Читать книгу Unsterblich geliebt - Lara Greystone - Страница 13
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Оглавление„Du hörst dir ihren Herzschlag an?“
John zuckte zusammen. „Ich hab dich gar nicht kommen gehört, Elia.“ Zärtlich strich er der schlafenden Lara eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Sie lebt. Ihr Herz schlägt ruhig und kräftig. Es war das Erste, was ich gehört habe, als ich wach wurde.“
„Wie lange sitzt du schon an ihrem Bett?“
Alva, die gerade mit Sarah die Übergabe auf der Krankenstation machte und sichtlich erschöpft wirkte, rief mit deutlicher Schärfe von hinten: „Seit er wach ist und, ohne mich zu fragen, seine Beinschiene einfach selbst abgenommen hat. Quint brachte ihm frische Kleider, sonst säße er immer noch im OP-Hemdchen da.“
„Du bist also zurück unter den Lebenden“, sagte Elia.
„Jep, die gute alte Vampirnatur eben.“
„Verdammt, John! Das war knapp.“
„Jep.“
„Was heißt hier Jep?! Nur zwei Minuten später, dann wärst du zu Asche verbrannt und ich hätte deine Überreste in einem Eimer nach Hause tragen können!“
So knapp? John atmete tief durch. „Danke Elia. Ohne dich …“
„Jetzt halt bloß die Klappe! Du hättest das Gleiche auch für mich getan.“
Ihre Freundschaft bestand schon Jahrhunderte, und als er Elia in einer dankbaren Geste zunickte, sagte das mehr als tausend Worte.
„Durch mich bist du bestimmt in Teufels Küche gekommen.“
„Schuld ist Schuld und ich hab’s gern für dich gemacht. Ohne dich wäre Sarahs Leiche jetzt zwei Meter tief in der kalten Erde.“
Elias Zorn verrauchte anscheinend, denn er legte ein spöttisches Grinsen an den Tag. „Unser Konferenztisch hat jetzt allerdings einen Riss.“
„Verstehe.“ Er kannte Agnus.
Elias Miene wurde nun ernst.
„John, du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass deine Heldentat nicht ohne Folgen bleibt.“
„Wie schlimm ist es?“
Er sah, wie sein Freund schluckte, und merkte, wie er die Worte abzuwägen schien. Dann starrte Elia auf seine Hand, mit der er Laras hielt und sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken strich.
„Diesmal kommst du wohl nicht mit einem blauen Auge davon, so viel steht fest.“ Elia versuchte, lässig zu grinsen, doch es gelang ihm nicht ganz.
John fuhr sich mit einer Hand durch seine schulterlangen, goldbraunen Locken.
„Ich wusste, dass der Preis dafür hoch sein würde.“
Elia schluckte erneut. John wusste, dass er, der Schreiber, die Videokonferenzen mit dem Tribunal protokollierte und am Ende die Urteile niederschrieb, die Agnus vollstrecken musste.
Sarah hatte die Übergabe mit Alva beendet, kam samt Krankenakte zu ihm herüber und lehnte sich an Elias Seite. Wie selbstverständlich legte sein Freund den Arm um ihre Taille. Wie immer küsste und knabberte er kurz an ihrem Nacken. Sie war dort kitzelig und zuckte lächelnd ein Stück zurück, wie jedes Mal, John kannte das. Und wie Elia schon sagte, Sarah lag nicht zwei Meter tief in der kalten Erde – im Gegensatz zu seiner Elisabeth. Er seufzte.
„Ich konnte einfach nicht anders, Elia. Ich hab sie springen gesehen. Leider war es mir erst möglich, sie aus dem Fluss zu ziehen, nachdem wir den Wasserfall hinuntergestürzt sind.“ Sein Blick wanderte wieder zu Lara.
„Dieses Mal bin ich nicht zu spät gekommen, verstehst du?“
Er spürte Elias Hand auf seiner Schulter.
„Nicht wie bei Elisabeth, ich weiß.“
John fuhr sich mit der Hand durch die Locken.
„Diesmal war ich da, Elia. Ich hab alles versucht. Aber Lara wäre dort in meinen Armen gestorben. Nur mein Blut konnte sie noch retten. – Ich würde es wieder tun, Elia.“
„Lara“, murmelte Elia, „du kennst die Frau also?“
Ohne den Blick von Lara zu wenden, nickte er.
„Sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit – du weißt schon. Wir dachten, du …“, begann Sarah zögerlich.
„Nein. Mir war klar, dass sie nicht …“ Er brachte es nicht übers Herz, ihren Namen auszusprechen. „Ich kannte Lara bereits. Wir sind uns schon einmal begegnet.“
„Ist das etwa die Frau, deren Visitenkarte du verloren hattest?“, fragte Elia und er nickte.
„Du wolltest nur, dass ich sie hierher bringe anstatt in eine Klinik, damit die unnatürliche Heilung durch Vampirblut nicht auffällt, oder?“
Elia klang gerade wie ein Anwalt, der versuchte, den Kopf seines Klienten aus der Schlinge zu ziehen.
„Ja, das auch.“ John wusste, dass dieses Argument vor dem Tribunal kaum zählte. Stille breitete sich aus, bis Elia Sarah näher an sich zog und sichtlich stolz verkündete:
„Eigentlich hast du es dieser tapferen Hubschrauberpilotin hier zu verdanken, dass du nicht als Häufchen Asche geendet bist. Sie hat sich deinetwegen sogar mit Quint angelegt.“
Elia gab Sarah einen Kuss auf die Wange. Die lächelte verlegen und John registrierte, dass ihre Wangen rot wurden. Er zwinkerte ihr zu.
„Diesmal hast du mich gerettet, Sarah.“
Doch dann zogen die Anzeigen der medizinischen Überwachungsgeräte wieder seine Aufmerksamkeit auf sich.
„Sarah, warum ist Lara immer noch bewusstlos? Ich höre ihr Herz regelmäßig schlagen. Braucht sie mehr Blut von mir? Sie wird es doch schaffen, oder?“
Als Sarah still blieb, blickte er auf und sah, dass ihr eine Träne über die Wange lief.
„Keine Sorge, John. Diesmal warst du rechtzeitig da und dein Blut hat sie gerettet, aber dich hätten wir beinahe verloren.“
„Schon gut, Sarah“, murmelte Elia, wischte ihre Träne mit dem Daumen ab und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn.
„Was stimmt dann nicht mit ihr? Die Anzeigen hier scheinen doch alle im grünen Bereich zu liegen.“
„Das ist richtig, John. Ihre Vitalwerte sind in Ordnung, und wie du siehst, haben wir zwei intravenöse Zugänge gelegt. Sie bekommt gerade die zweite Blutkonserve, im anderen Beutel läuft angewärmte, isotonische Kochsalzlösung mit Traubenzucker durch.“
„Aber dann müsste sie doch längst aufgewacht sein! Bitte sag mir, was los ist, Sarah.“
Er entdeckte die Akte in ihrer Hand.
„Ist das Laras Krankenakte?“
Sarah nickte. „Du weißt ja, Alva führt immer noch alle Akten handschriftlich.“
„Obwohl ich ihr schon längst ein Computerprogramm dafür geschrieben habe“, warf Elia ein.
Ungeduldig streckte er seine Hand danach aus.
„Es muss einen Grund geben, warum Lara nicht aufwacht.“
Sarah reichte ihm die Akte nur zögernd und er sah, dass sie Hilfe suchend zu Elia blickte.
„Sie wird nicht aufwachen, John“, erklärte der schließlich. „Agnus selbst hat sie in Tiefschlaf versetzt. Du weißt schon, damit sie keine Fragen stellt.“
Johns Schultern sackten enttäuscht herunter.
„Sie würde sonst auch große Schmerzen haben“, versuchte Sarah, ihn zu trösten. „Sieh dir nur die Röntgenbilder an.“
Aus den Augenwinkeln registrierte er, dass Elia nervös auf seine Uhr sah. „Was ist los?“
„Tut mir leid, aber ich muss zu Agnus wegen einer Videokonferenz. Ich wollte vorher nur kurz nach dir sehen.“
Elia wirkte mit einem Mal, als hätte er einen Mühlstein um den Hals. „Ich sollte mich jetzt auf den Weg machen.“
Er zog Sarah noch mal an sich und küsste ihren Nacken, natürlich wieder dort, wo sie so kitzelig war, und entlockte ihr erneut ein Lächeln.
„Bis später, Sarah.“
Elia ging, und während Sarah den leeren Blutbeutel gegen einen neuen austauschte, sah John sich Laras Krankenakte mit den Ultraschall- und Röntgenaufnahmen an – drei Mal.
Sein Griff um die Akte wurde immer fester, als er die Zeugnisse ihrer Verletzungen vor sich sah.
„Warum nur?“, knurrte er leise.
Federleicht legte sich Sarahs Hand auf seine Schulter.
„Diese Frau ist sehr krank, John. Sie wollte sterben. Ihr Abschiedsbrief liegt auf Elias Schreibtisch.“
Sie wollte sterben. Sein Inneres krampfte sich schmerzhaft zusammen. Warum tat es so verdammt weh, das zu hören? Schließlich hätte ihm das klar sein müssen. Immerhin war sie von einer Brücke gesprungen!
„Kann ich etwas für dich tun, John?“
„Erzähl mir alles, auch das, was nicht hier drinsteht.“
Also begann Sarah, ihm alles detailliert zu berichten.
„Raven hat ihre Schulter eingerenkt und wir haben die gebrochenen Knochen ausgerichtet. Ein Teil des Schlüsselbeins war entsetzlich zertrümmert, doch Alva konnte das durch ihre Gabe heilen. Dein Blut hätte den Knochen neu wachsen lassen, aber die Splitter wären im Fleisch geblieben.“
„Wie lange wird es dauern?“
„Hab Geduld, John. Ihr Männer seid Vampire und heilt im Nu, aber wir Frauen sind Menschen. Dein Blut sorgt zwar dafür, dass Laras Zellen alle vorübergehend in der Lage sind, sich vollständig zu regenerieren, doch das braucht Zeit.“
Er gab Sarah die Akte zurück.
„Agnus wollte, dass ich ihn gleich anrufe und dich zu ihm schicke, sobald du wach bist, aber …“
„Aber?“ Er blickte zu ihr hoch, registrierte erst jetzt die roten Ränder an ihren Augen. Sie schenkte ihm ihr mitfühlendes, zartes Lächeln. Also wusste Sarah, ebenso wie er, dass es Ärger geben würde. Großen Ärger.
„Aber bleib ruhig noch ein bisschen bei ihr. Ich werde mit meinem Anruf einfach warten.“
Eine Galgenfrist.
„Danke.“
Er richtete den Blick wieder auf Lara, legte ihre Hand erneut in seine und streichelte mit dem Daumen über ihren Handrücken.
„Ich konnte sie nicht sterben lassen, Sarah.“
„Ich weiß, John. Du hast mir damals auch das Leben gerettet, obwohl du dafür das Gesetz übertreten musstest. Elia und ich stehen für immer in deiner Schuld. Wir werden für dich und deine Schriftstellerin da sein, wenn du uns brauchst.“
Er spürte einen kaum merklichen Druck von Sarahs Hand, dann entfernte sie sich.
„Ich lass euch jetzt ein bisschen allein. Du findest mich nebenan, falls etwas sein sollte.“