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Gott lieben

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Beziehungen brauchen Pflege; wir müssen uns die Zeit dafür nehmen. In meiner persönlichen Seelsorge tauchte einmal die Frage auf, wer in meinem Leben zu kurz komme. In der Stille vor Gott wurde klar, dass es Gott, der Vater, war. Es hat mich tief berührt, von ihm zu hören: »Wenn du keine Zeit hast für mich, dann fehlst du mir. Könntest du mir pro Tag fünf Minuten schenken, in denen es nicht um Aufträge, sondern nur um unsere Liebesbeziehung als Vater und Sohn geht?« Ich habe vor Freude geweint darüber, dass Gottes Liebe zu mir kleinem Wurm so groß ist, dass er sich nach der Beziehung zu mir sehnt, dass ich ihm fehlen kann. Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, dass es weiterhin eine Herausforderung für mich ist, ihm diese fünf Minuten jeden Tag zu schenken.

Jesus lebte ganz aus der Beziehung zum Vater. Durch seine Hingabe drückte er seine große Liebe zu ihm aus. Jesus verbrachte viel Zeit mit dem Vater, hatte seine morgendliche Zeit mit ihm (Mk 1,35) und suchte vor wichtigen Entscheidungen die ganze Nacht hindurch seine Gemeinschaft (Lk 6,12–13). Seine schwersten Stunden – die Nacht im Garten Gethsemane – verbrachte er mit dem Vater (Mt 26,36–46). Bei solchen Gelegenheiten scheint Jesus klare Aufträge von ihm empfangen zu haben (z. B. Lk 19,5). Weil er beim Vater Stillung fand für alle seine emotionalen Bedürfnisse, war er nicht von der Liebe der Menschen abhängig und konnte sie loslassen.

Den Platz, den der Vater im Leben Jesu hatte, den möchte Gott auch in unserem Leben einnehmen. Er will unser Ein und Alles sein, damit wir mit dem Psalmisten sagen können:

Wenn ich nur dich habe,

so frage ich nichts nach Himmel und Erde (Ps 73,25).

Bei ihm dürfen wir unser Herz ausschütten (Ps 62,9), bei ihm findet unsere Seele Frieden und Ruhe (Mt 11,29).

Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, dass wir Wege finden, wie wir täglich bei Gott auftanken können, um aus seiner Kraft zu leben. David verwendete dafür den Vergleich mit einem kleinen Kind:

Ich habe meine Seele besänftigt und beruhigt.

Wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter,

wie das entwöhnte Kind ist meine Seele ruhig in mir

(Ps 131,2 | ZH).

So kommen wir zurück zum Anfang: Die Erfüllung des Auftrages, Gott zu lieben, beginnt damit, dass wir uns von ihm lieben lassen. Es steht ja fest: Er hat uns seine Liebe geschenkt:

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen

durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist

(Röm 5,5).

Erst als von ihm Geliebte können wir auch ihn wieder lieben. Nichts kann unsere Liebe zu ihm klarer ausdrücken als unsere Hingabe, so wie Jesus es uns vorgelebt hat. Dazu fordert Paulus auch die Christen in Rom auf:

Weil Gott so viel Erbarmen mit uns hatte, rufe ich euch zu:

Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfügung!

Bringt ihm euch selbst als lebendiges Opfer dar,

an dem er Freude hat!

So vollzieht ihr den Gottesdienst,

der Gott wirklich gemäß ist (Röm 12,1 | GNB).

Diese Aufforderung erinnert mich an jene junge Frau mit einem geschundenen Leben. Sie sagte, sie könne sich nicht so bedingungslos Gott ausliefern – so viel Vertrauen zu ihm habe sie nicht. Im Gespräch wurde dann deutlich, dass sie Gottes Erbarmen und seine liebevolle Zuwendung noch nie erfahren (oder wahrgenommen) hatte. Wir baten darum, Gott möge ihr seine Wohltaten bis zum nächsten Gespräch offenbar machen. Sie kam dann nach drei Wochen zurück mit einer Liste von über vierzig solcher Erfahrungen. Auf meine Frage, ob Gott sich nun geändert habe, lachte sie: »Nein, ich hatte seine Wohltaten bisher einfach nicht gesehen.« Nun war die Voraussetzung erfüllt, dass sie sich Gott im Gebet ganz hingeben konnte.

Wie steht es bei Ihnen mit der Hingabe Ihres Lebens an Gott als Ausdruck Ihrer Liebe zu ihm?

Makarios

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