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Der Aufschwung hält an

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Dass Amerika und die meisten europäischen Länder den Indischen Hanf in die offiziellen Arzneibücher (Pharmakopöen) aufgenommen hatten, verdeutlicht den Stellenwert, den man diesem Heilmittel mittlerweile einräumte.

Bereits in den ersten amtlichen Arzneibüchern des 16. und 17. Jahrhunderts waren Hanfmonographien zu finden. Da man wie erwähnt bis Mitte des 19. Jahrhunderts praktisch nur die Samen und das daraus gewonnene Öl verwendete, wurden nur diese in die Pharmakopöe aufgenommen. Durch das Aufkommen anderer pharmazeutischer Hanfzubereitungen wie Tinkturen und Extrakte gelangten diese, zusammen mit dem indischen Hanfkraut selbst, nach und nach ins Arzneibuch, während die Monographien «Fructus Cannabis» und «Oleum Cannabis» immer mehr verdrängt wurden. In den Jahren 1870 bis 1930 war Indischer Hanf in fast allen europäischen Arzneibüchern vertreten, meist in Form von zwei bis drei Monographien. Mit dem Verschwinden der Cannabispräparate um die Mitte des 20. Jahrhunderts (siehe weiter unten) wurden auch die entsprechenden Pharmakopöe-Präparate allmählich gestrichen.

Es waren weiterhin vor allem Franzosen, welche sich um die Erforschung von Cannabis verdient machten. In regelmäßigen Abständen verfassten Ärzte und Apotheker ihre Doktorarbeiten zum Thema Hanf. Aber auch in Deutschland wurde die Erforschung des Indischen Hanfs vorangetrieben. Eine umfangreiche, vielzitierte Arbeit aus dieser Zeit ist die des Arztes Bernhard Fronmüller aus Fürth. Dieser hatte sich schon seit längerer Zeit mit den Eigenschaften der Hanfpflanze beschäftigt. Die Cannabisversuche für seine Publikation Klinische Studien über die schlafmachende Wirkung der narkotischen Arzneimittel führte er mit exakt 1000 Probanden (552 Männern und 448 Frauen) durch. Die Versuchspatienten litten, bedingt durch unterschiedliche Krankheiten, an schweren Schlafstörungen. All diesen Patienten verabreichte er verschiedene Haschischpräparate (zum Beispiel das Extractum Cannabis ind. spirit. der Firma Merck) in verschiedenen Applikationsformen (Pulver, Pillen, Mixturen, Kuchen, Räucherungen, selten sogar Klistiere). Bei 53 Prozent der Fälle trat der Schlaf vollkommen ein, bei 21,5 Prozent teilweise und bei 25,5 Prozent war nur ein geringer oder gar kein Erfolg zu verzeichnen. Die Schlussfolgerung seiner Arbeit lautete:


Abb. 7: Titelseite der Studie von Bernhard Fronmüller

«Der indische Hanf ist unter den bekannten betäubenden Mitteln dasjenige, welches eine den natürlichen Schlaf am vollkommensten ersetzende Narkose erzeugt, ohne besondere Hemmung der Ausscheidungen [bezogen auf die verstopfende Wirkung des Opiums], ohne Hinterlassung schlimmer Nachwirkung, ohne folgende Paralysen [Lähmung, Erstarrung]» (FRONMÜLLER 1869: 69)

In der Folge befassten sich namhafte Arzneimittelfachleute und Pharmakognosten (Pflanzenheilkundler) mit dem Indischen Hanf. In einigen dieser Untersuchungen wurde die Unzuverlässigkeit der Haschischpräparate bemängelt. Diese Problematik der Standardisierung sollte die Cannabispräparate bis zu deren Verschwinden begleiten. Im Großen und Ganzen waren sich die Experten jedoch einig: Der Indische Hanf ist eine Bereicherung des Arzneimittelschatzes. Einer der wenigen, die auf die mögliche Gefahr bei einem Langzeitkonsum hinwiesen, war der Pharmakologe Rudolf Kobert. Er schrieb: «Der habituelle Genuss aller wirksamen Hanfpräparate depraviert [verdirbt] den Menschen und führt ihn ins Irrenhaus» (KOBERT 1897: 465).

Cannabis in der Medizin

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