Читать книгу "Hört die Kurve!" - Manfred Ertel - Страница 5

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Vorwort

Wenn eine große Liebe nach fünfzig Jahren oder mehr endet, dann kann man vielleicht Schluss machen, aber nicht einfach so. Zu viele schöne Momente sind normalerweise Teil einer solchen Beziehung, zu groß sind aber auch Schmerz und Verlust, wenn es dann doch vorbei ist. Was läge also näher, als sich noch einmal zu erinnern, an gute und an schlechte Zeiten.

Der Hamburger Sport-Verein, kurz HSV, war mein Klub so lange ich denken kann. Die Beziehung hat einen Knacks bekommen. Im normalen Leben würde man sagen: Wir leben getrennt, aber wir sind noch nicht geschieden. Ob es je wieder eine Chance gibt, zueinander zu finden, ist offen. Denn für mich ist die Beziehungskrise nicht nur das Ende einer großen Leidenschaft, es ist auch die Enttäuschung über das Scheitern einer faszinierenden Idee: das Aus für den Fußball, wie ich mit ihm groß geworden und aufgewachsen bin, wie er von Hunderttausenden geliebt wurde, verkauft an den Kommerz, einfach so; als Neuauflage einer modernen Fassung von Brot und Spiele, als Event für jene, die zu zahlen bereit und in der Lage sind und die sich schon morgen, wenn es angesagter ist, für etwas anderes interessieren: für Basketball zum Beispiel, American Football oder Helene Fischer.

Herausgekommen ist nicht nur ein HSV-Buch, sondern eine sehr persönliche Bilanz über die schönste Nebensache der Welt. Sie zeigt, woran der moderne Fußball bei vielen von uns scheitert; bei denen, die unseren geliebten Ballsport am Ende doch bezahlen sollen. Und wie ein Traditionsverein unter dem Erfolgsdruck durch Eitelkeiten und Intrigen an den Rand des Abgrunds gerät. Sie zeigt aber auch, wie identitätsbildend und emotional Fußball immer noch sein kann, wenn man Fußball einfach nur Fußball sein lässt und ihn nicht zum seelenlosen Event verkommen lässt. Auf der Nordtribüne im Hamburger Volkspark haben die besten Fans immer gesungen „Hört die Kurve…!“, und manches Mal würde so mancher Verein wirklich gut daran tun.

Ach ja, um allen Besserwissern und „Hatern“, wie es neudeutsch heißt, zuvorzukommen: Die Geheimnisse und Vertraulichkeiten, die hier an die Öffentlichkeit getragen werden, sind sehr persönliche und private. Alle anderen Interna sind irgendwann irgendwo schon mal von irgendwem öffentlich gesagt, geschrieben oder durchgesteckt worden, von ehrenwerten Mitgliedern und/oder Maulwürfen. Sie wurden von vielen Beobachtern nur nicht zur Kenntnis genommen.

Ein besonderer Dank für Freundschaft, Loyalität, Unterstützung und Beratung geht an dieser Stelle an Ralf und Verena, Jan, Jojo, Ulli, Björn, Tamara und Christian, stellvertretend für viele Freunde und Mitstreiter in Fanklubs und bei den Ultras von Chosen Few; an meine Söhne Denny und Robin, die immer zu mir gehalten haben und mich manchmal im wahrsten Sinne des Wortes verteidigen mussten. Und natürlich an meine liebe Krista, die sich Sorgen um mich gemacht hat, als ich mich Hals über Kopf dem Profi-Fußball und seinen ungeschriebenen Regeln zum Fraß vorwarf, die aber alles mit großer Gelassenheit und grenzenloser Großzügigkeit ertragen hat: meine Wut, meine Wunden, meine Zeitverschwendung.

Es war trotz allem eine geile Zeit: Dankbar rückwärts!



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