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Das Casino von Monte Carlo war hell erleuchtet. Beinahe im Sekundentakt stiegen elegante Paare aus dicken schwarzen Limousinen oder sündteuren Sportwagen und strebten dem Eingang zu, wo ein uniformierter Portier Wache hielt.

Im Casino fand an diesem Abend eine Wohltätigkeitsgala zugunsten notleidender Familien statt. Alles, was in der Stadt Rang und Namen hatte, hatte eine der mehrere hundert Euro teuren Eintrittskarten erworben, um den guten Zweck zu unterstützen – und um wieder einmal ganz unter sich zu sein. Alex konnte also damit rechnen, nur Millionäre anzutreffen – sobald sie erst einmal im Casino drin war!

Vorsichtig schlich sie zur Rückseite des Gebäudes und kletterte im Schutz der Dunkelheit auf die Terrasse, was angesichts ihrer schwindelerregenden High Heels und des knallengen Abendkleides keine geringe Leistung war. Sie wartete, bis sich ein neuer Schwung Besucher um den Portier drängte, und schlenderte dann gelassen zum Eingang. Natürlich bemerkte der Portier sie doch.

„Verzeihung, Madame, Ihre Eintrittskarte?“

Alex musterte ihn hochmütig von oben herab. Diesen Blick hatte sie eingehend vor dem Spiegel trainiert. „Meine Eintrittskarte befindet sich in Ihrer Jackentasche, wo denn sonst? Ich habe sie Ihnen vor fünfzehn Minuten gegeben. Und vor fünf Minuten bin ich an Ihnen vorbeigegangen, um etwas frische Luft zu schnappen.“

Sie sprach mit einer solchen Überzeugung, dass der Mann einen roten Kopf bekam. „Verzeihen Sie, Madame, aber ich erinnere mich nicht …“

„Dann sollten Sie schleunigst etwas dagegen tun“, erklärte Alex in schneidendem Tonfall und ging an ihm vorbei ins Casino. Nach diesem Auftritt würde es niemand mehr wagen, sie aufzuhalten. Das war geschafft!

Vielleicht hätte sie ja doch eine Chance, es als Schauspielerin zu etwas zu bringen. Aber die Karriere konnte warten. Jetzt wartete erst einmal ihr Millionär auf sie! Hoffte sie zumindest.

Sie wechselte für etwa zwanzig Euro Chips ein und klimperte demonstrativ damit herum, während sie durch die Säle schlenderte und das männliche Publikum einer eingehenden Begutachtung unterzog. Die anwesenden Männer waren fast ausnahmslos gutaussehend und in Smoking oder Abendanzug makellos gekleidet. Und sie waren fast ausnahmslos in Begleitung.

Die Frauen an ihrer Seite trugen atemberaubende Roben und glitzerten und funkelten mit den Kronleuchtern des Casinos um die Wette.

Alex seufzte. Das hatte sie sich eindeutig leichter vorgestellt, als es war! Sie hatte gedacht, sie würde den Raum betreten, alle Blicke auf sich gerichtet, und einfach auf den erstbesten Märchenprinzen zugehen, um sich von ihm zum Traualtar führen zu lassen. So schnell schien das aber doch nicht zu gehen!

Ihr Blick fiel schließlich auf einen blonden Hünen neben der Bar, der an seinem Champagnerglas nippte und gelangweilt vor sich hinstarrte. Eingehend musterte Alex ihn von oben bis unten. Er hatte ein kantiges Gesicht mit einer feingeschwungenen Nase und eisblauen Augen. Seine schmalen Lippen waren leicht zusammengepresst, so als wäre er jeden Augenblick zum Kampf bereit, was ihm ein leidenschaftliches, verwegenes Aussehen gab. Darüber konnte auch der elegante schwarze Smoking, der seine athletische Figur kaum verbarg, nicht hinwegtäuschen.

Alex spürte, wie ihr Herz bei seinem Anblick einen kleinen Sprung machte. Irgendetwas an diesem Mann zog sie geradezu magisch an. Ein rascher Blick auf seine Hände zeigte ihr, dass er zwar einen schweren Siegelring an der rechten Hand trug, aber keinen Ehering. Und auch eine Begleiterin war weit und breit nicht zu sehen! Er schien tatsächlich allein zu sein. Also genau das, was sie suchte!

Zielstrebig steuerte Alex auf die Bar zu und schwang sich neben ihn auf einen Hocker. Als sie die Beine übereinanderschlug, glitt ihr Paillettenkleid bis zu den Oberschenkeln auseinander und gewährte verführerische Einblicke. Aus dem Augenwinkel stellte sie befriedigt fest, dass ihr Auftritt seine Wirkung nicht verfehlt hatte.

Ihr Gegenüber unterzog sie einer unverhohlenen Musterung. Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu ihrem schlanken Hals und glitt an ihrem glitzernden Abendkleid nach unten. Alex ließ die Begutachtung gelassen über sich ergehen. Sie wusste, dass sie sich für ihre Figur nicht zu schämen brauchte. Das kam vom vielen Treppensteigen und Kofferschleppen. Armut hielt fit!

„Verzeihung“, sprach der Hüne sie schließlich an. Seine Stimme klang tief und ein wenig rau. Ein angenehmes Kribbeln kroch über Alex‘ Wirbelsäule. „Kennen wir uns zufällig? Eine dumme Frage, ich weiß. Aber ich stehe Abend für Abend an dieser Bar und frage mich, was ich hier eigentlich tue. Ich bin sicher, Sie wären mir aufgefallen, wenn ich Sie schon einmal gesehen hätte. Andernfalls sollte ich vielleicht einen Augenarzt aufsuchen.“

Alex lächelte huldvoll und streckte ihm ihre Hand entgegen. „Gräfin Alexis du Champ. Ich kann Sie beruhigen. Ich bin erst seit gestern Abend in Monte Carlo.“

„Prinz Nikolas Wolteschewski“, stellte ihr Gegenüber sich vor. Galant beugte er sich tief über ihre Hand.

Alex‘ Herz setzte einen Schlag lang aus. Ein Prinz! Ein waschechter Prinz!

Eine aufgedonnerte Blondine mit Hochsteckfrisur und im wallenden roten Kleid berührte im Vorübergehen Nikolas‘ Arm. „Du vergisst doch nicht meine Party am Samstag, Nicki?“

„Das würde ich mir nie erlauben, Seraphine“, antwortete der Prinz mit einem charmanten Lächeln. „Darf ich dir übrigens die Gräfin du Champ vorstellen? Gräfin, das ist Seraphine le Duc!“

Natürlich! Alex erinnerte sich, das Bild der Blondine in diversen Klatschmagazinen gesehen zu haben. Seraphine war eine bekannte Gesellschaftslöwin, die vor allem für ihre zahllosen Affären berüchtigt war. Sie verschliss gutaussehende junge Männer wie andere Leute ihre Zahnbürsten.

An dem begehrlichen Blick, den sie Nikolas zuwarf, konnte Alex erkennen, dass der Prinz ganz oben auf ihrer Wunschliste stand. Dabei musste sie schon fast fünfzig sein, wie Alex konstatierte. Eine Tatsache, die Seraphine jedoch mit viel Make-up und teurem Schmuck zu kaschieren versuchte. Die überdimensionalen Klunker, die an ihrem Hals und ihren Fingern funkelten, waren zweifelsohne echt.

Madame le Duc bedachte Alex mit einem säuerlichen Blick. Offenbar schätzte sie keine Konkurrenz. „Gräfin!“

„Madame“, erwiderte Alex gelassen und schob ihren Rock noch ein Stück höher. Seraphine rauschte hocherhobenen Hauptes davon, sodass Alex sich wieder ihrem Prinzen widmen konnte.

„Wolteschewski?“, wiederholte sie fragend. „Ein interessanter Name. Woher kommen Sie?“

„Meinen Sie gerade eben oder grundsätzlich?“

Alex lachte. „Beides!“

„Nun, meine Familie stammt ursprünglich aus Polen. Wir leben aber in der Nähe von Marseille, wo wir unsere Güter haben. Die meiste Zeit über jedenfalls. Ich ziehe allerdings Paris vor. Ich finde, das Flair von Paris ist immer noch unübertroffen.“

„Wie recht Sie haben“, seufzte Alex mit dem gelangweilten Timbre der High Society in ihrer Stimme. „Leider komme ich von meinem Landsitz in der Provence viel zu selten nach Paris. Ich überlege, ob ich mir eine Wohnung kaufen soll. Es ist so lästig, während der Opernsaison ständig im Hotel wohnen zu müssen.“

„Ich wäre entzückt, Sie einmal in Paris ausführen zu dürfen“, erklärte Prinz Nikolas sofort. „Ein Glas Champagner?“

„Gerne.“ Alex warf einen Blick auf die Chips, die neben dem Prinzen auf der Bar lagen. Etwa hundert Euro, rechnete sie im Kopf nach. „Sie spielen?“

„Kaum. Die Einsätze sind so limitiert, dass jeder Anreiz verloren geht. Wissen Sie, ich sehne mich manchmal danach, einmal etwas ganz anderes zu tun. Irgendetwas - Verrücktes!“ Er sah Alex an und ein schelmisches Funkeln trat in seine eisblauen Augen. Ein Funkeln, bei dessen Anblick sich der feine Flaum auf Alex‘ Armen aufrichtete.

„Haben Sie Lust, mit mir etwas Verrücktes zu unternehmen?“

„Und was?“

Alex fühlte sich etwas überrumpelt. Sie hätte nicht gedacht, dass es so einfach sein würde, einen richtigen Prinzen kennenzulernen. Und dass er solch ein Interesse an ihr entwickeln würde, nach so kurzer Zeit. Aber in den Kreisen der oberen Zehntausend war eben alles möglich!

Nikolas überlegte. „Wir könnten uns davonschleichen und spazieren gehen. Wir könnten uns an einem Imbissstand einen Hot Dog kaufen. Haben Sie schon einmal einen Hot Dog gegessen?“

„Ich - glaube nicht“, log Alex.

„Ich auch noch nie.“ Nikolas sprang auf und griff nach ihrer Hand. „Kommen Sie, lassen Sie uns verrückt sein! Heute ist genau die richtige Nacht dafür!“

Alex nahm hastig einen letzten Schluck von ihrem Champagnercocktail und rutschte so elegant und lasziv wie möglich von ihrem Hocker. Spazieren zu gehen war nicht ganz das, was sie sich für diesen Abend vorgestellt hatte, aber was immer ihre Eroberung tun wollte, war ihr Befehl!

Schließlich bekam man nicht jeden Tag die Chance, mit einem waschechten Prinzen eine Verrücktheit anzustellen! Und zumindest brachte dieser Ausflug ihn aus dem Schussfeld der Konkurrenz. Alex konnte sehen, dass Seraphine le Duc sie aus der Ferne immer noch misstrauisch beäugte.

Ohne auf die indignierten Blicke mancher Casino-Besucher zu achten, zog Nikolas sie hinter sich her. Kichernd wie Kinder rannte sie die Stufen des Casinos hinunter.

„Nicht so schnell!“, rief Alex, die in ihren High Heels nur mit Mühe mit dem Prinzen Schritt halten konnte. Kurzentschlossen blieb sie stehen, bückte sich und zog die unbequemen Schuhe von ihren Füßen. „So ist es besser!“, erklärte sie entschieden.

Sie bemerkte den schelmischen Ausdruck in Nikolas‘ Augen, als sie die Heels über ihre Schulter schwang.

„Keine Angst, dir die zarten Füße zu ruinieren?“, bemerkte er ironisch. Das vertrauliche „Du“ schien ihm angesichts ihres gemeinsamen Abenteuers ganz selbstverständlich über die Lippen zu kommen.

Alex bedachte ihn mit einem herausfordernden Blick. „Ich denke, heute Nacht sind andere Körperteile in größerer Gefahr als meine Füße!“

Nikolas erlaubte sich ein verschmitztes Grinsen. „Da könntest du recht haben!“

Er griff wieder nach ihrer Hand und sandte mit der Berührung ein angenehmes Kribbeln durch Alex‘ Körper. Zu Fuß schlenderten sie durch die Altstadt, aßen heiße Würstchen an einer Würstchenbude und tranken dazu Bier aus der Dose. Prinz Nikolas amüsierte sich königlich über sein Abenteuer, und auch Alex war zufrieden, nachdem sie eine warme Mahlzeit im Magen hatte.

Zu guter Letzt setzten sie sich am Hafen auf die Kaimauer und blickten hinaus auf das nächtliche Meer. Sanfte Wellen reflektierten das Mondlicht und zauberten ein ständig wechselndes Muster aus Licht und Schatten auf die Wasseroberfläche, wie in einem überdimensionalen Kaleidoskop.

„Du – bist verheiratet?“, fragte Nikolas nach einer Weile zögernd. Alex seufzte.

„Geschieden. Eine Jugendsünde. Wir waren sehr verliebt, aber es hielt nur einen Sommer an. Zumindest bin ich durch die Ehe hier in Frankreich gelandet. Ich stamme ursprünglich aus dem nebligen England.“

Während sie ihre einstudierte Lebensgeschichte zum Besten gab, musterte Alex Nikolas verstohlen von der Seite. Aufmerksam studierte sie sein markantes Profil mit dem kantigen Kinn und den eindringlichen blauen Augen. Er sah wirklich gut aus! Mehr als gut!

„Und du?“

Nikolas zuckte die Achseln. „Ein paar lockere Beziehungen, aber nichts Ernstes. Ich fürchte, die große Liebe hat mich übersehen. Zumindest bis jetzt!“

Dabei sah er Alex so tief in die Augen, dass sich ihr Herzschlag unwillkürlich beschleunigte. Noch nie hatte ein Mann sie so angesehen, und noch nie hatte sie beim Blick eines Mannes so empfunden!

Dieser Nikolas Wolteschewski hatte etwas an sich, das sie den Prinzen in ihm vollkommen vergessen ließ. Er war einfach nur ein überaus charmanter, attraktiver Mann, und sie hatte das bestimmte Gefühl, dass sie ihn unter den richtigen Umständen sehr gern haben würde. Trotzdem sollte sie es ihm nicht zu leicht machen. Sie räusperte sich.

„Ich – fürchte, ich muss jetzt gehen. Ich habe morgen einige wichtige Termine.“

Der Vollmond tauchte sie beide in ein weiches, silbriges Licht, sodass sie wie entrückt von dieser Welt erschienen. Wie eine Prinzessin im Märchen, dachte Alex unwillkürlich. Sie betete, dass nicht irgendwo eine Turmuhr Mitternacht schlug und den Zauber beendete!

Nikolas griff nach ihrer Hand. „Wann sehe ich dich wieder?“

„Übermorgen bin ich frei“, erwiderte Alex. „Zumindest bis sechs Uhr abends. Dann – treffe ich mich mit meinem Anwalt. Ich möchte mein Weingut in Südfrankreich verkaufen. Ich habe einfach keine Zeit, mich darum zu kümmern.“

Sie improvisierte auf Teufel komm raus. Doch je mehr sie erzählte, desto realer erschien ihr das Ganze. Beinahe konnte sie das Weingut vor sich sehen, eingebettet in die malerische Landschaft der Champagne …

Ich darf nur nicht den Überblick über meine Lügen verlieren, ermahnte Alex sich selbst.

„Dann übermorgen!“, rief Nikolas erfreut. „Ich hole dich gegen zehn Uhr in deinem Hotel ab und wir machen einen Ausflug in die Berge. Einverstanden?“

„Einverstanden!“

Nikolas stand auf und klopfte sorgfältig den Staub von seinem Smoking. Dann zückte er sein Handy. „Gibst du mir deine Nummer? Falls ich Sehnsucht nach deiner Stimme bekomme!“

„Natürlich, gern“, erwiderte Alex lächelnd. Sie tippte ihre Handynummer in sein Gerät. „Aber ich hoffe, du bekommst nicht nur nach meiner Stimme Sehnsucht!“

Nikolas‘ sah sie mit einem schelmischen Funkeln in seinen Augen an. „Ganz bestimmt nicht!“ Ernsthaft fügte er hinzu: „Ich muss gestehen, dass ich mich noch nie zuvor so zu einer Frau hingezogen gefühlt habe wie zu dir. Du hast mich vollkommen verzaubert! Wie machst du das?“

„Das ist mein Geheimnis“, erwiderte Alex lächelnd.

Sie empfand ähnlich wie Nikolas. Natürlich hatte sie in erster Linie ihr Ziel vor Augen (oder zumindest sagte sie sich das selbst), aber das sie den Prinzen überaus sympathisch fand, war nicht unbedingt ein Hindernis dabei.

„Lass mich dich nach Hause bringen“, bot Nikolas ihr an. „In welchem Hotel wohnst du?“

„Im Grand Hotel. Aber es ist wirklich nicht nötig, dass du mich begleitest“, erklärte Alex hastig. „Ich nehme ein Taxi. Da drüben ist ein Standplatz.“

Sie ließ zu, dass Nikolas sie in seine Arme zog und zärtlich küsste. Erneut schoss ein erregtes Kribbeln durch ihren ganzen Körper, und in ihrem Bauch tanzte ein Schwarm von Schmetterlingen Samba, als er sie an sich drückte. Seine Hände streiften über ihren Körper, so als wollte er jeden Zentimeter davon erkunden. Heiße Leidenschaft überschwemmte Alex, ließ sie alles um sich herum vergessen.

Sie schob ihr Becken nach vor, genoss es, seine Erregung zu spüren. Sie wünschte, sie wären allein, irgendwo am Strand. In ihrem Kopf wälzten sich ihre beiden Körper eng umschlungen im warmen Sand, während Nikolas ihre nackte Haut mit Küssen übersäte.

Zu gern hätte sie sich seiner Zärtlichkeit noch länger hingegeben. Sie hätte es nie für möglich gehalten, dass man sich innerhalb so kurzer Zeit so gründlich verlieben konnte. Aber sie musste einen klaren Kopf bewahren. Liebe allein war schließlich nicht alles.

Sanft löste sie sich aus seiner Umarmung und stieg in das Taxi. Nikolas beugte sich noch einmal zu ihr und drückte ihr einen Abschiedskuss auf die Lippen. „Ich kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen“, flüsterte er. „Vielleicht hat mich die Liebe ja doch gefunden.“

„Das hoffe ich“, flüsterte Alex zurück. Ihr Herz hüpfte wie ein Pingpongball in ihrer Brust. Sie war unsagbar glücklich. Sie hatte einen Mann gefunden, der reich war und in den sie sich auf den ersten Blick verliebt hatte! Was wollte sie mehr?

„Zum Grand Hotel!“, rief sie dem Taxichauffeur zu. Aber kaum waren sie um die Ecke gebogen, befahl sie ihm, anzuhalten. „Ich habe es mir anders überlegt. Ich gehe doch lieber zu Fuß. Wie viel macht das?“

Der Taxichauffeur seufzte. „Nichts. Aber ich wünschte, ihr verrückten Reichen könntet euch endlich mal entscheiden, was ihr wollt!“

Mit einem Lächeln auf den Lippen stieg Alex aus. Sie hob den Saum ihres Abendkleides hoch und tanzte auf dem Kopfsteinpflaster zurück in ihre Pension. Was für eine Nacht!

Als Alex wieder in ihrem Pensionszimmer war, schrieb sie sofort eine Nachricht an ihre Freundinnen, zusammen mit einem Bild ihrer schmutzigen Füße.

„Tolle Neuigkeiten, meine Lieben! Ich habe jemanden kennengelernt! Er ist einfach süß und ich glaube, ich könnte mich in ihn verlieben! Ist das nicht wunderbar?“

Sie hatte vor, noch mehr zu schreiben, von Nikolas‘ blauen Augen und seiner tiefen Stimme zu schwärmen, aber dann ließ sie es lieber doch sein. Immer langsam mit den jungen Pferden, ermahnte sie sich selbst.

Im Moment gingen ihre Gefühle ziemlich mit ihr durch. Aber vielleicht sah die Sache morgen ja schon wieder ganz anders aus. Das Mondlicht hatte schon so manche Nacht verzaubert, aber der nächste Morgen brachte oft die Ernüchterung. Deshalb wollte sie Jess und Miranda gegenüber noch nicht zu viel preisgeben. Und sie versuchte, auch ihre eigenen Erwartungen herunterzuschrauben.

Mal sehen!

Trotzdem machte ihr Herz einen Sprung, als ihr Handy eine neue SMS anzeigte. Sie war von Nikolas!

„Schläfst du schon? Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken! Ich freue mich schon darauf, dich wiederzusehen!“

Alex lächelte glücklich. Sie freute sich auch, riesig sogar. Um genau zu sein, konnte sie es kaum erwarten. Dass sie morgen arbeiten musste, war mehr als ärgerlich, aber es ließ sich leider nicht ändern. Ihren neuen Job gleich wieder sausen lassen wollte sie dann doch nicht. Immerhin bezahlte er die Miete.

„Mir geht es genauso“, antwortete sie. „Wir sehen uns übermorgen!“

„Dann wünsche ich dir eine gute Nacht und süße Träume“, kam die Antwort. „Kuss, Nick!“

Nick! Gedankenverloren ließ Alex sich in die Polster ihres Bettes zurücksinken. Der Kosename passte zu ihm. Nicht dieses alberne „Nicki“, mit dem Seraphine le Duc ihn bedacht hatte, als sei er ein Cocker Spaniel!

„Nick“ dagegen klang verwegen und männlich. Mit klopfendem Herzen dachte sie an den übernächsten Tag. Ein Ausflug mit Nikolas in die Berge. Sie beide allein, umgeben von blühenden Wiesen und schattigen Wäldern, nur gestört durch das Summen der Bienen und das Zwitschern der Vögel. Das versprach ein heißer Tag zu werden, und nicht nur, was das Wetter betraf!

Alex schob das Handy unter ihr Kopfkissen, um nur ja keine Nachricht von Nick zu versäumen. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie die Szenerie in den Bergen beinahe vor sich sehen.

Und mit diesen angenehmen Gedanken schlief sie ein.

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