Читать книгу 100 Tipps für Weinkenner und solche die es werden wollen - Little Helper Verlags GmbH - Страница 7
ОглавлениеAgraffe
Der Drahtbügel zum Festhalten des Champagner-/Sektkorkens wird meist achtlos behandelt. Aber damit tut man ihm Unrecht. Nicht sofort nach dem Aufdröseln achtlos entsorgen, sondern in Griffweite behalten. Denn wenn der Prickler, was immer wieder mal vorkommt, zu kräftig schäumt, hilft ein Stück von diesem Draht, in den Flaschenhalt gehalten, den Druck durch eine geheimnisvolle chemische Reaktion zumindest einigermaßen zu „brechen“.
Alkoholfreier Wein
Den gibt es, aber genau genommen müsste er als „entalkoholisiert“ bezeichnet werden, weil bei solchen Getränken – man wehrt sich dagegen, sie als „Wein“ zu bezeichnen – vorher schon Alkohol vorhanden war, der aber durch eine entsprechende technische Maßnahme entzogen wurde. Der Alkoholfreie ist nicht ganz erfolglos. Aber wenn schon, dann lieber Traubensaft. Ausnahmen, die schmecken, gibt es gelegentlich, doch selten. So brachte der spanische Wein-Riese Torres einen fruchtigen Moscatel namens „Natureo“ auf den Markt, der bei Verkostungen mit normalem Wein durchaus passabel abschnitt, wenngleich er als „etwas dünn“ bezeichnet wurde. Weltweit werden von ihm immerhin 720 000 Flaschen verkauft.
Allgäu
Sie kennen schon jedes interessante deutsche Weinbaugebiet und behaupten, nichts mehr fehlt in Ihrer Sammlung. Sie täuschen sich. Hier ein Tipp für eine echte Entdeckung. Am Bodensee, der nicht sehr weit weg ist vom Allgäu, wächst bekanntlich Wein. Dort sind sogar drei Anbaugebiete vertreten (Bayern/Franken, Württemberg und natürlich Baden). Aber das Allgäu schickt sich an, 14. Deutsches Anbaugebiet zu werden – natürlich nicht ganz ernsthaft, sondern mit heftigem Augenzwinkern. Vor einigen Jahren ließ sich Hotelier Armin Gross auf den Fluren seines Hotel Prinz Luitpoldbad auf den Höhen von Bad Hindelang ein Dutzend Reben vom württembergischen Winzer Gerhard Aldinger setzen, hauptsächlich die resistente Sorte Solaris. Als daraufhin die Gemeinde verkündete, sie sei die höchstgelegene Weinbaugemeinde Deutschland (auf rund 860 Meter), reagierte eine staatliche Weinbaudienststelle im fränkischen Veitshöchheim mit einer Strafandrohung wegen verbotswidriger Anlage eines Weingartens. Die Beamten hatten schlicht vergessen, nachzufragen, wie viel Reben gepflanzt wurden. Denn bis 100 qm ist alles erlaubt. Der Hotelier nutzte dies geschickt für seine Öffentlichkeitsarbeit, gründete mit Freunden einen Weinbauverein, dessen Mitglieder so nach und nach weitere kleine Flächen anlegen – immer im gesetzlichen Rahmen. Er führt inzwischen eine „Weinnacht“ durch und kürte sogar schon die erste Allgäuer Weinkönigin. Einige Liter Wein wurden inzwischen auch bereits geerntet…
Anbruch
Wein ist stabiler als viele Leute denken. Wenn Sie eine Flasche am Abend nur zur Hälfte geleert haben, kann es durchaus sein, dass der Inhalt am nächsten Tag oder sogar einige Tage später noch köstlicher schmeckt. Dafür sind keine technischen Tricks mit Stickstoff oder irgendwelchen Pumpen notwendig.
Einfach wieder den Verschluss auf die Flasche, ab in den Kühlschrank und dann am Tag drauf viel Spaß. Das gilt natürlich nur für gehobene Qualitäten und nicht für die 1,99-Buddel aus dem Supermarkt. Die Methode ist durchaus auch für gute Rotweine anwendbar, diese müssen dann nur zwei, drei Stunden vor dem nächsten Schluck dem Kühlschrank entnommen werden.
Süßweine können lang im Anbruch stehen. Sie verlieren auch nach Wochen nichts von ihrer Qualität.
Im Extremfall bleiben sie über Jahre hinweg gut trinkbar (getestet mit einer 1967er Silvaner Beerenauslese aus Franken, die nach zehn Jahren noch fast genauso gut schmeckte, wie der gleiche Wein, frisch entkorkt).
Oft ist der Lufteinfluss gut für Wein. Ein 1971er aus Bordeaux, der im ersten Moment nach feuchter Kellertreppe und Moder roch sowie im Geschmack streng und abweisend war, hatte einen Tag später alle Unarten abgelegt, war im Aroma verführerisch und im Geschmack großartig. Derartige Weine also nicht sofort vernichten, sondern ihnen eine Chance geben.
Angeber/Aufschneider
Sind Weinkenner mal nicht zu einer bedeutenden Probe, sondern zu einem zwangslosen Beisammensein mit Wein eingeladen, ist überhebliches Getue völlig fehl am Platz! Wer den Weinfreak heraushängen lässt, Phrasen drescht, wichtigtuerisch am Glas schnüffelt oder sogar angewidert vor dessen Inhalt zurückschreckt, bringt oft Gastgeber(innen) in Verlegenheit oder gar Bedrängnis. Klar gibt es Flops in der Flasche oder Sorten, gegen die man eine Abneigung hat. Die ABC-Front (Anything but Chardonnay – alles, nur kein Chardonnay) ist immer noch aktiv, obwohl sich die Sorte inzwischen viel facettenreicher präsentiert als vor zehn Jahren.
Aber man kann sich ja dann verstärkt dem Mineralwasser widmen. Genehmigt ist lediglich der dezente Hinweis auf einen Korkschmecker, aber dann auch so, dass derjenige, der die Flasche geöffnet hat, nicht blamiert wird. Nicht: „Der Wein hat aber einen gruseligen Korkfehler, haben Sie den nicht bemerkt?“, sondern „beim ersten Reinriechen habe ich nichts bemerkt, aber jetzt kommt er mir verdächtig vor. Was meinen Sie?“
Fazit: Wer keinen Wert darauf legt, in dieser Dekade noch mal eingeladen zu werden, sollte am Wein und am Essen rumnörgeln was das Zeug hält.
Wie verhält man sich in netter Runde einem „Weinkenner“ gegenüber ohne die gute Stimmung zu zerstören? Mit kleinen Gegenfragen, die ihn an seine Grenzen führen: „Was ist denn das?“ „Wie ist Ihre Erfahrung damit?“ kann man den Besserwisser meist einbremsen.