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EINLEITUNG: DER WEG IST DAS ZIEL

Wir haben zwei Zuhause: die Erde und unseren Körper. In beiden sollten wir uns wohlfühlen. Wir können nicht dauerhaft gesund bleiben, wenn wir einem oder beiden Heimen immer wieder Schaden zufügen. Dann fangen wir früher oder später an zu kränkeln, denn wir sind untrennbar mit unserer Erde verwoben. Wir Menschen haben unserem wunderbaren Planeten in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zugemutet, immer mehr Müll, immer mehr Abgase. Doch es gibt eine Gegenbewegung. Gerade immer mehr junge Menschen sagen inzwischen: Es reicht! Wir möchten auch noch in ein paar Jahrzehnten hier vernünftig leben und unsere Erde genießen können. Gedankenloses Vor-sich-Hinleben ist out.

Für mich persönlich ist dieser Sinneswandel wie eine Transformation. Sie geschieht nicht von heute auf morgen, sondern in kleinen Schritten. Denn erst einmal müssen Probleme erkannt, Lösungen gefunden und dann neue Verhaltensweisen eingeübt werden. Die alten Muster sitzen tief. Sie sind mit den Werten unserer Gesellschaft verbunden. Muss ich wirklich immer die neueste Mode tragen? Was verspreche ich mir davon? Dass ich mehr anerkannt oder geliebt werde? Ohne tief in unser Herz zu schauen, werden wir keinen nachhaltigen Wandel herbeiführen können – und der ist bitter nötig. Deshalb widme ich mich in diesem Buch immer wieder psychologischen Aspekten der Transformation – und auch, welche Auswirkung es auf die Beziehung hat, wenn einer der Partner auf einmal ganz vieles anders macht als bisher.

In der Vergangenheit habe ich oft Raubbau an mir selbst betrieben. Als Fitness-Bloggerin und Influencerin auf Instagram stand ich unter ständiger Beobachtung. Ich verfiel in eine Art Fitnesswahn, wollte immer noch dünner sein und noch mehr Leistung bringen. Ich trieb exzessiv Sport, bis ich nur noch 46 Kilo wog und meine Knochen herausstanden. Seltsamerweise bekam ich für diese Selbst-Schindung jede Menge Applaus.

Dann kam das große Erwachen: Aufgrund eines Herzfehlers musste ich operiert werden. Als ich aus der Narkose aufwachte, dämmerte es mir: Ich muss meinem Körper so dankbar sein, dass er noch funktioniert. Das ist nicht selbstverständlich. Ich möchte mich nun um ihn kümmern, ihn liebevoll umsorgen, seine Bedürfnisse wahr- und ernst nehmen. Das war der Beginn einer Liebe zu mir selbst. Und ich glaube, dass sie die Grundlage ist, um andere und eben auch Mutter Erde tatsächlich von Herzen zu lieben. Wie innen, so außen. Erst wenn wir uns selbst wertschätzen und mit uns selbst Mitgefühl entwickeln, können wir das ebenso für andere tun. Ansonsten bleiben wir hart und beuten uns und andere weiter aus.

Heute wiege ich gesunde 56 Kilo, ich mache Sport – aber eben so viel, wie mir guttut. Als ich anfing, mich selbst mehr zu spüren, fühlte ich auf einmal auch Wut und Trauer, wenn jemand der Umwelt Schaden zufügte. Ein Schlüsselerlebnis hatte ich im Urlaub mit meinem Freund Jan in Kalifornien. Romantischer hätte der Moment nicht sein können: das Meer, der Sonnenuntergang und eine warme Umarmung von meinem Liebsten. Plötzlich störte etwas die Bilderbuch-Szenerie. Eine Frau warf dramatisch ihren Zigarettenstummel in den Sand. Er landete direkt neben uns. Plötzlich erkannte ich, wie egozentrisch wir doch oft sind. Wie sehr mit uns selbst beschäftigt, verstrickt in kleine und große persönliche Dramen, sodass wir die Dinge um uns herum oft kaum noch wahrnehmen. Oft benehmen wir uns nicht viel besser als trotzige Zweijährige, die davon ausgehen, dass sich die Welt ganz selbstverständlich nur um sie dreht. In jenem Alter ein notwendiger Entwicklungsschritt. Schade allerdings, wenn wir da stehen bleiben.

Jan und ich standen auf und gingen schweigend nach Hause. In mir arbeitete es. Ich teilte meine Gedanken auf Instagram. Einige nahmen es dankbar auf, andere wollten nichts davon wissen, wollten nicht gestört werden bei ihren Gewohnheiten, fast könnte man sagen, in ihrer Trance. Denn wir müssen doch in einer Trance sein, in einer Art Traum, wenn wir glauben, wir könnten weitermachen wie bisher, ohne irgendwann den bitteren Konsequenzen ins Auge zu sehen.

Ich war auch in dieser Trance. Immer schon habe ich gesagt: Ich liebe die Natur, vor allem das Meer. Doch ich habe mein Konsumverhalten nicht damit in Verbindung gebracht, dass es diesem wunderschönen Lebensraum immer schlechter geht. Heute treibt es mir die Tränen in die Augen, wenn ich die Nachrichten lese. Mittlerweile steckt sogar im teuren Fleur de Sel Mikroplastik. Für das Gourmetgewürzmittel werden die Salzblumen, die sich an heißen Tagen an der Wasseroberfläche bilden, mit einer Holzkelle vorsichtig abgeschöpft. Doch in der vermeintlichen Feinkost gebunden sind nun verschiedene Kunststofffasern aus zersetztem Verpackungsmüll, so eine neue Untersuchung des NDR-Verbrauchermagazins »Markt«. Diese Schweinerei ist mittlerweile in allen Weltmeeren zu finden.

Ich möchte bei dieser Umweltzerstörung nicht mehr mitmachen. Ich möchte ausbrechen, Dinge anders machen. Aufräumen, Platz für Neues schaffen: neue Ideen, Sichtweisen, Wege und Erfahrungen. Sicher habe ich noch ganz viele blinde Flecken. Ich öffne mich für den Prozess und mache eine Bestandsaufnahme. Zuerst bei mir als Person: Was ist mir wichtig? Wer möchte ich sein? Ich gestehe mir Fehler ein – und das tut gut. Denn ich bin ein Mensch, und das spüre ich nun mehr als je zuvor. Mit mehr Herz als Verstand unternehme ich die ersten Schritte in ein bewussteres und nachhaltiges Leben. Hilfreiche Hinweise aus der Community nehme ich auf und werde sicherer. Wir brauchen einander, um uns die Augen zu öffnen.

Jan und ich sind zum Jahreswechsel raus aus Hamburg zurück aufs Land gezogen. Wir haben uns verkleinert, genießen dafür unseren eigenen Garten und die Hühner, die darin frei herumlaufen. Im Februar 2018 habe ich einen kleinen Onlineshop für nachhaltige, verpackungsreduzierte Waren ins Leben gerufen. Wo uns die Reise noch hinführt? Das bleibt spannend. Aber ich freue mich, wenn ihr, liebe Leser, uns ein Stück weit dabei begleitet und selbst ausprobiert, was ihr in euren Alltag integrieren könnt und möchtet. Ganz viele Ideen und Angebote dazu findet ihr in diesem Buch. Ich wünsche euch viel Freude damit und uns allen eine gute Zukunft.

Eure Lou

Mein Herz schlägt grün

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