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Die Wogen sind wieder geglättet

Es dauerte lange, bis sich Freeds Mutter wieder meldete. Und sehr lange, bis sie sich damit abgefunden hatte, dass sie nun nicht mehr die einzige Frau in seinem Leben war. Lange für Freeds Mutter bedeutete in diesem Fall 1 Woche.

Normalerweise rief Freeds Mutter jeden Tag an und schaute am frühen Abend, wenn Freed aus dem Reisebüro kam mit dem fertigen Mittagessen bei ihm vorbei. Während Freed brav sein Essen auf aß, quatschte sie ihn voll, räumte nebenbei seine Wohnung auf und putzte, was nötig war. Anschließend machte sie noch den Abwasch und stellte das Stück Buttercremetorte, was sorgfältig in einer Box verpackt war, und was Freed nie in ihrem Beisein aß, in den Kühlschrank. - „Für später.“ …

Meistens fand sich eine seiner Arbeitskolleginnen, der er dann das Stück Buttercremetorte erfolgreich anbieten konnte. Freed arbeitete in einem großen Reisebüro und dort fand sich irgendwie immer jemand, der sich bereitwillig ein Stück auf den Teller legen ließ. Zur Not manchmal auch Stammkunden, denen er mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Buttercremetorte die Umsetzung ihrer Reisepläne versüßte. Diesen außergewöhnlichen Kundenservice hatten sie einzig und allein Freeds Mutter zu verdanken.

Es war ein sonniger Samstagvormittag. Der Frühling zeigte seine ersten Blumen. Die angenehm milden Temperaturen luden ein, auf dem Balkon zu frühstücken, und langsam und entspannt in den Tag zu starten. Freed hatte beim Bäcker nebenan die letzten 2 von Katies Lieblingscroissants mit Käse und Schinken bekommen. Für sich hatte er 4 Brötchen und vom Kiosk daneben 2 Computerzeitschriften mitgebracht. Katie hatte inzwischen den Tisch auf dem Balkon gedeckt und die beiden Tassen mit herrlich duftendem Kaffee gefüllt. Die Singvögel zauberten mit ihrer Melodie ein besonderes Ambiente auf diesen kleinen und eher schlicht dekorierten Balkon.

Die Idylle wurde jäh unterbrochen, als plötzlich aus dem Nichts ein sehr lautes Geräusch selbst die Singvögel in eine Schockstarre versetzte. Es klang, als wäre ein Maserati in der Nähe. Freed, der schon vorab neugierig in einer seiner Computerzeitschriften blätterte, wechselte schlagartig den Gesichtsausdruck von entspannt auf „Horror“ und switchte seine Gesichtsfarbe passend dazu in leichenblass um. Das Geräusch wurde immer lauter und Katie konnte eine leuchtend grüne Ente - einen Citroën C 2 - in die Straße vor dem Haus einbiegen sehen.

Die Ente kam immer näher. Sie tuckerte langsam und immer langsamer werdend die Straße rauf und dann wieder herunter. Offensichtlich sah sie in der einzigen freien kleinen Parklücke vor dem Haus, direkt hinter Katies rotem Corsa, einen Platz für eine wohlverdiente Verschnaufpause. Die Parklücke war klein, sehr klein … Hinter ihr befand sich noch ein hübsch hergerichtetes Blumenbeet, dass den Abschluss der Sackgasse bildete. Und so kam es, dass die grüne Ente kurzerhand beschloss, französisch einzuparken. Beim Rangieren fuhr sie mehrmals mit den Hinterrädern ein gutes Stückchen in das Blumenbeet hinein und wieder heraus. Dabei wippte sie hoch und runter, als mache sie Rodeo. Katie sah vor ihrem geistigen Auge schon ihren Corsa um eine Heckbreite kürzer, mit grün gesprenkelter Stoßstange im Vintage-Look. Dann hörte der tosende Lärm, der selbst einen Porsche in Neid getaucht hätte, schlagartig auf. Die kleine, grüne Ente kam zum Stehen. Dabei nutzte sie einen klitzekleinen Teil der Blumeninsel als Stellfläche. Freed hatte immer noch diesen „Horror comes to me“ Blick und bevor Katie ihn fragen konnte, was all‘ das zu bedeuten hatte, hörte sie schon von unten eine sehr aufgebrachte, voluminöse Männerstimme brüllen: „Fahren Sie sofort Ihre Klapperkiste aus meinem Blumenbeet. Das ist unglaublich, was heutzutage alles Auto fährt! Und kümmern Sie sich mal um Ihren Auspuff, das Ding macht ja einen Höllenlärm!“

Die grüne Ente ließ sich davon nicht beeindrucken und blieb auf dem gerade gefundenen etwas zu kleinen Platz unbeirrt mit einem Hinterrad im Blumenbeet stehen. Katie dachte nur: „Gott sei Dank! Besser das Blumenbeet, als mein Corsa!“ Und schon ging die Autotür auf. Freed sprang auf und rannte aus der Wohnung die Treppen hinunter. Zeitgleich sah Katie vom Balkon aus ein türkis farbiges Kostüm mit dunkelblonden krassen Locken aus der Ente aussteigen, dass ihr irgendwie bekannt vorkam. Die dann grell ertönende Piepsstimme ließ keinen Zweifel mehr: Es war Freeds Mutter. Katie konnte die Piepsstimme nicht mehr verstehen, denn sie lief nun hinter Freed her, der bereits unten vor dem Haus angekommen war.

Unten im Treppenhaus hörte Katie die immer verärgerter werdende Männerstimme tosen: „Jedes Mal, fahren Sie in meine Blumen rein - mit Ihrer KLAPPERKISTE! Haben Sie Ihren Führerschein im Internet ersteigert? Ich werde das der Hausverwaltung melden!“

Die krasse Locke piepste empört: „Dieses Gestrüpp sollen Blumen sein Herr Obermeyer, das ist aber ein Armutszeugnis. Was die Hausverwaltung wohl sagt, wenn Sie die wegen so etwas belästigen?!“

Freed befand sich kurz vor der Schnappatmung und versuchte Herrn Obermeyer zu beruhigen. Nun war auch Katie draußen angekommen und 'Mitten drin …' . Freeds Mutter tapste mit ihren Pumps Richtung Kofferraum und somit Richtung Blumenbeet und winkte Katie zu sich. Herr Obermeyer, der ahnte, was da jetzt kommen würde, lief in seine Wohnung. Kurz darauf kam er, wieder schimpfend und mit irgendwas in der Hand fuchtelnd, herausgelaufen. Freed, der weiter versuchte, den völlig aufgebrachten Herrn Obermeyer zu beruhigen, und ihm irgendetwas von neuen Blumen versprach, stand 'Oh mein Gott!' ins Gesicht geschrieben. Der Schriftzug wechselte in Leuchtschrift mit Blinkoption, als er Katie auf seine Mutter, die nun auf Zehenspitzen im Blumenbeet stand, zugehen sah. Ja, es sind immer Steigerungen möglich …

Katie stand mittlerweile mit ihren Sneakern - ebenfalls auf Zehenspitzen - im Randbereich des Blumenbeetes neben Freeds Mutter, und vor dem Kofferraum der Ente, als sie laut loslachen musste. Auf der linken Seite des Kofferraumdeckels grinste sie schelmisch Donald Duck mit erhobenem Zeigefinger an und auf der rechten Seite im oberen Bereich stand in schwarzer Schrift: „Hetz‘ mich nicht!“. Katie konnte sich vor Lachen nicht mehr halten. Der arme Freed schaute völlig entgeistert auf die Geschehnisse im Blumenbeet. Herr Obermeyer fühlte sich nun völlig veräpfelt und fotografierte eifrig und schimpfend sein Blumenbeet und das Geschehen darin.

Freeds Mutter grinste verschmitzt, zeigte auf Katie, stellte sich in Pose für das nächste Foto und piepste: Sehen Sie Herr Obermeyer, Ihr Auftritt ist doch völlig lächerlich!“ Sie öffnete den Kofferraum, reichte Katie eine große runde Box mit den Worten: „Nach dem Stress essen wir alle erst mal ein Stück Buttercremetorte!“ Der Kofferraumdeckel ging wieder in die Ausgangsposition. Somit erschien wieder Donald der kleine Schelm und löste bei Katie einen 2. Lachflash aus.

Freeds Mutter tapste auf Zehenspitzen vorsichtig aus dem Blumenbeet heraus und schimpfte: „Da nimmt man nun Rücksicht auf dieses Unkraut und dann ist es immer noch nicht gut!“ Herr Obermeyer, der in seinem letzten Leben offensichtlich ein sehr erfolgreicher, völlig ausgebuchter Fotograf gewesen sein musste, schimpfte irgendetwas von Vandalismus und fotografierte das Geschehen aus allen erdenklichen Blickwinkeln. Dabei ging er so richtig in seinem Element auf und überhörte offensichtlich sogar das Wort Unkraut.

Freeds Mutter, Katie und die Buttercremetorte, gingen vorbei an Freed, der noch immer wie angewurzelt auf dem Bürgersteig stand und verschwanden im Treppenhaus. Der arme Freed, er sah so aus, als hätte er soeben eine Naturkatastrophe live erlebt und ähnelte irgendwie etwas den soeben zerquetschten Blumen im Blumenbeet.

Oben in der Wohnung angekommen:

Freeds Mutter war etwas aus der Puste und leicht rot im Gesicht. Ob ihr während des Treppensteigens in die 3. Etage etwas warm geworden war, oder ob sie an ihre erste Begegnung mit Katie denken musste, hat Katie sie besser nicht gefragt.

Stattdessen stellte Katie die Buttercremetorte mit einem Lächeln und einem: „Ich bin übrigens die Katie.“, auf den Küchentisch.

Freeds Mutter nahm sich einen Küchenstuhl, hängte ihre Handtasche seitlich über die Lehne und erwiderte mit ihrer Piepsstimme: „Und ich bin die Désirée. Das letzte Mal waren die Umstände ja etwas ungünstig.“

Dabei warf sie Katie einen Blick zu, der als Mordwaffe zugelassen hätte sein können. Dann ging sie zur Kaffeemaschine, um neuen Kaffee zu kochen. Dabei fügte sie direkt hinterher: „Selbsternannte Hausmeister, die den ganzen Tag nichts zu tun haben und nur hinter dem Fenster sitzen … – Schlimm solche Nachbarn.“

Die Wohnungstür fiel ins Schloss und in die Wohnküche kam ein etwas verärgerter Freed: „Man Mutter, was machst Du? Das geht nicht, die Buttercremetorte ist ja nun oben. Geh' bitte runter und fahre eben Deine Ente dort weg. Du kannst da so nicht stehen bleiben.“

Freeds Mutter piepste aufgeregt: „Und wo soll ich bitteschön parken? Ich bin die ganze Straße rauf- und runtergefahren. Es ist nicht ein Parkplatz frei. Donald bleibt da jetzt stehen.“

Indessen schallte von unten, die immer noch stark aufgebrachte, immer lauter werdende Stimme, von Herrn Obermeyer durch die offene Balkontür in die Wohnküche. Neugierig und Unheil ahnend gingen die drei auf den Balkon. Von oben konnten sie Herrn Obermeyer sehen, der nun selbst im Blumenbeet und schimpfend vor dem Kofferraum der Ente stand.

Freeds Mutter piepste aufgeregt: „Freed, Freed, jetzt steht er selber in seinem Unkrautbeet!“

Herr Obermeyer blickte in Richtung Piepsstimme. Er hatte Freeds Mutter oben auf dem Balkon gehört und gesehen. Er baute sich auf, stemmte seinen linken Arm in die Hüfte und tippte nun mit seinem rechten Zeigefinger in so einem Affenzahn gegen seine rechte Stirnseite, dass Katie dachte, er habe gleich ein Loch im Kopf. Dabei schrie er hoch: So etwas selten Behämmertes habe ich noch nie gesehen „Hetz mich nicht! - Tzzzzzz, Tzzzz, unglaublich so etwas!!! Wissen Sie, was da stehen muss: Obacht, ich kann nicht einparken!!!“

Noch bevor Freeds Mutter irgendetwas sagen konnte, ging er fluchend Richtung Haustür und verschwand unüberhörbar in seiner Wohnung. - Wroooooom!!!

Freeds Mutter ließ sich auf Katies vorherigen Platz fallen und piepste: „Eine furchtbare Person ist das. Völlig geschmacklos, das sieht man schon an dem Unkraut.“

Der arme Freed versuchte irgendwie noch zu retten, was zu retten war: „Mutter, ich kann Deine Ente auch vernünftig einpark …“.

Sie viel ihm ins Wort: „Um Himmelswillen Freed, mein Donald, das kommt überhaupt nicht infrage.“

Katie hatte die Lösung: „Schatz, fahr meinen Corsa aus der Parklücke heraus. Dann kann Deine Mutter Donald auf meinen Platz fahren. Du kannst dann meinen Corsa da einparken, wo Donald jetzt steht.“

Gesagt getan. – Freed und seine Mutter machten sich auf den Weg zu Donald und Katies Corsa, um das Wunder des Friedens zu vollbringen.

Während dessen nahm Katie flink einen großen Teller aus dem Schrank, schnitt die Buttercremetorte an und legte 2 große Stücke darauf. Dann lief sie schnell die Treppen herunter, klingelte bei Herrn Obermeyer und drückte ihm mit einem Augenzwinkern den Teller mit der Buttercremetorte in die Hand: „Hier ist vorab eine kleine Aufmerksamkeit als Entschuldigung für Sie.“

Bei Herrn Obermeyer blinkte innerhalb von Sekunden die goldene Kuchengabel in den Augen: „Ooooh, ist die selbst gemacht?“

Katie nickte und verschwand schnell wieder in Freeds Wohnung.

Wie sie die plötzlich verschwundenen Tortenstücke Freeds Mutter erklärte?

Sie brauchte nach der ganzen Aufruhr erst einmal 2 Stück Buttercremetorte: Freeds Mutter hatte das sofort verstanden …

Das Leben kann so einfach sein …

Der Arschloch Pokal

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