Читать книгу Somber Side of Love - Teil 2 Ungarn - M. B. Bolder - Страница 7
Kapitel 5
ОглавлениеFast beschwingt kehre ich aus meiner letzten Sitzung von Dr. Perez zurück, denn jetzt weiß ich ja dass Saundra wieder aufwachen wird und wir die Möglichkeit haben uns auszusprechen und ich fühle mich endlich, nach über zwei Monaten, wieder etwas gefestigt.
Vor allem weiß ich jetzt, dass sie mich wirklich liebt, denn meine Zurückweisung bestand ja nur aus einem Missverständnis und ich mache mir trotz der Besuche bei Dr. Perez immer noch Vorwürfe deswegen.
Lázló begrüßt mich mit einem Lächeln.
„Und?“ frage ich erwartungsvoll und er schüttelt mit dem Kopf.
„Noch keine Veränderung, aber Dr. Spector sagte ja schon, dass der Aufwachprozess unter Umständen sogar Tage dauern kann.“
„Ich hoffe nicht! Ich möchte so gerne wieder mit ihr sprechen und ihr vor allem erklären, warum ich sie abgewiesen habe. Das hätte ich gleich machen sollen, statt vor ihr weg zu laufen.“ presse ich schuldbewusst die Lippen aufeinander.
„Matt! Sie sollen sich doch nicht weiter Vorwürfe machen! Ich kann ihr Handeln durchaus verstehen und Saundra wird es im Nachhinein auch verstehen. Sie werden sehen. Es wird alles wieder gut!“ raunt er und drückt tröstend meine Hand.
Er nickt mir zudem augenzwinkernd zu, wobei er mir gleichzeitig wieder seinen Stuhl anbietet.
Dankbar setze ich mich, nehme Saundras Hand und hebe sie sanft an meine Lippen. Ich hauche ihr einen Kuss darauf und flüstere leise.
„Es tut mir so leid Saundra! Bitte wach’ doch auf! Bitte!“
„Matt!“ spricht mich Lázló sacht von hinten an.
„Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie heute mit Saundra allein lasse?“
„Nein! Warum?“ sage ich verwundert und frage mich insgeheim warum er denn ausgerechnet jetzt nicht hier bleiben will, wo Saundra wieder aufwachen soll?
„Ich müsste mich dringend um ein paar geschäftliche Dinge kümmern die ich von hier aus leider nicht machen kann.
Ich mache sie lieber von Ihrer Wohnung aus. Sie wissen ja wie Sie mich erreichen falls sich irgendetwas ändert.“ sagt er bedauernd und ich nicke nur zustimmend.
Den ganzen Nachmittag über erzähle ich Saundra zum x-ten Mal in diesen Tagen unsere Erlebnisse in Palenque und Veracruz und bitte sie zwischendurch immer wieder verzweifelt endlich aufzuwachen.
Das Ganze ist begleitet von Küssen auf ihre Hand, ihren Arm und ihre Wange, während Schwester Loredana regelmäßig ihren Rundgang macht.
Erst spät am Abend beginnen Saundras Augenlider zu flattern und ich sitze erwartungsvoll neben ihr wie auf heißen Kohlen und warte darauf, dass sie endlich die Augen aufschlägt, wobei ich ihre Hand und ihren Arm zart streichle.
Mein Blick ist stur auf ihr Gesicht und ihre Augen gerichtet, denn ich will auf keinen Fall den Moment verpassen, in dem sie wach wird und sie seufzt kurz auf.
Doch danach hört das Flattern der Augenlider urplötzlich wieder auf und sie schläft weiter wie vorher auch.
Irgendwann in dieser Nacht muss ich neben ihr im Sitzen eingeschlafen sein, denn die Nachtschwester rüttelt mich gütig an der Schulter und flüstert.
„Mr. Bolder! Aufwachen Sir! Es ist schon Morgen!“
Völlig krumm liege ich mit dem Kopf auf der Matratze neben Saundras Bauch und ein stechender Schmerz durchzuckt meinen Rücken, wodurch ich schlagartig hellwach bin und ich versuche mich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu strecken.
„Hat sich in der Nacht irgendetwas getan, Schwester Loredana?“ frage ich erschrocken.
„Nein, nein! Alles unverändert! Miss Dunaway hat geschlafen und Sie scheinbar auch recht gut, denn ich habe mehrfach versucht Sie wachzurütteln damit Sie lieber ins Bett gehen, aber da war leider nichts zu machen.“ lächelt sie mich an und hebt bedauernd die Schultern.
Mit Rückenschmerzen erhebe ich mich und begebe mich ins Bad, denn ich weiß dass sich die beiden Schwestern jetzt wieder intensiv um Saundra kümmern.
Sie waschen sie gründlich und beziehen das Bett neu, wechseln den Urinbeutel und verrichten dergleichen andere Tätigkeiten.
Deshalb stelle ich mich kurz unter die heiße Dusche, was meinem Rücken unheimlich gut tut, aber anscheinend habe ich aber länger gebraucht als ich dachte.
Denn als ich zurückkomme sind die beiden Schwestern schon weg, mein Frühstück dampft auf dem kleinen Tisch und verströmt einen köstlichen Geruch nach schwarzem Kaffee und Rührei was mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt.
Deshalb sehe ich nur kurz zu Saundra und stelle fest, dass sie immer noch unverändert tief schläft.
Somit setze ich mich und genieße das köstliche Mahl, wobei ich sie keine Sekunde aus den Augen lasse.
Nach dem opulenten Frühstück setze ich mich wieder an Saundras Bett, erzähle ihr immer wieder die gleichen Geschichten und halte ihre Hand ganz fest.
Stumm schicke ich Gebete zum Himmel, was ich schon ewig nicht mehr gemacht habe, damit sie endlich aufwacht und ich wieder in ihre grünen Augen blicken darf, welche manchmal glitzern wie tausend Smaragde in der Sonne.
Lázló lässt mir über die Schwester ausrichten, dass er sich heute etwas verspäten wird und irgendwann, es wird wohl schon Nachmittag sein denn ich habe schon lange kein Zeitgefühl mehr, beginnen Saundras Augenlider erneut zu flattern und ein Seufzen dringt aus ihrer Kehle.
„Saundra hörst du mich?“ frage ich sie verzweifelt.
„Bitte, wach’ doch endlich auf! Ich liebe dich, Darling! Bitte mach’ doch endlich deine Augen auf und sieh’ mich an.“
Tief bewegt kann ich die Tränen nicht mehr aufhalten, welche schon längst in meine Augen drängen und nun ungehindert meine Wangen hinabrollen und als ob der Himmel meine Gebete gehört hätte, schlägt Saundra tatsächlich die Augen auf, sieht mich verwundert an und formt tonlos mit den Lippen.
„Matt! Du?“
„Schschsch!“ gebe ich sanft zurück und wische meine Wangen mit dem Hemdsärmel trocken.
„Nicht sprechen! Es ist alles gut! Jetzt wird alles gut, Darling!“ flüstere ich und drücke dabei ihre Hand und ihren Arm ganz fest, während mein Atem aufgeregt schneller geht und ich meine Gefühle kaum unter Kontrolle halten kann.
„Ich liebe dich Saundra! Über alles! Es wird alles gut werden, vertrau’ mir! Wir werden alles schaffen!“ raune ich weiter und drücke ihr einen tiefen Kuss auf die Innenseite ihrer Hand, die ich weiter an meinen Lippen halte und setze aufgelöst hinzu.
„Es tut mir so leid, Saundra! Ich wollte nicht, dass dir etwas passiert! Bitte glaube mir, das war nie meine Absicht…“ dabei sehe ich aus dem Augenwinkel, dass das alles zu viel für sie ist und sie wieder ins Reich der Dunkelheit abtaucht noch bevor ich Dr. Spector rufen kann.
Glücklich schließe ich meine Augen, berge meine Stirn in ihrer Hand und seufze tief.
Dem Himmel sei Dank!
Sie war zumindest schon einmal wach.
Lázló erscheint fast zeitgleich mit Dr. Spector als es draußen schon längst dunkel ist.
„Tut mir leid, Matt, das Ganze hat sich heute so in die Länge gezogen, dass ich es einfach nicht früher geschafft habe. Und? Wie sieht’s aus?“ fragt er Saundra ins Gesicht blickend.
„Vor etwa zwei Stunden war sie ganz kurz wach und hat mich auch erkannt, aber sie ist sofort wieder eingeschlafen, deshalb habe ich Sie auch gar nicht gerufen Doktor.“ sage ich zu ihm gewandt, welcher Saundra gerade abhört.
„Ja, das dachte ich mir schon, dass sie das erste Mal nur ganz kurz wach wird, aber das ist ganz normal und braucht uns nicht zu beunruhigen.
Wichtig ist jetzt vor allem, dass sie nicht allein ist, wenn sie das nächste Mal wach wird, aber Sie weichen ja sowieso nicht von ihrer Seite.
Das finde ich im Übrigen sehr bewundernswert, so etwas schaffen nicht viele Männer. Ansonsten ist alles in bester Ordnung! Sie rufen mich, wenn sie das nächste Mal vielleicht etwas länger wach wird.“ nickt er mir dabei aufmunternd zu und verabschiedet sich wieder.
Nach etwa zwei Stunden wird Saundra unruhig und man kann Augenbewegungen unter ihren geschlossen Lidern erkennen.
Sanft versuche ich sie zu beruhigen indem ich besänftigend auf sie einspreche und gleichzeitig ihren Arm streichle.
„Ich glaube wir sollten nach Dr. Spector rufen.“ sagt Lázló und drückt auf die Klingel, die zunächst die Schwester auf den Plan ruft.
Als diese jedoch sieht, dass Saundra so unruhig ist macht sie auf dem Absatz kehrt und ruft offenbar nach dem Arzt, der kurze Zeit später erscheint.
„Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen, sie träumt offenbar etwas aufregendes, möglicherweise vielleicht sogar vom Unfall selbst.“ sagt er, beugt sich zu ihr hinunter und rüttelt sie an der Schulter.
„Miss Dunaway? Können Sie mich hören? Aufwachen! Hallo, hören Sie mich?“
Plötzlich schlägt Saundra doch die Augen auf, schaut Dr. Spector mit großen Augen an und öffnet den Mund, als ob sie etwas sagen möchte, doch dieser legt ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen.
„Noch nicht sprechen Miss Dunaway! Ich bin Dr. James Spector und Sie sind im Krankenhaus. Sie hatten einen schweren Unfall, aber wie es aussieht werden Sie wieder ganz gesund werden. Sie dürfen nur die nächsten Wochen das Bett nicht verlassen!“ sagt er sanft, zieht die Augenbrauen etwas nach oben und lächelt sie an, während sie die Augen wieder schließt.
„Einen Unfall?“ flüstert sie leise.
Sacht ziehe ich ihre Hand wieder an meine Lippen und küsse ihre Fingerspitzen, was sie dazu bringt ihren Kopf zu mir zu drehen und erneut die Augen zu öffnen.
„Matt…?“ raunt sie fast tonlos mit rauem Hals, mehr bringt sie nicht hervor und schluckt hart.
„Darling es tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass dir etwas geschieht. Ich liebe dich doch Saundra!“ versichere ich ihr leise, aber mehr kann ich vorerst gar nicht sagen und der Arzt reicht mir ein Zitronenstäbchen, damit ich ihre Lippen damit befeuchten kann und ihr das sprechen leichter fällt.
„Was ist passiert?“ fragt sie matt.
„Du bist vor ein Auto gelaufen als du mich einholen wolltest.“ antworte ich tränenerstickt.
„Aber ich erinnere mich gar nicht daran! Ich saß die ganze Nacht vor deiner Tür, mehr weiß ich nicht mehr.“ flüstert sie leise.
„Lass’ uns das alles später besprechen bitte! Ich bin nur so froh, dass du endlich wieder wach bist!“ lächle ich sie an und küsse abermals ihre Fingerspitzen als Lázló hinter mich tritt und damit in Saundras Blickfeld.
„Dad? Du bist auch da?“ raunt sie überrascht und Lázló streichelt sanft ihre Wange.
„Natürlich mein Mädchen, du bist doch mein Ein und Alles. Zu Hause wäre ich nur verrückt geworden vor Sorge!“ sagt er sanft.
Erschöpft schließt Saundra erneut die Augen und flüstert leise.
„Ich bin so müde!“
Dabei schläft sie wieder ein und begibt sich ins Reich der Träume.
„Lassen Sie sie schlafen, das wird ihr gut tun. Aber ich bin sehr zufrieden mit ihr, es gibt keine Sprachstörungen und wenn die Erinnerungslücke nicht größer ist, dann ist neurologisch gesehen alles in Ordnung mit ihr.
Jetzt kann ich zufrieden Feierabend machen und wünsche Ihnen allen eine gute Nacht. Wir sehen uns dann morgen früh wieder.“ nickt Dr. Spector lächelnd kurz mit dem Kopf und verlässt das Zimmer.
Auch Lázló und ich lächeln uns gegenseitig erleichtert an.
„Ja, dann werde ich mich auch verabschieden, heute ist es richtig spät geworden. Ich komme dann morgen Nachmittag wieder.
Morgen Vormittag habe ich leider noch etwas zu erledigen.“ zuckt er entschuldigend mit den Schultern und geht ebenfalls, so dass ich wieder mit Saundra allein bin, aber um einiges glücklicher als noch vor ein paar Stunden.
Bis etwa Mitternacht sitze ich noch an Saundras Bett und betrachte einfach nur ihr schönes Gesicht, trotz der Schürfwunden, welche aber schon langsam abheilen.
Doch dann schickt mich die Nachtschwester streng ins Bett.
„Mr. Bolder, Sie brauchen auch ihren Schlaf, es wird langsam Zeit. Sie wollen doch morgen Früh ausgeschlafen sein oder etwa nicht!“
„Ja, natürlich!“ antworte ich knapp, denn sie hat ja Recht und ich schlafe kurz darauf tatsächlich auch gleich ein.
Am Morgen weckt mich abermals der Duft nach frischem Kaffee und gebackenen Croissants, welche mich an Miguel erinnern und damit den Wunsch nach seiner wunderbaren Madre Tierra in mir aufsteigen lassen.
Nur werde ich hier im Krankenhaus kaum Glück damit haben und schlage lächelnd die Augen auf, sehe neugierig zu Saundras Bett hinüber und stelle fest, dass sie schon wach ist und Schwester Megan ihr bereits Tee einflößt.
Augenblicklich hüpfe ich aus dem Bett und stürze auf sie zu.
„Saundra, du bist ja schon wach? Warum haben Sie mich nicht geweckt Schwester Megan?“ blicke ich die Schwester fragend an, welche mir grinsend antwortet.
„Weil Sie Sir, ebenfalls Ihren Schlaf brauchen, außerdem bin ich ja hier.“ lässt sie schulterzuckend Saundra weiter aus der Schnabeltasse trinken, bis diese sich erschöpft zurück auf das Kissen fallen lässt.
Dicht beuge ich mich zu ihr hinunter, um direkt vor ihrem Gesicht halt zu machen und ihr in die grünen Augen zu blicken.
„Saundra! Wie schön, dich wach zu sehen.“ raune ich, lege dabei meine Hand hinter ihr Ohr und den Daumen auf ihr unverletzte Wange und streichle sie zart und liebevoll.
„Matt! Es ist so schön, dass du da bist!“ raunt sie, doch dabei fallen ihr schon wieder die Augen zu und sie haucht nur noch hinterher.
„Ich liebe dich!“
Zärtlich berühre ich ihre Lippen mit den meinen und flüstere leise.
„Ich dich auch, Darling! Für immer!“
Dabei atme ich tief durch, löse mich nur langsam von ihrem Anblick und setze mich lächelnd an den Frühstückstisch wo ich gespannt die Abdeckhaube des Tabletts hebe und in Erstaunen fast erstarre.
„Schwester Megan? Wo kommt das denn her?“ frage ich verblüfft.
„Was denn?“ fragt sie nebenbei, während sie Saundras Urinbeutel wechselt und blickt kurz auf.
„Ach das? Das hat Mr. Dunaway extra für Sie bei unserm Koch bestellt und ihm sogar ein Rezept dafür gegeben. Ich habe keine Ahnung, was das sein soll! Er nannte es irgendwie Madre…“
Sie überlegt angestrengt und stirnrunzelnd, kommt aber nicht darauf.
„… ach, ich weiß es nicht mehr! Irgendetwas Mexikanisches jedenfalls. Schönen Tag, Sir!“ lächelt sie, trollt sich aus dem Zimmer und ich kann mich nur kopfschüttelnd über die Madre Tierra hermachen.
Zwar hat sie Miguel nicht gemacht, aber zumindest hat er offensichtlich sein Rezept dafür herausgerückt und sie schmeckt tatsächlich fast genauso gut wie bei ihm.
Eine schöne Idee von Lázló und ich frage mich wie viel sie ihm wohl, gerechnet in Dollar, wieder gekostet haben mag?
Erst gegen Mittag wird Saundra erneut wach und diesmal scheint sie nicht ganz so erschöpft zu sein als die anderen beiden Male und sie bringt sogar ein Lächeln zustande.
„Matt! Ich bin so glücklich, dass du da bist! Ich hatte solche Sehnsucht nach dir, dass ich es gar nicht beschreiben kann.“ sagt sie leise.
„Ich habe mich doch auch nach dir gesehnt, aber ich hatte Angst davor, von dir noch einmal so sehr verletzt zu werden, weil ich dachte, dass dein Vater dich geschickt hat.
Nur deshalb habe ich dich abgewiesen, dabei hätte ich so gerne den Duft deiner Haut und deiner Haare gerochen und dich in meinen Armen gespürt, aber ich konnte es einfach nicht.
Es tut mir so leid, Saundra, ich wollte das doch nicht.“ antworte ich verzweifelt und küsse abermals ihre Fingerspitzen.
„Aber wenn das nicht passiert wäre, das wärst du jetzt nicht hier und wir würden nicht miteinander reden, also hatte es doch etwas Gutes an sich …“ raunt sie.
Schnell lege ich jedoch meinen Zeigefinger auf ihre Lippen und blicke ihr kopfschüttelnd in die Augen.
„Saundra, bitte sag’ so etwas nicht! Sag nicht, dass es etwas Gutes an sich hatte. Du hättest bei dem Unfall sterben können, weißt du das eigentlich?
Du warst sogar zeitweise in Lebensgefahr! Du hast fünf Tage im künstlichen Koma gelegen, hast eine Bluttransfusion bekommen, weil du fast verblutet wärst und du darfst in den nächsten Wochen das Bett nicht verlassen.
Das ist alles nur meine Schuld, weil ich dir nicht zugehört habe.“ sage ich leise, senke traurig den Kopf und seufze tief.
„Aber du kannst doch nichts dafür, dass ich vor ein Auto gelaufen bin, ich hätte eben einfach besser aufpassen müssen.“ sagt sie entschuldigend.
„Du bist doch nur vor den Wagen geraten, weil du mir völlig aufgelöst nachgelaufen bist und das auch nur, weil ich dich im Treppenhaus einfach stehen ließ statt mit dir zu reden.“ antworte ich, kaue beklommen auf meiner Unterlippe herum und es fällt mir schwer ihr in die Augen zu sehen.
„Nein Matt, es ist nicht deine Schuld. Wenn jemand Schuld hat, dann bin ich es selbst und ich kann dich absolut verstehen, dass du mich nicht mehr sehen wolltest nachdem ich dich in Palenque so unsensibel und kaltherzig abserviert habe.
Das tut mir inzwischen auch entsetzlich leid, aber zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht was ich wirklich für dich empfinde.
Das habe ich erst nach und nach in Los Angeles gemerkt als ich dich immer mehr vermisst habe. Deine blauen Augen, dein weiches Haar, deine Stimme, den Geruch und den Geschmack deiner Haut … einfach alles was zu dir gehört.
Und als ich an dem Punkt ankam, wo ich Tag und Nacht jede Sekunde an dich denken musste und die Sehnsucht schon fast körperlich weh tat, da wurde mir schlagartig klar dass es Liebe sein muss.
Folglich habe ich mich mitten der Nacht ins Auto gesetzt und bin einfach losgefahren.“ erzählt sie mit weicher Stimme und entlockt mir damit ein kleines Lächeln.
„Was soll ich dazu jetzt sagen Darling! Mir ging es seit Palenque auch nicht gut. Es ging mir geradezu dreckig und ich habe mich wochenlang in meiner Wohnung verkrochen, hauptsächlich auch wegen der Presse die mich ständig bedrängte und ich habe verzweifelt versucht dich zu vergessen, aber es ist mir nicht wirklich gelungen.
Du warst immer und überall in meinem Kopf und ich habe mich gefühlt wie ein geprügelter Hund, den man irgendwo ausgesetzt hat.“ gebe ich leise zu und spiele nachdenklich mit ihren Fingern.
„Aber jetzt bist du ja da und es wird alles wieder gut werden Saundra. Jetzt lasse ich dich nie mehr los, nie mehr!“ lächle ich sie an und sie lächelt liebevoll zurück.
„Bitte küss’ mich!“ flüstert sie und spitzt die Lippen.
Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen, küsse sie lang und zärtlich auf den Mund und sehe ihr danach tief in die Augen, wobei sie „Mehr!“ haucht.
Erneut küsse ich sie auf den Mund und wir können beide gar nicht genug davon bekommen bis plötzlich Lázlós Stimme ertönt.
„Naa! Meiner Tochter scheint es ja schon wieder ganz gut zu gehen, wenn die beiden Turteltäubchen schon wieder knutschen können?“
Nur ungern löse ich mich von ihr und senke betreten den Blick.
„Habt ihr euch endlich ausgesprochen? Ist alles wieder in Ordnung zwischen euch?“ fragt er weiter, wobei wir uns gegenseitig angrinsen und gleichzeitig mit dem Kopf nicken.
Lázló tritt an das Fußende von Saundras Bett und fragt nun ernst.
„Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?“
„Körperlich meinst du?“ fragt Saundra zurück und Lázló nickt mit zusammengekniffenen Lippen.
„Naja, ich weiß nicht! Da bin ich mir noch nicht ganz schlüssig, irgendwie spüre ich jeden einzelnen Knochen und die Schürfwunden brennen etwas, aber eigentlich ist alles erträglich. Bloß hat mir bis jetzt noch keiner so richtig gesagt, was mir eigentlich fehlt.“ sagt sie nachdenklich.
Lázló klärt sie sachlich und umfangreich über ihre Verletzungen auf und bringt ihr schonend bei, dass sie wegen des angebrochenen Beckens die nächsten vier Wochen nicht aufstehen darf und danach Krankengymnastik machen muss, wovon sie allerdings wenig begeistert ist und betretenes Schweigen eintritt.
„Aber Saundra mir wird gerade erst so richtig bewusst, dass du die ganze Strecke mit dem Auto gefahren bist? Das sind doch über zweitausendsiebenhundert Meilen?“ unterbreche ich die ungewöhnliche Stille.
„Ja, ich wollte einfach nur zu dir und bin tagsüber gefahren und habe drei Mal in einem Motel direkt an der Interstate übernachtet, da war der Zeitverlust am geringsten, aber das ist doch jetzt egal.
Die Hauptsache ist doch, dass ich jetzt da bin und noch wichtiger ist, dass du da bist.“ lächelt sie glücklich und ich hauche ihr erneut einen Kuss auf die Lippen, beende ihn aber ziemlich schnell und etwas verschämt in Hinsicht von Lázlós Anwesenheit und wende mich ihm zu.
„Ach, da fällt mir ein … vielen Dank übrigens für die Madre Tierra heute Morgen, Lázló! Das war eine tolle Überraschung!“ bedanke ich mich höflich und Lázló grinst.
„Ich habe mir schon gedacht, dass Sie sich sicher darüber freuen würden und habe Miguel telefonisch das Rezept aus den Rippen geleiert.
Der Koch in der Klinikküche war zwar nicht begeistert, aber gegen eine kleine Finanzspritze hat er es dann doch gemacht. Hat sie wenigstens geschmeckt?“ will er wissen.
Wusste ich es doch, dass er den Koch erst kaufen musste.
„Ja, allerdings! Zwar nicht ganz so, wie bei Miguel, aber sie hat sehr gut geschmeckt. Vielen Dank!“ sage ich lächelnd.
Saundra ist unterdessen wieder eingeschlafen und Lázló räuspert sich verlegen.
„Matt! Darf ich Sie noch einmal ansprechen, wegen Europa? Vielleicht überlegen Sie es sich noch einmal, jetzt wo mit Saundra wieder alles im Lot ist! Oder haben Sie etwa den Job in Ägypten schon fest zugesagt?“ fragt er vorsichtig.
„Nein, ich habe noch nicht zugesagt, aber ich habe bis jetzt auch gar nicht mehr darüber nachgedacht! Ich werde es mir überlegen, wenn das in Ordnung für Sie ist!“ antworte ich unschlüssig.
„Gut! Dann überlegen Sie es sich, aber ich hätte gerade Sie schon ganz gerne dabei gehabt und es reicht auch durchaus wenn wir erst fahren, wenn Saundra wieder gesund ist. Das eilt überhaupt nicht!“ sagt er weich.
„Aber da fällt mir noch etwas ein! Warum haben Sie Ihre Kreditkarte eigentlich nie benutzt, die ich Ihnen geschenkt hatte?
Sie haben lediglich Ihren Rückflug damit bezahlt und sie danach nie mehr in Gebrauch gehabt, so war das ursprünglich nicht von mir gedacht.“
„Ja… ähm… was soll ich jetzt sagen?“ stottere ich aufgeregt herum mit dem Gedanken daran, wie ich sie erhalten habe.
„Hernán hat sie mir einfach so gegeben und ich wusste zunächst gar nicht, wie mir geschieht und weil mir dann erst eingefallen ist, dass ich den Flug ja direkt bezahlen muss ist mir plötzlich bewusst geworden, dass mein privates Konto zu dem Zeitpunkt gar nicht genug her gegeben hätte.
Nur aus diesem Grund habe ich sie dann auch benutzt!
Aber für danach habe ich keinen Gedanken mehr daran verschwendet, denn es steht mir nicht zu auf Ihre Kosten zu leben.
Immerhin zahlen Sie sowieso mein Gehalt weiter, ohne dass ich eine Leistung dafür bringe und das ist mir schon peinlich genug.
Ich dachte, wenn ich zurückkomme hat Collins gleich wieder eine Dozentenstelle für mich frei, aber dem war leider nicht so und ich war dann sogar dankbar, dass mir der Job in Ägypten angeboten worden ist.
Obwohl ich zunächst noch zögerte, weil ich weiß dass es ein Knochenjob ist und wenn das mit Saundra nicht passiert wäre, dann hätte ich ihn wohl angenommen, nur um aus meiner Schuld Ihnen gegenüber heraus zu kommen.
Nie im Leben wäre es mir eingefallen diese Kreditkarte für etwas anderes zu benutzen als lediglich für den Rückflug.“ konstatiere ich.
„Matt?“ fragt er verständnislos.
„Haben Sie denn nie auf das Ausstellungsdatum geschaut? Ich habe sie genau an dem Tag beantragt als Sie die Grabkammer gefunden haben.
Diese Kreditkarte hatte nie etwas mit Saundra oder mit Ihrem Rückflug zu tun, sondern damit dass ich Ihnen unendlich dankbar dafür bin, dass Sie die Krypta gefunden haben.
Natürlich hätte ich sie Ihnen gerne selbst gegeben, das wollte ich während der Pressekonferenz machen, aber Sie zogen es ja vor, dank meiner geliebten Tochter, vorzeitig abzureisen.“ kneift er bedauernd die Lippen zusammen und schüttelt fast unmerklich den Kopf.
„Doch, natürlich ist mir das Ausstellungsdatum aufgefallen, aber das rechtfertigt noch lange nicht, dass ich jetzt auf Ihre Kosten leben darf…“ versuche ich mich zu erklären.
„Moment! Ganz langsam!“ unterbricht er mich.
„Sie haben mich nicht verstanden und lassen wir Ihr mickriges Gehalt einmal ganz beiseite. Das ist überhaupt nicht der Rede wert, das zahle ich gewissermaßen aus der Portokasse!
Ich möchte ganz einfach, dass Sie angemessen leben können, egal ob mit oder ohne Saundra und es steht euch beiden frei was ihr miteinander macht.
Ich will es gar nicht mehr so genau wissen, denn offenbar sind Sie tatsächlich in der Lage sich mit ihr zu arrangieren und darüber bin ich sehr glücklich, aber das alles hat nichts mit dieser Karte zu tun.
Noch einmal … ich bin Ihnen unendlich dankbar dafür, dass Sie diese Grabkammer entdeckt haben, denn ohne diesen, zugegebenermaßen, kleinem Missgeschick würde ich wahrscheinlich noch Jahrzehnte danach suchen.
Das hätte mich auf jeden Fall mehr Geld gekostet, als wenn ich Ihr weiteres Leben finanziere und bei Ihrer Bescheidenheit bin ich mir sicher, dass sie die Gelegenheit nicht überstrapazieren würden, das schafft Saundra schon ganz allein.“ zwinkert er mir lächelnd zu.
„Aber das kann ich auf keinen Fall annehmen, Sir!“ schüttle ich den Kopf.
„Außerdem komme ich mit meinem Gehalt in der Regel wunderbar zurecht und ich habe in Palenque nur meine Arbeit gemacht, die Sie mit meinem Gehalt bezahlt haben.
Zudem war der Fund reiner Zufall, deswegen bedarf es keinen Sonderbonus. Leider habe ich die Karte jetzt nicht dabei, sonst würde ich sie Ihnen auch wieder zurückgeben, das ist absolut nicht nötig.“
„Matt!“ lächelt er sanft.
„Das lasse ich nicht gelten! Wie gesagt ich möchte, dass Sie angemessen leben können und daher werde ich Ihnen auch eine entsprechend große Wohnung suchen, die ich über mein Büro abrechne.
Ihre ehemalige Studentenwohnung, die sie immer noch bewohnen ist zwar sehr gemütlich, aber eindeutig zu klein. Außerdem habe ich eine Putzfrau für Sie eingestellt die sich künftig zweimal in der Woche um Ihre Wohnung und um Ihre Wäsche kümmert.
Welches Auto fahren Sie im Übrigen?“ fragt er überraschend und ich kann im Moment so viele Informationen auf einmal kaum verarbeiten, weil ich einfach nur glücklich bin, dass Saundra und ich uns wieder gefunden haben.
„Wie? Sie haben eine Putzfrau für mich eingestellt? Meine Wohnung mag zwar unaufgeräumt gewesen sein, aber schmutzig war sie nicht…“ echauffiere ich mich.
„Das habe ich auch gar nicht damit gemeint. Natürlich war sie sauber, aber Sie sollten sie nicht selbst putzen müssen, so ist es doch viel bequemer für Sie und spart Ihnen eine Menge Zeit.“ meint er belehrend.
„… und außerdem ist ihre Größe völlig ausreichend, ich wohne dort allein Lázló oder schämen Sie sich etwa für mich, wenn ich wieder mit Saundra zusammen bin?“ beende ich meinen Satz schnell atmend.
Seufzend schließt er kurz die Augen, um mich kurz danach wieder eindringlich anzusehen.
„Nein Matt! Ich schäme mich nicht für Sie! Ich bin im Gegenteil sehr glücklich, dass Saundra sich letztendlich für Sie entschieden hat.
Ich könnte mir keinen Besseren Mann für sie wünschen, aber es geht nicht um Saundra und ihre Ansprüche.
Können oder wollen Sie mich nicht verstehen?
Sie haben mich mit Ihrem Fund zum glücklichsten Menschen auf der Welt gemacht, zumal die DNA-Probe auch noch positiv ausgefallen ist.
K'inich Janaab Pakal I. ist tatsächlich mein Vorfahre!
Das heißt, die Geschichte meiner Urgroßmutter stimmte also und die Auswertung der Schriftzeichen auf der Krone hat die Mumie eindeutig als Pakal ausgewiesen.
Ich möchte mich einfach nur dankbar zeigen und Ihre Bemühungen angemessen honorieren, das ist alles.
Deswegen bitte ich Sie eindringlich darum, diese verdammte Kreditkarte in Zukunft bei Ihren Einkäufen zu benutzen.
Dann sparen Sie meinetwegen ihr Gehalt auf um Saundra irgendwann einen Verlobungsring zu kaufen damit Sie sagen können, dass Sie ihn selbst bezahlt haben.
Also welches Auto fahren Sie?“ grinst er nun und ich schlucke erst einmal verlegen.
Welche Größenordnung von Verlobungsring setzt er denn an, wenn ich dafür mein Gehalt sparen soll und für wie lange soll ich das tun?
Gerade jetzt wird mir wieder bewusst, wie verdammt reich die Dunaways sind und ich zweifle erneut ob ich kleiner Archäologe Saundra in Zukunft genügend bieten kann.
Passe ich überhaupt in die Gesellschaft der oberen Zehntausend?
In diesem Moment glaube ich, dass ich mindestens genauso viel lernen muss wie Chitam, der Indiojunge aus dem Dschungel, aber ich habe ihm gegenüber wenigstens einen winzigen Vorteil … ich kann die Sprache schon.
„Matt?“ rüttelt mich Lázló kurz an der Schulter.
„Träumen Sie?“
Geistig noch abwesend schrecke ich aus meinen Gedanken hoch.
„Wie? Ach … ähm … nein, ich habe nur nachgedacht! Was wollten Sie wissen?“
„Also zum dritten Mal!“ sagt er geduldig und zieht dabei die Augenbrauen etwas nach oben.
„Welches Auto besitzen Sie?“
„Einen Buick Regal! Warum?“ frage ich verwundert.
„Aha! Und welches Baujahr?“ bohrt er weiter.
„Warum ist das wichtig? Ist doch egal! Er fährt, das ist die Hauptsache und er bringt mich von einem Ort zum anderen.
Bis zur Uni brauche ich ihn nicht und bis zu meinen Eltern hat er es bis jetzt allemal geschafft! Warum fragen Sie mich danach?“ frage ich jetzt etwas genervt.
„Weil ich so ein altes Ding in der Nähe ihrer Wohnung habe stehen sehen und mir dabei noch gedacht habe, dass der genau zu Ihnen passen würde, aber sind wir doch einmal ehrlich, so ganz verkehrssicher ist der aber auch nicht mehr, oder?“ grinst er augenzwinkernd.
In dem Moment geht mir so langsam ein Licht auf und ich grinse vorsichtig zurück.
„Oh, nein Lázló, das werden Sie nicht tun, Sie werden mir kein neues Auto kaufen. Mein Buick tut es mit Sicherheit noch eine ganze Weile und er ist durchaus verkehrssicher, immerhin funktionieren die Scheinwerfer, die Blinker, die Bremse und das Gas…“
„Und was funktioniert alles nicht mehr?“ unterbricht er mich düster und beantwortet sich die Frage selbst.
„Die Heckscheibenheizung, die Heizung und die Lüftung allgemein, der Wagen verliert Öl und Kühlwasser und die Scheibenwaschanlage ist auch schon seit einiger Zeit ausgefallen, der Kofferraum klemmt ab und an und er springt manchmal gar nicht an wenn es kalt ist!“
Er macht eine kurze Pause indem er mich mit runzelnder Stirn anblickt.
„Aber, woher wissen Sie das?“ frage ich zunächst verblüfft, bis mir meine Nachbarin einfällt.
„Ach ja, natürlich Mrs. White ist aus dem Urlaub zurück und offenbar sehr mitteilungsbedürftig.“ stelle ich fest, lege die Stirn in meine linke Hand und reibe mir die Augen.
„Sie konnte ihren Mund wieder einmal nicht halten, nicht wahr? Dabei ist sie eigentlich eine ganz Liebe, aber leider auch eine alte Tratschtante, das hätte ich mir schon fast denken können.“ blicke ich kopfschüttelnd wieder zu Lázló auf.
„Also pflichten Sie mir im Grunde bei, dass schon längst ein neuer Wagen fällig wäre?“ grinst er nun über das ganze Gesicht und ich gebe mich geschlagen.
„Ja, Sie haben ja Recht! Er hat so langsam seine Macken, aber ich kann dennoch nicht zustimmen, dass Sie mir…“
Staunend und mit offenem Mund stocke ich mitten im Satz als er mir einen Autoschlüssel vor die Nase hält und ihn locker baumeln lässt.
„Bitte! Lázló! Das ist einfach zu viel, das kann ich beim besten Willen nicht mehr annehmen! So viel habe ich für Sie doch gar nicht gemacht!“ raune ich ihm nur noch zu und sehe staunend auf den Schlüssel.
„Doch, das haben Sie und im Übrigen habe ich Ihren alten Wagen längst verschrotten lassen. Der ist also gar nicht mehr da, so bleibt Ihnen gar nichts anderes übrig, als diesen hier anzunehmen.
Es ist übrigens der fabrikneue Mercedes SL fünfundsechzig AMG Roadster in cavansitblau metallic, der genau vor dem Eingang steht und sehnsüchtig auf eine Spritztour mit Ihnen wartet.“ lächelt er und drückt mir damit den Schlüssel in die Hand.
„Aber Lázló!“ stottere ich vor Verblüffung.
„Wie können Sie es wagen, einfach meinen Buick zu verschrotten? Ich hänge an dem Wagen.“
„Wenn ich das nicht gemacht hätte, dann hätten Sie diesen hier…“ sagt er und deutet mit den Augen auf den Schlüssel.
„… niemals angenommen, so gut kenne ich Sie inzwischen auch schon.“
Er scheucht mich mit einer Kopfbewegung aus dem Raum und ruft mir hinterher.
„Ich passe auf Saundra schon auf! Los jetzt mit Ihnen, es wird Zeit, dass Sie auch wieder einmal etwas anderes sehen als dieses Krankenzimmer hier. Ich wünsche Ihnen viel Spaß damit!“
Wow! Staunend gehe ich um den glänzenden Neuwagen herum und betrachte ihn von allen Seiten. Was für ein Wagen und man könnte ihn im Sommer sogar als Cabriolet fahren!
Somit steige ich also ein und stelle kopfschüttelnd fest, dass Lázló meine persönlichen Sachen aus meinem alten Buick in den neuen Wagen umgeräumt hat und sogar an die gleiche Stelle gelegt hat, wo sie im alten Wagen platziert waren, natürlich bis auf die Bücher, die auf der Rückbank lagen, denn der Roadster hat keine Rückbank.
Er ist ein eleganter Zweisitzer und ich vermute die Bücher im Kofferraum. Sogar die CD, die ich zuletzt hörte ist im CD-Player eingelegt und mein Radiosender ist auch richtig eingestellt.
Dieser Mann vergisst aber auch nie irgendetwas und jetzt weiß ich auch, was seine dringenden Geschäfte gestern gewesen sind.
Auf dem Meilenzähler stehen gerade einmal sechzig Meilen und ich starte den Anlasser, wobei mir schon allein der Sound jede Menge Pferdestärken unter der Motorhaube vermuten lässt.
Deshalb gehe ich zunächst ganz vorsichtig mit dem Gaspedal um, doch schon nach einigen hundert Yards habe ich ein Gespür für den Wagen entwickelt und schlage eine Straße nach Norden ein, um aus der Stadt herauszukommen.
Von Lafayette Hill aus, dem Nobelviertel von Philadelphia, biege ich Richtung Westen ab, kreise Philadelphia quasi ein und zwischen den verschiedenen Vororten kann ich den Wagen immer wieder einmal laufen lassen und ich bin absolut begeistert davon, wie weich und leicht er sich fahren lässt.
Jetzt verstehe ich Saundra umso besser, warum sie von Ihrem SLS AMG so angetan ist und ich frage mich wie viel wohl dieses Auto hier gekostet haben mag.
Am liebsten wäre es mir, wenn jetzt Sommer wäre und ich das Verdeck öffnen könnte, um mir den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen.
Aber bei den Außentemperaturen heute von nur etwa vierundzwanzig Grad Fahrenheit, lasse ich das lieber und stelle die Heizung auf genau auf dreiundsiebzig Grad Fahrenheit ein.
Was für eine Wohltat, denn in meinem alten Buick funktionierte die Heizung schon lange nicht mehr richtig und im Winter wurde es kaum wärmer als neunundfünfzig Grad Fahrenheit.