Читать книгу DER MYTHOS - Malcom Brady - Страница 7

Lima, Peru

Оглавление

Claudio hatte es endlich geschafft. Die unzähligen Papierstapel hatten sich gelichtet und die Unordnung war von seinem Schreibtisch verschwunden. Stattdessen lagerten jetzt die gesammelten Dokumente ordentlich in bunten Aktenordnern. Selbst der wie ein Dynamo laufende Laserdrucker hatte seine Arbeit eingestellt und so waren auch keine neuen Papierberge mehr zu erwarten. Eine Rechnung für Ausgaben in der Höhe von mehreren Tausend Dollar hatte er noch schnell an Leons Büro gefaxt. Die Zahlungen waren innerhalb von dreißig Tagen fällig und der Direktor hatte versprochen sie pünktlich zu begleichen.

„Machen Sie sich keine Sorgen wegen der Bezahlung“, hatte er ihm vorher am Telefon versichert.

„Sharone und ich werden uns um alles kümmern. Der Versand ihrer Ausrüstung ist auch schon so gut wie in die Wege geleitet. Wie immer konnte Claudio den arroganten Verkäuferton Leons nicht ausstehen, entschied sich aber diesmal dafür, ihn einfach zu überhören. Für ihn standen jetzt wichtigere Dinge auf dem Programm. In wenigen Tagen schon sollte die Reise nach Pucallpa starten. Vertrauen war gut, eigene Kontrolle jedoch besser.

Ihm blieb genügend Zeit, um noch einmal die Besorgungsliste durchzugehen. Ganz wichtig waren die technischen Geräte, die er zur Ortung der Grabungsstätte benötigte. Einige davon hatte er speziell im Ausland anfordern lassen. Dazu kamen noch: ein Satellitenkommunikationssystem, GPS, eine solare Energiequelle, spezielle Kleidung, Zelte und reichlich Proviant, um einige Zeit im Urwald überstehen zu können. Einfache Utensilien würden sie zur Not auch noch in Chachapoyas bekommen können. Das war die Aufgabe seines Freundes. Luis würde vor Ort die Gegebenheiten bis in das kleinste Detail untersuchen. Er wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte.

Für seinen eigenen Ausflug nach Brasilien, bedurfte er nicht viel mehr als seine Aufzeichnungen, angemessene Bekleidung sowie seine Digitalkamera. Schließlich beabsichtigte er überall als gewöhnlicher Tourist aufzutreten. Irgendwo klingelte sein Telefon.

Er hatte zu gut aufgeräumt und konnte das verdammte Ding zunächst nicht finden. Es befand sich nicht an seinem ihm zugedachten Platz. Dann erinnerte er sich und spurtete die schlanke Wendeltreppe hinauf. Ein Griff unter sein Kopfkissen und er hielt das schnurlose Telefon in den Händen. Nun jedoch läutete es nicht mehr. Entnervt wollte er zurück zur Treppe gehen, da klingelte es erneut.

„Luis, du?“ Claudio hechelte atemlos in den Hörer.

„Hallo, mein Guter. Befindest du dich etwa schon im Fitnesstraining für Chachapoyas?“, neckte ihn sein Freund, als er Claudios schweren Atmen hörte.

„Aber Spaß beiseite. Ich möchte nur mal in Erfahrung bringen, ob du für das hier bereit bist?“

„Für was denn?“

„Hör mal genau zu! Unsere schöne Sharone besitzt anscheinend ausgezeichnete Kontakte zur israelischen Knesset.“

„Plop ...“ Die Überraschung war ihm mehr als gelungen. „So etwas Ähnliches habe ich schon kommen sehen“, entgegnete Claudio und beendete einen Augenblick des Schweigens.

„Irgendwie habe ich der Dame von Anfang an nicht getraut. Mir kommt es so vor, als würde sie nicht mit offenen Karten spielen. Genau wie der gute Gilberto Leon. Nur das der noch undurchsichtiger ist. Aber woher hast du denn überhaupt diese brisante Information?“ Luis zögerte einen Moment.

„Erinnerst du dich noch an Jorge Sapiro?“, sagte er dann.

„Meinst du Jorge, den Möchtegern-Diplomaten?“

„Genau den! Der steckt doch immer mit einem Bein in irgendwelchen illegalen Geschäften. Und doch, er muss über solide Kontakte zu den richtigen Stellen verfügen. Stell dir vor, gestern habe ich ihn im Museum de la Nation getroffen. Hat sich die neusten Errungenschaften angesehen. Ganz so, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Dabei ist er mehr als einmal mit wertvollen Kunstobjekten in seinem Diplomatengepäck über die Grenze verschwunden. Das weiß ich aus absolut sicherer Quelle. Selbst vor sakralen Kunstgegenständen aus Provinzkirchen soll er nicht halt gemacht haben.“

„Aber du hast ihm doch hoffentlich nichts von unserem Auftrag erzählt, oder etwa d...“

„Nun, nicht direkt“, schnitt ihm Luis das Wort ab und versuchte ihn zu beruhigen.

„Wir haben ein wenig über Leon gesprochen. Zu dem wusste Jorge übrigens auch einige interessante Geschichten zu erzählen, bloß dabei muss mir der Name Sharone irgendwie entfallen sein…“

„Spinnst du Luis? Wie entfallen?“

„Natürlich nicht in Zusammenhang mit unsere Angelegenheit, mehr wegen ihrer auffallenden Schönheit.“

„Ach ja?“

„Also, auf alle Fälle war die Dame für Jorge keine Unbekannte. Stell dir vor, er tippte etwas in sein Notebook, und als wir uns verabschiedeten, rückte er mit der Sprache raus. Er erzählte mir Einzelheiten über Sharones wirklicher Identität.“

„Erzähl weiter.“

„Anscheinend fischt die Dame gerne im Trüben. Ich musste ihm hoch und heilig versprechen, in jedem Fall seinen Namen außen vor zu lassen, wohlweislich, dass ich mit dir natürlich darüber sprechen würde. Er schien sogar etwas Ehrfurcht oder Angst vor ihr zu haben.“

„Mensch Luis! Normale Freunde fragen, ob sie helfen können, die Garage zu streichen oder einen Gasgrill zusammenzusetzen. Warum muss es bei dir immer etwas Extravagantes sein?“, lästerte Claudio.

„Wenigstens dauert es jetzt nicht mehr lange, bis unser Flugzeug abhebt. Ich konnte Leon sogar zwei Flugtickets für die erste Klasse abringen, wie findest du das?“

„Das hört sich doch ganz gut an. Da gibt es immer so gutes Essen“, freute sich Luis.

„ Sehen wir uns heute Abend noch auf einen Drink?“

„Lieber morgen Abend“, erwiderte Claudio.

„Ich habe noch ein wenig zu arbeiten und außerdem warte ich noch auf einen Anruf aus Chile, von Liliana. Die wird aus allen Wolken fallen, wenn sie von unserem Vorhaben erfährt.“

„Ist mir auch Recht so und vielleicht liegen uns dann bereits die Ergebnisse der Analyse deiner seltsamen Urne vor. Ich werde morgen einmal im Labor des Museums vorbeischauen“, versprach Luis, und damit war das Gespräch beendet.

DER MYTHOS

Подняться наверх