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Was begrenzt das Segelrevier eines Fahrtenseglers?

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Streng genommen eigentlich nichts! Wenn ein Fahrtensegelgebiet doch irgendwie definiert werden soll, hilft es, auf die IMO-Aufteilung der Meere zu schauen, die das Gebiet eines Küstenseglers klar festgelegt hat. Nach GMDSS-Definition (Global Maritime Distress and Safety System) bewegt man sich in Gebieten, die von der IMO (International Maritime Organisation) als »Area 1« definiert werden, oder kurz »A1«. Das sind jene Gebiete, die noch über UKW-Funk abgedeckt werden können, d. h. der nächste Seenotrettungskreuzer ist im Notfall nicht weit entfernt. Selbst, wenn dieser nie gebraucht werden sollte, ist es doch ein gutes Gefühl, zu wissen, dass eine rettende Hand, eine beruhigende Stimme oder ein anderes Schiff nie weiter entfernt erscheint als der Sendeknopf der UKW-Anlage.

Die A1-Gebiete sind neben (fast) der gesamten Ostsee, die Küstengebiete des Mittelmeeres und der Nordsee. Nicht dazugehörig ist das Überqueren der Nordsee beispielsweise von Deutschland nonstop nach Schottland, und streng genommen führt auch die Überquerung von Norwegen nach Shetland kurzzeitig aus dem A1-Gebiet heraus. Die für Fahrtensegler interessanteren Überquerungen von der deutschen Ostseeküste direkt nach Schweden, von England nach Frankreich oder Irland, von Südfrankreich oder Italien nach Korsika sowie die Strecke zwischen den Balearen und dem spanischen Festland sind hingegen vollständig inbegriffen.

Jedem privaten Skipper ist es natürlich freigestellt, das persönliche Risiko abzuschätzen und sich kurzzeitig bei schönem Wetter auch außerhalb der Grenzen zu bewegen, denn illegal ist es nicht. Man sollte sich aber dessen bewusst sein, dass man sich dann außerhalb der garantierten Reichweite von UKW an Küstenstationen befindet und der DSC-Notknopf am Gerät nicht notwendigerweise bis an Land reicht. Je weiter man sich vom sicheren Hafen entfernt, desto genauer sollte man über die Großwetterlage Bescheid wissen und desto penibler sollte die mitgenommene Ausrüstung geplant werden und entsprechende Vorbereitungen getroffen sein. Wird in A1-Küstennähe gesegelt, bedeutet das nicht nur eine bestehende Kommunikationsmöglichkeit, sondern auch, dass der nächste Hafen oft in nicht mehr als maximal sechs Stunden erreicht werden kann (z. B. 36 sm bei 6 kn Fahrt). Wettervorhersagen sind heute für so kurze Schläge wie 12 bis 18 Stunden äußerst zuverlässig, und ein Rettungshubschrauber hat auch im schlimmsten Fall kein Problem, den Notgestellten zu erreichen. Wenn es der Crew unwohl werden sollte, sei es durch Seekrankheit, Angst oder medizinische Notfälle, ist es auch schön, zu wissen, dass man sich selten weiter als ein paar Stunden vom Land entfernt befindet.


Dies erhöht streng genommen allerdings nicht die Sicherheit, sondern eher das persönliche Wohlbefinden. Denn bekanntlich ist ja das gefährlichste auf See gerade Land. Blauwassersegler empfinden Küstennähe oft als viel anstrengender und aufregender als den offenen Ozean, denn plötzlich muss dem regen Schiffsverkehr ausgewichen und Untiefen müssen umfahren werden. Sich den wegen der geringen Wassertiefe in Küstennähe aufbauenden kurzen, steilen Wellen auszusetzen, empfinden viele Segler ebenfalls als unangenehmer als die lange Dünung des Ozeans.

Andererseits fühlen sich viele Segler, insbesondere Familien mit Kindern, in Küstennähe sehr wohl. Kurzfristige Landgänge sind hier jederzeit möglich. Pläne können den aktuellen Bedürfnissen spontan angepasst werden, die Tagesstrecken sind kurz, und Küstennähe ist landschaftlich reizvoll und abwechslungsreich. Nachtfahrten sind nicht notwendig, eine ständige Handy- und Internetverbindung bleibt bestehen, es gibt attraktive Ankerbuchten, die spontan zum Baden angesteuert werden können, und man muss nicht auf die Infrastruktur des Festlandes verzichten (z. B. Restaurants, Ärzte, Supermärkte).

Praxisguide Fahrtensegeln

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