Читать книгу Praxisguide Fahrtensegeln - Leon Schulz - Страница 11

Welche Reviere eignen sich für den Anfänger?

Оглавление

Die Reviere, die unter A1 fallen, unterscheiden sich natürlich erheblich, und nicht alle sind für angehende Fahrtensegler als Primärgebiete geeignet. Die Küstennähe allein macht ein Gebiet nicht automatisch zum geeigneten Anfängerrevier, was jeder weiß, der die unangenehm anrollenden Wellen der offenen Nordsee bei ablaufender Tide (Ebbe) mit dem lieblichen Wasserspiegel in der Kieler Förde oder der Lübecker Bucht vergleicht. Einige Reviere liegen in sonnenträchtigen Gebieten, wo das Meer so warm ist wie die UV-Strahlen stark sind. Andere wiederum zeichnen sich durch kaltes Wasser und kühle Lufttemperaturen aus.

Auch die Großwetterlagen unterscheiden sich: Nördlich von ca. 40–45 °N (z. B. Nord- und Ostsee) wird das Wetter primär von den Tiefdruckgebieten des Nordatlantiks beeinflusst. Südlich davon (ab der südlichen Biskaya und im gesamten Mittelmeer) finden sich im Sommer stabilere Wetterlagen, die, insbesondere im Mittelmeer, an lokale Bedingungen geknüpft sind wie Gebirge und Sunde.

Schließlich muss man auch die unterschiedlichen Wellenbildungen berücksichtigen: Fahrtensegler an der atlantischen Küste Europas von Schottland und Irland im Norden bis Frankreich, Spanien und Portugal im Süden müssen mit der vom Atlantik anrollenden Dünung rechnen, während Segler an der Ostsee oder im Mittelmeer oft mit kurzen, steilen Wellen zu kämpfen haben. Wind über Gezeitenstrom, was auf Englisch »Wind over Tide« genannt wird, ist besonders unbequem: Kaum kentert die Strömung, gehen die Wellen von angenehmen langen Bewegungen in kurze Schlaglöcher über – oder umgekehrt –, und das alle sechs Stunden im Wechsel.

Wie warm und angenehm das Wetter im Mittelmeer zur Sommerzeit auch sein mag, so launisch kann es sich ohne sichtliche Vorwarnung verändern. Der Ruf, im Mittelmeer gäbe es entweder zu wenig oder zu viel Wind, entspricht sicher nicht immer der Realität, hat aber dennoch seine Berechtigung. Auch wenn es im Hochsommer im Mittelmeer oft windarm und sehr heiß ist, sind doch die Winter kühl und zeichnen sich durch unsichere Wetterlagen aus, sodass auch im Mittelmeer von einer Segelsaison die Rede sein muss. Und diese ist oft kürzer als angenommen.

Reviere müssen aus navigatorischer Sicht auch in Gebiete mit bzw. ohne Tide unterschieden werden. Segler der Ostsee oder des Mittelmeeres haben es hier etwas leichter, kommen dafür aber langsamer voran. Wenn die Vorteile der Gezeiten ausgenutzt werden, sind die Wellen oft angenehmer (Wind und Strömung in gleicher Richtung), und die Reisegeschwindigkeit nimmt dank der Gratismeilen durch die Strömung beachtlich zu. In Tidengewässern können also viel größere Distanzen zurückgelegt werden, wenn man sich der Natur anpasst. »Playing the Tides« nennen die Engländer dieses Phänomen.

Praxisguide Fahrtensegeln

Подняться наверх