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Einleitung

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Johannes Grohmann, Konrektor im Ruhestand, geboren am 15.01.1872 in Kiel, gestorben am 25.12.1955 in seiner Geburtsstadt, hielt sich 1945 im Schulhaus Darss auf. Sein Sohn Otte Grohmann war dort bis zu seiner Einberufung zum Wehrdienst Lehrer.

Dort weilte er während seiner freiwilligen Evakuierung vor den Britisch-Amerikanischen Bombenangriffen auf seine Vaterstadt bei seiner Schwiegertochter Anne-Marie Grohmann. Sie stellte sein Tagebuch

‘Unter den Russen in Darss‘

zur Verfügung.

Er war zum Zeitpunkt seiner Aufzeichnungen 73 Jahre alt. Er hat zeitnah täglich seine und die seiner Umwelt erlebten Ereignisse abgefasst, also damals in Echtzeit, wie man es heute bezeichnen würde. Die Informationen über das auch derzeit noch Unfassbare, was Menschen angetan wurde, erschaudern noch immer.

Das Dorf Darss liegt in Mecklenburg, ca. 10 km südöstlich von Lübz im Landkreis Parchim, ein kleiner Fleck, man könnte es auch präziser mit Kirchspiel oder Sprengel bezeichnen.

Wir wissen heute nicht mehr genau, wie viele Bauernhäuser, Büdnerhöfe oder sonstige Gebäude 1945 vorhanden waren, fest steht zumindest, dass es dort ein Schulhaus gab, mithin auch Kinder womöglich in einer Klasse unter- richtet wurden. Unser Ahn, Otto Grohmann, war dort der einzige Lehrer.

Aus diesem Versuch, die von den Russen gepeinigte Einwohnerzahl zu ermitteln, können wir mit Gewissheit davon ausgehen, dass es sich nur um einige hundert Menschen handelte. – Wie viele unterlagen dann erst von den Millionen Bürgern der sowjetischen Besatzungszone der ungerechtfertigten Behandlung?

Es sollen alle wesentlichen Auszüge aus dem zu Grunde liegen dem Dokument unkommentiert vorgestellt wer- den, um Denken und Fühlen der Menschen zur damaligen Zeit unmittelbar zu erleben. Rein private Dinge und manche Namen sind aus Gründen des Taktes und der Pietät bereits von Johanns weggelassen worden.

Der Herausgeber ist der Originalschrift verpflichtet, daher ist die wortwörtliche Wiedergabe authentisch.

Der Herausgeber hat im Jahre 2016, indem wiederum Millionen Flüchtlinge unterwegs sind und sich auf Europa zubewegen, also aus aktuellem Anlass, den Text für die INTERNET–Version zur vielmöglichen Nutzung eines breiten Leserkreises aufbereitet. Vergleichsmöglichkeiten sind opportun.

Wir lassen nun Johannes Grohmann persönlich zu Wort kommen:

Die Ereignisse der nachfolgenden Jahre veranlassen mich wegen seiner überwiegenden Bedeutung noch wieder die Feder zur Hand zu nehmen und meine weiteren Schicksale zu beschreiben.

Wenn wir in den ersten Kriegsjahren mit den meisten Deutschen Volksgenossen auf ein siegreiches Ende des gewaltigen Krieges gehofft hatten und damit auf ein ‘goldenes Zeitalter‘ für unser Vaterland gehofft hatten, so sind wir bitter enttäuscht worden. Die anfänglichen Siegesmeldungen verwandelten sich in den letzten Kriegsjahren in Niederlagenberichte und jeder Einsichtige mußte zu der Erkenntnis kommen, daß der Krieg total verloren sei, und unser liebes Deutschland dem Chaos entgegengehe, falls Hitler nicht einlenke. Er tat es nicht! So wurde der Krieg von beiden Seiten mit furchtbarer Gewalt und Grausamkeit und fortgesetzt.

Eine Stadt nach der anderen wurde durch furcht- bare Bombenangriffe zerstört, eine Armee nach der anderen vernichtet und die Feinde drangen immer weiter in Deutschland ein, sowohl im Westen wie im Osten. Schließlich fiel auch Berlin und damit war die Niederlage entschieden. Hitler nahm sich das Leben und die Feinde besetzten unser Land. Gespannt verfolgten wir in Darss das Vordringen der feindlichen Truppen, den hier schienen sich die von Osten und Westen vordringenden Feinde begegnen zu müssen.

Wir hofften, daß die Engländer und Amerikaner zu- erst hier eindringen wurden und daß wir unter ihre Verwaltung kommen und nicht den gefürchteten Sowjets ausgeliefert würden. Aber die Westmächte zogen sich aus Mecklenburg hinter die Elbe zurück und überließen uns den Russen. Wenn wir in Darss bis dahin vom Krieg nicht viel gemerkt hatten, so wurde es nun aber anders.

Flucht

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