Читать книгу Corona - Das Buch zum Film - Lotte Jotta - Страница 12
Оглавление3. Und nun?
Jetzt habe ich mich über die Influenza informiert. Und komme zu dem Schluss: Grippe ist ja gar nicht so ungefährlich. Zumindest, wenn ich mal ausschließlich die Todeszahlen betrachte.
Grippewellen fordern also mitunter erstaunlich viele Todesopfer. Ich vermute, dem ein oder anderen wird es ähnlich gehen wie mir: Ich habe es nicht gewusst.
Spontan wäre mir zum Thema Grippe eingefallen:
„Man darf sie nicht verwechseln mit grippalem Infekt“, „Alte und Kranke müssen aufpassen“ und „Man kann sich dagegen impfen lassen, wenn man will“.
Neben Infektionsweg und Symptomen beschreibt das relativ umfassend mein Wissen über Influenza vor Beginn dieses Buches. Ich habe mich nie bedroht gefühlt. Und irgendwie habe ich die Grippe auch nicht ernstgenommen. Dann wird umgangssprachlich auch noch oft jeder grippale Infekt mit Grippe gleichgesetzt. Spätestens jetzt ist die Grippe doch harmlos.
Wenn ich überhaupt mitbekommen habe, dass eine Influenzawelle im Umlauf ist, hat es mich nicht besonders beeindruckt. Zu keinem Zeitpunkt habe ich aufgrund dieser Information irgendetwas an meinem Verhalten geändert. Ich habe nicht aufgehört, mich mit Menschen zu treffen, und war im Umgang mit ihnen, wie ich es immer bin.
So fühlte es sich auch falsch an, Corona mit Grippe zu vergleichen. Grippe… ja, gut, kennt man. Das soll vergleichbar sein mit dem, was wir hier jetzt ständig präsentiert bekommen? So viele Infektionen, so viele Tote, Politiker in Aufruhr, Gerede von Krieg und Seuchen, überall Sorgenfalten… Wie kann man das derart herunterspielen, indem man es mit Grippe vergleicht?
Wir hatten – in Unwissenheit – einen natürlichen Umgang mit der Grippe. Sie kommt und sie geht. Sie reißt nicht willkürlich Menschen aus der Mitte ihres Lebens, sondern holt oft die, deren Leben kurz vor dem Ende steht.
Und, nein, es ist nicht so, dass ich Alte und Schwache weniger bedeutsam oder weniger (schützens-)wert finde. Aber es ist Natur. Menschen sterben. In Deutschland jedes Jahr fast eine Million! Je älter man ist und je instabiler die Gesundheit, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, davon irgendwann betroffen zu sein.
Auf der anderen Seite kommen auch immer wieder Kinder auf die Welt. In Deutschland waren es 2018 fast 800.000. (29).
Von daher bin ich mit dem Grundkonzept sehr einverstanden. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, dass am Ende des Lebens nicht mehr der physische Tod steht. Das ewige Leben kann es im Himmel geben. Auf der Erde ist dafür leider nicht genug Platz.
Aber natürlich ist jede individuelle Erfahrung mit diesem Thema schmerzhaft und wir möchten sie hinauszögern, solange es geht. Jeder möchte, dass seine Lieben ewig leben. Und natürlich achten wir auf sie und versuchen, Risiken von ihnen fernzuhalten. Dennoch wird der Tag irgendwann kommen.
Es ist Natur. Und eigentlich wissen wir das auch. Da man uns aber jetzt die Verantwortung für diese Toten gegeben hat, sind wir alle aufgerufen, das um jeden Preis zu verhindern. Zu diesem Thema mehr in Teil B.
Aber was macht Corona denn so gefährlich? Wo liegt der wesentliche Unterschied, der dazu führt, dass wir im Umgang mit Corona so derart verschärfte Maßnahmen für notwendig halten?
Der Unterschied liegt in der Berichterstattung. Anders als bei einer Grippewelle bekommt Corona Aufmerksamkeit auf allen Kanälen. (Siehe Kap. 10)
Von den Grippetoten hört man so gut wie nichts. Von Januar bis April 2015 sind über 20.000 Menschen gestorben wegen Influenza. Die meisten werden in Krankenhäusern gestorben sein. Bei der Grippewelle 2017/18 waren es sogar über 25.000.
Das arme Stiefkind Influenza. War schon so oft da, und (fast) keinen interessiert´s.
Wäre das anders gewesen, hätte man jede größere Grippewelle so aufgebaut wie Corona – wir wären bei jeder Influenza in Panik geraten. Und so ist sie sang- und klanglos an den allerallermeisten vorübergezogen.