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Klöpse der Finanzaufsicht
ОглавлениеFinanzsprech, so heißt im Jargon des Geldes das Vokabular, mit dem Banker gern um sich werfen. Vergleichsweise verständlich, weil oft benutzt, erscheint noch der Kampf der Bullen (Börsenoptimisten) gegen die Bären (Börsenpessimisten). Auch an Begriffe wie ETF (Exchange Traded Fund, also börsengehandelter Fonds), Turnaround (Dreh nach oben oder nach unten) und Performance (Leistung) hat man sich mittlerweile gewöhnt. Doch was Ucits und Ogaw sind (einfach nur bestimmte Fonds), damit dürfte womöglich nicht mal der eine oder andere Anlageberater klarkommen.
Die Total Expense Ratio (das Gros der Fondskosten, ausgedrückt in Prozent) bleibt für die meisten Anleger ebenso schleierhaft wie der Net Asset Value als Bezeichnung für einen theoretischen Fonds- oder Aktienwert, der vom tatsächlichen Marktwert so gut wie immer abweicht und allzu oft missbraucht wird. Da ist es fast schon verständlich, wenn das Ranking die Rangfolge in irgendeiner Fonds-Hitparade bezeichnet und das Rating auf die vermeintliche Qualität von Fonds oder anderen Finanzprodukten abhebt. Dennoch, man kann sich stundenlang durch Prospekte und Informationsblätter wühlen, ohne auch nur einen Deut schlauer zu werden.
Die deutsche Finanzaufsicht, kurz BaFin genannt, hat sich zusätzlich zu ihren vielen sonstigen Aufgaben auch dem Anlegerschutz verschrieben. Das ist sicher löblich. Doch welcher Teufel hat sie geritten, „Das kleine ABC der Geld-Anlage in Leichter Sprache“ auf die Menschheit loszulassen?
Es überrascht uns gleich auf Seite 7 mit einem denkwürdigen Satz: „Bei einem Anlage-Berater bekommen Menschen Tipps, wie sie ihr Geld anlegen können. Geld anlegen bedeutet: Man gibt sein Geld zu einer Stelle, wo es mehr werden soll.“ Also begebe ich mich gleich auf die Suche nach dem Tippgeber und habe damit auf Seite 14 Erfolg: „Ein Anlage-Berater kann eine Person sein, oder auch ein Computer.“
Und wie steht es um die Sicherheit von Anlagen? Prompt folgt die Antwort – leider eine, bei der mir die Haare zu Berge stehen: „Weniger sichere Anlagen sind zum Beispiel Aktien. Zu den sicheren Anlagen gehören zum Beispiel Sparbücher.“ Die Autoren des kleinen ABC haben so viel für das Sparen wie zu Großmutters Zeiten übrig, dass sie gleich an weiteren Stellen nachlegen: „Ein Sparbuch ist eine sichere Geld-Anlage.“ Oder sogar mit Begründung: „Ein Sparbuch ist eine sichere Geld-Anlage, weil Sparbücher bis 100 Tausend Euro durch ein Gesetz geschützt sind.“
Nachdem wir erfahren haben, dass Fonds ein französisches Wort ist, verheddern sich die Autoren im Fondsdschungel: „Es gibt Firmen, die Fonds zusammenstellen. Bei diesen Firmen können Kunden Anteil-Scheine an den Fonds kaufen.“ Um was für geheimnisvolle Firmen es sich handelt, bleibt offen. Dann wird es dubios: „Weil in einem Fonds so viele verschiedene Vermögens-Werte sind, ist er meistens sehr viel Geld wert.“
Die Börse hat es den Autoren besonders angetan – das heißt, sie haben von ihr seltsame Vorstellungen. Kostprobe: „Börse sagt man auch zu dem Gebäude, in dem die Menschen mit Anlage-Produkten handeln.“ Das war tatsächlich mal so, ist es aber längst nicht mehr. Immerhin folgt dann eine aufklärende Ergänzung: „Eine Plattform ist ein bestimmter Bereich, wo Menschen sich treffen können. Eine Handels-Plattform ist wie ein großer Marktplatz. Dort treffen sich Menschen, die Sachen kaufen oder verkaufen wollen. Eine besondere Handels-Plattform ist die Börse.“ Da schließt sich der Börsenkreis.
Das nach eigenem Bekunden „kleine ABC“ hinterlässt den Eindruck, als sei es von Anlagelaien verfasst worden, die sich vergeblich um eine populäre Sprache bemühen. Das artet immer wieder ins Lächerliche aus. Oder um es milder zu formulieren: gut gemeint, das Gegenteil von gut gemacht. Zumal wichtige Begriffe zur Geldanlage aus aktueller Sicht entweder nicht ganz die ihnen gebührende Erwähnung finden oder erst gar nicht vorkommen. Zum Beispiel: Bargeld, Bilanz, Chart, Crash, ETF, EZB, Geld, Geschäftsbericht, Inflation, Kredit, Riesterrente, Sparer-Pauschbetrag. Schade um das auf dem Umweg über die BaFin letzten Endes zulasten der Steuerzahler verschwendete Geld.