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Kapitel 3
ОглавлениеElia suchte aus der offenen Helikoptertür die Gegend nach seinem besten Freund ab. Er, der kleine Schreiber mit den dunkelblonden Wuschelhaaren, der sonst immer gute Laune verbreitete, blickte mit ernster Miene zum heller werdenden Horizont. Asche, dachte er, wir werden nur noch seine Asche finden, wenn wir zu spät kommen.
Sarah, seine Gefährtin, die den Hubschrauber flog, schob die schwarze, fast blickdichte Scheibe zwischen Pilotensitz und Passagierbereich zurück und schaute zu ihm. Mit dem Pilotenhelm, aus dem ihre glatten, blonden Haare noch bis auf die Schulter flossen, wirkte seine ansonsten eher zarte Sarah richtig tough. Doch auch ihr stand die Sorge um John ins Gesicht geschrieben.
„Ich habe die GPS-Koordinaten von seinem Wagen erreicht und kreise jetzt über der Stelle. Könnt ihr da unten irgendetwas entdecken?“
Er schüttelte den Kopf, genau wie Quint, der auf der anderen Seite, bei ebenfalls aufgeschobener Tür, auch die Gegend absuchte.
In jedem Fahrzeug der Wächter befand sich ein Sender. Als der Sonnenaufgang nahte und sie John nicht erreichten, aber seinen Jeep fernab in der Natur orteten, hatten sie beschlossen, ihn zu suchen.
„Doch da! Ich hab seinen Jeep entdeckt.“
Quints wilde, feuerrote Locken peitschten um sein verhärtetes Gesicht, während er auf eine Stelle neben dem Fluss, mitten zwischen den Bäumen zeigte.
„Ich kann da unten nicht landen, da steht Baum an Baum.“ Sarahs ängstlicher Blick glitt zu Quint.
„Ist er drin? Kannst du ins Wageninnere sehen?“
„Blöde Frage, von hier oben sehe ich nur das Dach! Warte, ich spring runter!“
„Nein! Wir verlieren kostbare Zeit, falls John nicht im Wagen ist und ich dich wieder aufsammeln muss. Achtung! Haltet euch fest!“
„Oooh, Scheiße!“, rief Quint und Elia bekam mit, dass er sich gerade noch rechtzeitig festgehalten hatte, als Sarah den Hubschrauber in extreme Seitenlage brachte, um eine enge Kurve zu fliegen. Er grinste genüsslich, während Quint die Augen weit aufriss.
„Hey, entspann dich, Mann, du bist unsterblich.“
„Wenn mir die Rotorblätter den Kopf abtrennen, ist es damit auch vorbei.“
Knapp über dem reißenden Fluss ließ Sarah den Helikopter schließlich professionell in der Luft beinahe still stehen. Sie blickte kurz nach hinten und lächelte.
„Na, kriegt ihr etwa kalte Füße da hinten?“
Elia zwinkerte ihr zu. „Noch ein bisschen tiefer, und wir können uns die Füße waschen.“
Quint hielt das Mikro seines Helms zu, ohne das würde Sarah sie bei der Lautstärke nicht verstehen.
„Mann, Elia, kaum steuert deine Sarah den Heli, ist sie wie ausgewechselt.“
„Das ist meine Sarah in der Luft“, sagte Elia stolz.
Und ohne dieses Schwein Lucius, der in blindem Wahn versucht hatte, auf grausame Art ihre Liebe zu erzwingen, wäre sie auch am Boden ein anderer Mensch, dachte er.
Sarah schaltete den Suchscheinwerfer ein, schließlich hatte sie keine Vampiraugen wie Quint und er.
„Der Wagen ist leer, Sarah“, meldete Quint und Elia hörte ihr Seufzen.
„Bitte versuch’s noch mal auf seinem Handy, Elia.“
„Hab ich gerade. Wieder nur seine Mailbox.“
Sie alle wussten, dass das nichts Gutes bedeutete.
„Elia, bald ist Sonnenaufgang. Was machen wir denn jetzt?“
Die Verzweiflung in ihrer Stimme war deutlich zu hören.
„Wir teilen uns auf. Quint, du suchst die Gegend stromaufwärts ab, ich laufe stromabwärts. Der Fluss ist so breit, dass John bestimmt auf der Seite geblieben ist, wo sein Jeep steht.“
„Gut", meinte Sarah, "Dann ich ziehe inzwischen mit dem Heli von hier aus immer größere Kreise. Kurz vor Sonnenaufgang lande ich auf der Lichtung, über die wir vorhin geflogen sind, und sammle euch wieder auf.“
„Wie willst du da denn landen?", entgegnete Quint ihr scharf. "Der Platz ist gerade mal groß genug für ein Picknick!“
„Bitte, Quint, wir haben keine Zeit zum Streiten.“
„Meine Sarah schafft das schon, vertrau ihr.“
„Du musst es ja wissen.“
Quint und er ließen die Helme zurück und sprangen aus dem Hubschrauber. Trotz der Höhe landeten sie mühelos und wie geschmeidige Raubkatzen. Sarah winkte ihm noch zu, dann verschwand er lautlos zwischen den Bäumen.