Читать книгу Anne - Ich weiß, was ich will | Erotischer Roman - Linda May - Страница 5

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Das Wiedersehen

Glücklicherweise hatte ich kurz vor Betreten des Restaurants all diese Fragen in den Hintergrund gedrängt und freute mich einfach nur, ihn wiederzusehen. Vielleicht würde ich später am Abend, wenn ich zu Hause in Ruhe darüber nachdachte, einige Antworten bekommen.

Als ich aus dem Taxi stieg, atmete ich tief durch und betrat das Restaurant. Aus dem Augenwinkel sah ich ihn links an dem Tisch, an dem er jeden Abend saß. Er war vertieft in seine Papiere und bemerkte mich nicht – noch nicht, dachte ich mir. Ich wartete kurz im vorderen Bereich und die Kellnerin vom letzten Mal kam mir entgegen und erkannte mich. Sie nahm die handgeschriebene Schiefertafel mit dem Reservierungshinweis vom Tisch und half mir aus meinem Trenchcoat. Als ich Platz genommen hatte, schaute ich zum Nebentisch, sah ihn fröhlich an und begrüßte ihn. Mit einem Lächeln in seinem Gesicht und leuchtenden, sehr aufmerksamen Augen, begrüßte er auch mich. Sein Lächeln gefiel mir, es hatte etwas Verwegenes, Spitzbübisches an sich.

»Sie haben mich mit ihren Worten in einer miserablen Phase meines Lebens zum Lächeln gebracht, danke dafür«, lächelte ich ihn an. Er lächelte zurück und freute sich.

»Es ist sonst nicht meine Art, aber ich würde sehr gerne mehr über Sie erfahren«, sagte ich sehr überzeugend. Wie lange hatte ich mir vorher diesen Satz überlegt und mich gefragt, ob ich diese Bitte tatsächlich so stellen konnte.

Er sah mich ernst an und einen Wimpernschlag später lachte er und winkte die Kellnerin zu sich. »Ich möchte den Tisch der Dame näher bei mir haben«, grinste er.

Maria lächelte verschmitzt und bat mich aufzustehen. Gemeinsam mit ihr hob er den Tisch an und stellte ihn seinem gegenüber. Dann reichte er mir seine Hand. »Hallo, ich bin Tom.«

Ich drückte seine Hand und war vollkommen verwundert über seine weiche Haut, bevor ich mit leicht bebender Stimme »Und ich bin Anne« erwiderte. Wir lachten beide und das Eis war gebrochen.

***

Getränke hatten wir bereits vor uns stehen und suchten aus der Speisekarte etwas aus. Ganz nebenbei sortierte er seine verschiedenen Blätter, machte hier und da noch eine schnelle Anmerkung, bevor er den Stapel in seine Aktentasche steckte.

»Und jetzt gehöre ich ganz Ihnen«, grinste er mich an.

Es entwickelte sich ein fröhliches und interessantes Gespräch, das lediglich durch das Abendessen und die Kellnerin unterbrochen wurde. Ich betrachtete ihn sehr genau. Er trug eine teure Uhr, auf dem weißen Hemd waren an der Manschette seine Initialen eingestickt, seine cognacfarbenen Slipper machten einen hochwertigen Eindruck und diesmal trug er hellblaue Strümpfe.

»Sie sagten, Sie möchten gerne mehr über mich erfahren«, begann er und sah mich an. Er hatte eine besondere Art einen anzuschauen, seine braunen Augen strahlten und gaben mir noch mehr Sicherheit.

»Ja, Sie scheinen einen sehr interessanten Beruf zu haben«, antwortete ich und ergänzte: »Außerdem haben sich Ihre Worte so in mir verfestigt, dass Sie mir sehr geholfen haben, seit einigen Tagen wieder lebensfroh und fröhlich zu sein.«

Er schmunzelte. »Danke für das Kompliment«, lächelte er mich an, hob sein Glas und wir stießen miteinander an. Da war er wieder, dieser Blick, der meinen Körper erwärmte, durchströmte. Auch ließ er mittlerweile seine Blicke über meinen Körper wandern, schaute längere Zeit auf meine Beine und machte mir ein Kompliment zu dem Kleid, das mir hervorragend stehen würde. Ich lächelte ihn an und fühlte mich bestätigt, dieses Modell heute gekauft zu haben. Es hatte etwas Verführerisches an sich, und so fühlte ich mich mittlerweile.

»Das war ihre beste Freundin, die Sie beim letzten Mal begleitete?«, fragte er neugierig. »Ja, Lina kenne ich seit meiner Kindheit und sie ist mein Halt, genauso wie ich ihrer«, antwortete ich.

Plötzlich lachte ich los und er fragte mich ebenfalls mit einem Lachen im Gesicht, was mich so amüsierte.

»Ich habe tatsächlich erst angenommen, Sie wären Lehrer und würden Arbeiten korrigieren«, lächelte ich.

»Gott bewahre, in der heutigen Zeit als Lehrer zu arbeiten ist eine echte Herausforderung.«

»Sie sagten diesen wunderschönen Satz zu mir, der aus ihrem Roman stammt. Darf ich fragen, was Sie schreiben?«, fragte ich ihn mit einem säuselnden Unterton, stütze mein Kinn auf meine Handinnenfläche und sah ihn neugierig an.

Seine Augen richteten sich auf mich, ihm war – so nahm ich es an – dieses sehr bewusst und er forderte mich heraus, spielte mit mir. Es dauerte einige Momente, bevor ich seinem Blick standhalten konnte.

»Hm«, begann er. »Ich bediene noch verschiedene Genres. Angefangen habe ich mit einem Buch über eine Partnerschaft, die bereits im Kindergarten ihre Anfänge hatte. Der Titel lautet: ›An der Tafel brach die Kreide‹. Zugegeben, der Titel mag nicht viel aussagen, aber er ist feinsinnig und verständlich für die Leser und Leserinnen, die das Buch bis zum Ende gelesen haben«, erklärte er mir.

Ich musste über den Titel doch sehr schmunzeln und fühlte mich kurze Zeit zurückversetzt in meine Schulzeit. »Und was passierte dann?«, wollte ich wissen.

»Dann habe ich einen sehr romantischen Liebesroman geschrieben, der ein unglaublicher Erfolg wurde. Diesen habe ich unter einem weiblichen Pseudonym veröffentlicht und die Kritiken waren durchweg sehr gut – und die Verkaufszahlen erst recht«, erzählte er mir freimütig. Wieder schaute er mich an, diesmal mit einem Schmunzeln im Gesicht. »Und jetzt darf ich neugierig sein«, lächelte er mich an. »Was war es für ein Mann, der es geschafft hat, Sie so zu verletzen?«, fragte er mit leiser Stimme.

Ich überlegte, was ich ihm erzählen wollte und wählte die Kurzform meiner Zeit mit Leander und der negativen Überraschung am Ende der Beziehung. Er bemerkte, dass es mir nicht leichtfiel, darüber zu reden, und lenkte mich mit einem Satz komplett ab, ohne auf das soeben Geschilderte einzugehen.

»Ich habe Ihr Gesicht vor Kurzem gesehen und es ist mir aufgefallen«, sagte er mit leisem Ton. Jetzt war ich verwirrt, dachte nach. »Es war eine vierseitige Story über Ihre Praxisgemeinschaft in einem dieser hochwertigen lokalen Magazine«, grinste er. »Und da war ein halbseitiges Foto des kompletten Teams abgebildet und Ihr Lächeln hat mich magisch angezogen. Immer wieder blätterte ich in diesem Magazin zurück, um mir das Bild erneut anzusehen, und war ihretwegen sofort bereit, den Zahnarzt zu wechseln«, verriet er.

Ich lachte und erinnerte mich. »Dann darf ich das jetzt als Kompliment werten?«, fragte ich ihn.

Er hob sein Glas und wir stießen an. »Sehr gerne, ich bitte darum«, flüsterte er mir zu.

Ich hatte den Eindruck, dass er innerhalb kürzester Zeit in einen Flirtmodus gewechselt war, der mir blendend gefiel. Maria brachte das Abendessen und wir unterhielten uns währenddessen über aktuelle Geschehnisse. Wir lachten viel, verstanden uns hervorragend. Nach dem Essen tranken wir gemeinsam einen Obstbrand, bevor ich wieder auf unser eigentliches Thema zurückkam.

»Und wie ging es dann weiter mit Ihren Büchern?«, wollte ich wissen.

»Das erzähle ich Ihnen ein andermal, denn dann haben Sie durch ihre Neugierde den Wunsch, mich wiederzusehen«, lächelte er.

Unfassbar, er beherrschte es perfekt. Mit einem Satz dreht er das, was er eigentlich wollte, so, als wäre es mein Wunsch. Er manipulierte mich, ich schmunzelte. Das wollte ich nicht so stehenlassen und ging darauf ein. »Das wird aber nur klappen, wenn auch Sie mich wiedersehen möchten«, säuselte ich ihm zu.

»Ja, das möchte ich sehr gerne«, sagte er bewusst leise mit einem besonderen Blick.

Ich hätte ihn noch so viel fragen wollen, aber mittlerweile war es sehr spät und ich dachte an den morgigen Tag in der Praxis. Ich hatte einige nicht ganz einfache Behandlungen terminiert und wollte topfit sein. Auch ihm merkte man eine beginnende Müdigkeit an. Er griff in die Innentasche seines Sakkos und gab mir eine Visitenkarte. »Rufen Sie mich an oder schicken Sie mir eine Textnachricht, ich freue mich.«

Ich ließ die Karte in meine Handtasche verschwinden. Wir zahlten und er fragte, ob er mich noch zum Taxistand bringen dürfte.

»Natürlich«, erwiderte ich und so gingen wir noch einige Meter an einem herrlich lauen Sommerabend zusammen. Ich war gespannt, wie er sich verabschieden würde. Wie wollte ich es denn, fragte ich mich.

Als wir vor dem Taxi standen, ging alles sehr schnell. »Darf ich Ihnen das Du anbieten?«, fragte er mich, um mich einen Wimpernschlag später in den Arm zu nehmen und mich mit Küsschen links und rechts zu verabschieden.

Galant hielt er mir die Tür des Wagens auf und wie automatisch setzte ich mich hinein. Dabei rutschte mein Kleid etwas höher und er erhaschte einen Blick auf meine halterlosen Strümpfe und ein Schmunzeln trat in sein Gesicht.

»Bis bald, Anne«, waren seine letzten Worte, bevor er die Tür schloss, sich umdrehte und verschwand.

Jetzt war ich baff, er hatte mich überlistet – aber gerade dies gefiel mir wieder hervorragend. Ich nannte dem Fahrer meine Adresse und als ich meine Wohnung betrat, konnte ich es kaum erwarten, Lina anzurufen.

Ich schüttete mir ein Glas Wein ein, zog Schuhe und Kleid aus und legte mich auf das Sofa. Nachdem ich Lina begrüßt hatte, waren ihre ersten Worte: »Er tut dir gut.«

Ich lachte und konnte ihr dies bestätigen. Lina wollte wirklich alles wissen und ich erzählte ihr auch alles, auch erwähnte ich seine Komplimente. Lina freute sich sehr für mich und fragte, wann sie denn Tom kennenlernen würde. Ich dachte nach und antwortete ihr ehrlich, dass ich dies noch nicht sagen könnte, denn ich würde ihn in naher Zukunft ja selbst erst zum zweiten Mal treffen. Nachdem wir das Telefonat beendet hatten, schminkte ich mich ab und schlief mit einem Lächeln im Gesicht schnell ein.

Am nächsten Tag steckte ich in der Praxis alle mit meiner Fröhlichkeit an und war beschwingt wie selten vorher. Nun lag es an mir, den Kontakt zu vertiefen, und ich kann nicht sagen, wie oft ich seine Visitenkarte bereits in der Hand hatte, sie zwischen meinen Fingern drehte. Und bei jedem Blick darauf und bei meinen Gedanken an ihn lächelte ich.

Anne - Ich weiß, was ich will | Erotischer Roman

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