Читать книгу Millionär gesucht Gesamtausgabe - Lily Taylor - Страница 12

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Nervös trat Alex von einem Fuß auf den anderen, als sie am nächsten Morgen an der Hafenmole auf Nicks Erscheinen wartete. Sie hatte am Vorabend noch lange mit Jess gechattet, der Freundin ihr Herz ausgeschüttet und sie um Rat gebeten, aber natürlich konnte ihr Jess auch nicht wirklich helfen.

Dennoch tat es einfach gut, sich mit einer vertrauten Person auszutauschen. Es war fast wieder wie in alten Zeiten, wenn sie abends in ihrer kleinen Wohnung beisammensaßen, bei Chips und Rotwein, und sich gegenseitig ihre privaten und beruflichen Probleme klagten.

Alex seufzte. Sie merkte erst jetzt, wieviel Trost und Stärke sie von ihren Freundinnen bezogen hatte. Wann sie sich wohl wiedersehen würden?

Ein lautes Hupen riss sie aus ihren Gedanken. An der Mole hatte ein schneeweißer Geländewagen geparkt, ein Range Rover, wie ein Blick auf die Kühlerhaube ihr verriet. In der halbgeöffneten Fahrertür lehnte Nick und winkte ihr zu. Alex‘ Herz machte einen Sprung. Nick trug weiße Hosen und ein weißes Hemd, das bis zur Mitte der Brust aufgeknöpft war und den Blick auf seinen braungebrannten, muskulösen Oberkörper freigab. Seine blonden Haare fielen ihm wirr in die Stirn, so als hätte er heute Morgen keine Zeit mehr gehabt, sie zu kämmen. Dieser Out-of-Bed-Look wirkte ausgesprochen sexy, auch wenn Alex sich sagte, dass doch eher sie so aussehen sollte.

Jedenfalls verscheuchte Nicks Anblick in Sekundenschnelle alle Zweifel, die sie gehegt hatte. Egal, wie die Sache auch ausgehen mochte, sie wollte diesen Tag mit Nick einfach nur genießen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so zu einem Mann hingezogen gefühlt wie zu ihm. Und an Erfahrung mit Männern mangelte es ihr wahrlich nicht!

Aber bei allen anderen hatte sie immer gewusst, dass es nichts Ernstes war. Da sie selbst nicht wollte, dass die Sache zu ernst wurde. Mit Nick konnte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben mehr vorstellen. Eine gemeinsame Zukunft. Und nicht nur, weil er reich war.

Aber das war doch eigentlich genau das, was sie nicht wollte, regte sich irgendwo in der hintersten Ecke ihres Kopfes ihr Verstand. Sich Hals über Kopf zu verlieben, ohne zu wissen, wohin dieses Gefühl sie führen würde. Spaß hatte sie schon genug gehabt in ihrem Leben. Jetzt sollte sie endlich Nägel mit Köpfen machen! Und dazu brauchte sie einen klaren Kopf.

Denk an den Pakt, sagte sie sich. „Wir, die Mitglieder des Clubs der zukünftigen Millionärinnen, schwören feierlich, nicht eher zu rasten und zu ruhen, bis wir einen Millionär fürs Leben gefunden haben.“

Doch als Nick auf sie zukam, sie in seine Arme zog und leidenschaftlich küsste, war auch diese kritische Stimme wie weggefegt. „Chérie, ich freue mich so, dich zu sehen“, flüsterte Nick mit rauer Stimme in ihr Ohr.

Ein wohliger Schauer durchfuhr Alex und ließ ihre Knie weich wie Pudding werden. Dieser Tag versprach wirklich mehr als heiß zu werden!

„Ich freue mich auch“, gab sie mit einem lasziven Unterton zurück, der hoffentlich die entsprechende Vorfreude in ihm weckte.

Sie liebte es, sich an ihn zu schmiegen, durch den dünnen Stoff ihres Sommerkleides hindurch seinen sehnigen, angespannten Körper zu spüren. Seine Hände strichen sanft über ihren Rücken, legten sich mit leisem Druck auf ihren Po. Alex wusste, dass sie ihm das nicht erlauben sollte. Dass es besser gewesen wäre, Distanz zu wahren. Aber es tat einfach so gut!

Nick zwinkerte ihr zu. „Lass uns verschwinden, chérie! Hier gibt es eindeutig zu viel Publikum!“

Alex schenkte ihm ein verführerisches Lächeln, als sie in den Wagen stieg. Die rotgepolsterten Ledersitze des Range Rovers waren so weich und einladend wie ein Sofa. Alex lehnte genießerisch den Kopf zurück.

Sie war sich der neidischen Blicke der Umstehenden bewusst. So manche der Frauen wäre wohl gerne an ihrer Stelle gewesen. Wie jede Glamourmetropole auf dem Globus war auch Monte Carlo voll von Goldgräberinnen, aber in diesem Wagen befand Alex sich eindeutig in der Pole Position. Wie es schien, hatte sie den Jackpot gezogen!

Nick startete den Motor und fädelte sich vorsichtig in den Verkehr auf der Avenue Albert 1er ein. Sie fuhren Richtung Norden, ließen nach kurzer Zeit die Stadt – und damit das Fürstentum Monaco – hinter sich und brausten hinein in die französischen Seealpen.

„Wo fahren wir eigentlich hin?“, wollte Alex wissen, während sie aufmerksam Nicks Profil musterte. Immer wieder musste sie daran denken, dass er sie über seinen Besuch im Rose Club belogen hatte. Nick lächelte.

„Lass dich überraschen. Ich möchte dir etwas zeigen!“

„Da bin ich ja gespannt“, meinte Alex. Während sie noch überlegte, wie sie das Gespräch unverfänglich auf den gestrigen Abend bringen könnte, fragte Nick plötzlich:

„Konntest du deine Verhandlungen erfolgreich abschließen?“

„Noch – nicht ganz“, erwiderte Alex gedehnt. Sie seufzte. „Die Sache zieht sich leider. Besitz kann manchmal eine ziemliche Belastung sein!“

„Wem sagst du das. Ich habe den ganzen gestrigen Tag damit zugebracht, wichtige Papiere zu ordnen.“

„Den ganzen Tag?“, fragte Alex unschuldig. „Hattest du denn gar keine Ablenkung?“

„Abgesehen davon, dass ich an dich dachte? Leider nein. Die Arbeit hat mich bis in die Nacht hinein beschäftigt.“

„Du Ärmster!“ Alex presste die Lippen zusammen. Eigentlich lag ihr ein „Du Lügner!“ auf der Zunge, aber das verkniff sie sich. Laut sagte sie: „Nach dem Ende der Verhandlungen lud mich der potentielle Käufer noch auf einen Drink in eine kleine Bar ein. Rose Club war, glaube ich, der Name. Hast du davon schon einmal gehört?“

Irrte sie sich, oder veränderte sich Nicks Gesichtsausdruck bei der Erwähnung des Lokals unmerklich? Dann schüttelte er den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste. Aber es gibt so viele Clubs und Bars in Monaco-Ville …“

„Natürlich. Es war auch kein sehr empfehlenswertes Lokal. Ziemlich alt und heruntergekommen“, erklärte Alex. Sie wusste nun mit Sicherheit, dass er log. Denn sie hatte nie erwähnt, dass der Rose Club sich in Monaco-Ville befand.

Also musste Nick die Bar kennen und wollte es nur nicht zugeben. Aber warum? Wieder kam Alex der Gedanke an die umliegenden Sex-Clubs. Oder steckte diese Seraphine le Duc dahinter? Hatte Nick sich mit ihr getroffen und nur einen zufälligen Abstecher in den Rose Club gemacht?

Um Nick aus der Reserve zu locken, fuhr sie fort: „Ich werde wohl nicht mehr allzu lange in Monte Carlo bleiben!“

Nicks Kopf fuhr herum. „Du willst abreisen?“

„Ich fürchte, ich muss. Es gibt einige dringende Angelegenheiten, die meine Anwesenheit zu Hause erfordern.“

Nick starrte angespannt durch die Windschutzscheibe. „Das – ist wirklich zu schade, chérie. Ich hatte gehofft, wir würden …“

„Ja?“, fragte Alex gespannt. Nick schenkte ihr sein unwiderstehlichstes Lächeln.

„Vielleicht kann ich dich ja überreden, doch noch länger zu bleiben?“

„Wir werden sehen.“ Alex konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. Wenn er sie weiter so ansah, würde es ihm nicht schwerfallen, sie zu allem zu überreden, was er wollte.

Sie folgten einer gewundenen Straße hinauf in die Berge. Zu ihrer Linken glitzerte und funkelte das Mittelmeer wie ein geschliffener Diamant. Zu ihrer Rechten wechselten sich schroffe Felsen und blühende Wiesen ab. Nick öffnete die Fenster, sodass sie die kühle Bergluft genießen konnten. In La Turbie, einer kleinen Stadt inmitten der Seealpen, legten sie eine Pause ein und aßen in einem Lokal in der malerischen, urtümlichen Altstadt zu Mittag.

In den engen Straßen von Monte Carlo war die Hitze bestimmt schon wieder drückend, aber hier oben in den Bergen merkte man nichts davon. Trotzdem öffnete Alex einen weiteren Knopf ihres Blusenkleides, schließlich sollten Nicks Gefühle nicht allzu sehr abkühlen.

Sie hatte das apricotfarbene Kleid, das aus zartem Chiffonstoff bestand und locker ihren Körper umschmeichelte, in einem Secondhandladen in Monaco-Ville erstanden. Durch den offenen Knopf rutschte es ein wenig über ihre Schulter und zeigte viel Haut. Dazu trug sie hochhackige silberfarbene Sandalen, die ihre Beine länger erschienen ließen, als sie waren. Der hohe Rocksaum tat ein Übriges.

Zufrieden stellte sie fest, dass Nicks Blick immer wieder zu ihrem Dekolleté wanderte, das tief blicken ließ. Nick musterte sie lächelnd. „Erzähl mir mehr über dich“, forderte er sie auf, als sie beim Kaffee saßen. „Wo kommst du her?“

„Meinst du gerade eben oder grundsätzlich?“

Nick lachte, als Alex seine Frage aus dem Casino wiederholte. Er gab dieselbe Antwort wie sie: „Beides.“

„Nun, grundsätzlich komme ich aus England“, erzählte Alex vergnügt. „Ich wuchs in der Nähe von Liverpool auf. Mein Vater war CEO eines großen Unternehmens. Mittlerweile hat er sich allerdings zur Ruhe gesetzt. Ich besuchte eine öffentliche Schule und lernte früh, mich durchzusetzen.“

Bis auf die Tatsache, dass ihr Vater es sich nicht leisten konnte, sich zur Ruhe zu setzen und folglich immer noch hinter dem Tresen seines Lokals stand, stimmte das alles. Und ein Kneipenwirt hatte ja schließlich auch etwas von einem CEO an sich. Aus Sicherheitsgründen wollte Alex sich nicht allzu sehr in Lügen verstricken.

„Das kann ich mir vorstellen“, erwiderte Nick. „Und wie bist du nach Frankreich gekommen?“

„Ich verliebte mich in einen jungen französischen Adeligen namens Yves du Champ. Wir heirateten Hals über Kopf, aber die Beziehung hielt nicht allzu lange. Mit knapp fünfundzwanzig war ich bereits wieder geschieden. Seitdem lebe ich alleine auf meinem Château in der Provence."

Alex seufzte dramatisch. Sie hatte sich diesen Teil ihrer Geschichte in allen Einzelheiten überlegt, konnte diesen Yves du Champ beinahe vor sich sehen: groß, dunkelhaarig, mit einem markanten Gesicht und einem unwiderstehlichen Lächeln.

Ihr fiel auf, dass sie ihn sich im Grunde genommen genauso wie Nick vorgestellt hatte, bis auf die Haarfarbe. Sie hatte immer gedacht, sie würde eher auf dunkelhaarige Männer stehen, aber seit sie Nick kennengelernt hatte, wurde ihr klar, dass ihr da Einiges entgangen war.

„Und deine Interessen? Was tust du gerne?“

„Ich liebe das Theater!“, gestand Alex wahrheitsgemäß. „Ich träumte sogar davon, zur Bühne zu gehen, aber meine Mutter wollte nichts davon hören.“

„Ich bin sicher, du wärst eine tolle Schauspielerin geworden“, meinte Nick anerkennend.

Alex zuckte etwas zusammen. Wie war das gemeint? Wieder stieg der Verdacht in ihr auf, dass er sie im Club doch erkannt hatte und wusste, dass sie ihm etwas vormachte. Sie beschloss, den Spieß umzudrehen.

„Aber jetzt will ich alles über dich wissen“, säuselte sie mit einem verliebten Lächeln. „Bist du hauptberuflich Prinz?“

Nick grinste. „Das wäre wohl kaum mehr zeitgemäß. Ich verwalte die Güter der Familie – oder versuche es zumindest. Allerdings ist mein Vater ein ziemlicher Sturkopf, der sich gegen jede noch so winzige Neuerung sträubt. Da brauche ich hin und wieder eine kleine Auszeit!“

Alex lachte. „Väter! Die können manchmal ziemlich anstrengend sein! Meiner zum Beispiel …“ Rasch biss sie sich auf die Zunge. Beinahe hätte sie sich verplappert. „Meiner ist ziemlich exzentrisch.“

Aufpassen, ermahnte sie sich selbst. Aber in Nicks Gegenwart fiel ihr das äußerst schwer. Es machte einfach Spaß, sich mit ihm zu unterhalten. So, als würden sie sich schon seit einer Ewigkeit kennen. Trotzdem wurde sie das nagende Gefühl nicht los, dass er irgendetwas vor ihr verbarg. Sie beschloss, geradeheraus zu fragen:

„Und wie kommt es, dass ein so gutaussehender Mann wie du noch Junggeselle ist? Wurde dir das Herz gebrochen?“

Nick lächelte geschmeichelt. „Ein- oder zweimal, ja. Aber es ist jedes Mal wieder zusammengewachsen. Ein paar Narben sind allerdings geblieben, das gebe ich zu. Und irgendwann beschloss ich, lieber auf die Richtige zu warten, als noch einmal auf die Nase zu fallen.“

Alex sah ihn nachdenklich an. In seinen Augen glitzerte ein schelmisches Funkeln. Spielte er nur mit ihr? Wen erachtete er als die Richtige für ihn? Eine Frau wie Seraphine le Duc, mit Charme und Erfahrung? Oder meinte er es doch ernst, als er hinzufügte: „Aber ich fürchte, ich habe gar keine Wahl mehr!“

Abrupt wandte Nick sich ab, um nach der Kellnerin zu rufen und die Rechnung zu bezahlen, so als hätte er Angst, zu viel von seinen Gefühlen preisgegeben zu haben. In Alex tobte ein Sturm unterschiedlicher Empfindungen. Ihr Körper sehnte sich mit einer Leidenschaft nach ihm, die sie beinahe von den Beinen riss. Ihr Kopf riet ihr zur Vorsicht.

Aber wie sollte sie vorsichtig sein, wenn sie neben ihm saß, seine Nähe spürte, sein dezentes Aftershave ihre Nase kitzelte. Kurz hinter La Turbie bog Nick auf eine Forststraße ab, die in ein bewaldetes Gebiet führte.

„Ist es noch weit?“, wollte Alex wissen.

„Nicht sehr“, entgegnete Nick kryptisch. „Du wirst es gleich sehen.“

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