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4. Kapitel„Verwirrung der Gefühle”

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Die Tage vergingen schleppend bis zu diesem Ereignis. Es war schwer, die Vorfreude vor Max zu verbergen, denn er durfte keinen Verdacht schöpfen, um dann vor der Abreise alles noch zu verderben. Endlich war es so weit. Der Freitagabend vor der Abreise verging, und am frühen Abend wollten die Mädchen losfahren. Inzwischen hatte sich Marina wieder neu in einen jungen Mann verliebt, der als Filmregisseur und Produzent für Werbefilme arbeitete, einen Porsche fuhr und mit seinem Arbeitgeber in einer großzügigen Villa in bester Lage Mannheims wohnte. Er war sehr smart und gab sich weltmännisch. Bob war am Abreisetag bei Marina, um sich von seiner Freundin zu verabschieden. Max hatte Stasia in seinem Wagen zu Marina gebracht. Max war derart misstrauisch und gereizt, dass er die Abfahrt immer mehr durch unnötiges Gerede verzögerte, so dass es nur eines Funkens bedurfte, und sein Misstrauen würde wieder in Hass und Aggression umschlagen. Fast kam es wieder zum Streit, doch Bob vermittelte großzügig:

„Lass die Mädels ziehen, sonst kommen sie noch in die Dunkelheit und finden nicht den Weg. Wir können dann zusammen ein Bier trinken gehen, wenn du willst.”

Auch er spürte die schlechte Stimmung von Max.

„Freu dich, dass du Stasia für eine Nacht los bist, dann kannst du machen, worauf du Lust hast. Ist doch nur ein harmloser Mädelabend.”

Stasia sah Bob dankbar an, jedoch mit etwas schlechtem Gewissen. Endlich, mit großen Erwartungen, saßen sie erleichtert und aufgeregt im Auto.

„Gut, dass Bob da war, er hat es gut verstanden, Max zu besänftigen“, meinte Marina.

„Ja, ich dachte schon, dass er alles vermasselt. Er wurde auf der Fahrt zu dir immer aggressiver. Ich musste mich sehr beherrschen, dass ich ihn nicht angeschnauzt habe, weil er nur rumgenörgelt hat. Aber jetzt kann nichts mehr schiefgehen. Keiner weiß, wo wir hinfahren, und so kann uns auch keiner stören.” In Bad Herrenalp angekommen war kurz Zeit, sich im Hotel einzurichten und sich schick zu machen. Trotz der Eile, in der sie sich zurechtgemacht hatten, sahen beide umwerfend aus. Marinas Verehrer Hans erwartete sie am Eingang des Restaurants.

„Schön, dass du deine Freundin mitgebracht hast, Marina. Ihr beide seht sehr elegant und sehr sexy aus“, sagte der Gastgeber, während er zuerst Marina und dann Stasia zum Gruß die Hand küsste und sie an ihren reservierten Tisch brachte. Neugierig schauten sich beide während des Abendessens im Restaurant um.

„Wer wird wohl zur Party eingeladen sein?”

„Sicher keine armen Schlucker“, meinte Marina trocken, während sie die Gäste kritisch musterte. Nach einem aufwendigen Dinner ging es ein paar Stufen abwärts zu der im Kellergeschoss gelegenen Disko. An der Eingangstür wurden den ankommenden Gästen Begrüßungscocktails überreicht. Dann erwartete die geladenen Gäste ein geschmackvoll ausgestattetes Ambiente. Im Hintergrund spielte ein Diskjockey die Hits von „LUCKY M.” Das war zu dieser Zeit eine sehr populäre Gesangsgruppe mit zwei bildschönen singenden Damen und einem im Rhythmus tanzenden Begleiter. Im Eingangsbereich befand sich eine edel verspiegelte Bar aus hochwertigem Mahagoniholz. Dann ging es über den glänzenden cremefarbenen Marmorfußboden zur großzügigen Tanzfläche. Bequeme ebenso cremefarbene Sitzgruppen mit kleinen Glastischen umringten die Tanzfläche. Die Beleuchtung war angenehm weich gedimmt, nicht zu dunkel, um ausreichend die Umgebung mit den Menschen erkennen zu können. Die Gäste waren sehr schick und elegant gekleidet. Die Stimmung war phantastisch. Hans begleitete Marina und Stasia an den für sie reservierten Platz vor der Bar, von dem sie das Geschehen gut überschauen konnten. Hans war der ideale Gastgeber und genoss es auch sichtlich. Als alle Gäste versammelt waren, startete nach der Ansprache durch den Bürgermeister der Live-Auftritt von „LUCKY M.” Das war überwältigend! Das hätten sich die beiden nicht zu träumen gewagt. Diese berühmte Gesangsgruppe, direkt vor ihnen, live!

Was für ein Erlebnis! Es wurde getanzt, viel Champagner ausgeteilt, der Stasia zu der damaligen Zeit noch nicht so richtig schmecken wollte. Aber das gehörte zur großen Welt einfach dazu. Hans gesellte sich dann mit einem seiner Freunde zu ihnen, nachdem er mit all seinen Gästen geplaudert hatte. Er stellte Mario vor. Mario war ebenso wie Hans attraktiv und selbstbewusst. Dunkles Haar, tiefbraune Augen, schlaksige Erscheinung, eher lässig mit offenem Kragen, doch geschmackvoll gekleidet.

„Das ist mein Freund Mario, Handlungsreisender einer großen internationalen Bekleidungsfirma, die den Hauptsitz in Amerika hat und den deutschen Markt erreichen will.”

Mario reichte galant den beiden Freundinnen die Hand.

„Mario ist dafür genau der Richtige. Er wird einige Tage hier in der Gegend verbringen, bevor er zurück nach München fährt.”

Der Händedruck war nicht zu hart und nicht zu lasch. Sollte höflich und professionell wirken, jedoch empfand Stasia diesen Händedruck, als würde ein Blitz durch ihren Körper funken.

„Das bedeutet, dass er durch ganz Deutschland reist und dafür sehr viel Zeit in Deutschland verbringt“, dachte Stasia angetan.

Sie war sofort von diesem Mann fasziniert. Ebenso er von Stasia. Auch er empfand ein angenehmes Prickeln, als er ihre Hand etwas länger als üblich hielt.

„Haben die Damen etwas dagegen, wenn Mario euer Tischherr sein wird, später werde ich dazu kommen.”

Stasia und Marina nickten erfreut. Sogleich setzte sich Mario zu den beiden Damen an den Tisch. Er konnte interessant erzählen, war witzig und charmant. Marina wie Stasia waren angetan von seinem Charme. Als Hans sich mit an den Tisch setzte, forderte Mario Stasia zum Tanz auf. Da die Tanzfläche sehr überfüllt war, die Musik zu laut, um sich zu unterhalten, zog Mario es vor, an der gegenüberliegenden Bar Platz zu nehmen.

„Hier können wir uns besser verständigen.”

Stasia nickte erwartungsvoll.

„Es ist wundervoll, dass ich dich kennen lerne. Als ich euch beide beim Hereinkommen gesehen habe, habe ich Hans gebeten, mich dir vorzustellen. Du bist mir gleich aufgefallen. Wie lange bleibt ihr denn hier?”, fragte er und blickte Stasia dabei tief in die Augen.

„Ach, eigentlich wollen wir morgen nach dem Frühstück abreisen“, antwortete Stasia unsicher.

„Dann haben wir wenig Zeit, uns kennen zu lernen. Wir müssen die uns verbleibende Zeit so lange es geht gut nutzen. Jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde.”

Wieder fühlte Stasia ein angenehmes Prickeln in ihrem Körper. Er stand auf und führte Stasia auf die Tanzfläche, als ein Blues gespielt wurde. Beim Tanz ließ Mario keinen Zentimeter Platz zwischen den beiden Körpern. Willig ließ Stasia sich im Rhythmus der Musik treiben. Alles um sie herum verschwand. Als wäre sie nur mit Mario im Raum. Das nahm auch Marina wahr. Sie freute sich für Stasia und amüsierte sich mit Hans. Es wurde immer später. Viele der Gäste zogen sich zurück, und die Musik wurde ruhiger und langsamer. Die verbliebenen Paare tanzten eng umschlungen zur Musik. Während des Tanzes spürte die sonst prüde Stasia ein ihr fremdes Verlangen in sich aufsteigen, diesem Mann näher zu sein. Wohlig ließ sie den engen körperlichen Kontakt mit der wohlig ausströmenden Hitze, die von diesem Mann ausging, während des Tanzes zu.

„Ist das der Champagner?”

Sie wollte nicht, dass diese Stunden vergingen. Sie fühlte sich geborgen und schwebte mit ihrem Tänzer wie im Märchen durch die Nacht. Es war früher Morgen, Marina war mittlerweile gegangen, die Angestellten gähnten und die Musik hörte auf zu spielen. Jedoch das letzte Paar auf der Tanzfläche, Stasia und Mario, hatten noch lange nicht genug von dem bezaubernden Abend. Als sie das Lokal verließen, war der Morgen erwacht. Die Sonne stieg blutrot und dann orange über den Wäldern des Schwarzwaldes auf. Einladend für einen frühen morgendlichen Spaziergang. Keiner der beiden sprach ein Wort. Hinter dem Hotel stand eine Bank. Sie nahmen Platz und bestaunten den beeindruckenden Sonnenaufgang. Keiner empfand Müdigkeit. Mario legte seinen Arm um Stasia, die anfing leicht zu frieren. Dabei streichelte er zart ihre nackten Schultern. Zärtlich küsste er sie. Die Lippen von Mario brannten wie loderndes Feuer auf ihrem Mund. Nie hatte sie einen Kuss derartig erlebt und genossen. Zum ersten Mal schmeckte ihr ein Kuss so köstlich, als er seine Zunge sanft durch ihre weichen Lippen führte. Ihr Körper wurde warm und leicht, als wollte er von der Erde abheben. Auch Mario genoss die weichen Lippen von Stasia. Auch in ihm stieg ein heißes körperliches Verlangen auf. Der Duft ihrer Haut raubte ihm den Atem. Nein, er wollte sie nicht verlassen. Noch nicht. Er musste sie besitzen. Egal, wie viel Zeit es in kosten würde.

„Die Geschäfte können warten“, dachte er, als beide sich benommen von ihrer Leidenschaft von der Bank erhoben. Eng umschlungen gingen sie zurück ins Hotel. Der Tag erwachte mit emsigen Leben, das aus der Hotelküche drang. Während des Frühstücks besprachen sie den Weitergang ihres Zusammenseins. Mario hatte diese private Einladung in Bad Herrenalb mit einem bevorstehenden Termin in Karlsruhe verbunden und hatte am nächsten Morgen nach dieser Party weiterreisen wollen. Ebenso hatten Marina und Stasia abgesprochen, gleich nach dem Frühstück zurück nach Mannheim zu fahren. Doch Mario und Stasia wollten sich noch lange nicht trennen. Dieser körperlichen Anziehung konnte sich keiner der beiden entziehen. So beschlossen sie, noch einen weiteren Tag miteinander zu verbringen. Stasia ging zu Marina aufs Zimmer, um ihr das mitzuteilen. Marina war noch sehr verschlafen und konnte erst mal dieses für sie absolut fremde Verhalten von Stasia nicht begreifen, da sie oft Stasias Furcht vor Max erlebt hatte.

„Bist du sicher? … Klar kann ich dich verstehen. Aber was, wenn Max vor meiner Tür steht und du nicht da bist und er dich sucht?”

Sie sah die Entschlossenheit ihrer besten Freundin.

„Was sage ich ihm, wo du bist?”

Natürlich konnte sie Stasia nicht vorschreiben, was sie zu tun hätte und wollte sie auch nicht abhalten zu bleiben.

„Du bist einfach „angeblich” auch noch nicht zu Hause. Wir haben einfach beschlossen, einen Tag zu verlängern. Wenn er bei deiner Mutter nach uns fragt, soll sie einfach sagen, dass wir einen Tag später als ursprünglich geplant zurückkommen. Dann kommt er auch nicht zu euch.”

Sie wusste, dass Marinas Mutter Stasia sehr gerne hatte und sie sie sicher unterstützen würde. Auch sie hatte die Ausbrüche von Max gegenüber Stasia einige Male miterlebt. So fuhr Marina ohne Stasia ab. Sie freute sich, dass sich Stasia verliebt hatte.

„Vielleicht ist das ein Weg, um Max zu verlassen, und sie hat jemanden, der ihr bei der Flucht hilft und ihr zur Seite steht”, dachte sie. Stasia versprach beim Abschied, dass sie am nächsten Tag kommen würde, ohne weitere Verlängerungen. Unruhig wartete Max am nächsten Tag auf Stasias Rückkehr. Als sie am Nachmittag immer noch nicht zu Hause erschien, rief er die Mutter von Marina an.

„Nein, die beiden sind noch nicht angekommen“, log sie.

„Marina hat heute früh angerufen und gesagt, dass sie noch einen Tag länger als vorgesehen bleiben wollten, weil das Wetter so schön sei und sie den wunderschönen Schwarzwald mit ihrer Freundin genießen wollen. Ich soll dir sagen, falls du anrufst, dass du dir keine Sorgen machen sollst. Sie kommen dann morgen.”

Während sie sprach, stand Marina neben ihr und hielt ihr die Hand. Stasia war ihr ans Herz gewachsen. Sie wusste, dass Stasia es verdient hatte, nach dem was sie alles erlebt hatte, ihr Glück zu finden. Max war derart überrascht, dass er keine Antwort fand, und legte schnell den Hörer auf. Misstrauisch suchte er den Brief der Schulkameradin. Diesen hatte Stasia jedoch gleich vernichtet – „keine Beweise“, hatte sie vorsorglich gedacht. Es folgten ungeahnte glückliche Stunden, durchflutet von unbekannter Lust und Leidenschaft, die Stasia bisher nie so frei und hemmungslos erlebt hatte. Sollte sie deshalb von Max dafür getötet werden, war ihr das gerade egal. Nie würde er ihr diese erlebten Gefühle rauben können. Mario war ein sanfter und zärtlicher Liebhaber. Er wollte jeden Zentimeter von Stasias seidenweicher Haut erkunden und in sich aufnehmen. Kaum war ihre Leidenschaft erschöpft, kam eine neue Welle des Verlangens in ihm auf. Beide konnten nicht genug voneinander bekommen. Sie wohnten in einer kleinen Pension in Rastadt.

„Die Leidenschaft macht hungrig.”

Mario stand unter der Dusche, als Stasia noch in Gedanken an die letzten Stunden die neuen Erfahrungen genoss. So fuhren sie zum Abendessen zur nahe gelegenen Kurstadt Baden-Baden. Stasia bestaunte diese mondäne Stadt mit ihren gepflegten Anlagen, dem Kurpark, dem Casino und den herrschaftlich renovierten Patriziervillen an der Promenade und in der City. Mario verschob seine geschäftlichen Termine und brachte am nächsten Tag die traurige Stasia zurück nach Mannheim zu Marina, die schon ungeduldig auf sie wartete.

„Max hat schon mehrmals hier angerufen, er wollte wissen, wo wir wären. Meine Mama hat jedes Mal gesagt, dass sie nicht weiß, wann wir zurück sein werden. Auch Bob weiß Bescheid. Ich habe ihn heute getroffen. Er hat auch gesagt, dass du von diesem Psychopathen wegmusst. So hat er das gesagt. Er hat mit ihm nach unserer Abreise lange gesprochen und gemerkt, dass Max einen Knall hat, was dich angeht.”

Dann sah sie Stasia ins Gesicht.

„Du siehst so toll aus. Was ist passiert? Ist das die Liebe?“, fragte sie neugierig und etwas verschmitzt.

„Ach Marina, ich bin ganz aus dem Häuschen. Es ist einfach phantastisch mit diesem charismatischen Mann. Er ist wundervoll. Ich treffe mich gleich am Montag wieder mit ihm. Er kommt in meiner Mittagspause zu mir ins Büro. Dann sehen wir weiter, ich bin so verliebt in ihn. Ich glaube, dass es ihm auch so geht.”

„Was ist mit Max? Der ist bestimmt sauer. Du musst vorsichtig sein. Soll ich dich heimfahren?”

Marina war beunruhigt. Daran hatte Stasia, seit sie mit Mario zusammen gewesen war, nicht mehr gedacht. Alle Angst vor ihm war weg.

„Ja, das wäre gut, denn wenn du dabei bist, wird er wohl nicht ganz so doll ausrasten. Danke für alles, was du für mich tust“, antwortete Stasia erleichtert.

„Dann lass uns alles gleich hinter uns bringen. Wir fahren gleich los.”

Auf der Fahrt zu Max berichtete Stasia, was sie mit Mario erlebt und besprochen hatte. Mit seiner Hilfe wollte sie Max so schnell wie möglich verlassen. Mit ihm wollte sie die ersten Schritte zu ihrem neuen Lebensabschnitt gehen, zu ihrem Ziel „Südfrankreich.” Nach leidenschaftlichen Stunden hatte er Stasia gestanden, sie geistig benebelt im hormonellen Glücksrausch, dass er verheiratet sei und ein Baby von drei Monaten habe. Diesen wichtigen Aspekt hatte er anfangs verschwiegen.

„Ohje, was passiert jetzt? Verlässt du Max trotzdem? Obwohl Mario dich nicht begleiten wird?”

„Für mich ist erst mal wieder erneut die Welt zusammengebrochen. Aber gerade durch diese Begegnung ist mir klar geworden, dass ich in keinem Fall bei Max in seiner Spießerwelt bleiben werde. Mit oder ohne Mario. Ich muss weg. Ein neues Leben beginnen. Ohne Max!”

Marina nickte nachdenklich. Sie erkannte die Entschlossenheit ihrer Freundin. Nachdem beide die Höhle des Löwen „Max” betraten, wartete der schon ungeduldig und zornig auf sie. Mit gepresster Stimme fragte er, woher sie jetzt erst kommen würden und warum Stasia ihn nicht angerufen hätte.

„Ich habe mir große Sorgen um euch gemacht. Ich hatte befürchtet, dass ihr einen Unfall hattet oder sonst etwas Schreckliches passiert sein könnte“, schob er vor.

„Du hast doch mit meiner Mutter gesprochen, sie hat dir doch erzählt, dass wir noch einen Tag länger bleiben“, erwiderte Marina kleinlaut.

Beide erzählten von einer wunderschönen Zeit mit der Schulfreundin, und sie hätten einfach so mir nichts dir nichts um einen Tag verlängert, ohne weiter darüber nachzudenken. Zerknirscht hörte er zu, konnte nichts entgegnen und verließ ratlos und wortlos den Raum.

„Bitte bleib noch da, ich weiß nicht, was passiert, wenn du weg bist. Er ist so seltsam, das macht mir Angst.”

„Klar bleib ich bei dir, ich traue Max auch nicht. Er ist unberechenbar. Wenn er uns blöd kommt, rufe ich die Polizei“, flüsterte Marina.

Beide warteten tapfer auf das, was kommen könnte. Nach langen Minuten kam er zurück in die Küche und setzte sich zu den Freundinnen an den Tisch. Er schien sich beruhigt zu haben. Stasia gab sich viel Mühe, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen.

„Die Reise hat euch wohl sehr gut getan, so wie ihr beiden Engel ausseht. Ich bin froh, dass ihr gesund und wohlbehalten zurück seid. Ich habe mir wirkliche Sorgen gemacht. Ich konnte keinen Schlaf vor Sorge um dich finden mein Schatz, doch jetzt bist du ja wieder bei mir.”

Dabei drückte er Stasia einen Kuss auf die Wange und streichelte ihr Gesicht. Erleichtert, dass Stasia überhaupt noch zu ihm zurückgekommen war. Die vergangene Nacht war für ihn das Grauen gewesen. Ständig war er aufgewacht und hatte Stasia im Arm eines anderen Mannes liegen sehen. Die Eifersucht hatte ihn bis zur Verzweiflung geplagt. Als Stasia nicht wie geplant am nächsten Tag erschienen war, hatte er geglaubt, durchdrehen zu müssen. Nervös hatte er nach dem Brief von der ehemaligen Mitschülerin gesucht. Er hatte sich auf den Weg machen wollen, um die beiden Mädchen in Bad Herrenalb zu suchen. Seine Angst, Stasia zu verlieren, hatte ihm die Kehle zugeschnürt, das Warten in Ungewissheit war kaum erträglich gewesen. Sie war sein Leben. Ohne sie wollte er nicht leben. So dachte er. Wenn sie wieder einmal von Trennung sprach, verlor er fast den Verstand. Er wusste, dass er oft ungerecht und aggressiv gegen sie war, wenn sie weinte, tat sie ihm oft leid. Jedoch war die Angst, sie zu verlieren, stärker als seine Vernunft. Im Stillen bewunderte und verehrte er Stasia. Sehr genau wusste er, dass sie für viele andere Männer ebenso begehrenswert war wie für ihn, ohne dass sie dies zur Kenntnis nahm.

„Nun ist sie wieder da, sie wird wohl nicht mehr alleine vereisen“, dachte er erleichtert. Doch Stasia hatte andere Gedanken, als sie sich ins Bett legte.

„Das ist noch mal gut gelaufen, Gott sei Dank. Nun bin ich für die Abreise in ein anderes Leben bereit. Das Schicksal hat mir einen Schlüssel für die Flucht aus meinem Gefängnis in die Freiheit geschickt – eine Freiheit gemeinsam mit Mario.”

Gleich am nächsten Morgen, Montag, traf sie heimlich Mario während ihrer Arbeitszeit, um den Ablauf ihrer Flucht zu planen. Es war möglich, dass Stasia sich für einige private Gänge in die Stadt kurz freinehmen konnte. Ungeduldig wartete er im Café zur verabredeten Zeit.

„Wie geht es dir, mein Engel? War dein Verlobter böse auf dich? Hast du Zeit für uns?”

„Es ging so einigermaßen, Marina war mit mir zusammen, so hat sich Max zurückgenommen und ist froh, dass ich wieder zurück bin.”

Er zog zärtlich ihre Hand zu seinem Mund und küsste einzeln ihre Finger. Wieder erfasste sie das Gefühl der Leidenschaft. Dieses aufkommende Kribbeln in ihrem Unterleib war ihr aus ihrer Vergangenheit völlig fremd.

„Ich muss dich spüren, ganz nah, jetzt“, flüsterte er mit heiserer Stimme ins Ohr.

„Wir sind hier im Café. Wie stellst du dir das vor? Ich habe wenig Zeit. Ich muss zurück ins Büro.”

Dann fiel ihr ein, dass ihr Chef bis zum späten Nachmittag auf Geschäftsreise war. Auch sie wollte Mario näher sein als in diesem Moment im Café unter den Blicken der anderen Menschen.

„Ich gehe jetzt. Folge mir ein paar Minuten später. Ich warte im Büro auf dich. Mein Chef ist weg, und ich bin allein im Büro.”

War das sie? Sie verabredet sich im Büro zu einem Schäferstündchen mit ihrem Geliebten? Wieder war sie über sich selbst überrascht.

Mario wollte auch nicht länger warten, er wollte Stasia bei sich haben, viele Stunden ihre Nähe genießen und auskosten. Dieses Gefühl war für ihn neu und spannend. Klar, er liebte seine Familie und seine Frau. Aber von Stasia strahlte etwas ganz anderes aus. Etwas Faszinierendes und Anziehendes. Bald würde er wieder mit Stasia vereint sein, ganz eng und ganz nah ihren süßen verführerischen Körper spüren, den Duft ihrer Haut einatmen und ihre mädchenhafte feenhafte Ausstrahlung erleben. Er konnte es kaum abwarten. Deshalb hatte er seine geschäftlichen Termine verlegt. Eigentlich sollte er in einer Woche nach Amerika zurückreisen. Er hatte dringende Neugeschäfte in Süddeutschland bei seiner Firma vorgeschoben, um noch ein paar Wochen länger bleiben zu können. Seine Familie war bereits von München nach Amerika abgereist, so dass ihn nichts hinderte, mit Stasia weitere berauschende Tage des Glücks zu erleben. Schnell bezahlte er die Rechnung und verließ nach Stasia das Café. Als Mario vor Stasia trat, verschloss sie hinter sich die Abschlusstür des Büros. Schnell entledigten sie sich der lästigen Kleidungsstücke und glitten auf den Teppichboden des Besprechungsraums. Mario lag auf dem Rücken. Stasia saß rittlings auf ihm und genoss das heiße rhythmische Gefühl in den intimsten Stellen ihres Körpers.

Rosarote Ringelsöckchen

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