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Umbrüche und Megatrends

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Elektromobilität, ein Schlagwort, das heutzutage nicht allein die Bosse der Autoindustrie vom Hocker reißt, sondern auch Autonarren weltweit fasziniert. Schnell ist da von Revolution statt Evolution die Rede. Brancheninsider verwenden lieber das Wort Disruption; ich nenne es der besseren Verständlichkeit halber einfach Umbruch. Der ganze mit der Elektromobilität verbundene Rummel wird getoppt von zwei Fotos, aufgenommen mitten in New York, erstens um die Wende zum 20. Jahrhundert, zweitens ein gutes Jahrzehnt später. Auf dem ersten Foto sieht man lauter Pferdekutschen und ein einziges Auto, auf dem zweiten lauter Autos und nur noch eine Pferdekutsche.

Ob es von heute an bis zum Jahr 2030 wohl vergleichbar zugehen mag, allerdings mit Benzinern anstelle von Pferdekutschen und mit Stromern anstelle von Benzinern? Darüber wird gerade heiß diskutiert, als sei dieser Umbruch bereits ausgemachte Sache. Woher der viele Strom kommen soll, wenn nicht von Atom- und Kohlekraftwerken mit negativer Umweltbilanz? Häufige Antwort: Wird sich schon irgendwie ergeben. Haben nicht auch Hybrid- (Toyota) und Wasserstoffautos (Hyundai) eine große Chance, die Benziner abzulösen? Die Antwort auf diese Frage werden uns die Autobosse noch lange schuldig bleiben.

Und nun? Spricht man mit Insidern der wichtigsten infrage kommenden Branchen, ist zumindest so viel gewiss: Der Wandel von Benzinern zu alternativ angetriebenen Autos befindet sich bereits in vollem Gange und wird noch viele Jahre anhalten. Welche Unternehmen letztlich auf den vielen zur Verfügung stehenden Siegerpodesten landen werden, bleibt bis auf Weiteres offen. Dafür sind die Alternativen zu den etablierten Stromern in der Praxis zu wenig erforscht. Sie reichen von Carsharing-Angeboten und alternativen Taxidiensten über autonom fahrende Pkws und Lkws bis zu Verbundsystemen unter Einbeziehung des öffentlichen Schienennah- und -fernverkehrs sowie der Fliegerei.

Zweifellos lohnt es sich für Anleger, den Wandel in Sachen Mobilität intensiv zu verfolgen – und sich vor allem auch vergangene Umbrüche vor Augen zu führen, denn aus denen kann man sehr viel lernen. Nehmen wir die Pille. Erst sie hat eine Art weibliche Revolution ausgelöst. Oder das Internet. Es hat die Medien total durcheinander gewirbelt. Oder die Globalisierung. Sie hat nicht nur für die zwischenzeitliche Beruhigung der Inflation in den westlichen Ländern gesorgt, sondern auch dafür, dass Arbeitsplätze aus diesen Ländern in Schwellenländer unter Führung Chinas verlagert wurden.

Die Aufzählung der Umbrüche wäre absolut unvollständig, wenn ich es bei den gerade erwähnten Beispielen beließe. Es gibt nämlich noch eine ganze Reihe von weiteren, die unser Leben bestimmt haben und weiter bestimmen. Sie sind im Folgenden ohne Anspruch auf Vollständigkeit nach dem Motto alt/neu aufgeführt: Kalter Krieg/Zerfall des Ostblocks, D-Mark/Euro, Festnetz/Mobilfunk einschließlich Festnetz, Papierfotos/Digitalfotos, Zeitungen und Zeitschriften/Onlinemedien, Zinszyklus/anhaltender Null- bis Niedrigzins, traditionelle Banken und Sparkassen/Fintechs, Anlageberatung/Anlagenvertrieb, Software als Rationalisierungsinstrument/Software auch als Angriffsziel der Cyberkriminalität, Schreibmaschine/Computer, manuelle Arbeit/Roboter, CD/Musik aus dem Internet, Handy/Smartphone, Spaßfußball/Bezahlfußball, Energiemix/Energiewende, „refugees welcome“/Flüchtlingskrise.

So weit die mal mehr, mal weniger zurückliegende Vergangenheit. Keiner von den hier genannten Umbrüchen lässt sich ohne Wenn und Aber in die Zukunft fortschreiben. Neue Umbrüche werden kommen und gehen. Aber soll man deshalb als Anleger aufgeben und ihre Interpretation anderen überlassen? Nein! Denn die anderen haben im Zweifel weniger Durchblick als Sie; das gilt auch für die meisten Anlageberater. Verfolgen Sie doch einfach das, was zum Beispiel die Medien an nützlichen Informationen hergeben – leider gibt es auch viele unnütze, aber durch ständiges Verfolgen haben Sie bald den richtigen Dreh raus.

Eine probate Methode, etwas von dem mitzubekommen, was uns in Zukunft erwarten könnte, besteht im Verfolgen sogenannter Megatrends. Davon gibt es ein halbes bis ganzes Dutzend, je nachdem, wie man sie interpretiert, welche noch bestehen und welche sich bereits abschwächen. Hier folgt eine betont subjektive unkonventionelle Auswahl: Wir werden im Durchschnitt immer älter. Die Medizin macht sprunghafte Fortschritte. Frauen setzen sich zunehmend auch in Toppositionen durch. Die künstliche Intelligenz erzielt den Durchbruch. Wir werden im Geschäfts- wie auch im Privatleben total vernetzt. Die Städte platzen aus allen Nähten, an der Gegenbewegung aufs Land wird von Politikern herumgefeilt. Das Wirtschaftswachstum verlagert sich noch mehr als bisher vom Westen über die sogenannte Seidenstraße bis zum Fernen Osten. Englisch dringt als Weltsprache bis in den hintersten Urwald vor. Stellvertreterkriege an den globalen Brennpunkten und darüber hinaus setzen sich fort.

Reich werden ist keine Schande!

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