Читать книгу Heart of Sullivan - Leinani Klaas - Страница 7
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Mir steht der Mund offen. Ich weiß das. Auch, dass es ziemlich blöd aussehen muss, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich kann nichts anderes tun, als zu starren und mit offenem Mund die belebten Straßen von Illington anzuschauen. Überall sind Menschen. Sie laufen kreuz und quer und durcheinander. Das erstaunlichste aber ist, dass sie reden. Und lachen. Ja, sie lachen. Miteinander. Keinen von ihnen erkenne ich wieder, sie sind mir alle fremd, dennoch fällt mir ein riesiger Stein vom Herzen. Es tut weh, den Ort neu besiedelt zu sehen und zu wissen, dass andere Leute, Fremde, in den Häusern und Wohnungen leben, die einmal mir vertrauten Menschen gehört haben, gleichzeitig tut es aber auch gut. Ich weiß jetzt, dass es mich zu Boden geschmettert hätte, Illington als Geisterstadt erleben zu müssen.
»Es ist alles in Ordnung, wirklich! Es geht mir gut.« Emma hat mich die letzten Minuten wieder einmal besorgt beobachtet und darauf gewartet, dass ich zusammenbreche. Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, es gehe mir gut. Die Menschen hier zu sehen ist befreiend, gleichzeitig aber stellt es uns vor ein neues Problem. Auf der Suche nach Hinweisen könnten sie uns im Weg stehen.
»Wenn wir irgendwo etwas finden, das uns weiterhilft, dann bei Tilly. Ich habe dir doch erzählt, dass sie mir den Hinweis auf die Seelenhexe gegeben hat und ich bin mir immer noch sicher, dass sie ihr Wissen aufgeschrieben hat. Lass es uns zuerst bei ihr versuchen.«
Langsam laufen wir in die Richtung, in der früher einmal ›Breakfast at Tillys‹ lag. In den Fenstern der Häuser spiegelt sich die Sonne wider und es ist ein ungewohntes Gefühl, das Dorf nicht in Regen und Nebel getaucht zu sehen. Der Ort wirkt wie frisch geputzt. Alles glänzt, von den weißen Hauswänden bis zu den blühenden Bäumen und selbst die Menschen sehen fein rausgeputzt aus. Vielleicht bilde ich mir das aber nur ein, nach den Tagen, in denen hier alles grau und düster war.
»Wie einfallsreich«, murmle ich und betrachte das Schild über Tillys altem Café skeptisch. Auf dem neuen Hängeschild steht in geraden Lettern ›Frühstückscafé‹ und ein Blick durch die großen Glasscheiben zeigt mir, dass das Innere noch fast genauso aussieht wie vorher. Lediglich die Bilder an den Wänden sind andere. Die früher dort hängende esoterische Mandala-Kunst ist Bildern mit flauschigen Tiermotiven gewichen. Emma und ich wechseln einen stummen Blick bevor wir das Café betreten. Eine Glocke ertönt beim Eintreten. An den Tischen sitzen vereinzelt Menschen und es riecht nach frisch gemahlenen Kaffeebohnen und Milch.
»Hallo, ihr zwei Süßen. Wollt ihr etwas trinken?« Eine stämmige, in rosa Tweet gehüllte, Frau steht hinter der Theke und lächelt uns breit an. Um nicht unhöflich zu sein, setzen wir uns auf zwei Barhocker direkt an der Theke und bestellen je eine Tasse Tee.
Ich beschließe in die Vollen zu gehen, als sie uns die Getränke serviert. »Danke. Entschuldigen Sie die Frage, aber gehört Ihnen dieses hübsche Café?«
»Danke, Herzchen. Ich bin die Inhaberin, aber noch nicht lange. Habt ihr nicht davon gehört?«, fragt sie mit einem verschwörerischen Blick und synchron schütteln wir die Köpfe. Sie seufzt theatralisch und ich weiß, dass sie es genießt, uns diese Auskunft zu geben. »Vor wenigen Wochen war hier noch alles anders. Die Stadt war ausgestorben und niemand war hier, um sich um alles zu kümmern.«
Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und frage: »Was ist hier denn passiert?«
»Das weiß keiner so genau, meine Liebe. Es wird noch ermittelt, aber momentan geht man davon aus, dass eine Seuche für das Verschwinden der Einwohner gesorgt hat.«
Erneut wechseln Emma und ich einen Blick, dieses Mal ist er besorgt und ich weiß, dass sie genau dasselbe denkt wie ich. Hier wird ermittelt.
»Jenny. Machst du mir noch einen?« Hinter uns verlangt ein Gast nach ihrer Aufmerksamkeit und sie wuselt davon.
»Seuche?«, frage ich Emma ungläubig. Sie zuckt mit den Schultern und schaut Jenny, der Besitzerin und Kellnerin, hinterher.
»Mir machen eher die Ermittlungen Sorgen. Heart, du weißt, dass man auf uns aufmerksam werden könnte, wenn wir zu viele Fragen stellen. Ich habe nicht wirklich Lust mit der Polizei zu sprechen.«
»Ich auch nicht«, gebe ich zu. »Wir werden vorsichtig sein, okay?«