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Die Überraschung

Seit nunmehr zwei Tagen sitze ich allein zu Hause und bin traurig, weine auch immer wieder zwischendurch. Warum musste ich mich auch ausgerechnet in ihn verlieben?

Mittlerweile war ich mit meinen 34 Jahren kein Kind mehr und dachte immer, dass ein Teenager-Herzschmerz lange hinter mir lag. Aber Gefühle sind da und machen mit einem, was sie für richtig halten.

Was war geschehen?

Vor über sechs Monaten habe ich mich Hals über Kopf in Leander verliebt. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick, als ich ihn bei einer Geburtstagsfeier im Bekanntenkreis sah. Hochgewachsen, ein strahlendes Lächeln, elegant in seinem Anzug, der trotzdem sehr leger wirkte, und Augen, von denen ich meinen Blick kaum lösen konnte. Wir wurden einander vorgestellt und unterhielten uns sehr anregend. Erste zufällige Berührungen lösten in mir ein wärmendes Gefühl aus und er wickelte mich mit seinem Charme und seiner Empathie um den Finger. Trotzdem bemühte ich mich, ihn nicht merken zu lassen, wie sehr ich ihn bereits anhimmelte. Er, der erfolgreiche Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei, sieben Jahre älter als ich, geschieden mit drei Kindern, um die er sich liebevoll kümmert. Auf der anderen Seite ich, seit knapp zwei Jahren geschieden, erfolgreich im Beruf als Zahnärztin und Partnerin in einer großen Praxis und gewiss nicht unattraktiv.

Die Chemie zwischen uns stimmte vom ersten Moment an und so tauschten wir an diesem Abend unsere Handynummern aus. Aufgeregt wartete ich, ob er sich melden würde und nach zwei Tagen war es endlich soweit. Er lud mich zum Abendessen in ein tolles Restaurant ein und ich sagte freudig zu.

Schnell entwickelte sich daraus eine Liebesbeziehung, die immer mehr an Intensität zunahm. Der Sex mit ihm war anders, neu. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und machten bereits Pläne für eine gemeinsame Zukunft. Mittlerweile hatte ich einen Schlüssel zu seinem Loft, das er in einem vornehmen Stadtteil bewohnte. Tja, und dann passierte es.

Leander hatte noch einen späten Termin im Büro und wollte anschließend einige Schriftsätze diktieren – und ich wollte ihn überraschen. Ich ging am Nachmittag shoppen, kaufte mir neue Dessous und ein hinreißendes Kleid eines italienischen Designers mit dazu passenden Pumps. Da wir viel mehr Zeit in seiner Wohnung verbrachten als in meiner, stürmte ich fröhlich mit meinen Einkaufstaschen in das Loft. Ich duschte mich, rieb mich mit einer wohltuenden Körpercreme ein, benutzte das Parfum, das er besonders gerne an mir hatte. Entspannt zog ich die neuen Dessous an, halterlose Strümpfe dazu, kombiniert mit dem gekauften Kleid und den Schuhen. Ich betrachtete mich im Spiegel, schlug mir spielerisch auf den Po und war von mir selbst begeistert. In der oberen Schublade seines Schreibtischs befand sich der Zweitschlüssel für seine Kanzleiräume. Ich nahm ihn, holte aus dem Kühlschrank eine Flasche Champagner, packte zwei Gläser ein und fuhr mit einem Taxi zu seinem Büro. Meine Vorfreude war nicht mehr zu überbieten. Ich sah auf die Uhr, die 19.30 Uhr zeigte. Sein Termin ging bis 19.00 Uhr, also sollte ich ihn an seinem Schreibtisch finden.

***

Leise schloss ich die Tür auf und ging auf Zehenspitzen durch den Anmeldebereich, vorbei an einigen Büros. Am Ende des Gangs, hinten links, hatte er sein Refugium. Die Tür zu seinem Büro war geschlossen, leise Musik klang aus seinen in der Wand eingelassenen Lautsprechern. Kurz überlegte ich vor seiner Tür, ob ich das Kleid ausziehen sollte und mich ihm nur in meinen Dessous präsentieren wollte. Glücklicherweise tat ich dieses nicht, sonst wäre die Schmach für mich noch größer gewesen.

Leise drückte ich die Türklinke herunter und die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt. Stück für Stück schob ich sie weiter auf und betrat voller erotischer Gedanken sein Büro. Ich sah ihn, aber nicht nur ihn. Er saß in einem Besuchersessel vor dem großen Glasschreibtisch mit geöffnetem Hemd und heruntergelassener Hose. Vor ihm kniete eine seiner Mitarbeiterinnen, komplett nackt bis auf ihre High Heels, vielleicht gerade zwanzig Jahre alt, die blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Lippen lagen um seinen Schaft, sie bewegte ihren Kopf rhythmisch auf und ab, eine Hand streichelte ihn und sie sah ihn dabei an. Ihre vollen Brüste – eine Vorliebe von Leander –, wippten im Takt ihrer Bewegungen mit. Sie machte dies mit Sicherheit nicht zum ersten Mal, denn ihr Blowjob erschien mir sehr professionell.

Nachdem ich einige Sekunden wie apathisch an der Tür stand, entdeckte er mich. Unsere Augen trafen sich nur einen Moment, der für mich ausreichend war. Ich drehte mich um, ließ die Flasche mit dem Champagner sowie die zwei Gläser auf den teuren Marmorboden fallen und ging schnellen Schrittes aus dem Büro.

Ich machte keine Szene, ich schrie nicht. Direkt vor der Tür befand sich ein Taxistand. Ich stieg ein und ließ mich zu meiner Wohnung fahren. Ich stürmte hinein, setzte mich an den Tisch, stütze meinen Kopf ab und begann, bitterlich zu weinen. Glücklicherweise hatte er keinen Schlüssel für meine Wohnung, ich fühlte mich sicher. Aus dem Kühlschrank nahm ich die angebrochene Flasche Weißwein und verzichtete auf ein Glas. Der erste große Schluck tat gut. Immer wieder sah ich auf dem Display meines Handys seine Nummer aufleuchten, ich ließ es im lautlosen Modus. Nach etwa fünfzehn erfolglosen Anrufen klingelte es an meiner Tür. Ich blieb in der Küche sitzen und rührte mich nicht. Irgendwann hörte das Klingeln auf und eine Textnachricht nach der anderen landete auf meinem iPhone. Ich las nicht eine einzige.

Schluchzend rief ich meine Freundin Lina an, die glücklicherweise sofort abnahm. Lina hatte dasselbe Alter wie ich und wir kannten uns seit unserer Kindheit. Ich konnte ihr nichts erzählen, meine Tränen ließen keine Worte zu. Zwanzig Minuten später öffnete sich meine Tür und Lina kam herein. Sie hatte einen Notfallschlüssel zu meiner Wohnung, stürmte auf mich zu und drückte mich fest an sich.

»Anne, mein Schatz, was ist passiert?«, fragte sie aufgeregt. Sie beruhigte mich und nach einiger Zeit konnte ich anfangen, ihr das zu erzählen, was ich erlebt hatte.

Lina schaute mich nur ungläubig an, versetzte sich in die Situation und kam zu dem Schluss, dass sie nicht so ruhig und souverän reagiert hätte. Sie nahm ihr Smartphone, rief die Website von Leander auf und ging die Fotos seiner Mitarbeiterinnen durch. »Cherie, in seinem Team gibt es nur eine junge blonde Auszubildende – und die ist keine zwanzig, sondern neunzehn Jahre alt«, grinste sie. Meine Laune wurde etwas besser, weil Lina genau wusste, wie sie mit mir umgehen konnte und sollte. Wir lachten, denn der so souveräne und hoch angesehene Leander ließ sich in seinem Büro von seiner neunzehnjährigen Auszubildenden einen blasen. Lina lachte noch: »Hättest du mal schnell ein Foto mit deinem Handy gemacht.«

Lina schlief an diesem Abend bei mir. Aus Leanders Kalender wusste ich, dass er die nächsten zwei Tage zu einer Tagung musste, bei der er einige Reden halten sollte.

Also nahm Lina mich am nächsten Morgen an die Hand und fuhr mit mir zu seiner Wohnung. Wir parkten das Auto in der Tiefgarage, klingelten an der Wohnungstür, Leander war wie erwartet nicht da. Ich öffnete die Tür mit meinem Schlüssel. Lina und ich gingen dann systematisch durch alle Räume und suchten meine Sachen zusammen. Das gemeinsame Foto auf seinem Schreibtisch drehte ich lediglich mit dem Bild nach unten. Es soll Ehefrauen oder Freundinnen geben, die bei einer solchen Gelegenheit seine Wohnung verwüsten und sie mit Farbspraydosen anders gestalten, aber da stand ich drüber. Als Letztes legte ich den Schlüssel auf den Wohnzimmertisch.

Als wir wieder bei mir ankamen, lag vor meiner Wohnungstür ein sehr großer Strauß mit roten Rosen und eine Karte. Ich warf sie ungelesen in den Müll und wollte die Rosen gleich hinterherwerfen. Dazu waren sie aber dann doch zu schade. Ich schaute aus dem Küchenfenster, nahm Lina an die Hand und wir gingen mit den Rosen zu einer gegenüberliegenden Bushaltestelle, an der fast zwanzig Personen auf den Bus warteten. Wir lachten, verteilten die Rosen an die dort Wartenden und liefen zurück in meine Wohnung. Lina half mir beim Einräumen meiner Sachen und am Abend bestellten wir uns Pizza, zu der wir uns zwei Flaschen Wein gönnten. Ich hatte mich im Griff, dachte ich.

***

Lina musste am nächsten Tag wieder arbeiten, ich hatte mich krankgemeldet. Die nächsten zwei Tage musste ich auf die Unterstützung meiner Freundin verzichten und war allein. Meinen Kummer wollte ich nicht erneut in Alkohol ertränken, also versuchte ich, mich abzulenken. Dies gelang mir nur zeitweise und sehr häufig liefen die Tränen wieder über mein Gesicht. Ich dachte daran, dass Leander und ich in einigen Wochen einen längeren Urlaub geplant hatten und ich nach der Rückkehr meine Wohnung aufgeben und bei Leander hatte einziehen wollen. Dann hätte ich dumm aus der Wäsche geguckt.

Aber Gefühle kann man nicht einfach abstellen, das wusste auch Lina, die immer die richtigen Worte fand. Sie rief mich an: »Ziehe dir was Hübsches an, wir gehen heute Abend raus unter Menschen«, forderte sie mich auf und mir war klar, dass Widerstand zwecklos war.

Anne - Ich weiß, was ich will | Erotischer Roman

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