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RAN AN DIE CHALLENGE!

Gute Vorsätze scheitern vor allem daran, dass wir sie zu hoch aufhängen. Versuchen wir, zu viele Veränderungen auf einmal in unser Leben einzubauen, streikt das Gehirn gern. Es geht dann in den Trotz-Modus und hat überhaupt keine Lust mehr. Deshalb macht es wenig Sinn zu denken: »Ich muss jetzt Plastik sparen.« Viel angenehmer ist es zu denken: »Ich erlaube mir, heute mit meinem stylischen Jutebeutel einkaufen zu gehen.« Das fühlt sich gleich ganz anders an, freier – denn wir haben die Freiheit, uns jeden Tag, jede Minute neu zu entscheiden.

Du brauchst nicht gleich alle Challenges auf einmal zu machen. Wenn du magst, suchst du dir erst einmal einen Lebensbereich aus. Nach und nach, wenn du Lust hast, kannst du weitere dazunehmen. Jeder kleine Schritt ist besser als keiner! Im Endeffekt ist es doch so: Die Masse macht’s.


DESHALB HABE ICH AUCH – WIE BEI EINEM FITNESSKURS – VERSCHIEDENE LEVEL IN DIESES BUCH EINGEBAUT. AM ENDE DER KOMMENDEN KAPITELS GIBT ES JEWEILS EINE CHALLENGE AUFFEINSTEIGER- UND EINE AUF FORTGESCHRITTENEN-NIVEAU. SPARST DU DABEI EIN KLEINES BISSCHEN CO2, GIBT’S DAFÜR EINEN BAUM-EMOJI. SPARST DU RICHTIG VIEL CO2, KANNST DU BIS ZU FÜNF BAUM-EMOJIS ERREICHEN – ANALOG DEM 5-STERNE-BEWERTUNGSSYSTEM BEI HOTELS UND RESTAURANTS.

Wenn wir alle mit anpacken und Kleinigkeiten in unserem persönlichen Leben verbessern, hat das auf einmal ganz schön viel Gewicht.

Die kleinen Schritte vermitteln uns schnell ein Erfolgsgefühl und helfen beim Dranbleiben. Wenn du in der kleinen Variante gestartet bist, werden sich die Maßnahmen irgendwann normal anfühlen. Dann kannst du noch einmal die großen Challenges ausprobieren. Tatsächlich kommt man mit vielen kleinen Schritten meist weiter als mit der perfekten Alles-oder-nichts-Version. Wir sollten uns von Anfang an klarmachen, dass es Ausnahmen geben wird. Vielleicht hast du es vor lauter Arbeit einfach nicht geschafft einzukaufen und musst dir dein Essen samt Verpackungsmüll liefern lassen. Wirf dann nicht gleich die Flinte ins Korn! Der unperfekte Weg ist besser, als aus Angst vor dem Scheitern gar nichts zu verändern.

Neue Gewohnheiten müssen Spaß machen, damit wir am Ball bleiben. Für mich ist es ein Erfolgsgefühl, wenn ich anhand der Bäumchen sehe, was ich heute bewirkt habe. Außerdem wird die Veränderung so greifbarer. »Ich möchte mich umweltbewusster verhalten« ist unendlich weit und schwammig. Stattdessen können wir auch sagen: »Heute komme ich mindestens auf drei Bäumchen!« Daraus entwickelt sich vielleicht ein Grundsatz: »Pro Woche ziele ich auf 10 Bäumchen.« Das wird dann unser Prinzip, nach dem wir handeln. Und feste Prinzipien werden zu Überzeugungen, die irgendwann gar nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken sind.


EXKURS: DIE ERDE WIEDER LIEBEN

Das #MeToo-Statement, das in den letzten Monaten in den sozialen Medien kursierte – unsere Erde würde es ganz groß auf ihren Seiten posten, wenn sie könnte. Denn sie weiß, wie es sich anfühlt, ausgebeutet, misshandelt und entwertet zu werden. Und das Schlimme ist, dass wir – auch du und ich – daran beteiligt sind. Aus Unbewusstheit. Weil wir nicht fühlen, was wir da tun.

Eigentlich könnten wir sanft zur Erde sein. Wir könnten uns bei jedem Shopping-Ausflug für umweltfreundliche Produkte entscheiden. Und uns fragen, ob wir sie überhaupt wirklich brauchen. Oft überwiegen dann aber andere Faktoren, die wichtiger erscheinen: Was sieht am besten aus, womit kann ich vor anderen am meisten glänzen? Unsere Sehnsucht nach Anerkennung und Verbundenheit ist groß. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Gerade Frauen wird seit Jahrtausenden weisgemacht, dass sich ihr Wert wesentlich an ihrem Äußeren bemisst. Um Zurückweisung zu vermeiden, um das Gefühl zu haben, gewollt zu sein, wird deshalb der schöne Schein zur Priorität. Gerade in sozialen Medien wie Instagram, wo einige Menschen mehrmals am Tag Fotos von sich selbst mit immer anderen schicken Klamotten präsentieren, wird diese Sehnsucht – die wir doch alle nachvollziehen können – sichtbar.

Dabei wissen wir, wie sich unsere Erde fühlt. Wir wissen, wie es ist, wenn die eigenen Ressourcen ausgebeutet werden. Wer von uns hatte nicht schon einmal das Gefühl, sich zwischen Ansprüchen und Forderungen anderer aufzureiben, bis kaum noch etwas von uns übrig ist? Wir wissen, wie es ist, als Objekt behandelt zu werden. Als Spielball, der vor allem den anderen gefallen und dienen soll. Aber das sind wir nicht. Und unsere Erde ist das auch nicht.

Dass wir die Erde so ausgebeutet haben, hat aus meiner Sicht ganz viel mit unserem Seelenzustand zu tun. Unser Innerstes ist so verletzt, dass wir uns selbst oft kaum noch spüren können. So viel müssen wir abspalten, um den Alltag und die Nachrichten überhaupt ertragen zu können. Ausbeutung ist in unserer Gesellschaft Normalität, wird uns als Sachzwang verkauft. Wir haben kaum noch Zeit, einfach mal ziellos an einer Wiese entlangzuschlendern, uns hinzusetzen und den Schmetterlingen beim Fliegen zuzusehen. Wir sind entkoppelt, losgelöst von dem, wo wir eigentlich hingehören.

Vielleicht hast du wie ich das Gefühl, dass deine Bedürfnisse oft nicht gehört wurden oder du deswegen zurückgewiesen wurdest. So haben wir gelernt, immer mehr unsere wahren Gefühle zu unterdrücken. Vielleicht wurde dir manchmal der Mund verboten. Vielleicht wurdest du einfach ignoriert. Wir haben alle unsere eigene Geschichte, konnten aber nicht immer alles teilen und verarbeiten. Wie mit uns umgegangen wird, das verinnerlichen wir irgendwann. Nicht bewusst, das wäre zu schmerzhaft. Wir drücken es weg.

Doch was wir nicht verarbeiten, das wird zu unserem Schatten. Dieser bestimmt dann aus dem Untergrund, wie wir handeln. Was uns zugefügt wurde, geben wir weiter, ohne es zu merken. Nicht an andere Menschen, dafür sind die meisten von uns dann doch zu mitfühlend. Aber unbewusst an etwas, das sich dazu nicht äußern, sich nicht wehren kann.

Unsere Erde hat keine Stimme. Sie kann nicht mit Worten zustimmen, wenn wir etwas von ihr nehmen und nichts zurückgeben. Letztlich können nur wir ihre Stimme sein – und dazu müssen wir uns in sie einfühlen. Mit einer Empathie, die erst dann gelingt, wenn wir uns selbst wieder voll spüren können. Wenn wir unsere eigenen Gefühle heilen, uns mit uns selbst aussöhnen – dann heilen wir auch unsere Beziehung zu unserer Erde. Das gilt für Frauen, aber ebenso für Männer. Auch sie wurden durch unsere Kultur verletzt. Schon kleinen Jungen wurde eingeimpft, dass sie eben nicht fühlen sollen: »Ein Indianer kennt keinen Schmerz.«

Doch etwas liegt in der Luft. Die Zeiten ändern sich. Wir beginnen, unser Inneres wieder mehr wahrzunehmen. Wir definieren unsere eigenen Werte, beginnen zu spüren, dass wir wertvoll sind – einfach weil wir sind. Dabei können wir uns kollektiv den Rücken stärken. Gemeinsam unsere ureigenen Bedürfnisse neu entdecken. Und schließlich die unserer Erde. Wir sind unauflöslich mit ihr verbunden, sind ein Teil von ihr. Wir hinterlassen Spuren, egal, was wir tun. Aber das können ebenso schöne Eindrücke sein. Ausdrücke unserer Liebe.

Mein Herz schlägt grün

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