Читать книгу Reden - Lysias - Страница 8

2. Zur politischen Situation in Athen am
Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr.

Оглавление

Im Verlauf des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.)2 zeichnete sich das Ende der attischen Demokratie bereits nach dem unrühmlichen Ausgang der Sizilischen Expedition ab, als die athenische Flotte vor Syrakus vernichtet und 413 v. Chr. das Heer Athens geschlagen wurde. Umstürzlerische geheime Klubs und Gesellschaften, die bereits vorher agitiert hatten, wagten sich nun an die Öffentlichkeit. Sie erhielten regen Zulauf von kriegsmüden Bürgern, die, erbittert wegen fortwährender hoher Leistungen für den Staat, wegen teilweise schlechter Staatsführung und durch das ausufernde Denunziantentum, sich von einer veränderten Regierungsform eine Verbesserung ihrer Lage erhofften.

So wurde 412 v. Chr. eine Behörde der Probouleuten eingesetzt, die aus älteren, erfahrenen Männern bestand und beratende Funktion hatte. Mit deren Hilfe wurde 411 v. Chr. eine förmliche Oligarchie von vierhundert Männern etabliert. Dieser Rat der Vierhundert trat an die Stelle des früheren Rats der Fünfhundert. Die Rechte in der Volksversammlung sollten an fünftausend wohlhabende Bürger übergehen. Die Vierhundert regierten jedoch nur etwa vier Monate; der Widerstand der vor Samos stationierten Flotte, die demokratisch gesinnt war, und Zwistigkeiten unter den Oligarchen beendeten ihre Herrschaft. Die meisten der Oligarchen flohen aus Athen. Es folgte eine Zeit, in der die Demokratie zwar formal wiederhergestellt war, die innenpolitische Lage Athens jedoch wegen der fortgesetzten Machtkämpfe der führenden Politiker labil blieb.

Diese Machtkämpfe kulminierten 406 v. Chr. im Arginusen-Prozess, in dem die verantwortlichen Feldherrn – trotz ihres Sieges – wegen unterlassener Bergung der schiffbrüchigen Seeleute zum Tode verurteilt wurden. Ein Überraschungsangriff des spartanischen Admirals Lysander 405 v. Chr. bei Aigospotamoi vernichtete den Rest der athenischen Flotte. Im Frühjahr 404 v. Chr. kapitulierte das ausgehungerte Athen nach der Belagerung durch die Flotte Spartas. Athens Mauern wurden geschleift, die letzten Kriegsschiffe mussten ausgeliefert, auswärtige Besitzungen geräumt werden.

Unter dem Druck Spartas wurde eine Kommission von dreißig Bürgern eingesetzt, von denen die meisten dem ehemaligen Rat der Vierhundert angehört hatten. Wortführer dieser Dreißig waren Theramenes und Kritias, der Oheim Platons. Anstatt jedoch eine Verfassung auszuarbeiten, errichteten die Dreißig, gestützt durch die Spartaner, eine Schreckensherrschaft.

Die Wende kam von einer kleinen Schar athenischer Verbannter und Emigranten unter der Führung von Thrasybul. Sie besetzten im Handstreich die Grenzfestung Phyle, nahmen anschließend Munichia, den befestigten Hügel im Piräus, ein und konnten so den Hafen kontrollieren. Es kam zu Straßenkämpfen zwischen der Partei im Piräus und der aus der Stadt, die Herrschaft der Dreißig brach zusammen. Die meisten von ihnen flohen nach Eleusis, wo sie vorher auch schon ihre Schreckensherrschaft eingerichtet hatten.

In Athen wurde ein Zehnmännerkollegium gemäßigter Richtung eingesetzt. Da diese Zehn jedoch die Erwartungen der Bürger enttäuschten, kam es zu erneuten Auseinandersetzungen. Die Zehn wurden abgesetzt, und man wählte andere zehn Männer, die einen Ausgleich zwischen der Partei im Piräus und der in der Stadt Athen zustande brachten. Es wurde eine allgemeine Amnestie erlassen, von der nur die Dreißig selbst und ihre Helfershelfer ausgenommen waren. Andere Beamte konnten von der Amnestie profitieren, wenn sie sich einem Rechenschaftsverfahren unterzogen.

Im September 403 v. Chr. zogen die Demokraten vom Piräus in die Stadt ein. Der Rat der Fünfhundert trat wieder in Funktion.

Reden

Подняться наверх