Читать книгу Die erste Durchquerung Australiens - Ludwig Leichhardt - Страница 13
DORNIGE PFADE
ОглавлениеEs war gegen Ende September 1844, als wir die nötigen Vorbereitungen zu unserer Reise getroffen hatten und die Station der Herren Campbell und Stephens verließen, um langsam nach dem fernsten Punkt, an dem sich der weiße Mann angesiedelt, vorzurücken. Wir kamen am 30. September zu Jimba an, wo wir der Zivilisation Lebewohl sagen mussten.
Diese Stationen sind an den Creeks angelegt, die von den West-Abhängen der Küstengebirge – sich hier in einer Richtung von Nord nach Süd erstreckend – herabkommen und sich durch die mehr oder weniger ausgedehnten Ebenen schlängeln, um sich mit dem Condamine-Fluss zu vereinigen, der, ebenfalls den Küstengebirgen entspringend, alle Gewässer der Gegend westlich von den Gebirgen in sich aufnimmt. Der Condamine bildet in einer großen Entfernung die Scheide zwischen der Sandstein-Gegend im Westen und den reichen Basalt-Ebenen des Ostens. Diese Ebenen, ebenso berühmt wegen des Reichtums ihrer Weiden wie der Vortrefflichkeit der Schafe und des Viehs, das auf ihnen gezogen wird, sind gleich merkwürdig wie der Fundort von Überresten erloschener Tiergattungen, von denen mehrere von gigantischer Größe gewesen sein müssen. Die Station des Herrn Isaacs ist an solchen fossilen Resten besonders reich.
1844 Oktober 1. – Nachdem wir das Geschirr etwas ausgebessert hatten, das durch unsere widerspenstigen Ochsen zerbrochen worden war, und meine Begleiter ihre Vorbereitungen vollendet hatten, verließen wir Jimba und betraten, von Hoffnung getragen, die Wildnis Australiens. Das Herz manchen Mannes würde wie das unsrige geschlagen haben, wenn er uns gesehen hätte, wie wir auf unserem Weg um die erste Anhöhe jenseits der Station herumzogen, in vollem Chor ein »God save the Queen« anstimmend. Kaum eine Meile von Jimba kreuzten wir den Jimba Creek und gingen in einer NW-Richtung über die Waterloo-Ebenen ungefähr acht Meilen vorwärts, wo wir an einer Reihe Weiher unser erstes Lager aufschlugen. Charley lieferte einen Beweis seiner wunderbaren Sehkraft, indem er jeden Riemen der Packsättel, die entzweigegangen waren, im hohen Gras der Waterloo-Ebenen wiederfand.
Oktober 5. – Wir verfolgten die Lagunen-Reihe ungefähr sieben Meilen in W bei S-Richtung, die Gegend zu unserer Rechten war meist schön, vereinzelte Bricklow-Büsche mit Myal und Vitex in voller Blüte, von Lichtungen mit der reichsten Gras- und Kräuterdecke umgeben; in den Akaziengebüschen die Rebhuhntaube (Geophaps scripta) im Überfluss. Wir hörten den Gesang der Wonga-Wonga (Leucosarcia picala Gould). Enten und zwei Pelikane wurden gesehen. Eingeborene waren kurze Zeit vorher hier gewesen; eine Menge großer Unio-Muscheln, Gräten vom Codfish und Gehäuse der Frischwasser-Schildkröte zeigten, dass sie keinen Mangel an Nahrung litten. Ein kleiner Orangenbaum, ungefähr 5–8' hoch, wuchs entweder gruppenweise oder vereinzelt, eine blätterlose Staude, zu den Santalaceen gehörig, in den länglichen, niedrigen Dickichten zerstreut. Chenopadiaceen waren überall, wo der Myal wuchs, häufig. Unser Lager befand sich unter 26° 56' 11" Breite.
Oktober 7. – Indem wir der Lagunenkette westlich folgten, kamen wir nach einem Marsch von wenigen Meilen zu dem Condamine, der nordwestlich floss. Er hatte ein breites, sehr unregelmäßiges Bett und war zu jener Zeit wohl mit Wasser versorgt – ein träger Strom von gelblich weißer, trüber Farbe, hier und da mit Rohr bewachsen.
Die wohlbekannten Spuren der Eingeborenen waren überall sichtbar; so war die Rinde frisch von den Bäumen geschält, die knorrigen Stämme der Apfelbäume zu Fahrzeugen, um über das Wasser zu setzen, losgehauen, Honig ausgeschnitten; auch sah man frische in die Stämme gehauene Stufen, um jene der Opossums wegen ersteigen zu können. Das Thermometer zeigte bei Sonnenaufgang 41½ Grad Fahrenheit; aber zwischen 12 und 2 Uhr stand es im Schatten auf 80 Grad. Die Hitze war sehr groß, obschon eine leichte Brise und vorüberziehende Wolken die Macht der brennenden Sonne etwas mäßigten.
Oktober 8. – Während der Nacht hatten wir ein fürchterliches Gewitter gegen Westen mit viel Donner und Blitzen. Der Fluss lief sehr gewunden, sodass wir nicht weiter als 7 oder 8 Meilen vorwärtskamen. Das Bricklow-Gebüsch nötigte uns häufig, im Flussbett zu gehen. Schön mit Gras bewachsenes Waldland wechselte mit Bricklow- und Myal-Gebüschen ab. Der Boden ist reich, schwarz und fest. Jener der Bricklow-Büsche ist ein steifer Lehm, in dem vom Regen flache Rinnen ausgewaschen sind, den Ansiedlern unter dem Namen Melon-holes (Melonengruben) bekannt …
Oktober 11. – Gegen Nord-West weiterreisend kamen wir an ein Dickicht Zypressfichten, das die Außenseite eines Bricklow-Busches bildete. Dieser Busch war zuerst ungewöhnlich offen, und ich dachte, er würde von geringer Ausdehnung sein. Ich war jedoch sehr im Irrtum; die Bricklow-Akazie, Kasuarinen und ein verkrüppelter Teestrauch bildeten ein so undurchdringliches Dickicht, dass die Ochsen, indem sie sich einen Weg hindurch erzwangen, die Mehlsäcke zerrissen, ihre Lasten abwarfen, die Gurte zersprengten und die Geduld meiner Begleiter hart auf die Probe stellten, da diese fast fortwährend damit beschäftigt waren, eins oder das andere der unruhigen Tiere wieder zu beladen. Nachdem wir fünf Meilen darin vorgedrungen und noch ohne Aussicht auf sein Ende waren, beschloss ich, nach unserem letzten Lager zurückzukehren. Es war nicht ganz bis zum Ablauf von zwei Tagen, als wir unsere Spuren wieder betraten und die Lagune, die wir verlassen hatten, wieder erreichten. Wir hatten ungefähr 143 Pfund Mehl verloren, Herr Gilbert sein Zelt eingebüßt und seinen Flintenschaft beschädigt. In derselben Nacht begann es zu regnen, und dies dauerte den ganzen nächsten Tag fort. Der Regen kam in schweren Güssen mit Gewittern gegen Nord und Nord-West, machte den Boden sehr weich und ließ uns eine Überschwemmung befürchten, da die Lagune sehr schnell anschwoll. Unser Zelt war ein vollständiger Sumpf. Die Pferde und das Vieh waren kaum fähig zu gehen … Der Flaschenbaum (Sterculia), merkwürdig wegen einer Erweiterung seines Stammes ungefähr drei Fuß über dem Erdboden, wurde innerhalb des Busches bemerkt … Wir unterschieden während des Regens drei verschiedene Frösche, die ein sehr unharmonisches Konzert anstimmten.
Oktober 17. – Der Erdboden war zu schlüpfrig und morastig, als dass er uns gestattet hätte, gestern aufzubrechen; außerdem waren drei Pferde fort und konnten nicht wiedergefunden werden. In der letzten Nacht brachte Herr Roper drei Enten und eine Taube, womit er allen höchst willkommen war. Charley war einige Zeit sehr trotzig gewesen, wenn ich ihn nach dem Vieh ausgeschickt hatte; diesen Morgen drohte er sogar, Herrn Gilbert erschießen zu wollen. Ich entließ ihn augenblicklich aus unseren Diensten und nahm ihm all die Sachen, welche er unter der Bedingung empfangen hatte, dass er bei uns aushielte.
Oktober 18. – Gegen Abend kam Charley und bat um Verzeihung. Ich gab ihm zu verstehen, dass er besonders Herrn Gilbert beleidigt hätte. Er wendete sich deshalb an ihn, und mit dessen Übereinstimmung trat Charley wieder in unsere Dienste. John Murphy und Caleb, der amerikanische Neger, gingen nach dem Creek, den Herr Hodgson zuerst gesehen hatte. Der Creek war nicht vier Meilen weit. Sie kehrten indes nicht zurück; um neun Uhr hörten wir gegen Nord-Ost schießen. Wir antworteten durch ein gleiches Signal, aber sie kamen nicht. Ich schickte nun Herrn Hodgson und Charley ab, um sie zurückzubringen. Wenn sie ihren Pferden die Zügel hätten hängen lassen, würden diese sie ohne Zögern zurückgebracht haben; aber beide verirrten sich wahrscheinlich.
Die Lagune, die ich Kent’s Lagune nach F. Kent Esq. nannte, lag unter 26° 42' 30" Breite. Wir suchten während der hellen Mondnacht Opossums zu fangen, bekamen aber nur den gemeinen Beuteldachs.
Unsere Pferde gingen frei im Busch umher, um sich von den kleinen Fliegen, von denen sie gepeinigt wurden, zu befreien. Das Wetter war sehr schön. Während der hellen Nächte taute es sehr stark; der Morgen war kalt, das Wasser in den Lagunen 8 bis 10 Grad wärmer als die Luft.
Wir haben unsere Ladungen genau, jeden Sack Mehl zu 120 Pfund, abgewogen; deren hatten wir acht, die von vier Ochsen getragen wurden. Die Schokolade und Gelatine war uns jetzt sehr angenehm, da wir nur wenig Wildbret erlegen konnten. Die Gegend war noch immer äußerst morastig. Fußstapfen der Eingeborenen wurden überall gesehen; sie selbst aber erschienen in diesem Teil des Landes selten. Obgleich wir kein Wildbret fanden, waren die Fährten von Kängurus sehr zahlreich und deuteten auf Tiere von bedeutender Größe. Ein paar Emus wurden gesehen.
Oktober 19. – Herr Hodgson und Charley, die ich ausgeschickt hatte, John und Caleb zurückzubringen, kehrten mit einem Känguru in das Lager zurück. Ich sandte sie mit Herrn Roper unverzüglich wieder ab, um die unglücklichen Leute zu suchen, deren Abwesenheit mir die größte Besorgnis verursachte. Die Herren Roper und Gilbert hatten eine Taube und eine Ente als Tagesbeute gebracht, die uns mit dem Känguru ein gutes und erwünschtes Abendessen abgaben. Während des Abends und der Nacht wurde ein kurzes Brüllen gehört, wahrscheinlich von Kängurus herrührend, deren Herr Gilbert einige von neun Fuß Höhe gesehen zu haben erklärte. Brown brachte eine Teppichschlange sowie eine andere mit gelbem Bauch.
Herr Gilbert brachte mir von dem Ort, an dem er den Creek am 10. Oktober gekreuzt hatte, ein Stück Steinkohle. Sie kommt sowohl hier wie an der Ostseite mit Sandstein zusammen vor. Kiesel von roter Farbe waren am Creek sehr häufig und ebenso in dem Busch, den ich Flourspill (Mehlverschütter) nannte …
Oktober 20. – An diesem Morgen um neuneinhalb Uhr kehrten die Herren Roper, Hodgson und Charley mit John Murphy und Caleb zurück. Diese waren ungefähr zwölf Meilen irregegangen, ohne zuletzt selbst zu wissen, wo sie sich befanden. Ihre Spuren hatten über sieben Meilen weit geführt, bevor sie jene trafen, und sie würden unfehlbar umgekommen sein, wäre Charley nicht fähig gewesen, ihnen der Spur nach zu folgen. Es war in der Tat ein Umstand, den wir der Vorsehung verdanken mussten, dass er uns nicht verlassen hatte. Ihrer Ansicht nach ist die Gegend ganz frei, von einem schönen Creek bewässert, der in den Condamine fließt. Es ist derselbe, den wir am 10. Oktober passierten und den ich Charley’s Creek nannte.
Oktober 22. – Ich verließ gestern Kent’s Lagune. Nach einem Marsch von ungefähr drei Meilen durch offenen Wald trafen wir auf Hodgson’s Creek, an dem John Murphy und Caleb gefunden worden waren. Der Creek bestand hier aus einer dichten Kette schöner, felsiger Wasserlöcher.
An den Ufern von Hodgson’s Creek wuchs eine Dampiera mit zahlreichen blauen Blumen … Jacksonia (Dogwood, Hundeholz), die Zypressfichte mit hellem, amberfarbigem Harz; Charley brachte mir schönes, claretfarbiges Harz, und ich war erstaunt, als ich fand, dass es einer anderen Art Cullitris angehörte. Gefleckte Gummi- und Eisenrinden-Bäume bildeten den Wald; weiterhin Wasser-Gummi-Bäume (flooded gum).
Känguru (Kupferstich nach einem Gemälde von George Stubbs)
Tauben- und Mutton-Vögel sind häufig und versorgen uns mit verschiedenen Mahlzeiten; Leguane werden als große Delikatesse angesehen. Heute wurden mehrere schwarze Kängurus getroffen.
Oktober 23. – Wir setzten unsere Reise durch ein Kasuarinendickicht in nordwestlicher Richtung fort, kamen aber bald wieder in einen schönen, offenen Eisenrinden-Wald, hier und da mit dichtem Unterholz; ein Bricklow-Gebüsch zu unserer Rechten liegen lassend, gelangten wir an einen trockenen Creek mit einem tiefen Kanal, den ich wegen des hier herrschenden Überflusses von mehreren Arten Akazien den Acacia Creek nannte. Nicht eine Meile weiter kamen wir an einen zweiten Creek mit fließendem Wasser, den ich wegen einiger Jacksonia-Büsche in der vollsten Pracht ihrer gelben Blumen den Dogwood Creek (Hundeholz-Creek) nannte.
Oktober 24. – Da der Creek sumpfig war, mussten wir ihm mehrere Meilen abwärts folgen, um eine Furt zu finden. An dieser fiel ein Pferd, das den Tee trug, rückwärts ins Wasser, während es das entgegengesetzte Ufer zu ersteigen suchte, und durchnässte seine wertvolle Ladung.
Oktober 25. – … Die Ruhe der Mondnacht wird weder durch das Geschrei des Opossums und fliegender Eichhörnchen, noch durch den monotonen Ruf des Spottvogels und der kleinen Eule unterbrochen; auch der heimische Hund umheult während des kühlen Morgens unser Lager nicht. Das Heimchen allein zirpt längs der Wassergräben, und der melodische Ruf eines unbekannten Vogels, ähnlich wie »Gluck, Gluck« klingend, viele Male wiederholt und mit einem Triller endigend, wie das melancholische Klagen des Brachvogels, werden im nächsten Busch gehört.
Oktober 26. – Unsere Reise wurde fortgesetzt. Auf der anderen Seite des Tals sahen wir entfernt Bergreihen gegen Nord-West und Nord. Der Busch war hin und wieder offener. Schöne große Flaschenbäume traten auf. Das junge Holz derselben, das zwischen seinen Fasern eine bedeutende Menge Stärkemehl enthält, wurde von unseren Reisemitgliedern häufig gekaut. Fusanus war häufig und voller Früchte; diese, von der Größe eines kleinen Apfels, liefern, wenn vollkommen reif und abgefallen, eine sehr angenehme Speise.
Die Fleischschicht, die den dicken rauen Kern umgibt, ist indes sehr dünn.
Oktober 28. – … Die blaue Brunonia war sehr häufig, das Gras fünf Fuß hoch, in voller Frucht, gleich einem Getreidefeld wogend. Der Boden ist indes sandig und locker …