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Der 4. März 1988 war ein Freitag. Es war der 64. Tag des Schaltjahres 1988. Helmut Kohl war Bundeskanzler, Richard von Weizsäcker Bundespräsident, SV Werder Bremen wurde deutscher Meister und der Boxweltmeister Cassius Clay, besser bekannt als Muhammad Ali, war bereits an Parkinson erkrankt. Zwei Wochen später starben in der hauptsächlich von Kurden bewohnten Stadt Halabdscha fast 5000 Menschen durch einen Giftgasangriff der irakischen Luftwaffe. O.K. stand mit »Okay« auf Platz zwei der Top Ten, und um 14:20 Uhr begann der 5. Teil der Serie »Das Erbe der Väter« auf ARD.

4. März 1988

Nordostirak, Kurdistan

Roja Özen

Vater wachte auf dem Schemel hinter der Holztür. In der Stube des Hauses, das er mit seinen eigenen Händen erbaut hatte, am Rande der Stadt. Die schwarz-weiß karierte Kufiya um das volle schwarze Haar gebunden. Die Finger der linken Hand sprangen über die Perlen der Misbaha, die andere hielt das Gewehr. Noch vor wenigen Stunden, vor Einbruch der Dunkelheit, waren Schüsse gefallen, hatten sich seine Genossen Kämpfe mit den angreifenden irakischen Soldaten geliefert.

Er fuhr sich durch den buschigen Oberlippenbart. Sah hinüber zu Mutter, die auf der Matratze aus Stroh ruhte. Ihr Brustkorb hob und senkte sich, sie atmete gepresst. Um etwas zu tun, erhob sich Vater, ohne das Gewehr aus der Hand zu legen. Er ließ die Gebetskette in die Tasche seines khakifarbenen Overalls gleiten und ging zum Holzofen am anderen Ende des niedrigen Raumes, am selbstgezimmerten Esstisch vorbei. Die Tür des Ofens quietschte, als er sie öffnete. Wasser brodelte auf der Kochplatte, hüllte Vaters Kopf in seltsames Schweigen. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Er schob einen Holzscheit hinein, den die Flammen umschlangen. Mutter bog stöhnend den Rücken durch, drückte die lederne Haut von Großmutters knochiger Hand, die neben dem Bett saß. Da knallte es. Vater legte das Gewehr an und zielte auf die Tür. Die Flammen malten seinen zitternden Schatten auf die Wand aus Lehm und Stein.

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