne erregte meine Aufmerksamkeit. Es blinkte in unregelmäßigen Abständen auf, wie das Leuchtfeuer eines Leuchtturms. Ein fauliger, manchmal muffigfeuchter Geruch wehte mir in die Nase, gefolgt von einem Rascheln direkt neben mir, das mich erschrocken zusammenzucken ließ. Etwas berührte mein Bein. Ich machte einen Satz nach vorne und stolperte über einen weiteren Felsen, den ich im Dunkeln nicht gesehen hatte. Meine Hände konnten den Sturz abmildern, aber sie brannten jetzt wie Höllenfeuer, denn ich hatte sie mir aufgeschürft. Der Boden war feucht und glitschig. Lieber nicht darüber nachdenken, was da so herumkroch. Langsam registrierte mein Verstand, dass ich mich nicht mehr in meinem Zimmer in unserem Haus in Filderstadt befand.

»Verdammt, wo bin ich hier eigentlich?«, fluchte ich, obwohl ich das nicht sollte.

Meine Großmutter wäre entsetzt von mir. Ich rappelte mich auf und versuchte mehr zu erkennen, aber es war zu dunkel. Das Rascheln entfernte sich in eine andere Richtung und hinterließ ein Echo, das sich zu vervielfachen schien. Mein Atem beschleunigte sich und mein Herz begann zu rasen. Die Furcht drohte mich zu übermannen. Kopflos stolperte ich vorwärts, auf das helle Licht zu. Meine Schritte hallten von den Wänden wieder, die ich nicht sehen konnte, aber es fühlte sich an, als wäre ich in einem riesigen Abwasserkanal unterwegs. Der Boden war wie eine glatte Rutschbahn und ich hatte Angst zu stürzen, da ich nicht sah, wo ich hintrat. Ich wollte mir nicht vorstellen, was passierte, wenn ich mir hier ein Bein brach. Niemand würde mich finden. Tränen liefen über meine Wangen, Tränen der Furcht. Ich wollte hier raus, der Gestank hier drinnen hinderte mich am Atmen.

Dann war es einfach vorbei! Keuchend und mit jagendem Herzen sah ich mich um. Ich stand im Sonnenlicht auf der großen Wiese, die sich zwischen der Siedlung, in der unser Haus stand, und dem Wald ausbreitete. Unmittelbar vor mir befand sich der Obelisk, um den im Sommer die Schafe herumgrasten und den Thomy und ich gerne als Treffpunkt benutzten. Wie zum "Heiligen Bimbam" kam ich hierher? Ich saß doch eben noch an meinem Schreibtisch! Ich legte meine Hand auf den rauen Stein, um zu prüfen, ob er tatsächlich echt war. Er war kalt und ein wenig verwittert, so wie immer. Die Luft roch nach frisch gemähtem Gras und Feuchtigkeit vom Wald. In der Ferne bellten Hunde beim Spiel. Das alleine genügte, um zu wissen, dass ich nicht träumte. Ich warf einen Blick auf meine Hände. Sie waren blutig abgeschürft und mit irgendeinem glibberigen gelblichen Sabberzeug bedeckt. Angeekelt wischte ich sie schleunigst an meiner Hose ab, die nicht besser aussah als meine Hände. Verwirrt ging ich zurück zu unserem Haus. Was immer gerade geschehen war, es war nicht normal. Da war ein Gespräch mit Thomy fällig.

Das Zeichen der Eriny

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