Читать книгу Stille mein Begehren | Erotischer Roman - Litha Bernee - Страница 4

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Kapitel 2: Hachenburg, Kontor der Strogowbrüder in der Niederstraße

Auf dem Weg zu ihrem Arbeitszimmer im Kontor kam Thoran Schneidermeister Scheffer entgegen.

»Strogow, seid gegrüßt.« Er katzbuckelte mehrmals, sein Gesicht war grau und um ein paar Falten reicher geworden.

»Sieh einer an, der Scheffer. Erspart Ihr mir den Weg zur Obrigkeit und begleicht heute Eure Schulden?«

Wie die meisten anderen kuschte Scheffer vor ihm und wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. »Gewiss, mein Herr. Alles beglichen. Fragt Euren Bruder.« Er verbeugte sich, ging dabei mehrere Schritte rückwärts und huschte davon wie eine Ratte bei Tageslicht.

Vor zehn Jahren hätte der Schneider anders reagiert. Damals besaßen Nikolai und er noch nicht diesen Reichtum, der ihnen heute alle Türen öffnete. Ihren ersten Gewinn hatten sie durch den Handel mit hochwertigen Tonprodukten erlangt, die einzigartig in Farbe und Verarbeitung waren. Die Einnahmen investierten sie, um neue Waren zu kaufen. Stück für Stück arbeiteten sie sich hoch. Im ganzen Land und benachbarten Ausland hatten sie sich einen Namen gemacht und waren als Kaufleute hoch angesehen.

»Hat Scheffer wahrhaftig bezahlt?«, fragte Thoran seinen Bruder, als er die Tür des Arbeitszimmers hinter sich geschlossen hatte. Nikolais seeblaue Augen funkelten. »Wir sind am Ziel unserer Wünsche angelangt.« Er tippte auf ein Pergament auf dem massiven Mahagonitisch.

»Wovon sprichst du?«

»Scheffer kann nicht bezahlen. Sein Geschäft läuft miserabel.«

»Dieses heuchlerische Frettchen hat mir gesagt, es sei alles beglichen!« Schon war er an der Tür, um den Kerl einzuholen.

»Er hat uns anstelle von Gulden ein herrschaftliches Anwesen überschrieben.« Die Stimme seines Zwillings, so dunkel wie sein schulterlanges rotschwarzes Haar, klang vollauf zufrieden. Thoran hielt inne und sah seinen Bruder argwöhnisch an. Nikolai verschränkte die Hände hinter dem Kopf und grinste.

Aufgeregt beugte sich Thoran über die Urkunde. »Siebzig Morgen Land, davon dreißig bestes Weideland.«

»Ein Herrenhaus mit vierzig Zimmern. Mehrere Gesindehäuser und Wirtschaftsgebäude«, erklärte Nikolai.

»Lass es uns ansehen. Ich kann es nicht recht glauben. Dieses Anwesen ist um ein Vielfaches mehr wert, als Scheffer Schulden bei uns hat.«

»Stimmt, aus diesem Grund habe ich ihm Kredit bis einhundert Gulden eingeräumt.« Nikolai stand auf und öffnete die Tür. »Gudolf, sattle die Pferde.«

»Jawohl, Herr«, antwortete der Knecht und eilte zum Stall. Thoran war so aufgeregt wie bei der Jungfernfahrt ihres ersten Handelsschiffes.

Lachend verließen sie das Kontor, schwangen sich auf ihre Pferde und schlugen den Weg nach Eichenberg ein. Es war ein Ritt von knapp acht Meilen. Thoran zog sich den Dreispitz vom Kopf und genoss den leichten Wind, der durch die Bäume wisperte.

***

Breitbeinig, die Arme vor der Brust verschränkt, standen sie vor dem verwitterten Holztor.

»Scheffer schuldete uns dreihundert Gulden und wir haben dieses Teil als Bezahlung akzeptiert. ›Ein herrschaftliches Anwesen mit weitläufigen Ländereien‹ hat dieser Kackstiefel von Schneider gesagt.« Thoran riss eine Efeuranke von der groben Backsteinmauer. »Ich fasse es nicht. Hat im Vertrag nichts davon gestanden?«

»Für wie blöd hältst du mich?« Nikolai verpasste ihm einen Schlag gegen die Schulter.

»Willst du dich mit mir prügeln?« Thoran war knapp davor, seinem Bruder die Faust ins Gesicht zu rammen. Nikolai wirbelte herum und schlug unter wüsten Flüchen gegen die Holztür. Wieder und wieder krachte seine Faust auf die Bretter.

»Hör auf! Deine Knöchel bluten bereits.« Thoran versuchte seinen Bruder von hinten zu packen. Nikolai fuhr herum und verfehlte mit seiner Faust nur knapp Thorans Schläfe.

Die seeblauen Augen waren fast schwarz. Er beugte sich nach vorn, stützte sich mit den Händen an den Schenkeln ab und atmete stoßweise.

»Verzeih.« Nikolai hob den Kopf und sein Blick wurde klar.

»Da gibt es nichts zu verzeihen.«

Jeder wusste, was der andere fühlte und dachte. Deshalb verstand Thoran den Wutausbruch, fühlte und dachte er doch ebenso.

Er warf einen Blick auf den Turm, der die mannshohe Mauer überragte.

»Ein Kloster! Ausgerechnet wir haben uns ein Kloster andrehen lassen!« Ihm kam die Galle hoch.

»Ich brauch was zu trinken.« Nikolai streckte sich. »Komm, lass uns heimreiten.«

Schweigend ritten sie nebeneinander, ohne wirklich auf den Weg zu achten. Thoran suchte nach einem Ausweg und fand keinen. Es musste eine Möglichkeit geben, dieses beschissene Kloster wieder loszuwerden.

»Eins wüsste ich gern. Wie kommt ein einfacher Schneider in den Besitz eines Klosters?«

Sein Bruder sah zu den weißen Wolken am Himmel, als könnte er dort eine Lösung finden.

Abrupt zügelte Thoran seinen Hengst, der ärgerlich mit dem Kopf schlug. »Wenn es mit der heiligen Kirche so ist wie immer, haben die auf keinen Fall ein solches Anwesen verkauft. Verpachtet vielleicht, auf keinen Fall verkauft. Scheffer kann nicht der Besitzer sein und somit nichts veräußern und wir sind fein raus. Zur Sicherheit sollten wir die Urkunde unserem Advokaten vorlegen.«

Sie gaben die Zügel frei und ihre Pferde jagten im Galopp über den Höhenweg nach Hachenburg. Vor dem Haus des Advokaten zügelten sie ihre Pferde und hasteten die Stufen hoch.

Advokat Rittersporn erhob sich. »Wie kann ich Euch behilflich sein?« Thoran kam direkt zum Kern ihres Anliegens.

Rittersporn legte die Fingerspitzen zusammen und tippte damit hin und wieder gegen sein Kinn.

»Wie kommt ein einfacher Schneider an ein Kloster?«, wollte Nikolai wissen.

»Durch den Umstand seiner Abstammung«, begann der Advokat.

»Was hat Scheffers Abstammung damit zu tun?«, unterbrach ihn Thoran. Ihn interessierte nicht Scheffers Lebensgeschichte, er wollte diesen Vertrag als ungültig erklären lassen.

»Nun, um es Euch verständlich zu machen, muss ich weiter ausholen. Vor etwa zweihundert Jahren erbauten Mönche dieses Kloster. Schnell wurde ihnen die Gegend zu unwirtlich. Es war ihnen zu kalt und abgelegen. Also gaben sie das Kloster auf und gründeten nahe Hachenburg ein neues. Im Schwedenkrieg wurde das alte Anwesen einem protestantischen Adligen zugesprochen. Einem Stutzer, wie man sich erzählt, der all sein Geld für Kleidung ausgab. Womit wir bei Scheffer wären. Dessen Urahn war im Besitz mehrerer Schuldscheine und bekam das Kloster von dem Adligen überschrieben, weil er zahlungsunfähig war.«

»Also können wir Scheffer des Betrugs bezichtigen. Er hat uns diesen Steinhaufen als herrschaftliches Anwesen angepriesen, doch wir fanden nur eine Kapelle und karge Gebäude vor.« Thoran setzte sich aufrecht hin und sah Rittersporn gespannt an.

Dieser schüttelte den Kopf. »Ich bedauere. Es ist als herrschaftliches Anwesen eingetragen, auch wenn es aus Geldmangel nie renoviert wurde und inzwischen heruntergekommen ist.«

»Und wie sieht es mit dem von mir eingeräumten Kredit aus?«, fragte Nikolai.

»Der Kredit wurde von Euch, Nikolai, angeboten.« Der Advokat legte die Unterarme auf seinen Schreibtisch. »Es war Eure Entscheidung und kann somit nicht angefochten werden. Hättet Ihr mir die Urkunde vorher gezeigt, hätte ich von einem Kredit abgeraten.«

***

»Was für ein Dreck.« Nikolai ballte die Hände zu Fäusten und sah aus, als würde er jeden Moment explodieren.

»Ich brauch was zum Saufen und ’ne Hure, um diese Scheiße zu vergessen.« Thoran stapfte die Treppe hinunter und eilte um die Hausecke, wobei er mit der Schulter eine Frau rammte, die mit einem spitzen Schrei zu Boden ging.

»Pass gefällst auf«, schnauzte er und hastete weiter.

Als ihm jedoch der Duft von Lavendel und ein Hauch Holunderblüten in die Nase stiegen, blieb er abrupt stehen. Birgany!

Sie lag auf dem staubigen Boden und filetierte ihn mit nur einem Blick. Diese stumme Dominanz jagte direkt in seinen Schwanz.

Mit offenem Mund starrte er sie an. Erotische Bilder rasten wie Feuerstürme durch sein Bewusstsein.

»Tollpatschig und unhöflich«, schimpfte Birgany und riss ihn aus seiner Fantasie.

»Verzeiht meinem Bruder, werte Dame. In der Regel ist er nicht so einfältig, wie es momentan den Anschein hat.« Nikolai reichte ihr die Hand und half ihr auf die Füße.

Fest presste sie die Lippen zusammen und stöhnte leise. Birgany war augenscheinlich verletzt und litt Schmerzen. Thoran besann sich auf seine Manieren. »Gestattet mir, Euch zu helfen. Ich begleite Euch nach Hause, Birgany.«

»Nicht nötig, Strogow.«

»Sagt Thoran zu mir, bitte.« Er wollte unbedingt wissen, wie es sich anhörte, wenn sie seinen Namen aussprach.

»Weshalb sollte ich, Strogow? Es schickt sich nicht und nun geht mir aus dem Weg. Weit aus dem Weg, denn dann ist es sicherer für alle.« Sie legte den Kopf schräg. »Besser noch Ihr lasst Euch vom Medicus untersuchen. Ich bin mir sicher, dass Ihr ein Augenleiden habt.«

Dieses süße Weib konnte mit Worten umgehen. Thoran schmunzelte über ihre freche Art.

»Ihr weist meinen Bruder zu Recht in die Schranken, aber wir werden Euch nicht einfach gehen lassen«, sagte Nikolai und strich ihr über die linke Schulter.

Birgany zischte und erdolchte ihn mit Blicken. »Fasst mich noch einmal an und Ihr werdet es bereuen.«

Sie standen in der Gasse, wurden von vorbeigehenden Passanten angegafft. »Zwei Möglichkeiten, meine Liebe.«

Ein undefinierbarer Laut kam aus diesem herrlichen Mund und Thoran konnte nur mit Mühe ein Grinsen unterdrücken.

Dicht trat sie an ihn heran, legte den Kopf in den Nacken und starrte ihm unerschrocken ins Gesicht. »Sagt noch einmal ›meine Liebe‹ zu mir und es wird nicht Euer Bruder sein, der um sein Leben bangen muss.«

Diese zierliche Person nahm es mit ihm auf, obwohl sie ihm körperlich unterlegen war. Erstaunlich. In der Regel begegnete man ihm mit Respekt, Achtung und hin und wieder mit einem gesunden Maß Angst. Sie hingegen bot ihm die Stirn.

Er reizte sie bewusst, um zu sehen, ob sie kniff oder Stärke bewies. »Meine allerliebste Birgany, wollt Ihr mir drohen?«

Sie fauchte wie eine Wildkatze, drehte sich um und stolzierte davon. Plötzlich taumelte sie und stützte sich an einer Hauswand ab.

Sofort war Thoran bei ihr und hob sie auf seine Arme.

»Ich wusste es. Von wegen ehrbare Witwe.«

Die hatte ihm gerade noch gefehlt. Das Weib von Scheffer! Die größte Tratschtante der ganzen Stadt. Thoran sah zur rechten Seitengasse, in der die Frau stand. Wie erwartet, sah sie hämisch auf Birgany und witterte bereits einen Skandal. Birgany versteifte sich in seinen Armen.

»Diese Dame hat sich verletzt und wir bringen sie zum Medicus.« Eine bessere Ausrede fiel Thoran im Moment nicht ein.

Scheffers Frau presste sich eine Hand an den Busen. »Es schickt sich nicht. Ich sollte sie als Anstandsdame begleiten.«

Birganys Finger krallten sich in sein Wams und er spürte, wie sie unmerklich den Kopf schüttelte.

»Nun, dies wird nicht nötig sein. Habt Dank für Euer Angebot.«

»Geschwollene Worte von dem größten Tunichtgut der Stadt. Sie ist wie alle anderen Weißnäherinnen und hebt des Abends die Röcke für solche wie Euch.«

Die kleine Gestalt in seinen Armen fing an zu zittern und er strich ihr beruhigend über den Rücken.

»Du wirst weder unseren Namen noch den Namen der Witwe Krämer in den Schmutz ziehen. Haben wir uns verstanden, Weib?« Er verabscheute solche Furien, deren Männer sich des Nachts mit den Huren vergnügten, weil sie ihren gottgläubigen Weibern nur beischlafen durften, um Kinder zu zeugen.

»Komm«, sagte Nikolai und schlug den Weg zum Medicus ein. Thoran drehte sich um. Nun musste er seine kostbare Fracht zum Medicus bringen, um weitere Unbill von ihr fernzuhalten.

Stocksteif lag sie in seinen Armen. Thoran genoss die Nähe zu ihr und sog ihren Duft in sich ein. Diese besondere Mischung aus zarten Blüten und ihrem feurigen Naturell waren aphrodisierender als die exotischen Duftöle im Kontor. Sein Schaft war schmerzhaft steif und jeder Schritt war eine Qual. Er hoffte darauf, sein Verlangen noch heute Nacht stillen zu können.

***

Medicus Feller kam aus dem Behandlungsraum. »Die junge Dame hat nur eine leichte Blessur an der Schulter.«

»Habt Dank. Was schulden wir Euch?«

»Drei Kreuzer.« Thoran nestelt die Geldstücke aus seiner Weste.

»Ich zahle meine Schulden selbst.« Birgany schob ihn beiseite. »Gleich morgen bringe ich Euch die Kreuzer.«

»Ganz wie Ihr wünscht, Witwe Krämer«, antwortete der Medicus. Thoran öffnete die Tür und sie rauschte an ihm vorbei.

Kaum waren sie zehn Schritte gegangen, blieb Birgany stehen, trat gegen einen Holzkübel und fluchte wie ein Kesselflicker.

»Beruhigt Euch bitte.« Thoran legte ihr eine Hand auf den Arm.

Ihr Kopf flog hoch und sie funkelte ihn an. »Es ist nicht Euer Leben, welches verwirkt ist, sondern meines.«

»Lieber Himmel, es ist doch nur ein blauer Fleck«, wandte Nikolai ein.

»Anscheinend seid Ihr zwei gleich dämlich.«

»Dann hört auf zu toben und klärt uns auf. Ich jedenfalls kann Euer Gebaren nicht nachvollziehen.« Thoran griff nach ihrer Hand, damit sie endlich stehen blieb und nicht wie ein eingesperrter Bär im Käfig hin und her marschierte.

»Des Schneiders Weib hat mich in Euren Armen gesehen und sie wird ihr Schandmaul nicht halten. Morgen wird es in der Stadt bekannt sein. Alle werden erzählen: ›Die Witwe Krämer macht nur gute Geschäfte, weil sie Freier bedient.‹«

Sowohl Nikolai als auch er zuckten unter ihren Worten zusammen.

»Verzeiht. Wir hatten nur Euer Wohlergehen im Sinn«, verteidigte sich Thoran. »Schließlich war es meine Unachtsamkeit, die zu diesem Zusammenstoß führte. Hätten wir Euch einfach auf dem Boden liegen lassen sollen?«

»Ja, denn die Scheffer ist eine Schlange, die ihr Gift versprühen und mir das Leben zur Hölle machen wird.«

»So schlimm kann es doch nicht sein. Die Frau nimmt doch keiner ernst«, wandte Thoran ein.

»Nur die, welche einen Vorteil von ihren Lügen haben.« Sie strich mit den Händen über ihren Rock. »Wochenlang nach dem Tod meines Gatten musste ich die Kerle abwehren, die abends an meine Tür klopften und ein warmes Bett erwarteten. Ich habe hart darum gekämpft, nicht wie die Huren zu enden, und nun fängt alles von vorn an.« Sie nickte ihnen zu und ging davon.

»Warum müssen die Weiber so hysterisch sein?«, fragte Nikolai. Thoran zuckte lediglich mit den Schultern.

***

»Ich muss zum Markt, Fleisch fürs Abendessen kaufen. Soll ich die Hemden mitnehmen und der Weißnäherin geben?« Thoran nickte ohne aufzusehen. Dann besann er sich anders. »Warte, Hanna. Ich gehe selbst. Wir haben mehrere Wagen zu reparieren und ich muss die Räder beim Wagner bestellen. Auf dem Weg gebe ich der Weißnäherin die Hemden.«

»Wie Ihr wünscht, Thoran«, antwortete die Haushälterin und ging.

Missmutig sah er auf seine Liste. Schon wieder waren drei Räder gebrochen. Ohne fahrbereite Wagen konnten sie ihre Kunden nicht beliefern, also musste sich Wagner Köpf beeilen, was sich auf den Preis auswirken würde. Thoran schnappte sich seinen Dreispitz, schob sich die Liste in die Westentasche und klemmte sich das Päckchen mit den Hemden unter den Arm.

Die Stände der Händler ignorierte er ebenso wie die vielen Attraktionen, die jede Woche auf dem Marktplatz angeboten wurden. Da der Markt keinen Steinwurf von ihrem Kontor entfernt war, kannte er jeden Händler, jeden Gaukler und die Mehrzahl der Kunden.

Wie erwartet wurde er schnell mit dem Wagner handelseinig. Die Räder würden in zwei Tagen fertig sein und seine Geldkatze um einiges leichter. Thoran holte sich ein süßes Hörnchen am Stand von Bäckermeister Mandolf.

Zwanzig Schritte von Birganys Stand entfernt blieb er abrupt stehen. Zwei Frauen standen dort. Eine davon war Scheffers Weib.

»Gevatterin Weber, Ihr tätigt Geschäfte mit dieser Metze?«

Die alte Frau an Birganys Stand blickte über ihre Schulter. »Die Scheffers Gisela, wer sonst. Geh heim und verspritz da dein Gift.«

Scheffers Weib griff sich an den Hals. »Ich lüge nicht. Die da« – sie zeigte mit dem Finger auf Birgany – »hebt des Nachts die Röcke für andere.«

»Täte dir auch mal gut«, sagte die Gevatterin und Thoran verschluckte sich an dem letzten Bissen des Hörnchens.

Die Scheffer warf der alten Frau einen hasserfüllten Blick zu und stapfte davon. Thoran hatte Birganys Worte für übertrieben gehalten und nie gedacht, sie könnten wahr werden. Er hatte mit seiner unbedachten Aktion wirklich ihren Ruf beschädigt. Was sollte er jetzt unternehmen?

Gehe ich hin, mache ich es nur noch schlimmer, dachte er.

»Schau nicht so, Kleines. Gisela kann kein Wort sagen, ohne andere zu verletzen. Sie platzt vor Neid auf alle und jeden. Wahrscheinlich ist sie sogar neidisch auf die Sonne, weil die am Himmel hängt und alle wärmt. Nimm es dir nicht so zu Herzen.« Die Frau legte Birgany eine Hand auf den Arm. »Ich jedenfalls werde mir nur von dir die Schürze retten lassen, falls es noch möglich ist.«

Birgany lächelte, doch Thoran konnte von seinem Platz aus erkennen, dass sie mehr als nur traurig dreinblickte.

»Danke. Seid versichert, den Brandfleck werdet selbst Ihr anschließend nicht mehr sehen.«

»Die Schürze ist von meiner Großmutter und ich hänge an ihr. Wann hast du die Arbeit fertig, Kindchen?«

»Kommt in fünf Tagen zu mir.«

Die ältere Frau lächelte glücklich, verabschiedete sich und schwebte davon.

Immer noch die Hemden unter dem Arm marschierte Thoran zum Kontor. »Heribert, mir kam etwas dazwischen.« Er legte dem Schreiber das Paket auf den Tisch. »Bringe du bitte das Päckchen zur Weißnäherin Krämer.«

»Wie Ihr wünscht.«

Genervt fuhr sich Thoran durch die Haare und tigerte vor dem Schreibtisch auf und ab. Was sollte er tun? Konnte er überhaupt etwas tun, ohne die Sache nur noch zu verschlimmern?

***

Versonnen strich Birgany über das grüne T auf dem blütenweißen Batisthemd. Genau wie sie erwartet hatte, stach die Farbe nicht ins Auge, sondern hob sich dezent ab.

Sie faltete die beiden Hemden, legte sie in ihren Korb und machte sich auf zum Kontor der Strogows.

»Seid gegrüßt, Heribert. Sind die Strogows anwesend?«

»Seid gegrüßt, Birgany. Ja, ich sage den Herren, dass Ihr sie zu sprechen wünscht.«

»Danke.«

Als Erster kam Thoran aus einem der angrenzenden Zimmer, dicht gefolgt von seinem Bruder. »Witwe Krämer«, grüßte Nikolai.

»Seid gegrüßt, wie können wir Euch behilflich sein?«, erkundigte sich Thoran.

»Ich habe die ersten beiden Hemden bestickt und möchte wissen, ob es in Eurem Sinne ist, ehe ich mit den anderen zehn beginne.«

»Ich sagte es Euch doch bereits, als ich die Bestellung aufgab.« Thoran schaute sie stirnrunzelnd an.

»Ich weiß. Aber auf dem Papier sieht es anders aus als auf Stoff. Es dauert auch nicht lange. Bitte werft einen Blick darauf.«

»Mein Bruder hat mir versichert, dass uns Eure Verzierungen gefallen werden. Nun seid Ihr schon mal hier und außerdem bin ich gespannt auf Eure Arbeit«, mischte sich Nikolai ein. »Folgt mir bitte in unser Arbeitszimmer.«

Birgany stellte den Korb auf einen Sessel, reichte Nikolai ein Hemd und Thoran das zweite. Nikolai schüttelte es aus und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Dezent und einzigartig. Eine hervorragende Arbeit.«

»Danke.« Birgany lächelte und freute sich über sein Lob.

»Dreht Euch um.«

»Wieso?« Irritiert sah sie Thoran an.

»Ich will sehen, wie die Stickerei wirkt, wenn ich es trage.« Thoran löste seine Halsbinde und warf sie auf den Schreibtisch. »Dafür muss ich ein Hemd ausziehen, um das andere anziehen zu können. Es sei denn, Ihr wollt mich nackt sehen.«

Mit feuerroten Wangen wirbelte Birgany herum. Dieser arrogante Charmeur, dachte sie und starrte auf die Scheiben der Vitrine, in denen sich Thorans Abbild spiegelte. Sie presste die Hände auf den Mund. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie einen halb nackten Mann. Thorans Brustkorb war dezent von schwarzen Haaren bedeckt, die sich nach unten hin verjüngten und als Strich im Bund seiner Hose verschwanden.

Will ich irgendwann als alte Frau sterben, ohne erfahren zu haben, ob die körperliche Liebe wirklich schön sein kann? Wie es sich anfühlt zu fliegen?, überlegte Birgany.

Sie drehte sich um, trat vor Thoran und legte beide Hände auf seine Brust. Genauso hatte sie es sich vorgestellt, während sie sein Hemd bestickt hatte. Ständig hatte sie an seinen Kuss gedacht und Fannys Worte im Ohr gehabt.

Die Muskeln unter ihren Fingern waren hart. Sie strich über eine der Brustwarzen, die sich sofort aufrichtete. Diese Berührung fand ein Echo in ihrem Körper und Birgany nahm die zweite Hand zu Hilfe. Sie ertastete eine Narbe, die seitlich über seinen Rippenbogen verlief.

»Eine Unachtsamkeit bei der Jagd.« Thorans Worte katapultierten sie aus ihrer Träumerei.

Mitten in der Bewegung erstarrte Birgany. Ihr Blick umwölkte sich und ihr Brustkorb hob und senkte sich hektisch.

»Ich bitte um Verzeihung. Ich weiß nicht, was mich zu einer derart unschicklichen Tat veranlasst hat.« Die Hände in den Rockfalten verborgen, zog sie sich drei Schritte zurück.

»Es hat mir gefallen.« Thoran ergriff ihre Hand und legte sie zurück auf seinen Brustkorb. Er wollte ihr die Kleider vom Leib reißen. Ihre verborgenen Schätze erkunden. Wissen, ob der Rest von Birgany ebenso exquisit war wie ihr Mut.

»So viel Feuer, welches ungenutzt verpufft«, sprach Thoran leise und strich ihr mit dem Handrücken über die seidenweiche Wange. »Darf ich mein Angebot erneuern? Dir die Freuden der körperlichen Liebe zeigen? Dir Genuss verschaffen?« Bei diesem intimen Gespräch war es Thoran wichtig, eine Bindung zu ihr aufzubauen. Sie war nicht schockiert, dass er sie duzte. Lächerlich wäre gewesen, weiter auf den gängigen Konventionen zu beharren.

Die unterschiedlichsten Emotionen huschten über ihr Antlitz. Argwohn, Unsicherheit, gefolgt von purer Entschlossenheit. Sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne und ihr Gesichtsausdruck zeigte Thoran, wie ihre Gedanken sich förmlich überschlugen.

Sie schlang die Arme um ihren schlanken Leib, sah ihm in die Augen und nickte. »Ich habe noch nie ... auch keine Erfahrungen mit ...« Sie wedelte mit der Hand durch die Luft. »Liebhabern.«

»Ich ebenso wie Nikolai können dir solche Wonnen verschaffen, wie du sie nie erlebt hast, kleine Feuerfee.«

Er beugte sich vor und strich mit der Zunge über ihre Unterlippe. Mehr traute er sich nicht. Würde er sie jetzt küssen, kämen sie nicht aus diesem Raum. »Über diese Wendeltreppe gelangen wir in unsere privaten Gemächer. Dort sind wir ungestört.«

Ihre kleine Hand in seiner zitterte, doch sie schritt beherzt die Stufen nach oben.

»Kann ich mich irgendwo frisch machen?«, fragte sie und zupfte an ihrem staubigen Rocksaum.

Sie brauchte Bedenkzeit und die sollte sie bekommen.

Galant bot Nikolai ihr den Arm und führte sie zu seinem Ankleidezimmer am Ende des Flurs.

***

»Heute ist unser Glückstag.« Nikolai rieb sich die Hände. »Ich wollte sie schon vernaschen, als ich die Bestellung aufgegeben habe, doch sie hat mich hinausgeworfen«, erwiderte Thoran.

»Glaubst du, sie nimmt ihr Angebot zurück?«, wollte Nikolai wissen.

»Nein. Die kleine Feuerfee hat Mumm und sie wird zu ihrem Wort stehen. Lass uns mein Schlafgemach romantisch gestalten.« Thoran stellte drei Kerzen auf dem Fensterbrett ab, zwei weitere auf dem Tischchen neben dem Bett.

»Ich hol eines der orientalischen Räucherwerke aus dem Lager.« Nikolai lief aus dem Raum und Thoran zündete die Kerzen an. Um Birgany die Scheu zu nehmen, schloss er die Fensterläden.

Der Raum war in ein warmes Licht getaucht. Dämmrig, aber hell genug, um dieses Rasseweib in all seiner Pracht bewundern zu können.

Seine Gedanken schweiften nach Paris.

Geduldig hatte Madame Antónia ihre überaus wissbegierigen Schüler in allem unterwiesen, was es in der körperlichen Liebe zu wissen gab.

Volle fünf Wochen waren sie in dem Etablissement geblieben. Bis auf den Beischlaf mit Männern hatten sie alles ausprobiert. Nikolai kam zurück, stellte ein verkorktes Glas mit getrockneten Kräutern auf dem Kaminsims ab und legte einen Zunderschwamm daneben. »Hier, fang auf.«

»Du denkst mal wieder an alles.« Thoran öffnete das Säckchen, sog den stark blumigen Duft ein und verstreute die Rosenblüten auf dem Laken.

»Frauen lieben sowas.« Nikolai bedachte ihn mit einem wissenden Blick, entzündete den Zunderschwamm und legte Räucherwerk auf.

Angeekelt hielt sich Thoran die Hand vor den Mund und hustete. »Fliegenpilz und Stechpalmensamen.«

»Noch riecht es nach alten Socken, aber warte. Noch eine Prise Safran dazu und dieses Ylang Ylang aus China. Du wirst sehen, sie wird alle Hemmungen fallen lassen.«

Nach und nach breitete sich ein aphrodisierendes Aroma im Raum aus. Thoran wedelte sich den aufsteigenden Rauch zu. »Da hast du aber tief in die Zaubertruhe gegriffen.«

»Scheint schon zu wirken, du kannst es kaum erwarten, die Feuerfee zu vernaschen.« Nikolai schaute demonstrativ auf Thorans Schritt.

»Stimmt, aber ich dachte gerade an Madame Antónia.«

Angewidert verzog Nikolai sein Gesicht. »Diese Furie hat dich gefesselt und dir Befehle erteilt.«

»Sie hat mir eine völlig neue Welt der Sinnlichkeit gezeigt und seit dem Tag lechze ich danach, es erneut zu erleben.«

»Glaubst du, Birgany lässt uns beide gleichzeitig ran? Wenn ja, will ich in ihren unglaublichen Arsch.«

Amüsiert schmunzelte Thoran über Nikolais Art, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben. »Sie hat keinerlei Erfahrung mit zwei Männern. Nicht mal mit einem.« Er erzählte von seinem ersten Treffen mit Birgany und ihrer Reaktion.

»Wenn dieser Kerl so war wie viele andere, hat er ihr wahrscheinlich nicht mal ansatzweise Genuss verschafft. Deinen Worten nach wird er sie nur bestiegen haben, um einen Erben zu zeugen.«

»Was für uns im Grunde von Vorteil ist. Wenn sie es zulässt, werden wir sie so oft über die Klippe der Lust jagen, bis sie den kleinen Tod stirbt.« Er klopfte seinem Bruder auf die Schulter. »Komm, lass uns schauen, ob sie so viel Courage hat, wie ich vermute.«

***

Dankbar für die Atempause stand Birgany im Ankleidezimmer. Mit zittrigen Händen goss sie Wasser in die Schüssel und benetzte ihr Gesicht.

Sie war frei und konnte tun, was sie wollte.

Warum sollte sie die Gunst der Stunde nicht nutzen? Sie wollte wissen, wie es sich anfühlte, körperliche Freuden durch einen Mann zu erfahren. Thorans Kuss war eine Offenbarung gewesen und schon damals hatte sie mehr gewollt.

Unsicher kaute sie an ihrer Unterlippe und legte sich schützend die Arme um den Leib. Insgeheim mochte sie beide Männer, obwohl sie ihr im Grunde fremd waren.

Ihr Konterfei blickte ihr verschwommen aus der Wasserschüssel entgegen. Die Haare zerzaust, die Augen riesig.

»Du hast es ins Rollen gebracht, also nicht kneifen. Du wolltest einen Liebhaber für eine Nacht und wer eignet sich dafür besser als einer der Strogowzwillinge?«, fragte sie ihr Spiegelbild.

Nur wen? Thoran, dessen Kuss sie schon verrückt gemacht hatte?

Oder Nikolai, der seinen Bruder gerügt hatte, als sie in der Gasse lag?

Sie straffte die Schultern und ging zurück.

Sobald sie eintrat, hatte sie die volle Aufmerksamkeit der Brüder. Nikolai lehnte im Wohnzimmer am Kaminsims und Thoran lief vor dem Fenster auf und ab. Ein betörender Duft wehte ihr aus dem angrenzenden Zimmer entgegen.

»Ihr werdet von mir ablassen, wenn ich euch darum bitte? Diskretion wahren und nicht mit anderen über dieses einmalige Abenteuer reden?«

»Du kannst uns vertrauen«, antwortete Nikolai. »Ein Nein und wir hören auf, egal wie schwer es sein mag.«

Langsam kam Thoran auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen. »Wir schüren dein inneres Feuer, bis du verbrennst, und offenbaren dir eine Welt, die dir völlig fremd ist.«

Birgany starrte in Thorans erdbraune Augen und glaubte kaum, was sie hörte.

»Wir?« Birgany ärgerte sich über die Panik in ihrer Stimme. Sie wollten beide mit ihr das Lager teilen?

»Ruhig, kleine Feuerfee. Nikolai und ich werden dir zeigen, wie schön ausschweifende Liebe sein kann. Werden dich liebkosen und erregen.« Seine Fingerspitzen glitten über ihren Hals. »Wer von uns die Gunst erhält, deinen anbetungswürdigen Körper mit seinem zu vereinen, entscheidest du. Gib uns die Möglichkeit, dich auf sinnliche Weise zu umwerben.« Thoran ergriff ihre Hand und sie folgte ihm in den angrenzenden Raum.

»Oh.« Ein Kerzenmeer hüllte sein Schlafgemach in goldenes Licht. Auf dem Laken lagen getrocknete dunkelrote Rosenblüten verstreut. »Ich bin überwältigt, welche Mühe ihr euch gemacht habt.« Die Anspannung wich aus ihrem Leib und sie war sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Thoran löste die Enden ihres Brusttuches, zog es ihr über die Schultern und strich mit dem Daumen am Ansatz ihres Dekolletés entlang.

Gänsehaut breitete sich aus und Birgany erschauerte unter der Berührung. Nikolai zog ihr Unterkleid weiter hinab, gleichzeitig spürte sie seine Zunge auf der Schulter. »Hast du Angst?«, fragte er.

»Ja.« Der Mann strahlte eine ebensolche Wärme aus wie sein Bruder.

»Sollen wir aufhören?«

»Nein.«

Zärtlich griff Nikolai in ihr Haar und schob es zur Seite. Warme Lippen pressten sich auf ihren Hals. »Unsere Feuerfee ist im Moment etwas wortkarg.«

»Ich bin nervös. Es ist neu. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.«

»Lass uns einfach machen. Wir werden für dich sorgen.« Thoran neigte den Kopf und strich mit der Zungenspitze über ihre Lippen. »Öffne dich für mich.« Seine Zunge strich über ihre untere Zahnreihe. Er schmeckte nach Minze und ein klein wenig nach Zimt. Zaghaft stupste sie seine Zunge an. Er stöhnte an ihrem Mund, sein spielerisches Drängen wurde leidenschaftlicher und Birgany versank in diesem sinnlichen Kuss.

»Nein«, protestierte sie, als er sich zurückzog. »Ich will mehr.«

»Nicht so ungeduldig, kleine Feuerfee.«

Der Kosename gefiel Birgany. Noch nie hatte man ihr einen Kosenamen gegeben.

Ein letztes Mal leckte Thoran über ihre vom Küssen pulsierenden Lippen. »Wir wollen deinen Körper erkunden. All die geheimen Stellen finden.« Seine Zunge fuhr seitlich an ihrem Hals entlang und sie stöhnte auf.

»Genau hier ist eine solche Stelle und es steigert dein Verlangen.« Gleichzeitig strich Nikolai mit dem Finger über ihren Spann. »Hier ist eine weitere Stelle. Heb den Fuß.«

Unfähig, klar zu denken, gehorchte sie und er zog ihr nacheinander die Schuhe aus. Strumpfbänder und Strümpfe folgten. Sie spürte, wie Nikolais Zungenspitze über ihre Kniekehle tanzte.

Es war unzüchtig. Verrucht. Und sie gierte nach mehr.

Beherzt raffte sie ihre Röcke, wurde aber von starken Händen aufgehalten. Irritiert starrte sie Thoran an. »Ich dachte, wir würden ... «

»Wir versprachen dir ein außergewöhnliches Erlebnis und wollen dich vorbereiten.«

»Ich bin bereit«, platzte sie heraus. Thoran schmunzelte, löste ihren Zopf und fächerte ihr Haar auf.

Er saugte ihren Daumen tief in seinen Mund. »So fühlt es sich für mich an, wenn ich von deiner köstlichen Grotte umschlossen werde.«

Birgany leckte sich über die Unterlippe. Seine Worte steigerten ihre Begierde. Sie fühlte sich leicht und frei.

Versiert schnürte Thoran ihr Mieder auf und schob es ihr samt Unterkleid vollends von den Schultern. »Hol mich der Teufel. Was ist denn das?«

»Kein Korsett, trotzdem ein Augenschmaus, welcher einem Mann die Sinne raubt.«

»Ein äußerst verruchtes Stück.« Thoran zupfte an ihrem Ubera.

»Selbst entworfen. Damit ich besser atmen kann. Hilft mir im Moment aber nicht.«

»Ich kann ihre harten Nippel durch den Stoff sehen.«

Beschämt presste sie beide Hände auf ihre Brüste.

»Nikolai, sie will uns ihren nackten Busen nicht zeigen.«

»Ihr wollt mich entblößen, dabei seid ihr noch vollständig bekleidet. Fast jedenfalls.«

»Wie Ihr wünscht, holde Maid«, erwiderte Nikolai, kam geschmeidig auf die Füße und zog sich sein Hemd über den Kopf. Thoran tat es ihm nach. Birgany fuhr seine Narbe mit der Fingerkuppe nach. Wieder zogen sich seine Bauchmuskeln zusammen. Neugierig erkundete sie weiter seinen Oberkörper und fand noch fünf kleine Narben.

Fest umklammerte Thoran ihre Handgelenke. »Genug. Du musst aufhören. Meine Beherrschung nimmt mehr und mehr ab, weil mich deine kleinen Hände ausgesprochen lüstern machen.«

»Nun bist du an der Reihe«, sagte Nikolai.

Birgany verstand, was er meinte, und nickte. Sie hatte Angst, aber die Wissbegierde überwog und sie sprang mutig in den ihr unbekannten Teich. Thoran löste die Bänder ihres Uberas und Augenblicke später war sie von der Taille aufwärts nackt.

»Auserlesen.« Thoran umkreiste ihre Brustspitze mit der Fingerkuppe.

Erschrocken hielt sie die Luft an und versteifte sich. Noch nie hatte ein Mann sie dort angefasst, geschweige denn liebkost.

»Soll ich aufhören?«

Birgany schüttelte den Kopf und wölbte sich ihm entgegen.

Die rauen Hände auf ihrer Haut erregten sie. Ihre Brüste schmerzten und ihre Brustwarzen waren so hart, als würde sie nackt in der Winterluft herumlaufen. Die Feuchtigkeit, die sie zwischen ihren Schenkeln spürte, war ebenfalls neu für sie. Von Fanny wusste sie um die Anzeichen weiblicher Begierde, erfahren hatte Birgany sie jedoch nie.

Es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Nikolais leises Lachen vibrierte an ihrem Hals. »Unsere Feuerfee mag es, gestreichelt zu werden.« Thoran lächelte und Birgany sah die Lachfältchen um seine Augen, die sie bei ihrem ersten Kuss bereits fasziniert hatten.

»Meine Knie zittern.« Thoran hob sie hoch, trug sie die wenigen Schritte zum Bett und setzte sie sanft zwischen den Rosenblüten auf dem schneeweißen Laken ab.

Er setzte sich hinter sie und zog sie sachte an seinen Brustkorb.

So fühlt es sich also an, Haut an Haut mit einem Mann, dachte Birgany. Die Muskeln waren hart, seine Härchen kitzelten an ihrem Rücken und er strahlte wohlige Wärme aus.

Eine Hand legte er auf ihren Leib und sie fühlte sich durch diese Geste beschützt. Mit der anderen Hand reizte er ihre harten Brustspitzen. Rollte sie zwischen Daumen und Zeigefinger und zupfte daran.

Birgany drückte ihren Busen in seine Hände. Sie wollte mehr, denn sein verführerisches Spiel schoss kleine, heiße Pfeile in ihre Brüste, die von dort direkt in ihren Schoß flogen. Nikolai kniete sich vor das Bett und schob sanft, aber bestimmt ihre Schenkel auseinander. »Ich mag den betörenden Duft deiner Begierde. Ich werde deinen Nektar auflecken und dich vor Wonne schreien lassen.« Er zog Rock samt Unterkleid über ihre Beine und warf ihn achtlos auf den Boden. »Ein goldenes Vlies voller Geheimnisse, die erkundet werden wollen.« Nikolai strich mit einem Finger durch ihre Spalte. »Schön und nass.« Er hob den Finger, steckte ihn in den Mund und saugte daran.

»Ist das ... Ich meine ...«, stammelte sie und sah ihn bestürzt an.

»Sei versichert, nichts ist mit der Essenz der weiblichen Lust zu vergleichen.« Nikolai blickte sie aus diesen unglaublich blauen Augen an. »Ich werde aus deiner Quelle trinken und jeden Tropfen genießen. Wenn es dir nicht gefällt, sag es. Doch nicht aus falscher Scham.«

»Deine Begierde zu entfachen, ist für uns überaus erregend. Deine Haut glänzt rosig und feucht. Deine kleinen kurzen Atemstöße fachen unsere Lust weiter an. Wir lieben es und werden belohnt, indem du uns vertraust und dich fallen lässt.« Thorans Bariton wisperte über ihre Sinne und gab ihr ein wenig Halt. Nikolai senkte den Kopf und sie spürte seine Zungenspitze.

Ihre Schenkel begannen zu zittern und Birgany verlor gänzlich die Kontrolle über ihren Körper und stürzte sich mutig in diese ihr fremde Welt. Thoran lehnte sich weiter zurück, sodass sie auf ihm lag und sein Bruder freien Zugang zu ihrem Schoß hatte. Nikolai presste seinen Mund auf ihre Scham und sie schoss beinahe vom Bett.

Laut stöhnte er an ihrem nassen Eingang. »Exquisit. Exotisch wie dein Name.«

»Sag mir, wonach sie schmeckt.«

»Eine Mischung aus wildem Honig und Met, dazu eine Spur Muskatnuss. Nimm sie in die Zange.« Thoran griff von hinten unter ihre Kniekehlen und zog ihre weit gespreizten Beine hoch. Nikolais Zunge, die sie so sehr begehrte, kroch tief in ihre Höhle. Verblieb dort, leckte und vollführte Kunststücke, welche Birgany an den Rand des Wahnsinns trieben.

Sie konnte selbst ihre Erregung riechen. Ihr war völlig unbegreiflich, was mit ihr geschah. Thorans Hände und Nikolais Zunge jagten sie über ein wild wogendes Meer der Begierde. Ohne Boot trieb Birgany dahin. Etwas Wildes baute sich in ihrem Inneren auf.

Ihr Körper stand in Flammen. »Ich sterbe«, stöhnte sie laut und ruckte mit dem Becken.

Birgany schrie und klammerte sich an Thoran fest, der sie sicher hielt. Welle um Welle jagte durch ihren Leib und Nikolais Zunge trieb sie weiter. Eine neue Welle baute sich auf, höher und kraftvoller als die vorherige, und begrub sie unter sich. Eine siedend heiße Kugel schoss von ihren Brüsten in ihre Scham, dehnte sich aus, wurde heißer und Birgany zerbarst.

»Noch einmal.« Thorans Stimme erklang wie durch einen Nebel. Birganys Sinne stoben davon und schon wurde sie abermals in den Strudel gerissen. Heiß tobte die Lust in ihr und sie ergab sich voller Freude diesen unvorstellbar schönen Gefühlen. Sie flog, explodierte in tausend Sterne und schwebte zurück zur Erde.

»Nun kommt der Hauptgang.« Thoran leckte über ihren wild pochenden Puls am Hals, schob sie sanft zur Seite und sprang aus dem Bett.

Ermattet lag sie auf dem Laken und lächelte.

Ungeniert zogen sich die Brüder aus und standen nackt und erregt vor ihr.

Die Art, wie Thoran seinen Schaft umfasste und die Faust auf und ab gleiten ließ, raubte ihr den Atem.

Sein Schaft war lang und hart. Sie konnte die Adern und einen Tropfen auf der breiten Spitze sehen.

Noch nie hatte sie diesen Teil eines Mannes berührt. Den Anflug von Panik schob sie brüsk beiseite.

Hör auf, so ängstlich zu sein, du dumme Gans, schalt sie sich und kniete sich aufs Bett.

»Du hast die Wahl, kleine Feuerfee. Wen willst du zuerst? Oder uns beide gleichzeitig?« Thoran sah auf sie herab und die Begierde in seinem Blick machte sie trunken. So wie es Nikolai bei ihr getan hatte, strich sie mit der Fingerspitze über Thorans Männlichkeit und leckte den Tropfen von ihrem Finger. Es schmeckte salzig, aber erstaunlicherweise angenehm und seltsam erregend. Thoran sog zischend die Luft ein und seine Bauchmuskeln traten noch stärker hervor. Birgany wiederholte ihre Erkundung bei Nikolai, der neben seinen Bruder getreten war. Er schmeckte anders, eine Nuance herber.

»Wer?«, stieß Nikolai unbeherrscht aus.

Die Entscheidung fiel ihr leicht. Sie legte sich zurück aufs Bett und spreizte die Beine. »Thoran.« Thoran kniete sich zwischen ihre Schenkel und brachte sich in Position.

»Bei Thors Hammer, du bist so eng. Bitte lass mich ein. Entspanne dich. Lass dich fallen und vertraue darauf, dass ich dich auffangen werde.« Er beugte sich nach vorn, wodurch sich sein Schaft ein Stück weiter in sie schob. Thoran dehnte sie unglaublich. Es war unangenehm und gleichzeitig lechzte sie nach mehr. Sie hob ihr Becken. Wollte ihn endlich ganz in sich spüren.

»Du bist so eng wie eine Jungfrau.«

»Ich bin ...« Mehr brachte sie nicht über die Lippen. Nikolai kniete sich aufs Bett und liebkoste mit den Lippen ihre empfindlichen Brustspitzen.

Ihre Gedanken stoben davon wie Blätter im Wind.

Ein scharfer Schmerz durchfuhr sie. Alle Luft wich aus ihren Lungen.

»Eine Jungfrau.« Fest packte Thoran sie an den Hüften und verharrte tief in ihr. »Eine gottverdammte Jungfer!« Grob zog er sich aus ihr zurück.

Dem Schmerz folgte unsägliche Scham. Alles verschwamm vor ihren Augen. Thoran sprang aus dem Bett und stierte sie an, als ob sie die Pest in sein Haus gebracht hätte.

»Wie kann eine Witwe Jungfrau sein?«, warf Nikolai entsetzt ein und rappelte sich auf.

»Sieh dir meinen Schwanz an. Das Blut darauf bilde ich mir ebenso wenig ein wie die Barriere, die ich durchbrach. Dieses hinterhältige Luder versucht, uns in die Ehefalle zu locken.«

Sie krallte die Finger in die Decke unter sich und schüttelte wild den Kopf.

Gleich einem Henker beugte er sich über sie und griff ihr grob ins Haar. »Hör auf zu heulen. Keiner von uns wird dir die Ehe antragen. Wir haben unser Geld hart verdient und schmeißen es nicht einer jungfräulichen Dirne in den Rachen!«

»Ich muss hier raus, bevor ich mich vergesse.« Nikolai warf ihr einen letzten bösen Blick zu und stürmte aus dem Raum.

Sie kletterte aus dem Bett. Panisch schlüpfte sie in ihr Unterkleid.

Die Beine gespreizt, die Arme vor der Brust verschränkt, starrte Thoran sie an. Der Ekel und die Abscheu in seinem Blick taten ihr körperlich weh.

Sie konnte kaum atmen. Raffte ihre Kleidung zusammen. Warf sich ihren Umhang über die Schultern und rannte aus dem Haus.

Sie hastete über den Marktplatz, durch die Gassen, bis ihre Lungen brannten.

Ich muss es bis nach Hause schaffen, betete sie sich wie eine Litanei stumm vor.

Endlich kam ihr Häuschen in Sicht. Ihre Zuflucht. Birgany stürmte hinein und verriegelte die Tür. Im Dunkeln schlurfte sie in ihre Kammer, warf sich aufs Bett und heulte sich die Seele aus dem Leib.

***

Angespannt marschierte Thoran vor dem Schreibtisch hin und her. »Sollte ich mich wirklich so in ihr getäuscht haben?« Nikolai schnaubte, ohne den Blick von den Rechnungsbüchern abzuwenden. »Das Blut an ihren Schenkeln und auf deinem Schwanz haben wir uns nicht eingebildet, Bruder. Als Witwe kann sie schlecht auf ihre Jungfräulichkeit pochen und dich zur Ehe zwingen, weil du sie entehrt hast. Der Gedanke mit der Ehefalle greift nur, wenn sie dich bezichtigt, sie mit Gewalt genommen zu haben.« Er legte die Feder auf die Ablage neben dem Tintenfass und schaute auf. Thoran fuhr sich zum wiederholten Mal durch die Haare. Er brauchte einen Erben, doch noch nicht mit fünfundzwanzig. Ihm blieben noch einige Jahre. Der Gedanke an ein zänkisches Eheweib behagte ihm so wenig wie ein winterliches Eisbad in der Nister. Er würde sich sein Weib selbst aussuchen und sich nicht vermählen, weil es seine Ehre verlangte. »Ich muss mit ihr reden. Wenn sie schon beim Pfarrer war, will ich es wissen.«

Er ging die viertel Meile bis zu ihrem Haus zu Fuß. Die Menschen auf den Straßen grüßte er, ohne sie wirklich wahrzunehmen.

Sie saß nicht auf der Bank vor dem Haus. Energisch klopfte Thoran an die Tür.

Eine Schwarzhaarige öffnete einen Fensterflügel rechts vom Eingang. »Was wollt Ihr?« Die abweisende Art der Fremden sagte ihm eine Menge.

Formvollendet verneigte er sich. »Seid gegrüßt. Ich muss dringend mit Birgany reden.«

»Sie aber nicht mit Euch.« Ihre Stimme wurde hart.

Aha, sie wusste Bescheid. »Öffnet die verdammte Tür.« Thoran durchbohrte die Frau mit einem kalten Blick, der jeden Mann in die Knie gezwungen hätte.

Sie hob lediglich eine Augenbraue. »Ihr habt genug Schaden angerichtet. Habt eine ehrbare Witwe zur Hure gemacht und sie benutzt. Sie in ihrem Schmerz weggejagt. Allein. In der Nacht. Ohne Schutz. Ihr seid ein überheblicher, dämlicher Kerl, der im Schwanz mehr Blut hat als im Hirn«, warf sie ihm entgegen.

Wahre Worte, gestand er sich ein. Nachts waren die Straßen unsicher, besonders für ein Weib, welches halb nackt und verstört durch die Gassen hastete. Ihr hätte alles Mögliche zustoßen können. Den Anflug von Gewissensbissen schob Thoran beiseite. »Muss ich damit rechnen, dass Pfarrer Wynantz demnächst bei mir auftaucht?« Er musste wissen, was sie vorhatte.

»Glaubt Ihr wirklich, meine Freundin würde Euch zum Gemahl wollen?«

»Warum sonst hat sie ihre Jungfräulichkeit verschwiegen?«

»Das geht Euch nichts an«, brüllte Birgany von drinnen und die Frau knallte den Fensterladen zu.

Stille mein Begehren | Erotischer Roman

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