Читать книгу Angst macht große Augen - L.U. Ulder - Страница 11

8.

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„Na, habe ich dich geweckt, du alte Schlafmütze?“

„Quatsch“, knurrte Net ins Handy.

„Na komm, sei ehrlich. Ich musste es lange klingeln lassen“, stichelte Valerie weiter.

„Bin am Arbeiten. Spätschicht. Was denkst du denn? Da kann ich nicht alles stehen und liegen lassen.“

In Wahrheit schaute er seinem Arbeitskollegen Sultan über die Schulter, der ein Computervirus aufgespürt hatte und es analysierte. Deshalb war er nicht gleich dran gegangen, in der Hoffnung, der Anrufer würde es irgendwann aufgegeben. Wenn er gesehen hätte, dass es Valli war, hätte er es sich sparen können. Die ließ immer bis Anschlag klingeln, weil sie ihm aus irgendeinem Grund immer wieder unterstellte, dass er ständig im Bett liegen würde.

„Ok, ok, ich will nicht mit dir streiten. Ich brauche mal deine Hilfe. Du musst rausbekommen, wo sich der Besitzer dieser Handynummer aufhält.“

Sie gab ihm die Nummer durch, die sie von der Russin bekommen hatte.

„Ich dachte, du machst auch eine kleine Pause, während Anna und Stefan im Urlaub sind.“

„Das ist ja interessant. Hat sie dich auch aufgehetzt? Genauso wie die Kleine. Glaubt ihr alle, ich kann nicht auf mich selbst aufpassen?“

„Ja.“

Valerie wartete, ob noch etwas kam, aber Net beschränkte sich auf das knappe Ja und zeigte ihr so ganz deutlich, dass er es nicht witzig gemeint hatte.

Mit den verärgerten klingenden Worten 'meld dich bei mir' trennte sie das Gespräch.

*****

Sultan strich sich über den glattrasierten Schädel und massierte danach seinen Dreitagebart.

„War das deine Zweitchefin, Mann?“

„Ja.“

Net war wortkarg wie immer.

„Was wollte sie denn?“

„Dass ich den Typen zu dieser Nummer finde.“

„Zeig her, das dürfte doch das kleinste Problem sein.“

Er grabschte nach dem Zettel, startete ein Programm und gab in unglaublicher Geschwindigkeit Zahlen und Befehle mit seinen viel zu dicken Fingern ein.

„Die sieht echt gut aus, Mann. Ob die mal mit mir ausgeht? Ich hätte ja noch was gut bei ihr.“

„Glaub nicht.“

„Warum nicht? Bin ich zu dick?“

Er richtete sich gerade auf und strich über seinen mächtigen Bauch.

„Nein. Die geht mit keinem aus. Weiß auch nicht, warum.“

„Oh Mann, was für ein Verlust. So eine schöne Frau.“

Sein runder Kopf schnellte nach vorn in Richtung Bildschirm.

„Hier, da ist er schon. Aber ausgestellt.“

„Geh mal auf seine letzten Gespräche. Mal sehen, an welchem Sendemast er dran hing.“

Gemeinsam verfolgten der rundliche Türke und der dünne Net im Großraumbüro des Providers die Zahlenreihen auf dem Monitor. Die letzten Gespräche des Unbekannten waren alle von ein und demselben Masten aufgefangen worden.

„Er telefoniert immer gegen 20.00 Uhr. Wenn wir Glück haben, macht er das heute auch. In zwei Stunden ist es soweit. Sobald er einschaltet, schicke ich ein paar stille SMS raus, dann wissen wir, wo er steckt. Wohin telefoniert er überhaupt?“

Zusammen entschlüsselten sie die Zahlencodes und kamen auf ein eindeutiges Ergebnis.

„Er ruft in Russland an, in Grosny. Und seinen Namen bekommen wir auch nicht heraus.“

Jetzt massierte der gesichtsblinde Net seinen Kinnbart, während seine ausdruckslosen Augen über Sultans Gesicht wanderten, ohne die Konturen wahrnehmen zu können.

„Das sieht wieder verdammt nach Ärger aus.“

Angst macht große Augen

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