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Aktien kaufen, halten, nachkaufen, verkaufen?

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Früher, noch vor nicht mal 25 Jahren, herrschte in Deutschland ein eklatanter Mangel an Informationen für private Anleger. Derweil verfügten Banker und Börsenmakler über viel Herrschaftswissen, das sie unter anderem für Insidergeschäfte zu nutzen wussten – bis das Wertpapierhandelsgesetz in Kraft trat und sie daran hinderte, jedenfalls ein bisschen. Heute dagegen drohen wir in Informationen zu ersticken; das ist in erster Linie dem Internet und seinen verlängerten Armen zuzuschreiben, den sogenannten sozialen Medien. Mit der Folge, dass wir uns aus dem gigantischen Informationsdschungel kaum noch das herauspicken können, was unseren spezifischen Anlagewünschen am besten entspricht – dafür erscheint der Aufwand an Recherchen einfach zu groß.

Was also ist zu unternehmen? Auf den Punkt gebracht: Trotzdem recherchieren! Hier zeigt das Internet sich auch von seiner guten Seite, denn es präsentiert uns, etwa auf den Seiten führender Broker, Firmenporträts, Geschäftsmodelle, Charts, Kennzahlen, Ad hoc-Mitteilungen und sogar ganze Geschäftsberichte, außerdem die unvermeidlichen Gerüchte. Gewiss, sich da durchzuwühlen, ist zeitaufwendig und nicht immer sofort von Erfolg gekrönt. Aber worin besteht die Alternative? Etwa im Einschalten von Anlageberatern? Vergessen Sie es, denn Anlagetipps können Sie sich bereits nach oberflächlichem Börsenstudium selbst geben.

Angenommen, Sie sind überzeugt, eine lukrative Aktie gefunden zu haben, und kaufen sie. Danach kann Folgendes passieren: Der Kurs steigt, und schon halten Sie sich für einen ausgebufften Anlageprofi. Oder der Kurs stagniert, aber dank Ihrer vorangegangenen intensiven Recherche geben Sie die Hoffnung nicht auf, dass er bald steigen wird. Oder der Kurs fällt, und Sie frönen auch hier dem Prinzip Hoffnung, allerdings verbunden mit dem Eingeständnis, durch falsches Timing ein schlechter Aktienkäufer zu sein.

In allen drei Fällen haben Sie jetzt die Wahl zwischen Halten, Nachkaufen und Verkaufen. Das Halten empfiehlt sich, wenn Sie überzeugt sind, nach vorheriger intensiver Beschäftigung mit Ihrer Aktie eine gute Wahl getroffen zu haben. Eine solche Beschäftigung nennt man Fundamentalanalyse, bestehend aus dem Studium von Geschäftsberichten, Kennzahlen, Aussagen des Managements und weiterer Informationen. Von Fall zu Fall empfiehlt sich dann sogar das Nachkaufen, zumal im Gefolge von nur kurzfristigen Rücksetzern des Aktienkurses. Das Verkaufen schließlich ist ein in Anlegerkreisen viel diskutiertes Thema: Die einen – überwiegend Fundamentalisten – raten davon ab, vorausgesetzt, die Recherchen waren gründlich genug. Dagegen neigen Chartisten, wie man die Kurvendeuter nennt, oft zum Verkauf einer Aktie, sobald sie einen bestimmten Kurs unterschritten hat.

Darüber kann man trefflich streiten. Denn falls die Recherchen nicht für die Katz waren, besteht ja die Chance, dass der Kurs Ihrer Aktie nach kurzfristigem Rücksetzer die Kurve kriegt und anschließend steigt. Der in den 80er Jahren sehr erfolgreiche amerikanische Fondsmanager Peter Lynch hat sich für solche Fälle sage und schreibe bis zu sieben Jahren Geduld verordnet. Er war durch und durch Fundamentalist. Solch lange Wartezeiten können indes die jährliche Gesamtrendite, bestehend aus laufenden Dividenden und Kursgewinnen, erheblich schmälern. Dazu nur dieses überschlägige Beispiel: 100 Prozent Kursgewinn, innerhalb eines Jahres erzielt, entsprechen 100 Prozent Jahresrendite. Dagegen bedeuten 100 Prozent Kursgewinn, die in fünf Jahren erzielt werden, Pi mal Daumen ohne finanzmathematische Kniffe gerechnet nur 20 Prozent Jahresrendite.

Aber soll man deshalb den Faktor Geduld außen vor lassen? Ich bin dagegen, und zwar aus diesem Grund: Bei intensiven Recherchen, die heute im Gegensatz zu früheren Zeiten dank verbesserter Publizität der Unternehmen auch für Anlagelaien möglich sind, kann man vorübergehende Kursrückgänge gut verkraften. Dass die Gesamtrendite dann geringer ausfällt, mag zwar als störend empfunden werden. Aber Hauptsache ist, dass schließlich ein positives Ergebnis herauskommt. Ob so etwas auch den sogenannten Tradern unter den Chartisten gelingt, die täglich bis zu hundert und mehr Wertpapiertransaktionen abwickeln, wage ich zu bezweifeln.

Aktien eignen sich als Zwitter mit Geld- und Sachwertcharakter ideal zur langfristigen Anlage wie auch zur mittelfristigen Spekulation. Insofern können sie vor Inflation schützen, richtige Auswahl und geschicktes Timing vorausgesetzt. Erträge aus Aktien kommen, wie bereits erwähnt, durch Kursgewinne und Dividenden zustande. Beide Bestandteile variieren, die Kursgewinne ständig, die Dividenden über längere Zeiträume oder von einem Jahr zum nächsten. Finanzanalysten, Fondsmanager, Banker und sonstige zu den sogenannten Börsenprofis gehörende Berufsgruppen sind täglich mit Aktien beschäftigt. Haben Anlagelaien da überhaupt eine Chance, mit Aktien Geld zu verdienen? Ja, vorausgesetzt, sie investieren viel Zeit in diese Materie. Dann sind sie den in gewissen Zwängen befindlichen Profis sogar überlegen, weil sie flexibler agieren und reagieren können.

Aktien sind volatil, das heißt, ihre Kurse schwanken. Diesen Umstand können Laien sich mehr zunutze machen als die erwähnten Profis. Aktienkurse hängen in erster Linie ab von fundamentalen Daten, wie Gewinnentwicklung der Unternehmen und Dividendenhöhe, von der Geldpolitik der Zentralbanken, aber auch von psychologischen Faktoren, wie Gier während eines Aufwärtstrends und Angst, wenn die Kurse purzeln. Kursgewinne und Dividenden unterliegen der Abgeltungsteuer von 25 Prozent zuzüglich Soli und gegebenenfalls Kirchensteuer.

Beschäftigen Sie sich mit Aktien, je früher, desto besser. Lernen Sie aus Anlagefehlern, wenn es mit der einen oder anderen Aktie schief geht, bewahren Sie starke Nerven und üben Sie sich in Geduld, wenn die Kurse Ihrer nach allen Regeln der Analysekunst ausgewählten Aktien nicht gleich von heute auf morgen anspringen.

Aktienfonds unterliegen etwas anderen Gesetzmäßigkeiten als Aktien, weil Fondsmanager mit all ihren Zwängen dazwischengeschaltet sind: Oft müssen diese Manager Aktien kaufen, wenn die Kurse steigen oder schon nahe am Kursgipfel notieren, nur weil Anleger sie aufgrund vergangener Fondserfolge gerade mit Geld zuschütten. Und sie müssen genug Liquidität vorhalten, wenn die Anleger Fondsanteile zurückgeben. Ein treffender Spruch der Finanzbranche lautet: Fonds werden nicht gekauft, sondern verkauft – was so viel bedeutet wie: Hauptsache, der Absatz von Fonds funktioniert, Anlegerinteressen spielen nur eine Nebenrolle. Ziehen Sie deshalb im Zweifel die direkte Aktienanlage unter Beachtung Ihrer persönlichen Präferenzen vor. Dabei sollten Sie sich auch mit der Frage beschäftigen, welche Aktien von der Inflation profitieren. Im Zweifel handelt es sich dann um sogenannte Value-Aktien, die man überschlägig so definiert: Der aktuelle Aktienkurs liegt unter dem Buchwert. Um diesen zu ermitteln, nutzen Sie am besten das Internet, wo Sie die entsprechenden Rechenverfahren präsentiert bekommen.

Reich werden ist keine Schande!

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