Читать книгу Freier um Brigitte - Liane Sanden - Страница 6

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Einen Tag später erhielt Generalkonsul von Wittinghausen einen Brief. In diesem Schreiben, das keine Unterschrift trug, war zu lesen, dass Renate ihn täglich und stündlich betrüge. Er sei nur das Spielzeug einer arroganten, selbstsüchtigen Frau. Man warne ihn vor weiterer Fortsetzung der Liaison, denn er bilde das Stadtgespräch und er sei schon überall eine komische Figur.

Das Anonyme an dem Brief gefiel ihm nicht. Aber da er erst mit eigenen Augen sehen musste, wie vielseitig seine Freundin war, bekam die plötzlich eingetretene Aversion neue Nahrung und nun war er sich klar, dass er ohne viel Gefühl und Empfinden diese Frau abmelden konnte. Die letzte Sentimentalität schwand; und nun verstärkte sich noch mehr die Freundschaft und die Liebe zu Brigitte.

Renate aber versuchte, aus dem reichen Manne noch Kapital zu schlagen.

Wiederholt kam sie im Tempo einer hysterischen Akteurin angerast, um unter Tränen ihre Liebe zu beteuern.

Dem feinen Manne ward es nicht leicht, ihren Wutausbrüchen zu begegnen. Immer wieder suchte er in aller Ruhe ihr verständig zu machen, dass sie nicht die richtige Frau für ihn sei.

Sie kam mit triftigen Argumenten.

„Warum hast du mich erst vor wenigen Tagen beschenkt?“

Sie ward bitter und erklärte: „Das war wohl eine komplette Abfindungssumme, ähnlich so wie man ein Ladenmädel laufen lässt, bevor man sie noch mit einem Notpfennig ausgestattet hat?“

Er wies darauf hin, dass er das Glück hatte, sie in flagranti zu erwischen.

Sie lachte darüber: „Wenn ich in aller Oeffentlichkeit mich mit deinem Freunde sehen lasse, so hat das gar nichts zu bedeuten. Nur ein Spiesser nimmt daran Anstoss, oder ein Mann, der eine Frau über Bord werfen will.“

Das Wort Spiesser bezog er geschickt auf seine Handlungsweise, indem er meinte: „Ich bin und bleibe halt ein Spiesser, und wir passen nicht mehr zusammen.“

Plötzlich aber beseitigte sie allen Idealismus und sie warf sich auf die Wirklichkeit der Dinge.

„Eberhard,“ sagte sie energisch, „du heiratest mich also nicht?“

„Nein ich denke nicht daran.“

„Und wie willst du mich abfinden?“

Er wurde mokant: „Obwohl du kein Ladenmädel bist, willst du also doch ...“ er brach ab.

„Ich habe meine Zeit nicht umsonst mit dir verbracht. Und wenn du mir so den Laufpass gibst, mein Lieber, dann sehe ich gar keinen Grund, dir noch freundlich entgegenzukommen.“

„Hast du die Quittung mitgebracht?“ fragte er ernst.

„Ich denke, zwanzigtausend wären angemessen.“

Eberhard verzog den Mund: „Mehr nicht? Aber selbstverständlich …“ verbesserte er sich. „Renate, wir werden das ordnen. Und morgen bist du im Besitze deines Guthabens.“

Plötzlich schien es so, als ob das Gefühl sie übermanne. Sie wollte Eberhard umarmen, er aber sagte:

„Mein Kind, du hast in mir heute einen schlechten Partner. Du weisst, ich kann gar nicht schauspielern.“

Da warf sie sich weinend auf den Sessel und jammerte: „Was hab’ ich dir denn getan …? Was hast du aus mir gemacht …? Dahinter steckt nur ein Weib, eine, die jünger ist als ich, eine, die dich umgarnt ...“

Und sie stand auf, hob die Hände hoch und schrie:

„Stoss mich nicht von dir. Sei wieder gut. Ich verachte das Geld, ich will kein Geld, nur dich will ich, dich Eberhard, dich.“

Er aber kannte seine Pappenheimer, schüttelte das ergraute Haupt und blieb sachlich.

„Renate, was ich versprochen, werde ich halten. Du wirst endlich zu deinem Auto kommen, und du wirst endlich deine Reise nach Aegypten machen.“

Da horchte sie auf. Ein wenig geistesabwesend wiederholte sie:

„Ich werde zu meinem Auto kommen, ja, ja … und ich werde nach Kairo zu den Pyramiden fahren, ja, ja …“

Eberhard reichte ihr die Hand und sagte ihr Lebewohl.

„Werde recht glücklich, liebe Renate, und hege keine Feindschaft mir gegenüber.“

Sie antwortete: „Lieber Freund, du wirst doch aber öfter ins Theater kommen, wenn ich spiele, und du wirst auch nie versäumen, mir bei einer Premiere die zartesten Orchideen zu senden ... du weisst ja, ich liebe Blumen und … und … nimm es mir nicht übel ... ich finde alle Männer über 45 Jahre komisch.“

Dann war sie verschwunden.

Eberhard ging zum Schreibtisch, trommelte heftig auf das Holz und dachte:

„Solche Frauen können im Schluss-Akt doch riesig liebenswürdig werden.“

Dann lachte er hellauf. „Also mich hat sie fürs komische Fach bestimmt.“

Freier um Brigitte

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