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Unterschiede zwischen Männern und Frauen in geistlicher Elternschaft
ОглавлениеWie kommt es, dass es Frauen so viel leichter fällt, anderen Frauen zu vertrauen als Männer anderen Männern? Wie machen Frauen das, dass sie praktisch schon beim Betreten eines Raumes offen sind und sich verletzlich machen, indem sie aus ihrem persönlichen Leben und von ihren Familien erzählen – während Männer es maximal fertigbringen, sich über das Fußballspiel von gestern Abend oder die Angeltour von letzter Woche auszutauschen? Gehen Frauen mit Mentorenschaften anders um als Männer? Ich meine, es müsste eigentlich keine Unterschiede geben, und doch scheint es so, dass es den meisten Frauen leichtfällt, Beziehungen einzugehen, aus denen intensives Mentoring erwächst, während das den meisten Männern schwerfällt. Daran ist nichts Verkehrtes; es gibt einfach Unterschiede.
Frauen scheinen so geschaffen zu sein, dass es ihnen von Natur aus leichtfällt, sich auf die Verletzlichkeit einzulassen, auf die eine Mentorenbeziehung aufgebaut ist. Bei Männern ist da ein wenig mehr Überzeugungsarbeit vonnöten. Männer brauchen ein lohnendes Ziel vor Augen. Sie müssen Anfang und Ende überschauen können. Sie brauchen ein Tor, auf das sie zielen können, und eine klare Reaktion von demjenigen, dem sie ihre Zeit widmen. Männer wollen sehen, dass diese Beziehung etwas verändert und zu definierten, messbaren Ergebnissen führt. Sie haben sich daran gewöhnt, dass in zwischenmenschlichen Beziehungen bestimmte Regeln gelten, und es ist nicht leicht für sie, diese Regeln zu brechen. Solche Regeln sind z. B.: Bringe kein Vertrauen auf, solange dein Gegenüber sich noch nicht als vertrauenswürdig erwiesen hat. Mach dich nicht allzu früh allzu verletzlich. Achte darauf, dass die Energie, die du in diese Beziehung steckst, in einem vernünftigen Verhältnis zu dem steht, was dabei herauskommt. Pass auf, dass es nicht zu persönlich wird (m. a. W.: Lass dich nicht in etwas hineinziehen).
Zwar hungern Männer nach Freundschaft – aber, wie der Psychologe Dr. Ken Druck sagt: „Wir erlauben es uns nicht, mit Geschlechtsgenossen einfach nur zusammen zu sein, weil wir eben gerne mit ihnen zusammen sind. Es ist nicht ‚sicher’, sich schlicht nach männlicher Gemeinschaft zu sehnen. Wir müssen dieses Gefühl erst legitimieren. Also müssen wir ein Karten- oder Ballspiel oder das eine oder andere Bierchen dazwischenschalten, damit die Begegnung ‚sicher’ wird.“7
Geistliche Väter und Mütter müssen Frieden darüber finden, wer sie sind. Im geistlichen Sinn Vater, Mutter oder eben Mentor zu sein hat nichts damit zu tun, was der Mentor für sich braucht. Viel zu oft werden wir von dem angezogen, was wir meinen, dass wir es bekommen sollten; wenn wir aber so an eine Mentorenbeziehung herangehen, kriegt diese vom Start weg Schräglage. Als Männer müssen wir unsere vorgefassten Meinungen darüber, welche Vorteile uns unsere geistlichen Kinder bringen sollten, ablegen. Der Lohn ist vorwiegend ein ewiger – und selbst an diesen „persönlichen Gewinn“ sollten wir möglichst keinen Gedanken verschwenden.
Viele Male wird uns eine Mentorenbeziehung als Einbahnstraße vorkommen, und sehr oft wird es auch so sein. Warum denn auch nicht? Als Mentor bin ich verantwortlich, die Initiative zu ergreifen: das Telefon in die Hand zu nehmen, Termine anzuberaumen, zu denen wir uns treffen, Anstöße zum gemeinsamen Gebet zu geben, die gemeinsame Lektüre eines Buches oder der Bibel vorzuschlagen. Ich bin der Initiator. Wir müssen Gedanken ablegen wie: „Letztes Mal habe ich ihn angerufen, jetzt ist er mal dran!“ oder: „Wenn ihm unsere Beziehung was wert wäre, könnte er ja auch mal das Essen bezahlen!“
Mir geht es gar nicht darum, dass Männer mit Mentorenbeziehungen so umgehen wie die Mehrzahl der Frauen – ich halte es aber für wichtig, ein paar der Hürden namhaft zu machen, mit denen sich Männer bei dieser Art von Beziehung zweifellos konfrontiert sehen werden. Das Ziel ist nicht, „fraulicher“ zu werden, sondern, so zu werden wie Jesus, dem besten Mentor aller Zeiten. Wenn es Jesus möglich war, die Schranken seiner Männlichkeit hinter sich zu lassen und sich aufs Engste mit seinen Jüngern zu verbinden, dann können wir das auch.8
Der himmlische Vater schuf Mann und Frau unterschiedlich und sagte über diesen Unterschied: „Es ist sehr gut.“ Die Wahrheit ist, dass wir beide Geschlechter brauchen. Männer und Frauen müssen ihr Potential voll ausschöpfen, um Eltern für immer weitere Generationen gesunder geistlicher Kinder zu sein. Werfen wir nun einen genaueren Blick darauf, wie geistliche Eltern durch Mentoring ihre Kinder aufziehen.