Читать книгу Somber Side of Love - Teil 2 Ungarn - M. B. Bolder - Страница 3
Kapitel 1
Оглавление2. Auflage!
Aktualisierte Ausgabe 2015!
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Copyright © M.B. Bolder
Die Maschine der US Airways landet am Spätnachmittag gegen vier Uhr dreißig in Philadelphia und als ich immer noch todtraurig am Gepäckband stehe, sehe ich bereits meine Mum am Ausgang stehen und auf mich warten.
Natürlich hat sie als Angestellte des Airports in den Flugplänen meinen Namen ausgemacht und ist wahrscheinlich sofort hierher geeilt, um mich in Empfang zu nehmen.
Was soll ich ihr jetzt bloß sagen?
Meine letzte e-Mail an sie klang noch so glücklich und ich konnte in den letzten Flugstunden nicht wirklich darüber nachdenken, welche Erklärung ich ihr dafür gebe, dass ich schon heute nach Hause geflogen bin.
Mein Gehirn fühlt sich an als wäre es in Watte gepackt und ich kann vor lauter Trauer sowieso kaum denken.
Tief seufze ich erst einmal in mich hinein und suche innerlich nach einem Ausweg.
Hoffentlich lässt meine Reisetasche noch etwas auf sich warten!
Seelenruhig lasse ich sie daher tatsächlich noch einmal eine Runde auf dem Kofferband drehen, bevor ich nach ihr greife und mich inzwischen wieder etwas gesammelt habe.
Zwanghaft lächelnd strebe ich auf Mum zu und ich sehe schon an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie mich durchschaut hat, während sie mich fest umarmt und mir zuraunt.
„Mein armer Matt, was ist denn passiert? Irgendetwas stimmt doch nicht mit dir, wenn du heute schon nach Hause kommst mit so einem Gesicht?“ raunt sie mir besorgt ins Ohr.
„Mum, es ist doch alles gut! Was willst du denn? Was mache ich denn für ein Gesicht?“ versuche ich möglichst fröhlich zu fragen und schlucke gleichzeitig bedrückt, denn am liebsten würde ich einfach losheulen.
„Ich bin wieder da! Das wolltest du doch!“ versuche ich möglichst unverdrossen zu klingen und drücke sie fest an mich damit sie die Tränen nicht sieht, welche ich nun heimlich hinter ihrem Rücken mit den Fingern von meinen Wangen wische.
Doch plötzlich schiebt sie mich von sich, hält mich an den Oberarmen fest und blickt mir forschend in die Augen.
„Ich sehe doch, dass irgendetwas nicht stimmt! Ich kenne dich doch, Matt! Mach’ mir nichts vor! Ist es schief gegangen mit dem Mädchen?“ fragt sie mich unumwunden während ich tief einatme.
„Ja Mum, es ist in die Hose gegangen! Ich dachte sie liebt mich auch, aber das war wohl ein Trugschluss und ich möchte jetzt nicht darüber sprechen! Bitte! Lass’ uns einfach nach Hause fahren und das Ganze vergessen!“ sage ich mit tonloser Stimme.
Zweifelnd schaut sie mir immer noch ins Gesicht und presst die Lippen aufeinander.
„Na gut! Wenn du nicht darüber reden willst, dann fahren wir eben nach Hause.“ stellt sie fest und dreht sich zum Ausgang.
Schweigend trotten wir nebeneinander her in Richtung des Aufzuges, der in die Angestellten-Tiefgarage führt, wobei ich meine Reisetasche locker über die Schulter werfe und Mum die Führung übernimmt.
Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir ihren alten Jeep Cherokee an dem sie seit Jahren fast schon so sehr klebt wie an mir und steigen beide ein.
Mum übernimmt das Steuer, während ich meine Reisetasche auf den Rücksitz fallen lasse und es mir auf dem Beifahrersitz bequem mache.
Es ist ihr deutlich anzusehen, dass sie vor Neugier fast platzt, aber sie hält sich immerhin solange zurück bis wir von der Ausfahrt der Tiefgarage auf die zweispurige Straße einbiegen, welche vom Philadelphia International Airport weg führt Richtung Wilmington.
Dort führt eine Brücke über den Delaware River bis nach Salem County, wo die ausgediente Farm liegt, auf der meine Eltern wohnen.
Eigentlich wäre mir meine eigene Wohnung in der Nähe der Universität lieber gewesen, aber ich weiß ja dass Mum jetzt alles von mir wissen will.
Deshalb halte ich lieber den Mund und richte mich innerlich darauf ein meinen Eltern heute Abend das ganze Abenteuer Palenque erzählen zu müssen.
„Willst du nicht doch darüber sprechen?“ fragt sie mich während der Fahrt weich und sieht mich schief von der Seite an.
„Nein Mum! Bitte nicht jetzt!“ sage ich abweisend und sehe angestrengt aus dem Seitenfenster.
Außerdem muss ich mir noch irgendeinen Grund einfallen lassen, warum das Ganze schief gegangen ist. Ich kann meiner Mum doch nicht die ganze Wahrheit erzählen, sonst rastet sie völlig aus.
Nachdem wir eine Weile schweigend nebeneinander sitzen und den Gegenverkehr beobachten, halte ich es doch nicht mehr aus und sage kleinlaut.
„Ach, Mum! Es tut mir leid, dass ich so abweisend war…“,
dabei schaue ich sie wieder von der Seite an und sehe ihren liebevollen Gesichtsausdruck den sie immer hat, wenn ich bei ihr bin.
„… aber ich bin einfach unendlich traurig, dass es mit Saundra nicht geklappt hat. Sie ist eine wunderschöne Frau…“ ich stocke kurz und halte nachdenklich meine rechte Faust in der linken Hand und nehme sie vor den Mund, während ich abermals ein paar Tränen hinunterschlucke.
„… und ich habe mich Hals über Kopf in sie verliebt vom ersten Augenblick an dem sie sah. Aber am Ende hat es halt doch nicht funktioniert. Sie sah unsere Beziehung wohl anders als ich.“
Betreten sehe ich nach unten und schüttle mit dem Kopf.
„Es tut mir leid Mum! Ich hätte sie gerne mitgebracht und sogar am liebsten für immer bei mir behalten, aber sie hat wohl eine andere Vorstellung vom Leben als ich. Deshalb bin ich heute schon zurückgeflogen.“ sage ich leise und sehe wieder traurig aus dem Seitenfenster, damit Mum die verstohlenen Tränen in meinen Augenwinkeln nicht sehen kann.
„Aber nach deiner letzten Mail klangst du doch noch so glücklich und du warst unendlich froh, dass ihr sie befreien konntet!
Was ist denn in der kurzen Zeit passiert mein Junge, dass so plötzlich alles vorbei ist und du sogar die Pressekonferenz sausen lässt, welche dich groß herausgebracht hätte?“ fragt sich mich erstaunt.
„Die Pressekonferenz?“ frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen zurück, weil mir nicht klar ist woher sie davon weiß, denn ich hatte ihr nichts davon geschrieben.
„Ja! Sie wurde auf allen amerikanischen Fernsehsendern für morgen groß angekündigt. Unter anderem eben auch, dass ein junger amerikanischer Archäologe im mexikanischen Palenque einen sensationellen Fund gemacht hat und das kannst nur du sein.
Warum zum Teufel, bist du nicht noch einen Tag länger geblieben und hättest wenigstens den Ruhm mitgenommen?“ schüttelt sie verständnislos den Kopf während sie über die Delaware Memorial Bridge fährt, welche über den Delaware River führt.
„Was? Ausgerechnet du sagst, dass ich einen Tag länger hätte bleiben sollen? Du warst doch immer diejenige die wollte, dass ich so schnell wie möglich wieder nach Hause komme. Jetzt bin ich wieder da und es passt dir abermals nicht! Das verstehe ich nicht Mum?“ werfe ich ihr vor und versuche sie vom Wesentlichen abzulenken.
„Ja schon, Matt!“ sie grinst mich liebevoll an.
„Natürlich wollte ich, dass du so schnell wie möglich von den Gefahren des Dschungels wieder weg bist, aber in der Sicherheit des Camps hättest du doch wenigstens deine Lorbeeren ernten können?“
Stirnrunzelnd betrachte ich ihr ebenmäßiges Gesicht und frage mich gerade welche Wandlung sie scheinbar durchgemacht haben mag, denn das ist doch nicht meine Mum die immer Angst um mich hat.
„Mum! Ich weiß gerade gar nicht was du willst! Du wolltest doch die ganze Zeit, dass ich so schnell wie möglich wieder heim komme! Jetzt bin ich da und nun passt es dir auch wieder nicht!
Aber weißt du … nachdem es mit Saundra ohnehin nicht geklappt hat, interessiert mich dieser ganze Fund gar nicht mehr.
Ich will einfach nur noch meine Ruhe haben und möglichst irgendwo in ein Bett und nachdem du es vorgezogen hast mich zu euch auf die Farm mitzunehmen, statt mich in meine Wohnung zu fahren, werde ich eben den Abend und die Nacht in meinem alten Kinderzimmer zubringen.“ mache ich ihr abermals enttäuscht zum Vorwurf.
„Warum hast du dann nicht gesagt, dass du lieber in deine Wohnung möchtest?“ sagt sie etwas lauter und reagiert damit beleidigt.
„Weil ich dich kenne Mum! Du wärst wieder tief beleidigt gewesen, deshalb habe ich nichts gesagt! Du hättest mich aber auch fragen können.“ sage ich abermals vorwurfsvoll.
„Ach Matt! Ich dachte halt, du erzählst uns heute Abend ein wenig von deinen Abenteuern, außerdem möchte ich es ein bisschen genießen, dass du wieder da bist. Ich habe dich so vermisst!“ meint sie entschuldigend und lächelt mich von der Seite an.
„Ja, ist ja gut! Das kann ich ja machen, aber erst einmal möchte ich mich ein paar Stunden aufs Ohr legen. Ich habe heute Nacht nicht viel geschlafen und bin todmüde.“ sage ich besänftigend.
„War das Ende mit dem Mädchen wirklich so schlimm, dass du nicht einmal schlafen konntest?“ bohrt sie mitfühlend weiter.
Ich wusste es ja … Mum gibt nicht eher Ruhe bis sie eine befriedigende Antwort auf das Ende der Beziehung mit Saundra hat.
„Mum! Es ist eigentlich ganz einfach!“ gebe ich ihr zu Verstehen.
„Ich hoffte auf eine dauerhafte Beziehung mit Saundra und sie suchte eben nur ein Abenteuer, was sie mir gestern Abend deutlich zu verstehen gab. Das ist alles!
Daraufhin wollte ich einfach nur noch weg, damit ich ihr nicht mehr begegnen musste. Denn es hat mir sehr wehgetan als ich endlich begriff, dass sie mich nicht wirklich liebt.
Verstehst du? Und jetzt will ich nicht weiter darüber reden, bitte!“ flüstere ich am Ende des Satzes fast nur noch und schlucke erneut Tränen hinunter.
Damit muss ich meine Mum wenigstens nicht anlügen, denn im Großen und Ganzen stimmt das ja so wie ich es gesagt habe.
Verstohlen blicke ich wieder aus dem Seitenfenster und Mum setzt zwar zu einer Antwort an, aber nachdem sie in mein Gesicht schaut macht sie dem Mund tonlos wieder zu und wir fahren den restlichen Weg schweigend bis zur Farm.
Dad sitzt auf der Veranda in seinem Schaukelstuhl und genießt seine heißgeliebte Pfeife mit Burley Tabak, obwohl ihm Mum schon tausendmal die Hölle heiß gemacht hat deswegen.
Sie lehnt Tabakrauch kategorisch ab, deshalb muss er immer außerhalb des Hauses rauchen.
Aber das tut er stets ausgiebig und mit Genuss, wobei ich den Geruch dieses Tabaks schon als Kind gemocht habe und ihn immer mit meinem geliebten Dad in Verbindung bringe wenn er mir irgendwo in die Nase steigt.
Mum lässt den Jeep vor der Veranda ausrollen, stellt den Motor ab und wir steigen beide aus dem Wagen, was meinen Vater augenblicklich aufschrecken lässt als er mich sieht.
Er erhebt sich und stützt sich lässig auf das Holzgeländer.
„Naaa?“ dehnt er das Wort extra lang.
„Hat es deine Mutter doch endlich geschafft dich dazu zu bewegen wieder heim zu kommen, mein Sohn? Oder treiben dich andere Gründe?“ schmunzelt er, nimmt einen tiefen Zug aus seiner heißgeliebten Pfeife und lässt den Rauch provokant vor seinem Gesicht tanzen, während ich ihm kopfschüttelnd entgegeneile.
Er legt seine Pfeife zur Seite und begrüßt mich mit ausgebreiteten Armen.
„Herzlichen Willkommen zu Hause, mein Sohn!“
Wir umarmen uns gegenseitig und ich atme den Duft des Tabaks mit einem leichten Seufzen tief ein, wobei Dad mich langsam wieder loslässt und von sich schiebt bis er mir in die Augen sehen kann, meine Arme dabei aber festhält.
„Was ist los mit dir Matt? Du bist nicht nur wegen deiner Mum hier, nicht wahr? Was ist passiert?“ fragt er mir forschend in die Augen blickend.
Ich senke die Augen und sehe auf meine Füße, auch um erneut aufsteigende Tränen zu verstecken.
„Bitte Dad! Ich kann jetzt nicht darüber sprechen! Lasst mich einfach nur ein paar Stunden schlafen und dann erzähle ich euch alles! Okay!“ bitte ich ihn und winde mich aus seinem Griff ohne seinen Blick wieder einzufangen.
Schnellen Schrittes wende ich mich dem Haus zu, wo ich den Geruch der Geborgenheit meines Elternhauses einen Augenblick lang tief in mich aufsauge.
Aus den Augenwinkeln kann ich noch erkennen, wie Mum meine Reisetasche vom Rücksitz des Jeeps holt und Dad mit einem Schulterzucken zeigt, dass sie mich beide wohl jetzt besser allein lassen sollten, wobei ich auch schon die Treppe nach oben eile und mein ehemaliges Kinderzimmer aufsuche.
Mum hat mein Zimmer so gelassen wie ich es damals verlassen habe als ich auf den Campus der Highschool zog, nur die Bettwäsche ist immer frisch, denn ab und zu übernachte ich nach einer Familienfeier immer noch hier.
Gedankenverloren gehe ich meine CD-Sammlung von damals durch, die ich nie mitgenommen hatte und ganz vorne steht ‚Where were you, when the world stopped turning‘ von Alan Jackson!
Alan hatte das Lied nach den Terroranschlägen auf das World-Trade-Center in New York aufgenommen und genauso fühle ich mich im Moment!
‚Wo warst du, als die Welt sich nicht mehr drehte?’
Leicht kopfschüttelnd schließe ich die Augen und denke ‚… jedenfalls nicht in New York! Ich war in Palenque! Dort hat für mich die Welt aufgehört sich zu drehen!’ und ich lege die CD in meinen alten Recorder, um sie anzuhören.
Leise stelle ich ihn auf Endlosschleife, wobei ich mich todmüde auf mein altes Bett fallen lasse.
Dabei fällt mir auf, dass Saundra in diesem Bett gar keine Möglichkeit hätte mich irgendwo festzubinden …
Verdammt! Ich denke schon wieder nur an sie und daran welche sexuellen Demütigungen, aber auch welche Freuden sie mir bereitet hat.
Warum nur? Warum musste es so abrupt zu Ende gehen?
Mit jeder Faser meines Körpers sehne ich mich nach dieser wunderschönen Frau, ihrer samtweichen bronzefarbenen Haut, ihren weichen Haaren und nach ihrem betörenden Duft der mich völlig aus der Bahn geworfen hat.
Noch während ich verzweifelt versuche sie mir physisch vorzustellen und abermals Tränen meine Augen überschwemmen, lausche ich der leisen Musik und es überkommt mich endlich ein erlösender traumloser Schlaf.
„Matt? Matt? Hörst du mich?“ dringt Mum’s Stimme leise und liebevoll bis zu meinem Gehirn vor und ich reibe mir mit Daumen und Zeigefinger die Augen, um den übermächtigen Schlaf wegzuwischen.
„Hmm! Was ist denn?“ brumme ich vor mich hin, zunächst ohne die Augen zu öffnen, aber ich spüre instinktiv, dass sie neben mir auf der Matratze sitzt und mich eindringend ansieht.
„Es ist schon früher Abend! Du wolltest uns doch beim Abendbrot von deinen Erlebnissen im Dschungel erzählen oder willst du den ganzen Abend verschlafen?“ fragt sie neckisch.
Nun wische ich mir mit beiden Händen den Schlaf aus dem Gesicht und öffne blinzelnd die Augen, wobei Mum’s Gesicht direkt vor mir auftaucht.
„Tut mir leid Mum, aber ich war einfach nur schrecklich müde und musste ein paar Stunden schlafen.“ antworte ich und versuche dabei ich ein kleines Lächeln hinzubekommen.
„Darling! Du bist ja komplett durch den Wind! Du kommst völlig aufgelöst, verstört und übermüdet hier in Philadelphia an. Erzählst mir wirres Zeug über dieses Mädchen und legst dich dann mit einem absolut melancholischen Lied im Hintergrund stundenlang Schlafen?
Das ist ja noch schlimmer als es damals bei Faith gewesen ist! Willst du nicht endlich darüber sprechen? Was um alles in der Welt hat dir Saundra so Schlimmes angetan, dass du so reagierst?“ fragt sie sanft, blickt mir dabei durchdringend in die Augen und ich weiß, dass sie mich besser kennt als irgendjemand anders.
„Ach Mum!“ sage ich kopfschüttelnd.
„Bitte lass’ es einfach! Ich komme schon damit klar. Ich bin schließlich kein kleines Kind mehr, sondern ein erwachsender Mann.“ erkläre ich ihr, wobei ich ihr lächelnd eine andere Frage stelle, um sie etwas abzulenken.
„Was hast du denn gutes gekocht? Ich glaube, dass ich ein klein wenig Hunger habe! Nach dem Frühstück hatte ich nur den kleinen Bissen im Flugzeug und du weißt ja wie viel das ist!“
Fast zeitgleich meldet sich mein Magen mit einem lauten Knurren, denn immerhin hatte ich meine letzte Madre Tierra am Morgen gar nicht aufgegessen.
Mein Magen war vor Kummer wie zugeschnürt.
Ein Lächeln huscht über Mum’s Antlitz, das sich in ein breites Grinsen ausbreitet.
„Ich kenne dich doch und weiß, dass du Steaks vom Angusrind liebst. Deshalb wartet es in der Küche nur noch darauf in der Pfanne gebrutzelt zu werden.“
„Oh, Mum! du bist die Beste!“ raune ich, schlinge überschwänglich meine Arme um sie herum und ziehe sie zu mir herunter, um ihr einen dicken Schmatzer auf die Wange zu geben.
„Na, na, na! Nicht so stürmisch junger Mann!“ sagt sie gespielt entrüstet und windet sich grinsend aus meinem Griff, wobei sie mich gleichzeitig an einer Hand aus dem Bett zieht.
„Jetzt komm endlich, ich bin neugierig auf deinen Bericht! Lass‘ mich und deinen Vater nicht immer solange zappeln. Er möchte auch wissen was du alles erlebt hast. Komm schon!“
Ich lasse Mum’s Hand los und rolle mich aus dem Bett, wobei ich gleichzeitig den CD-Player ausschalte und Alan somit mitten im Satz abwürge.
Schmunzelnd schüttle ich leicht den Kopf und muss daran denken wie Saundra mich immer zappeln lies bis sie mir endlich die erlösende Erfüllung gönnte und ich kann damit die Neugier meiner Eltern absolut nachvollziehen.
„Ist ja gut Mum! Ich komme gleich und erzähle euch die Geschichte! Ich gehe nur noch kurz ins Bad und bin dann auch gleich unten!“ antworte ich wieder ernst und überlege wie viel ich über Saundra tatsächlich sagen soll.
Mum trollt sich Richtung Zimmertür und hebt noch einmal lächelnd eine Augenbraue, während sie mein Zimmer verlässt und nach unten in die Küche verschwindet.
Ihr durch die Tür folgend gehe nach nebenan ins Bad, um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu werfen, damit ich endlich wieder richtig wach werde und verrichte mein Geschäft auf der Toilette bevor ich Mum ins Erdgeschoß folge.
In der gemütlichen Wohnküche wartet Dad bereits auf mich und lächelt mir wohlwollend entgegen, während Mum am Herd die Steaks in die heiße Pfanne drapiert.
„Gut geschlafen, mein Sohn? Hast du dich von den Strapazen des Dschungels etwas erholt?“ will Dad neugierig von mir wissen.
„Ja, Dad! Einigermaßen! Das bisschen Schlaf hat mir ganz gut getan!“ antworte ich gelassen und denke gleichzeitig an die ‘Strapazen mit Saundra´, von denen meine Eltern natürlich nichts erfahren dürfen und lege mir geistig schon zurecht was ich ihnen über unsere Beziehung berichte und was nicht.
Unser gemeinsamer Abend verläuft sehr harmonisch, indem wir zusammen Mum‘s köstliche Steaks genießen und ich meine Abenteuer aus dem Dschungel zum Besten gebe.
Allerdings immer darauf bedacht, die ‚besonderen‘ Nächte mit Saundra auszusparen, womit sich meine Eltern durchaus zufrieden geben und offenbar von ganz normalen Liebesnächten ausgehen, welche keinem extra Kommentar bedürfen.
Nachdem ich meinen Bericht mit der Trennung von Saundra, welche ich allerdings etwas anders dargestellt habe als sie wirklich war, beendet habe blicken mir meine Eltern mitleidig in die Augen und es herrscht zunächst eine betroffene Stille.
Bis Dad leise murmelt „Das tut mir sehr leid für dich mein Sohn! Vor allem, dass es so kurz nach der schweren Trennung von Faith passiert ist. Du hättest ein wenig mehr Glück mit den Frauen verdient, immerhin bist du ein gutaussehender junger Mann mit dem man Pferde stehlen kann.
Ich verstehe diese Weiber nicht, erkennen die alle die inneren Werte eines Menschen nicht? Oder worum geht es denen eigentlich?“ schaut er mir kopfschüttelnd und traurig mit seinen grauen Augen ins Gesicht und tätschelt meine rechte Hand.
„Ach Dad, lass‘ mal! Ich komme schon irgendwie darüber hinweg, vielleicht war es ja auch ein wenig meine eigene Schuld. Ich hätte mich gar nicht auf sie einlassen sollen, immerhin war sie die Tochter meines Arbeitgebers, da hätte ich von herein schon Stopp sagen müssen und außerdem spielt sie in einer ganz anderen Liga als ich.
Die Dunaways sind stinkreich und gehören zu den oberen Zehntausend, da passe ich doch sowieso nicht hin, das hat sich schon bei unserem Essen im Mardel in Veracruz gezeigt. Davon habe ich doch vorhin erzählt.“ entgegne ich ihm schulterzuckend.
„Aber dass du ihretwegen nicht wenigstens bis zur Pressekonferenz geblieben bist, ist sehr schade!“ wirft Mum ein.
„Du hättest doch auch einmal in die Kameras lächeln können und wenigstens den Ruhm mit nach Hause nehmen können der dir gebührt. Denn ohne dich hätte dieser Mr. Dunaway die Grabkammer niemals gefunden.“ echauffiert sie sich.
„Mum bitte! Ich wollte Saundra einfach nicht mehr über den Weg laufen und dass ich mit der Presse sowieso auf Kriegsfuß stehe weißt du auch. Ich möchte gar nicht so sehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden, also ist das schon in Ordnung so.
Außerdem zahlt Lázló mein Gehalt weiter, bis ich wieder an der Universität anfangen kann oder einen anderen Job annehme. Somit brauche ich mir also um meinen Lebensunterhalt keine Gedanken machen.“ antworte ich und blicke seufzend auf meine Hände, welche Dad immer noch mit den seinen bedeckt und sanft streichelt.
Wie schön wieder zu Hause zu sein und die Geborgenheit des Elternhauses zu spüren und Eltern zu haben, die mich ausnahmslos lieben egal was geschieht oder was ich mache.
Sie stehen immer hinter mir und gerade jetzt weiß ich das wieder ganz besonders zu schätzen.
„Aber dieser Fund könnte dich doch wirklich berühmt machen, Matt! Warum wehrst du dich so dagegen? Stell’ dir vor welche Möglichkeiten dir dann vielleicht offen stehen!“ sagt Mum, dreht ihre blauen Augen aus dem Kopf und sieht mich herausfordernd an.
„Mum!“ entgegne ich sanft.
„Diese Entdeckung wird mich trotzdem berühmt machen, auch wenn ich der Pressekonferenz nicht beiwohne. Denn Lázló meinte, er hätte Glyphen auf der Krone gesehen woraufhin die Geschichte und die Historie der Maya vielleicht neu geschrieben werden müsste.
Aber das überlasse ich lieber denjenigen Archäologen, die sich auf Mittelamerika spezialisiert haben und sich wirklich damit auskennen.
Meine Aufgabe war es nur dort eine Grabkammer zu finden und das habe ich, aber mit der Geschichte, den Kunstwerken und der Schrift dieses Volkes kenne ich mich nach wie vor nicht aus.
Obwohl es mich inzwischen tatsächlich brennend interessiert und wenn Collins momentan keinen geeigneten Lehrstuhl für mich hat, werde ich eben einen Kurs über die Geschichte Mittelamerikas besuchen. Mit meinen Kenntnissen über ägyptische Geschichte allein komme ich in Mexiko leider nicht weiter.“ hebe ich bedauernd die Schultern und lächle sie an.
„Mach‘ dir keine Sorgen um mich Mum…“ spreche ich behutsam weiter, wobei ich meine Hände denen meines Vaters entziehe und stattdessen ihre Hände in meine nehme und ihr einen Kuss auf die Fingerknöchel gebe.
„… außerdem wolltest du doch ständig, dass ich wieder nach Hause komme. Was ist, wenn sie mir wieder einen Job in Ägypten anbieten, wo ich dort dann vielleicht wirklich für Monate beschäftigt bin?
Löcherst du mich dann auch wieder jeden Tag damit, dass du mich lieber bei dir zu Hause hättest, wie ein kleines Kind? Ich bin erwachsen, Mum!“ blicke ich ihr fragend in die Augen, wobei ihr Gesicht einen düsteren Eindruck annimmt.
„Ja, ich weiß! Ich sollte das nicht tun…“ flüstert sie schuldbewusst und sieht mir traurig in die Augen.
„… aber was soll ich denn machen? Du bist mein Ein und Alles und ich liebe dich nun mal Matt und ich habe immer Angst davor, dass dir irgendetwas passieren könnte. Ich will dich einfach nicht verlieren, schließlich bist du mein einziger Sohn.“
„Mum!“ sage ich bestimmt und nehme ihre Hände fest in meine.
„Du hast aber auch noch eine Tochter die dich ebenso braucht! Kylie war schon immer eifersüchtig darauf, dass du mich ständig bevorzugt hast. Vielleicht solltest du dich auch einmal etwas mehr um sie kümmern. Sie liebt dich auch!“ gebe ich ihr zu verstehen und denke an die elektronische Korrespondenz mit meiner Schwester, als ich in Palenque war.
„Ich weiß ja…“ sagt sie seufzend.
„… ich war nicht immer gerecht Kylie gegenüber, aber sie ist ja nun auch fort und sie ist eben so ganz anders als du! Was soll ich denn machen?“ fragt sie schulterzuckend.
„Mummy, du kannst ihr auch Mails schreiben. Sie würde sich bestimmt freuen und außerdem hast du doch noch Dad!“ zwinkere ich meinem Dad verschmitzt zu.
„Er hat dich damals aus Liebe geheiratet und ich denke, er liebt dich noch immer, sonst wäre er schon längst nicht mehr hier.
Wie wäre es, wenn du auch ihm ab und zu zeigst, dass du ihn ebenfalls noch liebst? Verbringe deine Zeit mit ihm, er hat es durchaus verdient meinst du nicht?“ frage ich sie sanft und wohlwissend, dass sie Dad eine sehr lange Zeit vernachlässigt hat, in der sie ihre ganze Liebe auf mich gerichtet hat und das sind immerhin schon dreiundzwanzig Jahre!
Es wundert mich manchmal wirklich, dass Dad das Ganze so lange ausgehalten hat und er muss Mum tatsächlich sehr lieben.
Er blickt sie schmunzelnd von der Seite an, wobei er sacht seinen Arm um ihre Schultern legt, sie an sich zieht und ihr einen sanften Kuss auf die Wange drückt, was ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubert.
„Ich weiß Matt! Du hast ja Recht! Ich will es versuchen!“ sagt sie leise und schaut meinem Dad tief in die Augen, welcher ihr nun einen zärtlichen Kuss auf die Lippen drückt.
Etwas verlegen schaue ich auf meine Armbanduhr und murmle wie beiläufig „Was schon so spät? Mum, Dad! Ich glaube ich verziehe mich lieber auf mein Zimmer und versuche heute Nacht ein wenig mehr zu schlafen als gestern!“
Somit stehe ich auf, lächle die beiden noch einmal an und mache mich auf den Weg in mein altes Kinderzimmer wo ich mich bis auf die Shorts ausziehe und mich erschöpft, vom vielen Erzählen in die Kissen kuschle.
Und tatsächlich falle ich in einen tiefen traumlosen Schlaf, der mich am nächsten Morgen erholt und ausgeruht aufwachen lässt.
Neun Wochen später!
Anfang bis Mitte Januar habe ich mich wieder einigermaßen gefangen und bringe es wenigstens fertig nicht mehr jede Sekunde an Saundra zu denken.
Obwohl mich die Sehnsucht nach ihrem weichen Körper mit ihrem betörenden Duft und jede einsame Nacht, die ich allein in meiner Wohnung verbringe, grausam plagt.
Nachdem ich mit meiner kompletten Familie Weihnachten und Sylvester in trauter Gemeinsamkeit verbracht habe, besuche ich seit fünf Tagen einen Kurs für mittelamerikanische Geschichte, weil an der Universität derzeit tatsächlich kein geeigneter Lehrstuhl für mich frei war.
Gleichzeitig hat man mir die Grabungsleitung für ein Projekt in Luxor angeboten, aber ich bin noch am überlegen, ob ich wirklich wieder für Monate im Staub der Wüste Ägyptens und ihrer sengenden Sonne arbeiten möchte.
Zudem rief mich Lázló gestern an, um mir einen Auftrag in Ungarn anzubieten.
Er hätte dort Anhaltspunkte gefunden dass auf der Burg Nádasdy, wo seine Vorfahrin die Gräfin Erzébet Báthory einige ihrer Lebensjahre verbracht hat, irgendetwas Bedeutendes versteckt sein soll.
Weil ich aber weder ihm noch Saundra erneut begegnen will habe ich den Vorschlag dankend abgelehnt.
Insgeheim denke ich vor allem, dass ich das Glitzern in den Augen von Lázló emotional nicht ertragen kann, weil er die gleichen Augen hat wie Saundra.
Obwohl er immer noch mein Gehalt zahlt und ich deswegen schon ein schlechtes Gewissen habe versicherte ich ihm, dass ich bald selbst wieder in Lohn und Brot stehe und zog während des Gesprächs gedanklich den Job in Ägypten doch wieder in Erwägung.
Meine Schwester Kylie ist kurz nach Sylvester wieder nach Boston geflogen und ich besuche sonntags meistens meine Eltern, so wie heute, um mir die Langeweile zu vertreiben.
Dad ist kurz nach draußen in den Schuppen gegangen, um Holz für den gemütlichen Kachelofen zu holen, der bei meinen Eltern im Wohnzimmer steht und immer eine wohlige Wärme verbreitet.
Unterdessen helfe ich Mum in der Küche Gemüse für den Lunch zu schneiden, als plötzlich ein schwarzer Sportwagen die Straße heraufjagt und vor unserer Veranda neben meinem alten klapprigen Buick Regal Baujahr neunzehnhundertneunundneunzig anhält.
Nach einem intensiven Blick aus dem Fenster erkenne ich erschreckt einen Mercedes SLS AMG.
„Scheiße Mum! Das ist Saundra!“ rufe ich erschrocken aus und lasse das Messer unvermittelt fallen.
„Ich gehe nach oben! Ich will sie nicht sehen! Bitte halte sie mir vom Leib!“ bitte ich sie und verlasse hastig die Küche.
Überstürzt eile ich die Stufen nach oben und drücke mich an einer Stelle an die Wand, wo man mich von unten nicht sehen kann.
Verdammt!
Was will sie hier?
Hat Lázló sie geschickt um mich für den Job in Ungarn zu überreden?
Ja, natürlich!
So wird es sein! Denn was sollte sie sonst schon hier wollen … mich wollte sie ja nicht!
Kurz darauf klingelt es auch schon an der Eingangstür und ich kann hören wie Mum die Tür öffnet.
„Was wollen Sie hier?“ begrüßt sie Saundra in einem unfreundlichen Tonfall.
„Entschuldigung Mrs. Bolder?“ höre ich Saundra lieblich fragen.
„Ich bin Saundra Dunaway, guten Tag! Ich habe mir sagen lassen, dass Matt bei Ihnen wäre. Ich müsste ihn dringend sprechen bitte! Es ist sehr wichtig!“
„Sie sind das also, die meinen Sohn so unglücklich gemacht hat?“ bellt Mum forsch zurück.
„Ja, er ist hier, aber für Sie ist er nicht zu sprechen. Er will Sie nicht sehen, also verlassen Sie augenblicklich unser Grundstück.“
„Bitte Mrs. Bolder! Nur kurz! Ich muss ihm etwas Wichtiges sagen. Bitte darf ich herein kommen!“ fleht Saundra meine Mutter regelrecht an und ich schlucke betreten den Kloß hinunter, der sich in meinem Hals bildet als ich ihre Stimme höre.
„Ich sagte doch schon, er will Sie nicht sehen, also gehen Sie oder ich rufe die Polizei!“ bleibt Mum weiterhin unfreundlich.
„Mrs. Bolder, bitte!“ bettelt Saundra weinerlich weiter und ruft dann laut.
„Matt! Matt bitte! Ich muss mit dir reden, mir ist in den letzten Wochen vieles klar geworden…“
„Verschwinden Sie endlich und lassen Sie meinen Sohn in Ruhe!“ unterbricht meine Mum sie laut und zischend wie eine Schlange und ich kann hören wie sie die Haustür zuknallt.
„Matt! Bitte! Hör‘ mich doch wenigstens an!” ruft Saundra von draußen durch die geschlossene Eingangstür und ich halte mir kopfschüttelnd die Ohren zu.
Damit ich am Ende nicht doch noch weich werde lasse ich mich an der Wand entlang herunterrutschen, so dass ich meinen Kopf auf den Knien bergen kann und spüre leichte Kopfschmerzen aufkommen.