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3. (B) Brief des Bischofs Paschasinus von Lilybäum an den Papst Leo.42

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Über das Osterfest des Jahres 444.


Einleitung und Inhalt.

Die im Obigen enthaltene Antwort des Cyrillus über die Osterfeier des J. 444 befriedigte den Papst keineswegs, besonders deshalb, weil der von CyrilIus hierür angesetzte 23. April die von den Römern bisher eingehaltene äußerste Ostergrenze, nämlich den 21. April überschritt. Leo übersandte daher den Brief des Cyrillus dem Bischof Paschasinus von Lilybäum in Sicilien zur Begutachtung, worauf dieser mit dem hier folgenden Schreiben antwortete. Er dankt zunächst dem Papste für den ihm durch seinen Brief (und Unterstützung) gewährten Trost und Ermutigung in der durch die Verwüstung Siciliens über ihn und seine Kirche hereingebrochenen Not, erklärt dann, dass er nach langwieriger Prüfung die Rechnung des Cyrillus für richtig befunden, erzählt aus der Zeit des P. Zosimus ein zu Gunsten der alexandrinischen Computation geschehenes Wunder und beruhigt den Papst über seine Bedenken wegen der Hinausschiebung der Ostergrenze. Leo ließ sich auch durch diese Vorstellungen dahin bewegen, im Widerspruch mit den bisher von den Römern strenge beobachteten Regeln das Osterfest des J. 444 zugleich mit den Alexandrinern am 23. April zu feiern, wie er selbst es in seinem (21.) Briefe an den Kaiser Marcianus v. J. 453 andeutet und Prosper in seiner Chronik bezeugt.

Text

Dem wahrhaft heiligen und seligsten und apostolischen Herrn, dem von mir nach dem Herrn am meisten zu verehrenden Papste Leo (entbietet) Bischof Paschasinus (seinen Gruß).

1. Cap. Das Schreiben eueres Apostolates habe ich durch den Diakon Silanus der panormitanischen Kirche empfangen; es brachte mir in meiner Blöße und meinem Elende, in das ich durch die bitterste Gefangenschaft geriet, 43 Trost und Hilfe in jeder Beziehung, da es meine Seele mit himmlischem Tau erquickte und alle Traurigkeit beseitigte, verehrungswürdiger Herr Papst! Eure Herrlichkeit44 geruhte zu befehlen, dass meine Wenigkeit eurem heiligen Ohre mitteile, wie es sich mit der Osterrechnung für das nächstfolgende Jahr45 in Wahrheit verhalte. Diesem heiligen Gebote gegenüber konnte und durfte ich nicht ungehorsam werden. Durch eine langwierige Abhandlung oder Berechnung haben wir Das für wahr befunden, was von dem Bischofe der alexandrinischen Kirche euerer Heiligkeit erwidert wurde. Denn da uns die römische Berechnung, welche sich auf einen Cyklus gründet, in welchem das fragliche Jahr das 63. sein wird, welcher Cyklus von dem Consulate des Antoninus und Siagrius seinen Anfang nahm,46 Bedenken verursachte, weil am 26. März ein Sonntag und der 22. Mondtag einfällt und wiederum am 23. April in der Tat ein Sonntag und der 19. Mondtag trifft, so wandten wir uns, von diesem Zweifel wankend gemacht, an die Berechnung der Hebräer, d. i. an die gesetzliche,47 welche, weil sie den Römern unbekannt ist, leicht irre führt. Die Ogdoas48 also begann mit dem 2. Consulate des Aetius und dem des Sigesvultus49 und schließt mit dem Jahre, um das es sich nun handelt. Die Berechnung hierbei ist nun folgende: Die zwei ersten Jahre sind gemeine Jahre, das 3. ein Schaltjahr, das 4. und 5. gemeine, das 6. ein Schaltjahr, das 7. ein gemeines, das 8. ein Schaltjahr. Demnach sieht die Klugheit eures Apostolates ein, dass das 8. Jahr der Ogdoas nur als Schaltjahr genommen werden kann. Wollten wir in der oben bezeichneten Weise das erste Pascha am 26. März feiern, so würden wir das Jahr zu einem gemeinen machen und würde die ganze Berechnung der folgenden Jahre in’s Schwanken geraten.

2. Cap. Damit aber das Gesagte euerer Heiligkeit nichts Unbekanntes bringe, fügen wir hinzu, dass die gemeinen Jahre bei den Hebräern nur 12 Monate d. i. 354 Tage haben, die Schaltjahre aber 13 Monate d. i. 384 Tage. Durch die Notwendigkeit des Schaltjahres also sind wir gezwungen, das später angesetzte (Pascha) beizubehalten, damit wir uns nicht von der Wahrheit entfernen. Es darf uns auch nicht neu oder gefehlt erscheinen, da der Leidenstag auf den 2I. April fällt, von welchem (wie die Griechen meinen) Pascha den Namen erhielt; wenngleich die Übersetzer der hebräischen Sprache sagen, Pascha heisse Hinübergang, was wohl auch durch den Ausspruch des Evangelisten Johannes bestätigt wird, wenn er bei Erwähnung des Leidens sagt:50 „Als die Stunde gekommen war, dass Jesus von dieser Welt zum Vater hinübergehen sollte.“ Deshalb darf uns dieser eine weiter hinausgeschobene Tag nicht abschrecken, damit wir nicht, wenn wir ihn meiden, einem Irrtum anheimfallen, wie es zur Zeit meines Herrn Zosimus seligen Andenkens, des Vorgängers eueres Apostolates, im Jahre des 11. Consulates des Kaisers Honorius und des 2. des Constantius51 geschah. Damals nämlich wurde, da man es vermied, Pascha am 22. April zu feiern, dasselbe am 25. März gefeiert, d. h. es wurde statt eines Schaltjahres ein gemeines Jahr angenommen und ein so gewaltiger Irrtum begangen52 dass diese Wahrheit durch einen sicheren, durch Vermittlung des heiligen Geistes versorgten Taufbrunnen53 bewiesen wurde. Ich glaubte deshalb dasselbe erzählen zu müssen, weil auch der Ort selbst meinem heiligen und verehrten Bruder, dem Diakon Libanius,54 wohl bekannt ist. Das Wunder ist folgendes.

3. Cap. Irgend eine höchst unbedeutende Besitzung, auf steilen und ganz dicht bewaldeten Bergen gelegen, heißt Meltinas und ist daselbst eine sehr kleine und ganz unansehnliche Kirche gebaut. In dem Baptisterium derselben füllt sich in der hochheiligen Osternacht um die Stunden wo die Taufe gespendet werden soll, da kein Kanal, kein Rohr vorhanden, auch kein Wasser in der Nähe ist, das Becken von selbst und, nachdem die wenigen Täuflinge getauft55 sind, verschwindet das Wasser, sowie es gekommen war, von selbst, da es keinen Abfluß hat. Damals also, wie wir oben sagten, unter meinem Herrn heiligen Andenkens und seligsten Papste Zosimus, da bei den Abendländern der Irrtum56 geschehen war, gingen, nachdem die gewohnten Lesungen in der heiligen Nacht vollendet waren und der Priester die herkömmliche Taufstunde einhielt, bis Tagesanbruch aber kein Wasser kam, die Täuflinge ungetauft hinweg. Um es also in Kürze zu erzählen, in jener Nacht, welche dem Sonntage am 22. April vorhergeht , füllte sich das heilige Becken zur ordnungsmäßigen Stunde. Durch ein deutliches Wunder also erwies es sich, dass der Irrtum auf Seite der Abendländer war.

4. Cap. Das erwiderte ich, sowie ich konnte und die Kürze des Briefes es zuließ, im Auftrage eueres Apostolates, indem ich kniefällig bitte, ihr möget für meine Wenigkeit, ja für den Zustand des ganzen Erdkreises beten, damit wir, aus so vielen und großen Nöten endlich befreit, erkennen, dass es unser Gott selbst ist, „der allein Wunder tut,“57 der die Seelen seiner Bekenner nicht den Raubtieren überliefert58 und uns nicht mehr über unser Kräfte versuchen lässt , sondern mit der Versuchung auch einen barmherzigen Ausgang in seiner Güte verleihen wird, so dass wir bestehen können.59 Betet für mich!

Die (echten) Briefe v.J. 440-450

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