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Spuren

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Die nächsten Tage im Krankenhaus verliefen ohne irgendwelche besonderen Vorkommnisse. Tom hatte Mühe, wieder auf die Beine zu kommen, aber die Heilfähigkeiten von Pharasen machten ihre Aufgabe hervorragend und schon nach fünf Tagen konnte Tom wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Die Selbstmordserie ging in den nächsten Tagen weiter, aber es kamen nicht mehr so viele Menschen ums Leben, wie in der Nacht, in der auch Tom von Pharasen attackiert worden war.

Toms Eltern glaubten ihm die Geschichte mit dem ‚Vieh’ immer noch nicht, aber sie waren auch überzeugt, dass Tom keinen Selbsttötungsversuch unternommen hatte. Er hatte seinen Eltern mitgeteilt, dass etwas im Gange sei, was er aufdecken würde und dass er noch etwas zu erledigen hatte, nachdem er das Krankenhaus verließ.

Pharasen erinnerte Tom gleich, nachdem sie das Hospital verlassen hatten, an seine Aufgabe.

Wir müssen unbedingt Hinweise und Spuren suchen, vielleicht hilft uns das, einen Weg zu finden, die anderen Nachtwandler aus dem Verkehr zu ziehen.

Hast du keine Ahnung, wie das geht?, fragte Tom über das laute Zuknallen der Krankenhaustür hinweg.

Nein, ich habe nicht den blassesten Schimmer.

Und wie habe ich dich dann getötet?

Ich bin in das Flutlicht gefallen. Licht kann uns zerstören, aber nichts anderes.

Na dann, holen wir uns einfach eine Taschenlampe und strahlen jeden Wandler, der uns zu nahe kommt, in die … wie sagtest du noch … Hölle. Dürfte lustig werden: ‚Keine Bewegung, ich habe hier eine Taschenlampe und werde nicht zögern, sie zu benutzen!’, feixte Tom.

Sehr witzig. Ich dachte, du wärst ein einigermaßen intelligenter Mensch, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Du hast es doch bemerkt, als ich gekommen bin! Ich habe alle Lichter gelöscht, alle bis auf diese grässlichen Flutscheinwerfer der Radners. Weißt du auch, wieso gerade die nicht? Ich war noch nicht stark genug, hatte erst drei Kinder umgebracht. Du musst wissen, je mehr wir morden, desto stärker werden wir hier. Erst sind wir nur durchsichtige Schattengestalten, die gerade eine Sechzigwattglühbirne ausschalten können. Doch je mehr wir töten, desto fester werden wir.

Wie hast du es dann geschafft, die Flutlichter fast doch noch zu löschen? Wieso wurdest du immer stärker? Du hattest doch niemanden anders ermordet, oder? Außer Walter, meine ich. Erkläre mir das!, verlangte Tom.

Es gibt Dinge, die solltest du lieber nicht wissen. Es ist zu…unmenschlich, sagte der Nachtwandler und klang dieses Mal ein wenig ängstlich.

Tom musste schaudern.

Was hast du getan, Pharasen? Ich will es wissen, erzähl es mir, verlangte er erneut.

Ich bin durch einen achtjährigen Jungen, Christoph Eich, hindurchgegangen, sagte Pharasen mit zitternder Stimme.

Tom war einfach nur verdutzt.

Was soll das heißen? Was ist das? Das habe ich noch nie gehört, meinte er neugierig

Es ist das Grausamste, was wir Nachtwandler in der Lage sind zu tun. Wenn wir sehr viel Kraft benötigen, machen wir uns durchsichtig und öffnen uns dem Opfer. Dann durchschreiten wir es einfach. Wenn der Unglückliche uns berührt, wird er in uns hineingezogen.

Es ist ziemlich schmerzhaft für den Betroffenen, doch es kommt noch schlimmer. Das Opfer wird in endlose Dunkelheit gehüllt, in der es nur Angst und Furcht gibt. Das Gefühl der Verzweiflung und des Alleinseins ist unbeschreiblich. Dann entzieht der Wandler dem Opfer seine Lebensenergie, ganz langsam, um sie in Kräfte für sich umzuwandeln. Nach einigen Tagen hat der Betroffene sich aufgelöst und ist verloren, endete Pharasen schließlich.

Tom wurde mit einem Mal übel, er wankte über den Bürgersteig, sodass sich eine ältere Frau zu ihm umdrehte und nach seinem Befinden fragte. Nachdem Tom sie mit einer unglaublich schlechten Ausrede verjagt hatte, wandte er sich wieder Pharasen zu.

Das ist ja abartig! Wie konntest du so etwas Schreckliches nur tun?, fragte Tom.

Ich habe mich verändert und bin nicht sehr stolz darauf, aber es war meine Natur. Ich konnte damit nicht aufhören, genauso wenig, wie deine Rasse mit dem Atmen aufhören kann. Es ist unsere Bestimmung, verteidigte sich Pharasen.

Ich will davon nichts mehr hören!, würgte Tom ihn ab.

Wir müssen jetzt zu Holger Schmidts Haus gehen. Dort werden sicher einige Hinweise zu finden sein.

Tom trottete durch die Innenstadt und überlegte fieberhaft, wo Holger gewohnt hatte.

Er entschied dann, einfach vom nächsten Münztelefon aus Kommissar Koch anzurufen.

Dieser war ziemlich erfreut, von ihm zu hören.

„Junge“, fing er gleich an, nachdem Tom seinen Namen genannt hatte, „du lagst vollkommen richtig. Es gab auch etwas Ungewöhnliches bei dem ‚Selbstmord’ deines Nachbarn. Zuerst hat alles darauf hingedeutet, dass er sich selbst mit einem Samuraischwert erstochen hat. Aber gestern fand ich heraus, dass Walter von hinten erstochen wurde. Und nicht nur das ist es, was die Selbstmordtheorie aushebelt, die Wunde stammt eindeutig von einem Breitschwert. An deiner Irrer-Ritter-Theorie muss also etwas dran sein! Aber was kann ich für dich tun?“

Tom antwortete:

„Sie könnten mir sagen, wo Holger Schmidt gewohnt hat. Ich möchte mich dort ein wenig umsehen. Und bitte sagen Sie nicht ‚Junge’ sondern Tom.“

Pharasen kicherte.

„Okay, Tom. Ich glaube, ich schulde dir was für die Hinweise. Meine Vorgesetzten werden mich zwar nicht mehr lange nach Nebelmonstern jagen lassen, aber das kann ich nicht ändern. Dank dir können die Eltern von Walter sicher sein, dass sie in der Erziehung nicht versagt haben. Sie waren ziemlich erfreut, das zu hören. Weißt du, sie spenden ziemlich viel an die Polizei…“

„In der Erziehung haben sie trotzdem versagt“, meinte Tom leise.

„Wie bitte?“, fragte Koch neugierig, „Hast du was gesagt?“

„Nein nichts“, versicherte Tom hastig, „könnten Sie mir jetzt bitte die Adresse geben? Ich habe es etwas eilig.“

„Ahornallee 108, wenn ich mir das richtig notiert habe. Vielleicht findest du ja was. Lass es mich dann wissen.“

Der Polizist legte auf.

Wie gesagt, ich glaube, ich habe dir doch einen kleinen Gefallen getan…, schmunzelte Pharasen über Toms Zorn.

Sei still und lass mich machen, schnauzte Tom in seine Gedanken hinein.

Die Ahornallee lag nur zwei Straßen von Toms Haus entfernt.

Er winkte das nächste Taxi heran, versicherte dem Fahrer, dass er genug Geld für die Fahrt hatte und stieg ein.

Das Taxi schlängelte sich durch den leichten Verkehr von Königsdorf und das Taxameter ging nach oben.

Miesmutig zahlte Tom die siebzehn Euro fünfundneunzig und betrat dann das Grundstück der Schmidts. Darauf stand ein kleiner, grauer Betonbau, dessen Fenster von bunten Gardinen geziert wurden.

Auf dem kleinen Rasenstück auf der Hausvorderseite lagen unzählige Blumen und Gedenkschleifen und Tom wurde bewusst, dass Frau Schmidt ihre gesamte Familie verloren hatte.

Der Vater war tot, ebenso der Sohn, wie Tom vermutete.

Ja, unterbrach Pharasen seine Gedanken.

Holger ist tot. Unser Anführer ist durch ihn hindurchgegangen.

Das war also der Beginn von allem, dachte Tom zurück.

Der Beginn einer dunklen Zeit.

Tom schritt langsam über den Pflasterweg, der zur Haustür führte. Er musste dreimal klingeln, bis jemand kam.

Seine Knie schlotterten vor Nervosität.

Reiß dich zusammen, mahnte Pharasen.

Dann öffnete eine Frau die Tür.

Sie hatte blonde Harre und trug schwarze Kleidung. Tränen liefen ihr noch immer über die Wangen.

„Guten Tag Frau Schmidt, ich heiße Tom Becker. Entschuldigen Sie bitte die späte Störung. Ich weiß, dass alles sehr schwer für Sie ist, aber dürfte ich mich einmal in Holgers Zimmer umsehen? Es ist doch dort passiert, oder?“

„Ja“, schluchzte sie, „dort ist es passiert, aber was willst du da? Ich lasse doch nicht wildfremde Leute in mein Haus!“

„Wie Sie vielleicht wissen, verdächtigt die Polizei Holger des Mordes an seinem Vater.“

„Holger war das nicht“, sagte Frau Schmidt fest und wollte dann die Tür zuschlagen, doch Tom schob seinen Fuß dazwischen.

„Warten Sie, Frau Schmidt, ich will versuchen, Holgers Unschuld zu beweisen. Das hätte aber einen Haken“, rief Tom durch den Türspalt.

Frau Schmidt machte die Tür wieder auf.

„Was denn für einen Haken?“, fragte Holgers Mutter unsicher.

„Ich müsste dann davon ausgehen, dass Ihr Sohn tot ist“, sagte Tom traurig.

„Das ist immer noch besser, als wenn er ein brutaler, von zu Hause weggelaufener Mörder wäre. Ich bin einverstanden, aber Holgers Zimmer ist, wie dieser Kommissar - Koch hieß er, glaube ich - mir eingeschärft hat, ein Tatort. Ich weiß nicht, ob…“, sagte Frau Schmidt und schnäuzte sich mit einem besonders großen Taschentuch die Nase.

„Keine Sorge, der Kommissar hat es mir erlaubt. Rufen sie ihn ruhig an!“, fügte Tom schnell hinzu und reichte die Karte mit Kochs Telefonnummer an Holgers Mutter weiter. Sie verschwand im Haus und kehrte einige Augenblicke später wieder zurück.

„Also gut, komm herein. Holgers Zimmer ist die Treppe rauf

und dann oben rechts…“, dann fing sie erneut zu weinen an und Tom beeilte sich, die Stufen hinter sich zu lassen.

Holgers Raum war das am farbenfrohsten eingerichtete Zimmer, das Tom je gesehen hatte. Die Fenster waren mit Basteleien verhängt, auf der Tapete fuhren kleine Segelschiffe über haushohe Wellen, der Teppich war mit allen Farben des Regenbogens bestückt, ebenso wie Holgers Bett. Auf dem Schreibtisch stand ein großer Computer.

Dann wollen wir mal überlegen. Holger hat wohl sehr oft am Computer gespielt. Lass uns den einmal hochfahren, meinte Pharasen.

Ja, das Spiel, von dem in der Zeitung die Rede war, will ich gerne mal sehen, dachte Tom.

Was denn für ein Spiel?, bohrte der Nachtwandler nach.

Es fiel Tom wieder ein, dass sein neuer Begleiter ja nichts von dem Zeitungsartikel wusste.

In der Zeitung stand, dass Holgers Verhältnis zu seinem Vater etwas gestört war. Er soll ein Spiel entwickelt haben, in dem man Figuren töten muss, die wie Holgers Vater aussehen.

Da hat Sclair mal wieder ganze Arbeit geleistet, sagte Pharasen, wohl mehr zu sich selbst.

Wer bitte?, fragte Tom.

Unser Anführer. Du sagst, angeblich sei das Verhältnis zwischen Vater und Sohn schlecht gewesen? Dann lass uns mal nach etwas suchen, das diese Aussage widerlegt. Auf Computern sind doch oft Bilder drauf, oder?, fragte Pharasen forschend.

Ja, erwiderte Tom.

Er setzte sich an Holgers Schreibtisch und suchte auf der Benutzeroberfläche nach dem Bilderordner. Prompt fand er ihn. Es waren sogar Bilder vom Mordtag dabei (unter dem Titel „Beweis, dass mein Vater beim Mensch-ärgere-dich-nicht schummelt“). Tom sah sie sich an. Ihm war klar, dass die Bilder mit der Webcam, die auf dem Bildschirm stand, heimlich aufgenommen worden waren. Tom war erleichtert darüber, dass die Polizei den Computer schon wieder zurückgebracht hatte. Vermutlich war außer des Spiels nichts darauf zu holen gewesen.

Dann konnte er leise Stimmen reden hören.

Du hast gerade nichts gesagt, oder?, fragte Tom seinen Begleiter.

Nein, antwortete Pharasen konzentriert, ich sehe mir gerade die Bilder an. Vergrößere das Erste mal.

Okay, sagte Tom und konzentrierte sich nun auch auf den Bildschirm. Er klickte doppelt auf das erste Bild.

Es zeigte Holger und seinen Vater beim Mensch-ärgere-dich-nicht spielen. Sie wirkten alles andere als angespannt, im Gegenteil, sie lachten sogar.

Unglaublich, scherzte Pharasen, wie mordlüsternd Holger seinen Vater anschaut.

Das ist nicht witzig, schimpfte Tom und fügte dann hinzu: Die Bilder sind wohl durch einen Zeitauslöser entstanden.

Plötzlich waren Schritte auf der Treppe zu hören. Tom drehte seinen Stuhl und starrte auf die Tür.

Die öffnete sich und schließlich schritt Juliet Filzer ins Zimmer. Toms alte Freundin hatte ihr braunes, glattes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trug einen schwarzen Mantel, den sie bis unters Kinn zugeknöpft hatte, wohl um ihre Trauer gegenüber Frau Schmidt auszudrücken. Sie trug außerdem ihre goldenen Ohrringe. Ihre braunen Augen funkelten überrascht, als sie Tom sah.

Tom wusste, dass Juliet sich für das schönste Wesen auf Gottes Erden hielt, aber er musste zustimmen, dass es die Wahrheit war. Seit ihrer Dates hatte er fast vergessen, wie hübsch sie war.

Tom wurde innerlich ziemlich wütend, als er bemerkte, wie Pharasen sich fast kaputtlachte und keuchte:

Meine Güte ist da aber jemand verschossen. Da hat sich wieder einmal erwiesen, dass du froh sein kannst, dass ich diesen Peterson ums kleine Eck gebracht habe. Er hat euch, wie ich mir gerade anschaue, ja auseinander gebracht. Tolle Idee mit dem Hundemist, übrigens. Aber ich muss zugeben, dass du einen guten Geschmack hast.

Tom musste sich bemühen, äußerlich ruhig zu lächeln, während er innerlich schnauzte, dass Pharasen sich aus seinem Privatleben herauszuhalten habe.

Wieso kannst du auf einmal in meinen Erinnerungen lesen?, fragte er wütend in seinen Kopf.

Das konnte ich schon die ganze Zeit, lachte Pharasen.

Und wieso zum Donnerwetter musste ich dir dann das mit dem Zeitungsartikel nochmals erklären? Hättest du das nicht auch nachschauen können?, fauchte Tom.

Natürlich, aber da hatte ich keine Lust, gähnte Pharasen scheinbar gelangweilt, aber Tom konnte schon wieder den Anflug eines Lachens in seiner Stimme hören.

Juliet fragte spitz: „Was machst du denn hier? Ich dachte, du wärst im Krankenhaus? Und wieso sagst du nichts, bin ich dir etwa unangenehm?“

„Erstens wurde ich heute entlassen, zweitens bist du mir nicht unangenehm und drittens stelle ich gerade Nachforschungen an. Und was treibt dich her?“

„Ich werde einen Artikel für die Schülerzeitung schreiben, über die geheimnisvolle Selbstmordserie. Dann könnte ich auch gleich einen der Irren interviewen.“

Tom brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass damit er

gemeint war.

„Ich bin nicht irre. Das war alles dieser schwarze Nebel. Ich suche gerade Beweise dafür. Und bemühe dich nicht, wenn das alles so weitergeht, gibt es bald keine Schüler mehr, die den Artikel lesen werden. Aber, wieso schreibst du überhaupt in den Ferien?“

Juliet antwortete nicht sondern zog die Stirn kraus und stellte fest:

„Du bist eindeutig irre. Das hier war Mord, nichts anderes. Holger hat seinen Vater aus Hass umgebracht und ist dann weggelaufen. Das sind die Fakten. Ich habe auch von deiner Bekanntschaft mit dem Flutlicht gehört, aber ich habe es nicht nötig gehalten, dich wegen meiner Story im Krankenhaus zu besuchen, du hättest doch sowieso nur Müll geredet. Wie immer.“

Arrogante Ziege, schnauzte jetzt Pharasen.

Erstens tat mir das mit dem Scheinwerfer weh und zweitens hätten wir es nicht für nötig gehalten, mit dir zu reden!

Auch Tom riss jetzt der Geduldsfaden. Er drehte sich zum Computer um und sagte zu Juliet: „Dann sieh dir das mal an. Er muss seinen Vater schon sehr gehasst haben, dass er sogar lachend mit ihm spielt!“

Juliet trat hinter ihn und warf einen Blick auf das Datum und die Uhrzeit. Tom konnte ihr angenehmes Veilchenparfüm riechen und musste sich zusammenreißen, um nicht die Konzentration zu verlieren.

„Das ist ja kurz vor der Tat“, keuchte sie.

„Exakt“, sagte Tom.

Danach klickte er immer weiter, bis er beim letzten Bild angelangt war. Darauf war zu sehen, wie Holgers Vater das Zimmer verließ.

Stopp, rief Pharasen so heftig, dass Tom zusammenzuckte.

Juliet sah ihn misstrauisch an.

„Was ist?“

Da, am Fenster!, rief Pharasen.

Tom wiederholte die Worte laut, damit auch das Mädchen neben ihm es hören konnte.

„Was ist da?“, fragte Juliet erneut.

Tom sah es, und auch Juliet hatte es entdeckt. Ein durchsichtiger, eindeutig schwarzer Nebel, setzte sich vor dem Fenster ab.

„Glaubst du mir jetzt?“, fragte Tom.

„Ich weiß nicht, das kann alles Mögliche sein“, meinte Juliet, doch klang dabei ziemlich unsicher.

„Das sagt noch gar nichts…“

Tom schickte den Ordner an seine E-Mail Adresse. Dann sagte er zu Juliet:

„Wenn du mir nicht glaubst, ist das deine Sache - aber Moment mal! Ich hab eine Idee! Wohnt neben euch nicht so ein Computerfreak?“

„Ja, Matthias. Der hat ein Stipendium erhalten, fürs MIT. Nächsten Monat beginnt er dort. Er freut sich schon riesig auf Amerika, redet von nichts anderem mehr.“

„Ist er zu Hause?“, fragte Tom aufgeregt.

„Ja…“, machte Juliet.

„Dann ruf ihn an und du bekommst deine Geschichte.“

Zehn Minuten später knallte erneut die Tür.

Man sah Matthias Fischer seine Computer-kenntnisse schon an. Mit seinem karierten Hemd, den kurzen, braunen Haaren und der quadratischen Brille sah er exakt so aus, wie sich jeder einen Programmierer vorstellt.

„Was ist denn los? Und was meinte die Frau mit ihrem Kommentar über Jugendliche und Morduntersuchungen? Die schien vollkommen durch den Wind zu sein! Also?“, fragte er, als er in Holgers Zimmer gestürmt kam. Dann sagte Matthias, an Juliet gewandt:

„Kleine, du hast dich angehört, als hingen Leben und Tod davon ab, dass ich komme. Wo brennt es?“

„Ich möchte, dass du die Programmierung eines Spieles untersuchst, das kannst du doch, oder?“, fiel Tom ein.

„Na klar, aber habt ihr mich nur hierher geholt, um ein Spiel zu analysieren? Das ist ein wenig, ähm, wenig.“

„Du wirst es schon sehen“, versicherte Tom.

Matthias seufzte gelangweilt:

„Dann zeig her.“

Tom deutete auf ein Symbol auf dem Desktop und schnell hatte sich Matthias in ein Fenster mit kryptischen Zeichen vertieft.

Die Falte auf seiner Stirn wurde tiefer und tiefer. Schließlich sagte er, sichtlich verwirrt:

„So was habe ich noch nie gesehen. Das ist, als würde man in einem Riesenrad sitzen und auf einmal fallen Meerjungfrauen vom Himmel! Das ergibt keinen Sinn! Wenn ich das ins Reine übersetzte, kommt da was wie Habbedahangebam raus, das ist Schwachsinn! Dieses Spiel dürfte gar nicht laufen!“

Wie zum Beweis klickte er noch einmal das Symbol an, um das Spiel zu starten. Anscheinend erwartete er, dass nichts passieren würde, aber den Computer schien das nicht zu interessieren. Das Spiel fuhr wie gewohnt hoch und die digitalen Abbilder von Herrn Schmidt rannten über den Bildschirm.

Tom sah das Mädchen neben ihm triumphierend und erwartungsvoll an.

Juliet verkündete jedoch nur:

„Das werde ich für die Schülerzeitung verarbeiten!“ und stürmte aus dem Zimmer.

Tom überlegte kurz. Dann wandte er sich an den Programmierer, der immer noch mit krauser Stirn den Computer anstarrte, als wäre der etwas besonders Ekeliges:

„Matthias, kennst du dich eigentlich auch mit Bildbearbeitung aus?“

„Na klar!“, antwortete der Programmierer stolz, „früher habe ich das einmal als Nebenverdienst gemacht. Ist ziemlich einfach. Willst du es lernen?“

„Kannst du mir dann bitte einen Gefallen tun?“, fragte Tom.

Er zog das Bild aus der Jackentasche, das ihn und Kerstin zeigte und reichte es Matthias. Dieser drehte sich um und verließ das Zimmer, wobei er etwas wie „Orca“ murmelte.

Wo hast du denn das her?, fragte Pharasen.

Lies es in meinen Gedanken.


















Weißschwarz

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