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2.2Entwicklungsstrategien 2.2.1Den Workflow vorbereiten

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Das Kernstück des fotografischen Workflows ist natürlich die Bildentwicklung. Auch diese kann man sehr strukturiert angehen, auch wenn jedes Motiv natürlich seine individuelle Bildbearbeitung verdient. Dennoch gibt es Schritte, die sich schon am Anfang der Bildentwicklung vereinheitlichen und über eine Standardentwicklungseinstellung dann auch automatisieren lassen. In der Grundentwicklung Ihrer Raw-Bilder sind solche Standardentwicklungen schon von Adobe vorgesehen: Werfen Sie mal einen Blick in das Bedienfeld Details: Die Werte für die Scharfzeichnung und die Farbrauschreduzierung sind schon vordefiniert – und das nicht immer mit den Werten, die den persönlich präferierten für die Motiventwicklung entsprechen. Mir persönlich ist zum Beispiel der Regler Detail in der Scharfzeichnung für einen Standardwert deutlich zu hoch eingestellt. Schon bei der ersten Erhöhung der Scharfzeichnung werden dadurch flächige Bildbereiche häufig verrauscht und unruhig. Solche Grundeinstellungen – und damit die Grundentwicklung, die Ihre Raw-Daten erfahren, bevor Sie einen ersten Entwicklungsregler betätigen – können Sie natürlich ändern und auch durch andere sinnvolle Grundeinstellungen ergänzen. Welche könnten das sein? Natürlich zuallererst die Korrektur von Abbildungsfehlern. Im Bereich Objektivkorrekturen finden Sie die Profilkorrekturen, die auf Basis individuell ausgemessener Objektivprofile Randverzeichnungen und Vignettierungen automatisch korrigieren. Die Aktivierung der Profilkorrekturen bewirkt bei jeder Aufnahme, dass in den EXIF-Daten das verwendete Objektiv gesucht und das dazu passende Korrekturprofil angewendet wird.

Einen weiteren entscheidenden Einfluss auf die Grundentwicklung hat das verwendete Raw-Profil. Diese früher im Bereich Kamera-Kalibrierung verborgenen Profile finden sich jetzt sinnvollerweise in den Grundeinstellungen. Das von Adobe vorgegebene Profil heißt Adobe Farbe. Wenn Sie aus dem Pop-up-Menü ein anderes zur Verfügung stehendes Profil wählen, wie Adobe Landschaft oder Adobe Porträt, werden Sie einen sichtbaren Unterschied in der Wiedergabe von Farbe und Kontrasten feststellen – gleichzeitig findet aber keine Veränderung an den Entwicklungsreglern statt. Mit dem Raw-Profil steuern Sie die Grundinterpretation der Raw-Daten und die erste Visualisierung als RGB-Bild. Durch die Auswahl eines entsprechenden Profils können Sie so schon vor den ersten Entwicklungseinstellungen Ihr Motiv steuern – Hautfarben werden im Portrait-Profil weicher dargestellt, Naturfarben im Landschaftsprofil gesättigter.

Aber auch individuelle Vorlieben können Sie standardisieren und als Basiskorrektur festlegen. Dazu gehören individuelle Scharfzeichnungseinstellungen genauso wie eine Vorliebe für mehr oder weniger Kontrast in den Bilddetails durch die Klarheitseinstellung oder intensivere Farben durch erhöhte Dynamik-Einstellungen.





Abb. 2.5: Der kleine Unterschied: Die Raw-Profile von Adobe und des Kameraherstellers beeinflussen die Grundentwicklung des Bildes wesentlich in Farbe und Kontrast. Hier im Vergleich ein unentwickeltes Bild mit den Profilen Adobe Standard, Adobe kräftig, Adobe Landschaft und Camera klar (Sony).


Abb. 2.6: Entwicklungseinstellungen, die ein Großteil Ihrer Bilder verträgt, können Sie in Lightroom [A] und Camera Raw [B] als Raw-Standard speichern. Diesen legen Sie in den jeweiligen Voreinstellungen fest, nachdem Sie wesentliche Einstellungen als Vorgabe gespeichert haben. Sinnvolle Einstellungen hierfür sind: Die Behandlung, das Profil, die Objektivkorrekturen, bevorzugte Klarheit-, Dynamik- oder Schärfe-Einstellungen.

All dies in eine Standardentwicklung zu integrieren ist denkbar einfach: Die Einstellungen müssen nur an einem exemplarischen Bild durchgeführt und als Vorgabe gespeichert werden. Aus Ihren gespeicherten Vorgaben können Sie dann in den Voreinstellungen von Lightroom und Camera-Raw einen neuen Raw-Standard festlegen. Bei all diesen Basiskorrekturen sollten Sie sich allerdings auf solche beschränken, die dem Großteil Ihrer Bilder guttun. Denn auch, wenn Sie alle Vorentwicklungen natürlich ohne Weiteres relativieren oder rückgängig machen können, sollten Sie in einem solchen Schritt nur das fixieren, was Ihnen als automatische Grundentwicklung auch nützt und nicht einen zusätzlichen Mehraufwand durch Gegenkorrekturen produziert.


Abb. 2.7: Mit den Kreativ-Profilen lässt sich ein dezenter Look auf die Bilder legen, ohne dass dies Einfluss auf die eigentlichen Entwicklungseinstellungen hat.

Mit einem solchen guten Start (siehe Workshop auf Seite 146) bieten die Bilder nicht nur eine bessere Grundlage bei der Entwicklung, sondern sehen auch schon vorher in der Bibliothek von Lightroom oder in der Bridge – deren Voransichten schon den geänderten Raw-Standard nutzen – besser aus. Für Aufnahmeserien oder gleiche Motivwelten zeichnen sich dann ebenfalls schnell Entwicklungseinstellungen ab, die sich vereinheitlichen und auf eine Serie von Bildern gleichzeitig anwenden lassen. Sowohl in Lightroom als auch in Camera Raw ist es ein Leichtes, Entwicklungseinstellungen von einem Bild auf andere zu übertragen. In beiden Fällen genügt die rechte Maustaste, um die Korrekturen eines Bildes zu kopieren und dann ganz oder teilweise auf ausgewählte Bilder anzuwenden. Diese zusätzlichen Serienentwicklungen schon in der Bildorganisation erleichtern die Auswahl der besten Bilder aus Aufnahmeserien enorm.

Auch eine synchrone Entwicklungsarbeit ist möglich. Aktivieren Sie einfach die gesamte Aufnahmeserie, um diese parallel zu entwickeln.


Abb. 2.8: Seit Lightroom 7.3 und Camera Raw 10.3 teilen sich die Programme den Vorgaben-Ordner, was den Austausch von Vorgaben deutlich erleichtert.


Abb. 2.9: Vorgaben [A] in Camera Raw oder Lightroom helfen, Motive schon spezifisch vorzuentwickeln. Das Wichtigste dabei ist, in den Vorgaben nur die Entwicklungsparameter zu definieren, die für die thematische Vorgabe wichtig sind. So können diese nicht mit individuellen Bildeinstellungen kollidieren.

Ebenso entstehen aus der Entwicklungsarbeit Rezepte, die eine gute Grundentwicklung für bestimmte Aufnahmesituationen, wie kontrastreiche Motive, dunstige Landschaften, bestimmte Hauttöne etc., bieten. So erübrigt sich mit der Zeit die Vorentwicklung eines ausgesuchten Motivs, um Entwicklungseinstellungen auf ähnliche Bilder zu übertragen. Die Speicherung von typischen Entwicklungseinstellungen als Vorgaben ermöglicht schon bei der Bildorganisation eine Vorentwicklung, die dem jeweiligen Motiv angepasst ist. Genauso wie bei dem Kopieren und Einfügen oder Synchronisieren von Entwicklungseinstellungen können Sie auch in Vorgaben explizit nur die Einstellungen speichern, die jederzeit entsprechende Motive – unabhängig von eventuell schon vorher angewendeten Korrekturen – mit einem Klick optimieren können.

Die Zahl der Nutzer, die Lightroom und Photoshop gleichzeitig nutzen, wächst ständig und so ist es nur konsequent, dass die in Lightroom gespeicherten Entwicklungsvorgaben auch in Camera Raw verfügbar sind, denn beide Programme nutzen seit der Version Lightroom 7.3 und Camera Raw 10.3 den gleichen Vorgaben-Ordner.


Abb. 2.10: Im Vorgabenfenster von Lightroom [A] hilft die Schaltfläche Nichts auswählen [B], zunächst alle Einstellungen zu deaktivieren und dann nur diejenigen zu aktivieren, die für die jeweilige Vorgabe relevant sind.

Maike Jarsetz' digitale Dunkelkammer

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