Читать книгу AS PAIN GOES BY - M. Arnoldsson - Страница 8

04 TINA

Оглавление

Life goes on and on and ...

Eine Scheibe Brot zum Frühstück musste reichen, zumal das bröselige Zeug in Fendels Mund aufquoll und immer mehr wurde. Unmengen Frischkäse und Marmelade überdeckten den leicht muffigen Geschmack einigermaßen, und widerwillig schluckte er die fade Pampe runter.

„Ich muss los.“ Tina sah auf die Küchenuhr. „Kann ich schon abräumen?“

„Mach“, antwortete Fendel mit vollem Mund.

Sekunden später waren Butter, Frischkäse und Marmelade im Kühlschrank verstaut, und die letzten Scheiben Brot lagen im Mülleimer. Tina klopfte den Brotkorb über der Spüle aus und schwemmte die Krümel mit einem kräftigen Wasserstrahl in den Abfluss. – Ihre Bewegungen waren zielgerichtet und effektiv, wie bei allem, was sie tat.

„Tschüs, bis dann!“ Tina drückte dem sitzenden Fendel flüchtig ein Küsschen auf die Wange.

„Bis dann!“ Aber Tina war schon im Flur, rumorte dort kurz herum, und wenige Sekunden später fiel die Wohnungstür ins Schloss.

„Hab einen schönen Tag“, sagte Fendel halblaut in die leere Küche hinein, nahm seinen letzten Schluck Kaffee, stand auf und räumte das Geschirr in die Spülmaschine. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass Tina inzwischen bei ihrem Wagen angekommen war. Eine hübsche junge Frau, die in ihr hübsches kleines Auto stieg. Fendel war sicher, dass so mancher Nachbar ihn beneidete.

Mit einem kleinen Seufzer riss er ein Blatt Küchenpapier von der Rolle, öffnete die Hose und begann mit dem Ritual, das er sich seit einigen Monaten angewöhnt hatte. Leicht massierende Bewegungen brachten rasch den gewünschten Erfolg, wurden innerhalb einer Minute zielgerichteter und schneller.

Etwas störte: Edith drängte sich in Fendels Erinnerung. Er versuchte an Anderes zu denken, aber es klappte nicht. Ausgerechnet dieser Moment der größten Demütigung erregte ihn so sehr, dass er die Bilder nicht abschütteln konnte. Schließlich akzeptierte er es und dachte ganz bewusst an sein kurzes Abenteuer mit der Freundin seiner Frau. Das kürzte die Sache ab und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Die Vorstellung, Edith wieder nackt zu sehen, sie zu berühren und in sie einzudringen, pumpte das Blut in seine Körpermitte, ließ sein Glied anschwellen und der Höhepunkt war so ekstatisch, wie er es mit Tina zusammen schon lange nicht mehr erlebte. – Deprimierend! Sollte das jetzt sein Schicksal sein, dass er warten musste, bis seine Frau aus dem Haus war, wenn er guten Sex haben wollte? – Und jetzt musste er sich auch noch Sorgen darum machen, dass Edith seiner Frau in einem Anfall von Bosheit etwas von der unseligen Zwei–Minuten–Affaire erzählte.

Fendel wollte nicht, dass Tina verletzt wurde. Schließlich war sie nicht nur seine Frau, sondern auch eine verdammt gute Freundin. Trotzdem hatte er den Eindruck, dass Sex für Tina so etwas wie ein Posten auf der To–Do–Liste war, eine Sache, hinter die man ab und zu ein Häkchen setzen musste. Ganz zu Anfang hatte sie ein Schema entwickelt, wie Sex zu sein hatte, und das hatte auch in den ersten beiden Jahren ihrer Ehe ganz gut geklappt. Dass es nun den Ruch der Gewohnheit bekommen hatte, nahm sie einfach nicht zur Kenntnis. Sicher, sie gab sich Mühe, benutzte ihre Hände, ihren Mund, sorgte für Kerzenlicht und sanfte Musik, aber sie tat es nach ihrer starren Methode, tat es, weil man es so macht, und nicht aus eigenem Antrieb heraus.

Fendel war bislang zu feige gewesen, das Problem anzusprechen, also lag es zum guten Teil auch an ihm, das war ihm schon bewusst, ebenso, dass ihn die Meisten um sein Sexleben beneiden würden. Trotzdem klappte es immer seltener, dass sie zusammen einen Höhepunkt erreichten.

– Vielleicht war er ja doch zu empfindlich. Er erinnerte sich noch daran, wie er Tina mal gebeten hatte, ihn mit dem Mund zu befriedigen. Das tat er bei ihr schließlich auch. „Bleib doch einfach bis zum Schluss da“, hatte er vorgeschlagen, als sie seine Eichel gerade mit Lippen und Zunge verwöhnte.

Tina hatte sofort verstanden, die Aktion kurz unterbrochen und ihn lächelnd über die Schulter hinweg angeschaut. „Okay“ hatte sie eingewilligt und schnell hinzugefügt: „Ich schluck’s aber nicht.“

Wer zum Teufel hatte das verlangt? Fendel hatte an der Reaktion seines Körpers gespürt, wie sehr diese Worte ihn trafen, obwohl das bestimmt nicht in Tinas Absicht gelegen hatte. Sie hatte sich nur schnell eine Versicherung verschaffen wollen, einen Garantieschein, dass nichts allzu Ungewöhnliches geschehen würde, aber er hatte es als zutiefst verletzend empfunden.

Tina war mittlerweile wieder fleißig am Werk, und Fendels Frust hatte sich fast schon verflüchtigt, als sie nochmals kurz unterbrach. Mittlerweile hatte sie die Lösung für ihr Problem, und die wollte sie unbedingt mit ihm teilen. „Ich kann’s dann ja ausspucken“, ließ sie ihn wissen und machte gleich weiter.

Schaute er auf die Situation zurück, war es ihm völlig klar, dass er sofort hätte abbrechen sollen. Um Streit zu vermeiden hatte er sie jedoch weitermachen lassen und versucht, die immer noch vorhandene Erregung für einen vielleicht doch noch möglichen Erfolg auszunutzen. Leider hatte das aber nicht funktioniert, und die Aktion war für sie beide höchst unbefriedigend ausgegangen. Da war nichts gewesen, das man hätte ausspucken können, denn Fendels Körper hatte sich einfach geweigert, das unerwünschte Sperma herzugeben. Irgendwann, nach viel zu langer Zeit, hatte Tina den Versuch dann entnervt abgebrochen.

Tragisch war, dass sie seit dieser Nacht ihren Ehrgeiz daran gesetzt hatte, die Sache doch noch zu einem Abschluss zu bringen, aber immer wieder war es Fendels Erinnerung gewesen, die einen Erfolg verhindert hatte. Das, und das Wissen, dass sie die Augenlider dabei fest zusammenpresste. – Im Grunde genommen wollte sie das alles nicht und hielt im wahrsten Sinne des Wortes die Augen vor der Wirklichkeit geschlossen.

Schließlich war es so weit gekommen, dass Fendel überhaupt keinen Höhepunkt mehr erreichen konnte, auf welche Art sie es auch versuchten. In unzähligen Nächten hatte er sich mit prall gefülltem Glied und schwitzendem Körper abgemüht, Tina zu zeigen, wie sehr sie ihm gefiel, aber nichts hatte geholfen. Erlösung war für ihn nicht mehr zu haben. Wenigstens Tina kam dabei einigermaßen auf ihre Kosten, wenn ihr der letzte Beweis begehrenswert zu sein auch versagt blieb.

Tatsache war, dass der eheliche Sex ihrer beider Erwartungen und Wünsche nicht mehr gerecht wurde. Ob es nun an Tinas Instinktlosigkeit oder an Fendels Überempfindlichkeit lag, war dabei völlig egal. Fakt blieb Fakt, und Fakt war auch, dass es besser war als gar nichts. „Besser als gar nichts“ – Genau das waren die Worte, die ihm schon lange immer wieder durch den Kopf gingen, wenn er mit Tina zusammen war, was selten genug vorkam. Das lief doch alles völlig falsch! – Gar nichts hätte besser sein sollen, als Sex mit der eigenen Frau zu haben, während sie im Moment beide vor allem damit beschäftigt waren, sich selbst und dem Partner neue Enttäuschungen zu ersparen.

Frustriert versenkte Fendel das Küchenpapier in der Toilette und zog sich ein Jackett über. Der Tag hatte begonnen.

AS PAIN GOES BY

Подняться наверх