Читать книгу Der nächste Frosch muss ein Prinz sein - Leni van Almen - Страница 8
Der Buhmann
Оглавление„Hallo, ich bin der Jörg, von Beruf Buhmann.“ Lautes Lachen von seiner Seite des Tisches bevor er enthüllt, welche Profession sich hinter „Buhmann“ verbirgt: „Investmentbanker – und stolz darauf.“
Ich kann es mir einfach nicht verkneifen, ich muss es sagen: „Dein Vorgänger war ein Muhmann.“ Lautes Lachen von meiner Seite des Tisches. Jörg zieht eine Augenbraue hoch. Billige Wortspielereien scheinen ihn nicht zu interessieren. Er hat es gerne hochpreisig. Jörg trägt handgenähte Schuhe, fährt ein neues BMW-Cabriolet, isst nur in den besten Restaurants der Stadt und fängt nach ungefähr drei Minuten an, über seine Putzfrau zu meckern. Das Cabriolet hätte ich gerne, aber ohne Jörg. Außerdem ist der Buhmann ein Schwindler, da bin ich mir ziemlich sicher. Er verkauft sich jünger als er ist.
Nun gut, vielleicht hat ihn sein Beruf gezeichnet oder der Ärger mit der Putzfrau. Armer Jörg. Immerhin sind ihm täglich lichte Momente gegönnt: beim Blick auf sein Haupthaar. Jörg steht garantiert oft und lange vor dem Spiegel. Apropos Spiegel. Er sieht sich gerne dabei zu, also beim Sex. Das ist keine Vermutung, das ist eine Aussage. Von Jörg. „Sex ist nämlich mein Hobby“, sagt er, der Bähmann.
Buddy ist eifersüchtig
Durchhalten Leni, ermahne ich mich. Es geht schließlich um nichts Geringeres als die große Liebe. Vielleicht lacht sie mich in diesem Moment an – mit strahlend weißen Zähnen. Sind die echt? Kaum zu glauben. Sicher ist: Die Strahlemänner gehören Ryan, der soeben den Bähmann ablöst. Jedes Wort, das sich zwischen seine Zahnreihen wagt, zieht geblendet in die Welt. Bevor ich es verhindern kann, schrubbt meine Zunge über die Kaffeetönung meiner eigenen Beißer. Das Kommando dazu hat sicher einer meiner Komplexe gegeben. Es gibt ein paar zur Auswahl, der mit den Zähnen gehört zu den erfolgreichsten. Er kämpft sich immer wieder vom Unterbewusstsein in die Oberliga. Meine Zähne könnten wirklich weißer sein. Vielleicht nicht ganz so weiß wie die, die mich gerade anleuchten. Wieder geht der Mund vis-à-vis auf und Worte schlüpfen durch das strahlende Weiß. Sie sagen: „Hey, nice to meet you! I am Ryan.“
Ich ziehe meine Zunge von ihrem Einsatz zurück. Zu spät. Ryan fühlt sich bemüßigt, mich zu beruhigen: „Don’t worry, deine Lippenstift ist schon weg von deine Zähne. Ich bin übrigens Amerikaner.“ Ach nee! Kommt jetzt endlich ein wenig Aufwind in den Abend? „Interesting Country. I was once in love with America.“
„Really?“, forscht mein Gegenüber nach. Allerdings! Schließlich gab es meinen amerikanischen Ex Luke und obendrein sieht Ryan ein bisschen aus wie Brad Pitt ohne Bart – und Johnny Depp muss ohnehin gleich heim zum Kinderhüten.
Vielleicht wird heute doch noch mein Glückstag! Ryan spielt seine Trümpfe aus: Er liest gerade Dostojewski, plant eine Weltreise, fotografiert leidenschaftlich gerne und lädt mich spontan zum Essen ein. Er will für mich kochen, die besten Burger der Welt. „Mit der Erfindung der Hamburger hat Amerika seinen kulinarischen Tribut an die Welt geleistet. Vorausgesetzt, sie sind ehrlich gebraten. Du wirst schon sehen“, sagt er in seiner Muttersprache und mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Nicht nur mir.